Doktorvater wechselt die Uni

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PraeDoc

Doktorvater wechselt die Uni

Beitrag von PraeDoc »

Hallo ihr Lieben,

Folgendes:

Bin erst 1/4 Jahr Mitarbeiter am Lehrstuhl, jetzt wechselt mein Doktorvater (700 km weiter weg), also das andere Ende von Deutschland. Was tun? Er bietet mir an, ich könne mit und bekomme dort ebenfalls eine halbe Stelle. (Zugticket pro Hin- und zurück 100 Euro) Oder aber ich bleibe am Institut hier und es wurde mir vom Chef gesagt, ich würde ebenfalls bleiben können und müsste mir keine Sorgen machen. Meine Frau wohnt natürlich hier. Bin völlig verzweifelt, weil jetzt endlich alles perfekt gelaufen wäre und nun so etwas...

Er wechselt wohl so im Mai, was Folgendes heißt:
- ich gehe mit, finanziell natürlich ein Albtraum mit halbwegs regelmäßigen Heimfahrten (alle 2 Wochen), Wohnung dort ca. 300 Euro, Wohnung hier 0 Euro.

- ich bleibe hier, weiß aber nicht, was mit dir Promotion ist - da noch nicht angemeldet. Ich könnte den Betreuer wechseln, der hier bleibt; könnte VIELLEICHT bei meinem umziehenden Betreuer promovieren an der jetzigen Uni (falls man das noch durchprügelt und dann so laufen lässt) oder könnte mich an der neuen Uni als Promotionsstudent bewerben und hier weiter arbeiten; allerdings muss ich an der neuen Uni erstmal sehen, ob ich überhaupt darf oder mit Pech sogar dort noch eingeschrieben sein muss, was möglicherweise hier die Mitarbeiterstelle ausschließt.

AUSSERDEM: Verstehe mich mit meinem nun umziehenden Betreuer sehr sehr gut, mit dem anderen bin ich eher sehr neutral eingestellt - der hier übernehmen könnte.. Die neue Uni wäre in meinem Forschungsfeld wesentlich anerkannter, insbesondere weil ich noch sehr jung bin und dadurch dort ,,hineinwachsen" könnte. Hier sind die Perspektiven zumindest vorerst eher begrenzt. Aber eben heimisch!
Inwieweit ich hier dann wirklich bleiben kann, ist die große Frage - hab einen Einjahresvertrag und ob das beruhigen Sie sich eine Floskel ist oder ernst gemeint, könnte ich erst herausfinden, wenn es schon zu spät ist..

Ich weiß, das ist kein echtes Problem in dem Sinne wie sie teilweise andere haben, dass manche gar keine halben Stellen bekommen mittlerweile; trotzdem wirklich nicht schön, da ich jetzt alles perfekt eingerichtet hätte...

Ein weiteres Problem: ich muss noch irgendwann ins Referendariat.

Wäre alles einfacher, wenn es sich um 300km oder Ähnliches handeln würde, aber 8 h Zugfahren ist schon sehr unschön. Geschweige denn die ganzen Ausgaben, die momentan alle nicht vorhanden sind.

Würde mich freuen, wenn jemand einen Tipp hat. Bin ja sicher nicht der Erste, dem das passiert. Und ja - ich weiß, früher oder später muss man sowieso flexibel sein. Aber wieso so früh?
easterbunny

Re: Doktorvater wechselt die Uni

Beitrag von easterbunny »

Hallo PraeDoc,

ist ja schon eine blöde Situation, aber Du hast auch recht damit, dass man wohl früher oder später flexibel sein muss, besonders wenn man eine wissenschaftliche Karriere anstrebt. Ich hatte diesbezüglich bis jetzt Glück und kann an der Uni promovieren, wo ich auch studiert habe, aber danach geht hier wohl nichts mehr. Hab' aber auch erst angefangen und da kann sich in 3-4 Jahren natürlich viel ändern. Naja, das ist aber ein anderes Thema, geht ja jetzt nicht um mich.

Was macht den Deine Frau? Gibt es schon Kinder? Wäre es eventuell denkbar, dass sie sich einen auch einen Job in der neuen Stadt sucht und ihr dann gemeinsam umzieht? Oder dass Sie nach 1-2 Jahren pendeln irgendwann nachkommt? Für mich scheint das Umfeld ja an der neuen Uni schon irgenwie besser zu sein, so wie Du es beschrieben hat, außer dass Du natürlich die eventuellen neuen Kollegen noch nicht kennst. Vielleicht ist die Perspektive dort dann längere Zeit bleiben zu können und heimisch zu werden ja gegeben?

