Anfangsschwierigkeiten?!

Anfangen mit der Diss: Abgeschlossene Diskussionen (Doktorvatersuche, Expose...)
holladiewaldfee

Anfangsschwierigkeiten?!

Beitrag von holladiewaldfee »

Hei zusammen,

habe vor vier Wochen angefangen, extern zu promovieren. Die Rahmenbedingungen stimmen soweit - Finanzierung, Doktorvater, Betreuer etc. alles vorhanden. Nur meine Motivation ist weg (jetzt schon :-( ).

Ihr werdet jetzt sagen, die Promotion ist dann vielleicht eine schlechte Idee, aber ich glaube, dass es mir Spass machen wird, sobald ich etwas tiefer im Thema stecke. Fuer mich war das Thema aber nicht der ausschlaggebende Punkt fuer die Entscheidung zugunsten einer Promotion. Tendenziell werde ich spaeter auch eher (wieder) in der Industrie arbeiten (wer weiss...). Eine Promotion hat fuer mich persoenlich den Zweck einer Horizonterweiterung, dem Einblick in die Forschung, ein bisschen was fuers Ego ;-) und die Herausforderung an sich. Ich bin ein Typ, der sich ganz gut durchbeissen kann, aber das ist sicherlich nicht Sinn der Sache.

Um mein Problem etwas detaillierter zu beschreiben: Ich sitze herum und weiss nicht, wo ich anfangen soll. Muss bis Weihnachten eine Projektbeschreibung abliefern, und mein Betreuer laesst mich dabei etwas haengen (so mein Gefuehl, vielleicht bin ich auch zu unselbstaendig). Noch dazu komme ich aus einem anderen Fachbereich und steige ziemlich quer ein, so dass thematisch fuer mich viel bis alles neu ist.

Was kann ich bloss tun, was mache ich falsch? Oder ist das alles total normal? Wenn ich hier das Forum durchstoebere, gewinne ich immer den Eindruck, alle sind total heiss auf ihr Thema, und das erste Motivationstief darf sich erst nach zwei Jahren einstellen.

Danke fuer Eure Tips...

holladiewaldfee
Tine2

Re: Anfangsschwierigkeiten?!

Beitrag von Tine2 »

Hallo :D ,
ich gebe zu, so direkt am Anfang hatte ich nicht so ein Motivationstief, aber zwischendurch kommt das durchaus immer wieder mal vor. Und ich bin noch nicht zwei Jahre dabei :D . Mich bauen Kleinigkeiten auf, z.B. der Austausch mit anderen (das Forum hier ist für mich z.B. sehr wichtig), Tagungen, aus denen man viel mitnehmen kann, manchmal auch unser Doktorandenkolloquium oder Bücher wie: How to write your dissertation in 15 minutes a day oder das Buch von Eco. Manchmal hilft auch ein Artikel oder Buch, das mir zum Thema wichtige Infos liefert. (Im Moment habe ich auch wieder ein Tief, weil ich die ganze Zeit wieder hier abhänge).

Hast du denn bis jetzt noch gar keine Idee für Dein Projekt? In dem Fall würde ich viell. eine Mind Map anlegen, mit dem was Du schon weißt, um Dein Wissen zu strukturieren. Außerdem zusätzlich noch Grundlagenliteratur lesen.
Nett ist auch, mit einem Literaturverwaltungsprogramm zu arbeiten. Dort kannst Du wichtige Werke schon einmal exzerpieren, vielleicht ergibt sich dann auch schon so etwas wie eine Struktur, mit der man weiterarbeiten kann. Außerdem hast Du damit schon einmal einen Anfang.
Viel Motivation wünsche ich Dir!
Aguti
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Re: Anfangsschwierigkeiten?!

Beitrag von Aguti »

Lass den Kopf nicht hängen. Ich stehe auch noch eher am Anfang, bin aber oft unmotiviert, weil ich mich manchmal völlig überfordert fühle. Ich glaube, das ist normal, nicht immer voll motiviert zu sein :wink: . Findest du aber dein Thema prinzipiell schon spannend? Wie sieht es denn mit der Lektüre aus? Hast du dir schon einen Überblick verschafft? Du könntest ja die wichtigsten Sachen lesen, exzerpieren und vielleicht gleich was in die Projektbeschreibung übernehmen (dann siehst du gleich den Fortschritt).
Gruß und alles Gute
Aguti
Kuniko

Re: Anfangsschwierigkeiten?!

