Promotion bei pensioniertem Professor?

[Toria]

Hallo,

ich bin derzeit auf der Suche nach einem Doktorvater für meine Promotion. Nun habe ich einen Professor gefunden, der sehr viel genau zu meinem Thema gemacht hat. Leider ist er bereits pensioniert. Nun frage ich mich, ob es trotzdem eine Möglichkeit gäbe, bei ihm zu promovieren. Meine Abschlussarbeit hatte auch ein bereits pensionierter Professor betreut, weil er persönliches Interesse an meinem Thema hatte (und dass er dafür noch bezahlt wurde, hat sicherlich auch keine Nebenrolle gespielt). Nun frage ich mich, wie das bei Promotionen aussieht. Könnt ihr mir sagen, ob es häufig Professoren gibt, die auch pensioniert noch Betreuungen übernehmen? Bzw. ist das nach den Promotionsordnungen überhaupt möglich? Ich habe bereits in der Ordnung der Uni von der der pensionierte Prof. kommt, geschaut, da steht jedoch nichts darüber drin.

Wäre euch sehr dankbar für Tipps!
Viele Grüße

[myfunnyvalentine]

Das kann man – afaik – nicht so einfach sagen.
Wann ist er denn pensioniert worden? Ist er noch ‘ordentlich’ emiritiert worden?

Von den Antworten hängt nämlich die Prüfungsberechtigung ab

[algol]

Es gibt emeritierte Profs, die Dissertationen/ Projekte, ... betreuen.
Ob es bei dem Prof formal geht, musst Du klären, vermutlich am besten über das Prüfungsamt oder bei ihm selbst.
Und dann musst Du bei ihm klären, ob er das will. Ist ja eine Geschichte von mehreren Jahren. Da muss er auch wissen, ob er sich da einlassen will.

[Anne123]

Mein Doktorvater ist auch schon über 70. Er hat allerdings nach wie vor einen Prüfungsvorsitz inne. Wahrscheinlich war es daher kein Problem. Andererseits hat mir sein 75-jähriger Kollege aus einer anderen Stadt ebenfalls die Betreuung angeboten, weil ihn das Thema interessiert. Er hat ansonsten aber nichts mehr mit seiner Uni zu tun. Frag ihn doch einfach mal!

[Amalia]

Mein DV ist ebenfalls emeritiert und gerade 70 geworden. Er hat noch mehrere Doktoranden.
Ein kleiner persönlicher Tipp für diesen Fall:
Such Dir unbedingt schon zu Beginn des Projekts einen deutlich jüngeren Zweitbetreuer. So eine Promotion geht über mehrere Jahre und in dieser Zeit kann sich leider, der Gesundheitszustand eines betagten Herrn dramatisch verschlechtern. An meiner Uni gab es neulich leider den Fall, dass ein emeritierter Prof. von heute auf morgen aus gesundheitlichen Gründen die Betreuung seiner Doktoranden aufgeben musste. Die, die einen Zweitbetreuer hatten und als Doktoranden offiziell zugelassen waren, konnten ihr Projekt problemlos weiterführen. Andere musste sich mit einem halbfertigen Projekt auf die Suche nach einem neuen Betreuer machen, was nicht immer ganz einfach war.

[NoNick]

Ich denke, man sollte sich auch überlegen, was man mit einer Promotion bezwecken will. Willst du nicht an der Uni bleiben - kein Problem, denn dein DV bereits emiritiert ist. Wenn du eine Uni-Karriere anstrebst, solltest du aber denke ich schon mit darauf achten, dass du entweder einen jüngeren Zweitbetreuer hast, oder dir von vornherein jemanden suchen, der zu den "aufstrebenden" bzw. aktiven gehört - einfach der Vernetzung mit der Uni wegen einerseits und andererseits auch, weil du möglicherweise von den Kontakten und dem Ruf deines DV später profitierst. Immerhin dauert eine Promotion einige Jahre - dann wäre ein bereits jetzt emiritierter DV schon recht lange aus dem Wissenschaftsbetrieb raus. Natürlich sollte es auch sonst passen... rein strategische Entscheidungen können sich sonst schnell als Sackgasse entpuppen.

Viel Erfolg!

[Aguti]

Schließe mich Amalia an: Bei älteren Betreuern ist das Risiko höher, dass es gesundheitliche Probleme gibt. Bei einer guten Freundin von mir ist der emeritierte DV gestorben, sie hatte Schwierigkeiten, einen neuen für das Thema zu finden, musste abbrechen und eine ganz neue Diss anfangen.

[Natika]

Hallo Toria!
Was das Promotionrecht angeht, gibt es keine Schwierigkeiten. Die Befähigung, einen Kandidaten 'zu promovieren' ist die einzige, die nicht irgendwann automatisch erlischt. Für alle anderen Prüfungen (Diplom, Staatsexamen, MA etc.) gibt es gesonderte Auflagen. Wenn Du keine aderen Kandidaten hast (ging mir zunächst auch so) und der Prof. viel zu Deinem Thema gemacht hat, dann mach es. Du kannst den Betreuer noch wechseln. Den geäußerten Bedenken meiner Vorredner kann ich mich nur anschließen und noch ein paar Punkte schlagwortartig nennen:

- wenig bis kein Kontakt zum Institut/Seminar
- oft keine Dissrelevanten Veranstaltungen/Vorträge/Kolloquien
- weniger Vitamin B (Publikations-Tandem, Einladungen zu Tagungen, Konferenzen)

Manchmal muss man sich jedoch nach der Decke strecken. Du könntest ihn natürlich auch fragen (oder Deinen früheren Diplombetreuer, einen anderen Prof. aus Deinem Studium), ob er Dich an einen Kollegen empfehlen kann. Das ist üblich. Was macht denn sein Nachfolger am Lehrstuhl? Oft sind die Forschungsgebiete der Nachfolger nicht viel anders und sie sind bereit 'Altlasten' (nicht böse gemeint) zu übernehmen.

Viel Erfolg bei der Suche