Hallo, ich danke euch allen für die zahlreichen Antworten.
Einige davon haben mich tatsächlich ernsthaft zum Nachdenken gebracht bzgl. meines Vorhabens, andere wiederum waren ein wenig...ich sage mal...von Vorurteilen behaftet
@Wierus: Es geht mir tatsächlich gar nicht darum, ein akademischer "Overachiever" zu sein (der ich sicher nicht bin) oder anderen etwas zu beweisen. Wie schon beschrieben, bin ich niemand, der seine Titel oder Abschlüsse irgendwo angibt, es sei denn es ist notwendig.
Auch ich hatte natürlich schon die ein oder andere Durststrecke während meiner Promotion, von Zusammenbrüchen irgendeiner Art war jedoch stets weit entfernt. Auch jetzt bin ich geistig ziemlich klar und die geäusserte Idee ist kein Produkt eines bevorstehenden Burnouts
Ich würde sogar behaupten, dass ich sehr gern Doktorand bin (genauer gesagt PhD student, da ich in Nordamerika promoviere), wenngleich ich sehr wohl froh bin, in absehbarer Zeit in (solidem) Lohn und Brot zu stehen
Ich sehe einfach mein dauerhaft bestehendes wissenschaftliches Interesse an der theoretischen Ökologie und sehe in diesem Bereich so viele spannende und ungelöste Fragestellungen, zu denen ich gerne einen kleinen Beitrag leisten würde. Ich bin jetzt Mitte-Ende 20. Ich bin relativ ungebunden, ich kann nach meinem PhD-Abschluss in Nordamerika bleiben, ich kann aber auch nach Deutschland zurückkommen (was derzeit mindestens mittelfristig auch mein Plan ist). Ich glaube einfach, wenn es für ein solches Vorhaben einen richtigen Zeitpunkt in meinem Leben gibt, dann jetzt. Mit 39 werde ich das sicher nicht mehr in Angriff nehmen....
Wierus: Der Thread-Ersteller hat im ersten Post geschrieben, dass er sich "geschätzt" im letzten Drittel seiner Promotion befindet. Das wiederum heißt für mich: Seine Dissertation ist noch lange nicht fertig, noch lange nicht angenommen, noch lange nicht begutachtet, noch lange nicht verteidigt, noch lange nicht redigiert und noch lange nicht veröffentlicht. Verzeihe mir diese Redundanz, aber ich möchte einen ganz zentralen Gedanken unterstreichen.
Hier hast Du sicher einen guten Punkt, der mich zum Nachdenken gebracht hat. Bisher war es bei mir immer so, dass ich sehr selten Probleme mit Deadlines für Paper hatte oder so. Wenn ich eine Aufgabe habe, versuche ich, diese so schnell wie möglich zu erledigen, meistens gelingt mir das zum Glück. Jedoch hast Du durchaus recht: Es ist nicht gesagt, dass das für den Rest der Promotion auch so bleibt, schon gar nicht im Falle eine neu begonnenen zweiten Promotion. Die erste hat nämlich definitiv Vorrang.
Wierus: Aber man mache doch mal den 'RL-Check'... man gehe einfach ins eigene Institut und frage Professoren und Postdocs, was sie denn von einer Parallel-Promotion halten -- nicht, dass doktorandenforum am Ende als die Mießmacher-Ecke dasteht.
Natürlich stößt diese Idee kaum auf Begeisterung. Natürlich will mein derzeitiger Advisor 100% meiner Ressourcen für sich, verstehe ich auch. Schlussendlich sind es aber "meine" Ressourcen und solange ich seine Aufgaben pünktlich und zufriedenstellend erledige, finde ich, dass es ganz allein meine Sache ist, was ich mit übriggebliebenen Ressourcen mache, sofern vorhanden.
Insbesondere in Nordamerika sind zwei Promotionen eine extreme Seltenheit. Ich habe erst einmal von einer Person gehört, die zuerst einen PhD in Mathematik und dann einen in Economics gemacht hat. In Deutschland habe ich durchaus schon ein paar mal eine(n) Dr. Dr. gesehen und hatte sogar zwei davon als Dozenten im Studium (nein, kein Dr. med. sondern einmal Drs. in Mathe+Informatik und einmal in Mathe+Physik).
Wierus: Ja. Und wenn diese umweltfreundlichen Roboter dann auch noch primär dazu dienen, den Menschen an sich zu ersetzen, dann ist das Ökologie in Reinstform.
"Meine" Roboter dienen nicht dazu, den Menschen zu ersetzen, sie dienen in erster Linie zur autonomen Kartierung von unwegsamem oder gefählichem Gelände. Und Ökologie i.A. ist die wissenschaftliche Untersuchung von Ökosystem, also der Interaktion von Arten mit- und untereinander. Theoretische Ökologie bedient sich dabei "fortgeschrittener" mathematischer Modelle. Das hat nichts mit ökologischem Anbau von Kartoffeln oder so zu tun. Du könntest Dir wenigsten etwas Mühe geben, Deinen sozialwissenschaftlichen Background zu verbergen
@ daherrdoggda: daherrdoggda: Meine Interpretation von Leuten mit 2 gleichwertigen Promotionen ist: Der wusste nicht, was er machen soll, oder er hat mit dem 1. Grad keine Stelle gefunden.
Danke für Deine Interpretation. Wie bereits mehrfach ausgeführt, wäre diese in meinem Fall aber falsch.
@ johndoe: johndoe: "oje, da müssen beide Projekte wissenschaftlich dünn sein bei paralleler Bearbeitung"
Es wäre ja nur zeitweise eine parallele Bearbeitung. Und man kann dann ja auch gerne etwaige Publikationen lesen, um diese These zu bestätigen oder zu widerlegen
johndoe: Einerseits stimme ich zu, andrerseits gibt es wohl nur sehr wenige handverlesene Stellen, die wirklich einen DrDr erfordern. Und dann vermutlich auch eher in sich ergänzenden Fächern, als in Robotik vs Ökologie
Edit: außer man entwickelt umweltfreundliche Roboter, dann ist es ein perfekter Match.
Noch ein Sozialwissenschaftler
Nein im Ernst: Es geht mir nicht um die Erfordernis (heißt das so?!) des zweiten Titels. Es geht "um den Spaß an der Sache".
Also insgesamt habt ich mich überzeugt, die Sache "erstmal" ruhen zu lassen. Das Vorhaben tief in die theoretische Ökologie einzusteigen besteht nach wie vor, aber ich werde erstmal an meiner Erstpromotion weiterarbeiten. Sobald dann ein konkretes Ende in Sichtweite ist, kann ich ja wieder neu überlegen und ggf. nach einem Betreuer oder einer Betreuerin dafür suchen.
Vielen Dank euch allen!