Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Anfangen mit der Diss: Abgeschlossene Diskussionen (Doktorvatersuche, Expose...)
Laplace

Re: Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Beitrag von Laplace »

Ich werde in den nächsten Wochen und Monaten die Augen offen halten und einfach hoffen, dass das Richtige dabei ist. Ich bin auf jeden Fall für alles offen, solange es nicht um reine Softwareentwicklung geht. ;)
Nur mal aus Neugier: Was verstehst du unter "reiner" Softwareentwicklung? Ich nehme mal an, dass als Mathematiker eine experimentelle, konstruktive oder sonstwie "praktische" Dissertation nicht dein Ding ist. Du bist "Theoretiker". Bleibt nur Methodenentwicklung oder -vergleich. Und da wirst du einen großen Teil deiner Zeit mit Programmieren verbringen. Alternativ kannst du deine Ergebnisse in Hardware gießen und dich ins Labor oder an den Prüfstand stellen.

@Cycle: Oder siehst du das anders?
Gerade im mathematischen Bereich stelle ich mir das sehr schwierig vor, wenn ich aktuelle Papers ansehe, denke ich mir immer "Hut ab" vor den Personen. Auf sowas muss man erstmal kommen. Nicht viel anders wird es in den Ingenieurwissenschaften sein, oder? Was ich mich frage ist also, was braucht man dazu um zu promovieren?
Aber lass dich nicht von fremder Leute Veröffentlichungen zu sehr abschrecken. Da steckt normalerweise harte Arbeit, viel Erfahrung oder gleich beides drin. Wenn du dein erstes Jahr mit Einarbeitung, Konzeption und ersten Voruntersuchungen verbringst, schaut das wahrscheinlich ganz normal aus.
Cycle

Re: Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Beitrag von Cycle »

@ Laplace: Ich glaube hier geht es um zwei verschiedene Dinge. Reine Softwareentwicklung hat nach der Erfahrung von Fletcher84 nur wenig Anwedungsbezogenheit. Ich kenne es etwas anders: Die Ingenieure entwickeln die mathematischen Modelle, Programmierer setzen diese um. Zur Modellentwicklung kann auch ein Mathematiker entscheidend beitragen, die Software programmieren muss trotzdem der Programmierer.
Methodenentwicklung (Deine Formulierung) umfasst also auch das Gesamtverständnis des mathematisch-physikalischen Hintergrundes. Eine rein praktische Tätigkeit sehe ich aber genauso kritisch wie Du.
Fletcher84

Re: Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Beitrag von Fletcher84 »

Cycle hat es eigentlich ganz gut beschrieben. Ich gehe auch davon aus, dass Ingenieure bzw. Mathematiker Modelle entwickeln, aber die Programmierung von einem Programmierer durchgeführt wird. Ich sehe die Stärken eines Mathematiker eher in der Modellierung, Abstraktion, Prozess- und Methodenentwicklung, aber eben nicht unbedingt in der Umsetzung.

Außerdem gebe ich Laplace recht, dass eine praktische Dissertation für mich wahrscheinlich nicht in Frage kommt. Ich stelle mir diese Art von Arbeit zwar sehr spannend vor, aber ich denke meine Stärken liegen woanders.
Frodo

Re: Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Beitrag von Frodo »

Fletcher84 hat geschrieben:Cycle hat es eigentlich ganz gut beschrieben. Ich gehe auch davon aus, dass Ingenieure bzw. Mathematiker Modelle entwickeln, aber die Programmierung von einem Programmierer durchgeführt wird. Ich sehe die Stärken eines Mathematiker eher in der Modellierung, Abstraktion, Prozess- und Methodenentwicklung, aber eben nicht unbedingt in der Umsetzung.
Nun, ganz so strikt würde ich dies nicht sehen. Klar, das grössere Projekte in der Regel von "echten" Informatikern umgesetzt werden, aber da liegt gerade der springende Punkt - was sind "grössere" Projekte?!