Eine Frage noch zum Referendariat: Warum ist das ein Problem? Musst Du das in dem Bundesland machen, wo Du jetzt wohnst, oder geht das überall? Kenn' mich mit sowas als Ingenieurin nicht aus, sorry wenn das jetzt 'ne dumme Frage war!

Meine Tendenz geht, wie Du wohl bemerkt hast eher zum Wechsel. Das mag aber vielleicht auch an meinem Naturell liegen. Ich reise gerne und viel und gewöhne mich schnell überall ein, deshalb würde mich ein Umzug innerhalb von Deutschland (auch wenn's das andere Ende der Republik ist) nicht so sehr abschrecken (hab' auch nicht in meiner Heimatstadt studiert). Wie das bei Dir aussieht, muss Du natürlich selbst wissen. Wichtig wäre mir in jedem Fall eine Lösung zu finden, mit der mein Freund (in Deinem Fall Deine Frau) auch zufrieden ist. Ich könnte mir z.B. keine dauerhafte Fernbeziehung vorstellen.

So, das ist jetzt eine ziemlich ungeordnete Niederschrift der Gedanken, welche mir beim Lesen Deines Beitrags so durch den Kopf gegangen sind. Ich hoffe es hilft Dir trotzdem ein bißchen weiter.

Gruß easterbunny
BertaFrieda

Re: Doktorvater wechselt die Uni

Beitrag von BertaFrieda »

Hallo Praedoc,

ich finde auch, dass du schon sehr viele Argumente für einen Wechsel mit deinem Doktorvater genannt hast.

Ich habe aber noch ein paar Fragen, deren Antworten mir für eine Entscheidung an deiner Stelle wichtig wären:
  • Könnte dein Professor dir denn für den neuen Standort einen Vertrag anbieten, der länger als 1 Jahr gilt? Weil ein Wechsel der Stadt, der ja auch einige Konsequenzen hat, muss sich ja auch lohnen...
  • Wird die Professur an deiner bisherigen Uni neu besetzt? Es ist, so habe ich den Eindruck, nicht unüblich, dass Professoren, vor allem, wenn es sich nicht um eine Erstberufung handelt, gleich einen ganzen Stab an Mitarbeiter/innen mitbringen, so dass sie vielleicht dazu tendieren könnten, "Personalaltlasten" nicht unbedingt übernehmen zu wollen. Oder könntest du von der alternativ betreuenden Person angestellt werden?
  • Hat deine Frau ein Einkommen, dass es zulässt, dass du während der nächsten Jahre finanziell nur wenig beitragen kannst, weil du einen Zweitwohnsitz und die Pendelei finanzieren musst? Was hält sie von der Aussicht, dass du einige hundert Kilometer entfernt wohnen könntest? Ist sie beruflich oder sonstwie an euren bisherigen Wohnort gebunden oder könnte sie eventuell mitkommen?
  • Lässt deine Promotionsordnung an der bisherigen Uni es überhaupt zu, dass dein jetziger DV noch nachbetreut, ohne länger an der Uni beschäftigt zu sein, wenn du dich entscheidet, hier zu bleiben? An meiner alten Uni beispielsweise wurde dort eine Frist von, ich glaube, einem Jahr gesetzt - das wäre für dich ja wahrscheinlich nicht schaffbar. Bedenke, dass du bei einer solchen Konstruktion wahrscheinlich ebenfalls häufiger pendeln wirst (Kolloquium, Sprechstunde, etc.). Fachlich und menschlich scheint er deiner Beschreibung nach ja der richtige Betreuer für dich zu sein.
Ich kenne inzwischen durchaus einige Leute, die montags und freitags durch halb Deutschland kurven, um dienstags bis donnerstags an der Uni des DVs arbeiten zu können. Das geht, ist aber wohl sowohl nervlich als auch finanziell eine ganz schöne Belastung. Mein DV hat ebenfalls die Uni gewechselt - "nur" 500 Kilometer weiter - und ich habe mich entschieden, ihm zu folgen, hatte aber auch keine dringenden persönlichen Gründe, in der alten Stadt wohnenzubleiben und es insofern etwas leichter.

