Anfertigen der Dissertationsschrift Teil der Arbeitszeit?

Fragen aus der laufenden Arbeit an der Dissertation.
Literatursuche, Motivationsprobleme, Lehrtätigkeit, Ärger mit dem Prof u.v.m.
Angara

Re: Anfertigen der Dissertationsschrift Teil der Arbeitszeit

Beitrag von Angara »

Auch wenns redundant wird: Ich bin auch Stipendiat in einem GK und in dem "Pflichtenheft", das ich am Anfang ausgehändigt bekommen habe steht ganz klar drin, daß ich durch den Bezug des Stipendiums dazu verpflichtet bin, meine Zeit zum Arbeiten an der Diss zu nutzen. Wenn ich also nebenbei massig Arbeiten für den Lehrstuhl machen würde, würde ich dem eben nicht entsprechen und damit das Stipendium gewissermaßen zu unrecht beziehen. Dasselbe gilt übrigens auch für die Kommilitonen, die den Dr. rer. nat. anstreben. Sowieso ist Deine Situation absurd. Stipendien werden ja gerade gewährt, damit der Stipendiat nicht anderweitig arbeiten muß und sich auf sein Projekt konzentrieren kann. Wenn man aus dem Stipendienbezug also eine Arbeitspflicht in anderen Bereichen ableitet, dann ist das eine sehr eigene Art von "Stipendium".
aniii

Re: Anfertigen der Dissertationsschrift Teil der Arbeitszeit

Beitrag von aniii »

Hallo alle zusammen & vielen Dank für das Feedback!

Ganz kurzer Zwischenstand: Nein ich habe keinen weiteren Beschäftigungsvertrag in dem Lehrstuhl. Wirklich nur Stipendium - das wars. Es ist mir auch klar, dass die "normalen Doktoranden" mit halber Haushaltsstelle nebenher auch andere Tätigkeiten machen müssen (Lehre etc.).
Da wir Stipendianten uns jetzt aber nicht unbedingt team-technisch von den anderen isolieren möchten, nehmen wir auch gern mal die Betreuung von Bachelor/Master-Studis an, die dann in ihren Praktika auf Nebenthemen unserer eigenen Projekte arbeiten und mal nach Dingen schauen, zu denen wir nicht wirklich Zeit haben. Es geht hier nicht darum warum man 60-70 Stunden arbeitet, denn es liegt einfach in der Natur der Sache, dass man, wenn man Spaß an dem hat, was man macht, auch nicht zwingend auf die Uhr schaut. Soweit alles positiv. In meinem Stipendienvertrag stehen weder Arbeitsstunden, noch Urlaubstage etc.

Jetzt geht es nur uns allen darum (auch den Nicht-Stipendianten): Ist es legitim, von uns zu verlangen die Doktorarbeit zu Hause anzufertigen? Ist es legitim, dass wir uns im Lehrstuhl nicht jeden Tag für ein paar Stunden zurückziehen können, um mal zusammenhängend an der Arbeit ein Stück zu schreiben. ?

An alle, die glauben, dass man dafür dann nur die Pubs mal ein wenig einkürzen/shiften muss: Diese Publikationen sind so fokussiert auf einzelne Aspekte der gesamten Arbeit und speziell für das jeweilige Journal, dass es mehr Arbeit machen würde, diese so umzuschreiben, dass sie passen, als einfach die Abbildungen zu nehmen und zu ergänzen und mit neuem Text zu versehen.
Jedoch sind wir so interdisziplinär, dass Diss-Arbeiten im Regelfall schon 40-50 Seiten Einleitung benötigen, damit alle Felder ausreichend eingeführt sind. Diese ganze Arbeit und die abschließende Diskussion fressen viel Zeit. Das ist der Knackpunkt. Material und Methoden sowie Ergebnisse sind ja relativ einfach.