Ich wage zu behaupten, dass eine sehr grosse Zahl mathematischer Probleme, welche die Codierung in irgend eine Programmiersprache, auch von den Mathematikern selber gelöst werden können. Vielleicht nicht so elegant oder effizient wie von einem "gelernten" Programmierer, aber funktionieren tut's trotzdem.

Nur so als Bemerkung nebenbei, ein Informatiker lernt an der Uni auch nicht zur Hauptsache das Programmieren...
Fletcher84

Re: Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Beitrag von Fletcher84 »

Frodo, ich gebe dir schon Recht. Meine Trennung zu radikal. Vielleicht kann die Umsetzung auch ganz interessant sein. Der Punkt ist doch eher der, dass ich mich mit dem Programmieren an sich noch nicht entscheidend auseinandergesetzt habe. Ich denke, dass kann man sich schon aneignen, wenn man es braucht. Ich habe das bisherige Programmieren eben nie als Spaß empfunden.

Natürlich steckt hinter einem Informatik-Studium mehr als Programmieren.

Gruß
Frodo

Re: Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Beitrag von Frodo »

...nur so nebenbei, ich wollte dich mit meiner Aussage lediglich ermutigen, den Schritt in die Industrie zu wagen. Meine Überlegung damals war, dass ich letzten Endes ja ohnehin dort landen würde, also wäre eine Industrie-Diss die optimale Sache für mich. :D

Aber eben, dies ist meine Ansicht. :wink:
Laplace

Re: Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Beitrag von Laplace »

Vielleicht wirds langsam etwas offtopic:

In dem Unternehmen, in dem ich arbeite, verlaufen die Aufgaben von Informatikern, Physikern, Ingenieuren und Mathematikern völlig miteinander. Je praktischer die Leute werden, desto mehr ist jeder alles ein bisschen. Klar, wenn eine Software mit Oberfläche, CAD, Datenorganisation etc gebraucht wird, sind das Teile, die "echte" Informatiker übernehmen werden. Aber Berechnungsmethoden, die von Ingenieuren oder Physikern oder Mathematikern entwickelt werden, werden von den selben Leuten progammtechnisch implementiert und dann (falls das nötig ist) in die "große" Software mit eingebunden. Meist ist der Hintergrund zu solchen Methoden so kompliziert, dass es viel zu aufwändig wäre, jemand anderem die zur Implementation notwendigen Details überhaupt zu erklären. Da muss dann Methodenentwickler selber ran und die schmutzige Codierarbeit selber machen :wink:

Ist jemand von euch in der Industrie und kennt da andere Arbeitteilung? Das fände ich interessant, wie sowas dann organisiert wird.

Und noch mehr offtopic: Ich hab mal gelernt "Informatik hat mit Computern ungefähr so viel zu tun wie Astronomie mit Teleskopen" :-) Programmieren sollte für einen Informatiker Handwerkszeug sein, der spannende Rest fängt erst dahinter an :D
Fletcher84

Re: Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Beitrag von Fletcher84 »

Frodo hat geschrieben:...nur so nebenbei, ich wollte dich mit meiner Aussage lediglich ermutigen, den Schritt in die Industrie zu wagen. Meine Überlegung damals war, dass ich letzten Endes ja ohnehin dort landen würde, also wäre eine Industrie-Diss die optimale Sache für mich. :D
Genauso sehe ich das auch. Das ist ja gerade meine Motivation. ;)

Mittlerweile bin ich mir sicher, dass ich das schon irgendwie programmiertechnisch umsetzen werde, falls es verlangt wird. Das dürfte nicht das Entscheidende sein. Außerdem möchte ich ja eine Anwendung haben und einen Bezug zur Praxis. Also muss ich mich auch dieser Herausforderung stellen.

Vielmehr bin ich gespannt, ob es so einfach wird eine Stelle an der Universität zu finden. An meiner Uni ist es z.b sehr schwierig eine Stelle zu finden. Das dürfte also interessant werden...
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