Gruß
BertaFrieda.
PraeDoc

Re: Doktorvater wechselt die Uni

Beitrag von PraeDoc »

Hi ihr Beiden,

herzlichen Dank für die Rückmeldung.
Ja, die Pendlerleute kenne ich auch - die haben aber meist 1800 Euro und nicht 1100 ;-). Das ist der Unterschied zwischen eher geringem Gehalt und Existenzminimum...

Wenn ich kurz jeweils beantworten kann:

Der Vertrag wäre tendenziell 4 Jahre.

Hier wird neu besetzt, leider. Das könnte also bedeuten, dass ich hier mit Pech doch noch rausfliege - also auch wenn Fachbereichschef sagt, ich könnte bleiben. Inwieweit man immer alles glauben kann, ist wohl eine berechtigte Frage.
Und wenn ich nach einer Absage an die neue Stadt doch noch rausfliege im falschen Vertrauen der Zusage, wäre das sehr bitter.

Nein, dieses Einkommen hat sie nicht, sie hat nur noch 1,5 Jahre ebenfalls 1000 Euro und würde dann VIELLEICHT in den Staatsdienst kommen. Das ist aber keineswegs sicher wie wir alle wissen.

Die Promotionsordnung würde es evtl. zulassen, es ist aber die Frage ob das überhaupt sinnvoll ist. Bin noch gar nicht angemeldet offiziell, habe ja wirklich erst angefangen.

Keine Kinder, aber sie ist hier an das ,,Land" gebunden noch mindestens 1,5 Jahre. Das ist also ein Zwang zum vielen Zugfahren.
Und auch dann wären genau genommen noch 1-1,5 Jahre oder noch länger, um eine Verbeamtung zu bekommen.

Man könnte natürlich auch anders rechnen:
Wir haben gemeinsam ca. 2200 Euro, meine Reisekosten sind 300 Wohnung + 250 Zug + 150 Essen + Rest leben.
Was wohl wirklich nicht viel ist, wenn man bedenkt, dass für mich persönlich noch übrig bleiben --> 400 Euro.

Andererseits ist das in dem Bereich eine absolute Topuni. Man könnte es sogesehen noch als verlängertes Studium betrachten mit etwas Einkommen. Die Frage ist aber, ob es denn ernsthaft sinnvoll ist und ob man so etwas wirklich tun sollte kurz nach dem Studium ohne großartige Erfahrung. Ich glaube nämlich schon, dass eine derart weite Strecke eine enorme Belastung darstellt, insbesondere auch die neuen Leute usw. Andererseits hätte ich dann eine Promotion einer der angesehensten Unis in D. Es sei aber noch gesagt, dass mein D-Vater wirklich schon an die Grenze ging mit der Anfrage in dem Sinne, dass er UNBEDINGT will, dass ich mitkomme. War sozusagen enorme versuchte Überredungskunst im Spiel. Logischerweise, ich bin gut eingearbeitet, kenn das Vorgehen, habe von Anfang an alles mitbekommen usw. Das heißt, ich bin eine enorme Erleichterung, wenn ich denn mitgehe..
Was meint ihr denn zum Thema Verhandlungsversuch? Also so in die Richtung: noch ne viertel Projektstelle oder Ähnliches? Oder wäre das zu frech?
Laplace

Re: Doktorvater wechselt die Uni

Beitrag von Laplace »

Du scheinst ja eher in Richtung "Mitgehen" zu tendieren. Finanziel scheint das zwar nicht der hit, aber es schaut irgendwie machbar aus. Was die Beziehung angeht... müsst ihr zwei beide das miteinander ausmachen. Fernbeziehungen sind doof. Ich hab das einmal ein Jahr lang gemacht, aber da gab es von Anfang an gute Perspektiven. Bei euch scheint es ja eher schwierig mit klaren Perspektiven auszusehen, falls du mit umziehst.