Beitrag von Kuniko »

Hallo Holladiewaldfee,

erst mal herzlich willkommen im Forum! Was mir bei solchen Motivationstiefs immer hilft, ist quatschen. Mit anderen Doktoranden übers Thema oder (absolut motivierend) mit dem DV. Da bist du auch hier im Forum ganz richtig - und der Schreibtreff (bist ja schon angemeldet :wink:) hilft z. B. enorm, sich morgens auch wirklich an die Diss. zu setzen. Die Überforderung am Anfang ist auch absolut normal, das legt sich, wenn man einen ersten Überblick bekommt. Informier dich mal, ob es an deiner Uni so was wie ein Doktorandenkolloquium gibt und auch falls du extern promovierst, lass dich mal auf Vorträgen und Workshops am Lehrstuhl/Institut/Fakultät etc. blicken - meist vernetzwerken sich die Doktoranden ja irgendwie untereinander.
Da ich aus den Geisteswissenschaften komme, kann ich dir nicht garantieren, dass das für dich passt, aber falls eine Projektbeschreibung was ähnliches ist wie ein Exposé, hilft dir das hier vielleicht weiter:

http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de ... se2001.pdf

Liebe Grüße, Kuniko
Nick

Re: Anfangsschwierigkeiten?!

Beitrag von Nick »

Hallo Holladiewaldfee,

was hast Du denn bis jetzt schon diss-technisch vorbereitet?

Bei mir kam das erste Motivationstief, als ich einen ersten Überblick über die vorhandenen Literatur hatte :stressed: Ein riesen Stapel mit Büchern, die gelesen werden möchten ... das hat mich nicht gerade angespornt.

Ansonsten kann ich mich den anderen nur anschließen:

Es hilft ungemein, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Den Schreibtreff kann ich nur wärmstens empfehlen.

Zu Beginn versuche Dir auch erst mal einen groben Überblick zu verschaffen. Ein Brainstorming ist da völlig ausreichend. Am besten noch mit Hilfe von Free Writing. Und dann anfangen zu strukturieren. Die Idee von Tine mit dem Mind Map ist klasse!

LG Nick
SAH

Re: Anfangsschwierigkeiten?!

Beitrag von SAH »

Ich kann mich den anderen eigentlich nur anschließen. Der Austausch mit anderen ist enorm wichtig! Einfach auch, weil du dann Interesse für dein Thema bekommst, viele neue Anregungen und Anerkennung, dass du dich auch ins Abenteuer "Promovieren" stürzt ;) (Ich bin auch erst ganz am Anfang)

Kunikos Vorschlag mit Workshops ist auch sehr gut. Sowas pusht das Selbstwertgefühl und gibt dir neue Sichtweisen. Außerdem lernt man neue Leute kennen. Das ist immer gut.

Das mit dem Motivationstief ist normal. Am Anfang ist der Berg so riesig und das Seil nach oben sieht noch arg rissig aus - ich weiß wovon ich spreche. Mein Seil ist auch noch ziemlich rissig. Aber das geht vorbei, wenn du dich erstmal ein wenig mit dem Thema beschäftigt hast und deine Gedanken klarer werden (wie z.B. mit Mindmap, wie Tine schrieb).

Die wenigsten Leute, die ich bis jetzt gesprochen habe, arbeiten auch total strukturiert durch. Also beginnen mit der Einleitung, halten sich an ihre bereits vor der Arbeit fertig gestellte Gliederung und sind dann nach 2 Jahren beim Schlußkapitel. Normalerweise ist das alles ein wenig chaotisch, dafür aber spannend.
Meggy

Re: Anfangsschwierigkeiten?!

