Hilfe von anderen -trotzdem als eigene Ergebnisse schreiben?

Fragen aus der laufenden Arbeit an der Dissertation.
Literatursuche, Motivationsprobleme, Lehrtätigkeit, Ärger mit dem Prof u.v.m.
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MöchtegernDr

Hilfe von anderen -trotzdem als eigene Ergebnisse schreiben?

Beitrag von MöchtegernDr »

Diese Frage richtet sich vor allem an Doktorandenkollegen im experimentellen Bereich.

Oft gibt es Experimente, die man nicht komplett selbst macht.

Teilweise geht es nur um eine Standardanwendung, wobei jedem klar ist, dass man das nicht von A bis Z selbst erledigen kann. Z.B. die Proben nur vorbereitet, einschickt und dann das Ergebnis zurückbekommt. Das sollte jetzt nicht das Problem sein.

Teilweise ist es aber auch so, dass man zumindest in der Theorie Sachen selbst machen KÖNNTE, es aber nicht tut, weil dies z.B. ein technischer Assistent für einen übernimmt. Oder ein Praktikant, den man anleitet. Oder ein Kollege mit mehr Erfahrung bietet seine Hilfe an. Oder der Lehrstuhl hat eine Kooperation mit einem Bereich, der mehr Expertise/besseres Equipment für diese Aufgabe hat.

Dem gemeinsam ist es, dass man zwar das Ergebnis zurückbekommt (+niemand anderes großen Anspruch darauf erhebt), es vielleicht auch auswertet und analysiert, in Vorträgen seiner Arbeit präsentiert und in Publikationen schreibt - aber: man hat es eben nicht selbst gemacht.

Meine Frage wäre, wie man auf solche Art erhaltene Ergebnisse in seiner Arbeit verwerten soll? Schließlich gibt es da ja diesen Absatz, dass man alles selbst angefertigt hätte? Oder bezieht sich das nur auf das Schreiben der Arbeit, nicht aber das Durchführen des experimentellen Teils?
Ist es auf jeden Fall notwendig zu schreiben (z.b.) "Praktikant X erstellte die Verlaufskurven" oder "Methode Y wurde vom Assistenten Meier durchgeführt"? Oder darf man es vielleicht sogar überhaupt nicht verwenden, da keine selbständige Arbeit? Oder aber kann man es ohne weitere Angabe schreiben, da Assistent Meier nur das ausführende technische Organ war, die Planung und Auswertung aber bei einem selbst lag?

Sprich, ist es sinnvoll, möglichst alles selbst durchzuführen, um solche Probleme im Nachhinein zu vermeiden? (Auch auf die Gefahr hin, dass sich das Projekt insgesamt verzögert, weil Assistent Meier unschätzbare jahrelange Erfahrung hat, und man selbst sich erst einmal mühsam einarbeiten müsste?)

Ich würde mich freuen, wenn sich jemand dazu äußern könnte, der Ahnung hat...
saxomanix

Re: Hilfe von anderen -trotzdem als eigene Ergebnisse schrei

Beitrag von saxomanix »

Ahnung hab ich zwar nur bedingt, aber ich geb mal meinen Senf trotzdem ab :

Ich denke nicht, dass du alles KOMPLETT mit eigenen Händes usw erledigt haben musst. Ich bitte z.b. auch ab und zu eine Kollegin, fuer mich mal Proben zu ätzen, weil ich nicht extra Reinraumzeit buchen will (um dann 5min da zu arbeiten, da lohnt sich das Kleideranpluennen nicht). Gewisse Geräte bei uns (TEM) DARF man gar nicht selbst benutzen. Ich habe gleichzeitig noch NIE gesehen, dass einer in seiner Diss da explizit drauf hingewiesen hat, dass probe xz von lieschen meier, probe xy von peterchen usw angefertigt wurde. Dann duerfte man ja auch keine Hiwis fuer stumpfe Laborarbeit (zeitraubend aber einfach) beschäftigen. wenn du nett sein willst und z.b. ein technischer Angestellter viel fuer dich gemacht hat, kannst du ihm ja nen Satz in der Danksagung reinschreiben. :blume:

ich krieg eh schon nen vogel bei den massen meiner proben, wenn ich jetzt noch aufschreiben sollte, welche probe wann durch welche hände ging, ich erschiess mich...
algol
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Re: Hilfe von anderen -trotzdem als eigene Ergebnisse schrei

Beitrag von algol »

Ich habe die Frage auch eher geteilt verstanden. Probe zusammenkippen sehe ich auch stark als eine "technische" Tätigkeit. Wenn man da ansetzt, müsste man ja auch sagen, ich müsse mir alle meine Texte selbst kopieren und dürfte nicht mal jemanden beauftragen, mir aus Buch X Kap. 3 zu kopieren (nicht recherchieren!). Oder was es in den Geistes- und Sozialwissenschaften auch häufig gibt, dass Interviews transkripiert werden müssen. Da würde ich jetzt auch nicht in die Diss schreiben, dass das das Schreibbüro XY gemacht hat, sondern nur die Transkriptionsregeln beschreiben. Die müsste ich aber festlegen und den Kram auch auswerten. Oder ich müsste darauf verweisen. Also, dass XY sozusagen Teil 1 einer Auswertung gemacht hat und ich jetzt darauf aufbauend Teil 2 auswerte.
holladiewaldfee

Re: Hilfe von anderen -trotzdem als eigene Ergebnisse schrei

Beitrag von holladiewaldfee »

Bei wissenschaftlichen Papers in einigen Bereichen ist es ueblich, einen Absatz mit "Contributions" zu verfassen, wenn die Anzahl der beteiligten Personen/Autoren sehr hoch ist. Da steht dann, wer was an dem Paper gemacht hat.
Genaueres dazu kannst Du sicher auf den Webseiten von Journals in Deinem Fach finden (oder in Papers stoebern). Dort sollte auch stehen, was die Bedingungen dafuer sind, dass jemand auf die Autorenliste eines Papers aufgenommen wird (wenn Dir jemand das Formatieren einer Tabelle abgenommen hat, reicht das logischerweise nicht. Wenn Dir jemand die ganzen Daten beschafft hat [nicht-experimentell], solltest Du ihn wohl in den Acknowledgements erwaehnen).
Das laesst sich in gewissen Masse auch auf die Diss selbst uebertragen. Wie man das dann technisch loest (Fussnote? Danksagung? ..? ) ist eine andere Frage, aber rechtliche "Inspiration" solltest Du bei Journals allemal finden :-)

HTH, holladiewaldfee!
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