Wenn du mitgehen willst, würde ich als Minimalvoraussetzung einen ausreichend langen Vertrag haben wollen. Sonst wäre das Risiko zu groß. In Sachen Verhandlungen würde ich einfach ganz offen mit meinem Chef reden - du hast Familie und wünscht dir, das irgendwie abzufedern. Du hast nur eine 50%-Stelle - als erstes würde ich mit ihm über 100% Anwesenheitspflicht reden. Viele Sachen für die Diss kannst du auch in Heimarbeit machen, und da ist es egal, welches "Heim" das nun ist. Du kannst ihn natürlich auch fragen, in wie weit er dir finanziell entgegenkommen kann. Eine 60% oder 70% wären natürlich besser als 50%. Unis können ihren Mitarbeitern für verschiedene Gründe auch einmalige Sonderzahlungen gewähren. Das ist für den DV wahrscheinlich einfache zu verkraften, aber (einmal im Jahr?) einen kleinen Extra-Bonus für die Bahnfahrten hat doch auch was, auch wenn man sowas natürlich nur mündlich vereinbaren kann.
PraeDoc

Re: Doktorvater wechselt die Uni

Beitrag von PraeDoc »

Danke dir auch.

Mh, naja ich tendiere eigentlich zu gar nichts.
Bin nur vor den Kopf gestoßen, weil gerade alles so gut sein könnte. :-/

Also prinzipiell ist es wirklich eine finanzielle Frage; bei einer 3/4 Stelle würde ich sofort ja sagen, weil das dann doch noch etwas besser ist als der Studentenstatus vorher war. So eine einmalige Sonderzahlung hört sich gut an, kennst du da Genaueres, wie so etwas aussieht? Naja, ob 50 oder 60 % sind eigentlich egal, das sind ja auch nur 200 Euro, wobei andererseits, auf diesem Level schon wieder viel : :lol:

Das mit der Vertragslaufzeit stimmt und wurde von ihm auch eingesehen.
Auch mit der Anwesenheitspflicht wurde schon verhandelt, sind halt 3 Wochentage, den Rest kann ich machen was ich will.
Semesterferien natürlich auch variabel, haben ja häufig die Leute selber keine Zeit.

Es läuft eben auch drauf hinaus, dass ich im Jahr 7000 Euro investiere in eine Promotion, die ich möglicherweise hier auch abschließen könnte. Das ist denke ich schon ein Hauptargument gegen alles Andere - einfach, weil ich nicht etwas ganz Brotloses studiert habe und auch in 2 Jahren 2300 netto verdienen könnte.
Was heißt, wenn es denn hier auch funktionieren würde: 14000 oder 7000... Schon nicht gerade wenig Unterschied.
Das mal 3 Jahre merkt man dann auch irgendwann in der Altersvorsorge gewaltig.
Allerdings ist die Frage, ob eine Absage denn überhaupt akzeptiert wird von ihm oder als mangelndes Interesse gedeutet würde.

Es ist so, dass ich Wissenschaft unbedingt will, aber nicht weiß wieviel es mir wert ist, wenn ich anders trotzdem Chancen haben könnte, auch wenn die auf dem ,,leichteren" Weg sicher etwas weniger sind, einfach wegen den fehlenden Kontakten zur den Besten.

Was mich sehr ärgert ist, dass die Situation so verzwickt ist. Wäre irgendetwas nur minimal anders, würde die Entscheidung wirlich viel leichter fallen...
easterbunny

Re: Doktorvater wechselt die Uni

Beitrag von easterbunny »

Hallo nochmal,
ist gibt da eine Sache über die ich die ganze Zeit grübel: Wie kann es eigentlich sein, dass der Prof. Dir zusagt und 3 Monate danach wechselt? Ich meine, er müsste doch schon gewusst haben, dass das eventuell passieren kann. Bei uns dauern solche Berufungsverfahren, die es ja üblicherweise für Professuren gibt, jedenfalls immer ziemlich lang. Da hätte er Dich vielleicht wenigstens schonmal vorwarnen können.

Mal ganz unabhängig davon, wenn Du aus fachlicher Sicht mitwillst und Dein Prof. Dich nach eigener Aussage unbedingt will, dann würde ich es echt mal mit verhandeln versuchen. Vielleicht kriegst Du sowas wie einen "Gewinnungszuschlag" damit Du annimmst. Bei uns gibt es auch einen Prof. (allerdings halt schon nochmal ne Stufe höher als Dein Fall), der durchgesetzt hat, das ihm die Uni seine Bahncard bezahlt. Vielleicht lässt sich ja irgendsowas aushandeln.

Ich wünsch Dir auf jeden Fall viel Glück, egal wie Du Dich entscheidest und dass es am Ende auch die richtige Entscheidung sein wird.

Gruß easterbunny

PS.: Wäre schön, wenn Du dann irgendwann nochmal schreibst, wie das Ganze ausgegangen ist. Ich finde es immer so schade, wenn man nachher nix mehr hört.
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