Beitrag von Meggy »

Hallo holladiewaldfee

erstmal herzlich willkommen hier :D
Ich denke auch, dass es sehr wichtig ist, Dir von Anfang an Austausch-Möglichkeiten zu suchen (hier im Forum, zB im "Schreibtreff" der Externen, an der Uni, Bekannte usw.) Gerade als Externer sitzt man oft mehr oder weniger isoliert an der ganzen Geschichte und mag gar nicht so recht anfangen/weitermachen. Mir hilft zum einen wirklich der Austausch hier (da wenn alle im Schreibtreff sowas wie "so, heute mach ich das und das, ich fang mal an", dann möchte man irgendwann auch was ähnliches schreiben können und setzt sich evtl mal eher auch ran), zum anderen auch Gespräche an der Uni. Einige meiner Ex-DiplArb.-Kollegen (also Leute, mit denen ich damals an der Uni im selben Raum geschrieben habe - da hatten wir Diplomanden ein extra Arbeitszimmer) arbeiten mittlerweile an der Uni, und es ist jedesmal schön, dort vorbeizuschauen, weil ich immer mit offenen Armen (und viiiielen Fragen zum voranschreiten meiner Promotion ;-) ) empfangen werde. Die meisten da finden es nämlich auch total spannend zu hören, wie jemand der komplett extern promoviert so klarkommt.

Auch die Idee mit der Mindmap ist gut. Mir wurde ganz am Anfang nur gesagt "denk mal über ein Thema im BEreich XY nach..:" und Bereich XY war extrem weit gefasst :? Das hat mich auch erst etwas überfordert aber mir hat wirklich geholfen, einfach alles, was mir so durch den Kopf gegangen ist in ner Mindmap festzuhalten. Irgendwann kristalliesierte sich dann immer mehr eine bestimmte Richtung raus usw... und auch als das Thema dann ziemlich klar war hat mir die Mindmap Methode wieder geholfen, die Ideen weiter zu bündeln und eine gaaanz grobe Gliederung der Ideen zu erstellen.
Und das mit dem Berg an Arbeit, bzw Berg an Literatur, der unbezwingbar scheint: ich denke mal das ist "normal" ;-) Gerade wenn Du in Dein Thema eher "quereinsteigst". Das war bei mir auch so, musste mich auch erstmal mit gaaaanz allgemeinen Grundlagen auseinandersetzen und dann immer weiter zum Speziellen "durchfressen" :lol: Mir hilft viel, gleich mit einer anständigen Literaturverwaltung zu arbeiten. Dort trage ich (möglichst, soweit ichs nicht verpeile :roll: ) ALLES an Literatur ein das durch meine Hände geht, von Grundlagen über unwichtigen zu wichtigen Sachen. Damit ich später genau weiß, "oh das hatte ich schonmal angeschaut, das war echt relevant" oder auch um zu vermeiden dass man Sachen doppelt und dreifach durchguckt die evtl nicht relevant sind (und das passiert schnell, weil man-ich zumindest-am Anfang echt leicht den Überblich verliert wenn man viel potentielle Literatur hat...

Also nur Mut, versuche Deine Ideen zu sammeln und zu bündeln, und erkläre immer wieder allen möglichen Leuten Dein Thema. Gerade dabei kommen einem manchmal ganz tolle Ideen, bzw auch durch evtl. nachfragen der Leute :D
holladiewaldfee

Re: Anfangsschwierigkeiten?!

Beitrag von holladiewaldfee »

Hallo zusammen,

erstmal ganz ganz lieben Dank fuer Eure motivierenden Antworten - und die vielen Anregungen (beides war unheimlich wichtig fuer mich). Ich habe heute morgen direkt Naegel mit Koepfen gemacht, meine bisher vorhandene, noch recht uebersichtliche Literatursammlung in ein Tool gehackt, meinen Betreuer gefragt, ob ich einen Tag an der Woche an der Uni sitzen kann (kein Problem), um mich mit den anderen Doktoranden und Post-Docs auszutauschen und der offensichtlichen Isolation zu entgehen.

Mind Map kommt morgen dran ;-)

Der Artikel ueber das Schreiben eines Exposes ist auch sehr hilfreich, weil man sich am Anfang nicht so bewusst macht, wie wichtig die Abgrenzung des Themas - auch in Zusammenarbeit mit dem Betreuer - ist. Vor allem, wenn man von dem Thema sowieso noch nicht viel Ahnung hat (wg. Quereinstieg), ist es ziemlich demotivierend, wenn man sich dann auch noch mit den Fransen am Rand des Themas (die man noch weniger versteht) beschaeftigen darf.