Also was jetzt?!? Hat da einer ne Idee?
algol
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Re: Anfertigen der Dissertationsschrift Teil der Arbeitszeit

Beitrag von algol »

Du als Stipendiatin hast Dein Geld, damit Du Deine Diss schreibst. Dafür kriegst Du Geld und für nichts Anderes. Daher ist es gar keine Frage, ob Du Deine Diss auch tagsüber schreiben darfst, sondern das Normale.
Etwas Anderes ist der Arbeitsplatz. Wenn Du keine Stelle an der Uni hast, muss Dir die Uni auch kein Büro zur Verfügung stellen. Manche Lehrstühle stellen Stipendiaten Arbeitsplätze ggf. zumindest zeitweise zur Verfügung. Andere nicht. Die müssen dann in der Bibo schreiben oder zu Hause.
Laplace

Re: Anfertigen der Dissertationsschrift Teil der Arbeitszeit

Beitrag von Laplace »

Denk doch andersrum: Eigentlich bist du der Uni gegenüber zu *nichts* verpflichtet. Nicht dazu, Studenten zu betreuen. Nicht dazu, deinem Prof Skripte zu schreiben. Nicht dazu, ihm den Laptop hinterzutragen. Wenn du das trotzdem machst, mag das trotzdem sinnvoll sein. Du bekommst ja letztlich auch Betreuung von der Uni, insofern ist das ganze ein Geben und ein Nehmen. Und gute Stimmung gegenüber dem Prof machen ist natürlich auch nicht schlecht. Und gut für die Zusammenarbeit mit den Kollegen ist es bestimmt auch. Wenn aber dein "Geben" dazu führt, dass du nicht dazu kommst, deine Diss zu schreiben (was nach Stipendianvertrag mit Sicherheit deine Hauptaufgabe ist), dann hängt da irgendetwas ganz schön schief! Und 60-70 Stunden/Woche klingen für mich extrem schief. Lass dich nicht ausbeuten!
Leitzordner

Re: Anfertigen der Dissertationsschrift Teil der Arbeitszeit

Beitrag von Leitzordner »

Hallo
60-70 Stunden/Woche finde ich nicht schief, sondern normal.
Bei uns ist es so, dass man am Ende theoretisch 3-4 Monate zum zusammenschreiben bekommt. Aber wenn ich mich so umschaue läufts darauf hinaus, dass man die Diss zum großen Teil zu Hause ohne Geld fertig stellt.
Wenn ich mir einfach mal einen Tag nehmen würde um an der Diss zu schreiben würde ich wohl komisch angeschaut... in der Zeit produziert man ja dann keine Daten :lol:
Laplace

Re: Anfertigen der Dissertationsschrift Teil der Arbeitszeit

Beitrag von Laplace »

@Leitzordner: Hast du denn eine WiMi-Stelle? Wenn ja, wie viel % Arbeitszeit? Oder hast du ein Stipendium? Oder...?
Leitzordner

Re: Anfertigen der Dissertationsschrift Teil der Arbeitszeit

Beitrag von Leitzordner »

Stipendium (ich habe auch keine Ahnung was Regelarbeitszeit überhaupt wäre)
holladiewaldfee

Re: Anfertigen der Dissertationsschrift Teil der Arbeitszeit

Beitrag von holladiewaldfee »

@aniii: Was spricht denn gegen eine kumulative Diss?
MastaofDissasta

Re: Anfertigen der Dissertationsschrift Teil der Arbeitszeit

Beitrag von MastaofDissasta »

MöchtegernDr hat geschrieben:Der Prof. hat grundsätzlich schon Recht und ich gehe von einem Missverständnis aus.
Offensichtlich haben einige deiner Mit-Doktoranden eine halbe Stelle - also ca. 20 Stunden in der Woche wissenschaftliche Laborarbeit. Diese Zeit sind sie also zur Arbeit verpflichtet, egal ob das direkt mit der Diss zu tun hat oder nicht. Und sie müssen dann in ihrer "Freizeit" (was ja bei einer normalen Arbeitswoche immer noch 20 Stunden wären) an der Diss schreiben. Soweit sehe ich da kein Problem.
DAs hängt noch vom Arbeotsvertrag ab. Bei uns ist das so geregelt, dass klar (auf dem Papier) zwischen Qualifikationsstellen und Nicht-Qualifikationsstellen unterschieden wird. Bei Qualifikationsstellen, die aus dem regulären Lehrstuhl-Budget kommen ist ein Drittel der Arbeitszeit für eigene Forschung, also Diss und Habil, reserviert. Bei Projektstellen ist das aber nicht so. Und insgesamt ist es eh' egal, weil sich natürlich niemand dran hält ... :x
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