Komischerweise habe ich gar keine Angst vor dem Schreiben. Mache das eigentlich ganz gern (jaja, so hat jeder seine Probleme... ;-) ).

Allerdings habe ich tatsaechlich noch gar keine Idee fuer mein Projekt. Und ich beneide die "Herzblut-Leute" ;-) Nun, wovor habe ich eigentlich Angst? Dass mir nix Gescheites zum Thema einfaellt, dass alle meine Ideen fuer zu simpel halten (was ist "wissenschaftlich"?), dass ich irgendwann feststelle, dass meine Ideen nicht neu sind, dass ich es nicht schaffe, meine doch momentan ueberausgepraegte Faulheit zu bekaempfen. Ich freue mich so sehr auf den Tag, an dem ich abends nicht nach Hause will, weil mich das Thema gerade so packt...

DANKE Euch nochmal.

Holladiewaldfee.
Meggy

Re: Anfangsschwierigkeiten?!

Beitrag von Meggy »

Hey, na das klingt doch super, und auf einmal so motiviert :D Klasse dass Du jetzt gleich so losgelegt hast. Einen Tag in der WOche Uni ist echt klasse - mache das momentan auch, allerdings sitze ich dann nicht am LSt sondern hauptsächlich in der Bib wg Präsenzbestand. Aber deswegen schau ich trotzdem auch immer zumindest mal kurz am LSt vorbei, wie gesagt fast alle sind auch immer total neugierig, wie's mir als Externer so ergeht, und freuen sich auf kleine "Schwatz-Pausen" ;-)

Und keine Angst wegen dem konkreten Thema - das ergibt sich schon noch :D Ich bin jetzt seit Anfang März mit meinem Projekt Promotion beschäftigt und habe seit etwa 3 Wochen erst mein richtig konkretes Thema. Erst fehlte mir auch die "Inspiration", dann hatten mein Betreuer und ich zu nem Unterthema ne Idee für nen richtig schönen Artikel (der momentan in der hoffentlich-nimmt-das-Journal-den-zur-Veröffentlichung-an Phase ist) und schon ist Herbst *seufz* Aber plötzlich hatte sich eben auch das Diss-Thema-Problem geregelt, da sowohl mir (durch viel lesen der Grundlagenliteratur und allem was mich so rundrum irgendwie interessiert hat ^^) als auch meinem Betreuer ganz konkrete Sachen eingefallen sind. Denk das muss sich oft auch einfach "entwickeln".

Also weiterhin nur Mut :D Du bist ja jetzt direkt schon auf nem guten Weg und ich bin eigtl zuversichtlich, dass sich das Themen-/Ideenproblem auch bald regelt, je mehr Du liest und kennenlernst, und redest und und und ;-)
SAH

Re: Anfangsschwierigkeiten?!

Beitrag von SAH »

holladiewaldfee hat geschrieben:Nun, wovor habe ich eigentlich Angst? Dass mir nix Gescheites zum Thema einfaellt, dass alle meine Ideen fuer zu simpel halten (was ist "wissenschaftlich"?), dass ich irgendwann feststelle, dass meine Ideen nicht neu sind,
So gings mir vor dem ersten Dok Koll auch. Ich dachte mir, dass die Anderen mein Thema total banal finden und sich drüber lustig machen. Aber das war überhaupt nicht der Fall. Sie waren alle interessiert und haben Fragen gestellt. Hat mein Ego erheblich gepusht und ich kann selbst eine Woche später noch von zehren.

Mir hat auch jmd (wars Monika?) im Schreibtreff ein Diss-Tagebuch empfohlen. Mir persönlich hilft das auch enorm weiter, weil ich alle Ideen und Gefühle aufschreiben kann und so nochmal die Möglichkeit habe zu reflektieren. Vllt. wäre das auch was für dich?!

Die Diss wird ein Auf und Ab (ich gehe auch von meiner MA aus, die das ja auch war) aber die körpereigenen Drogen, die du bei Erfolgserlebnissen hast (also wenn du Anerkennung bekommst) sind unbeschreiblich gut :wink:
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