Bin ich schon zu alt für eine Promotion?

Anfangen mit der Diss: Abgeschlossene Diskussionen (Doktorvatersuche, Expose...)
Klaus Unruh
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Re: Bin ich schon zu alt für eine Promotion?

Beitrag von Klaus Unruh »

Das Durchschnittsalter zum Abschluss der Promotion liegt bei rund 32 Jahren. Da muss man natürlich die jeweilige Fachsituation mit einbeziehen - im Bereich der Pädagogik ist das Durchschnittsalter laut dgfe rund 40 Jahre, bei anderen müsste es demnach früher sein - aber die gestellte Frage zeigt eines ganz deutlich auf: Die aktuell propagierte Wahnvorstellung, nur jugendlich ist gut. Wenn man mit 26 - trotz Zivi/Wehdienst - einen Masterabschluss und ein Jahr Berufserfahrung hat, dann ist das ungefähr das schnellste, was man sich vorstellen kann. Und dann ist man zu alt...

Mann, komm mal klar und überlegt dir mal, woher deine Vorstellung über das notwendige Alter für irgendetwas kommt.

edit: weil's gerade so schön passt, ein aktueller Artikel über burnout bei Studenten aus SPON http://www.spiegel.de/unispiegel/studiu ... 92,00.html

Gruß,

Klaus
saxomanix

Re: Bin ich schon zu alt für eine Promotion?

Beitrag von saxomanix »

@Jaja: ein bekannter von mit (Politikwissenschaftler) hat auch jetzt mit 32 "erst" angefangen. Sein Prof meinte sogar, ihm gefiele es ganz gut, dass er etwas älter sei und auch schon praxiserfahrung hat, weil das bei seinem Thema wohl positiv ist

ich gebe auch zu bedenken, dass keiner einen 28jähren Projektleiter haben will , wenn alle anderen Mitarbeiter sagen wir mal um die 40 sind...da nimmt dich dohc keiner Ernst! Bei Frauen kann ich ja noch verstehen, wenn die unter 30 fertig werden wollen, damit man vor 30 noch den Berufseinstieg schafft (Personaler denken ja scheinbar immer noch, dass man, sobald man sich der 30 nähert auch einmal einen ganzen Kindergarten produzieren will und sehen darin grundsätzlich einen nachteil...sind auch verdammt schwer vom gegenteil zu ueberzeugen..ah anderes Thema)
GrafLukas

Re: Bin ich schon zu alt für eine Promotion?

Beitrag von GrafLukas »

Und das mit dem "Jünger=Besser" wird ja oft auch mit irgendwelchen internationalen Vergleichen begründet. Aber: Der amerikanische High-School-Abschluss etwa ist häufig eher unserer mittleren Reife vergleichbar, nur berechtigt der Abschluss zum Uni-Besuch. Auch sonst ist unser Bildungssystem oft besser als sein Ruf - vor allem ist sein Ruf besser als sein Ruf. ;) Also mehrere Bekannte waren jetzt kürzlich erst in den USA, darunter eine Lehrämtlerin, ein Physiker und ein Chemiker. Die beiden letzteren waren Doktoranden, die gerade ihren Abschluss hatten und viel mehr konnten als die fast fertigen PhD-Kandidaten. Die haben immer gestaunt, was hier bei uns im normalen Grundstudium alles vorkam. Und auch bei der Lehrämtlerin wurde die klassische europäische Bildung immer sehr gelobt. Aber Hauptsache wir stellen unsere Abschlüsse alle auf irgendwas international klingendes um...
Klaus Unruh
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Re: Bin ich schon zu alt für eine Promotion?

Beitrag von Klaus Unruh »

Nochmal ein Nachtrag: Die HRK hat eine Übersicht mit dem Titel "Daten zum Wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland" auf ihrer Homepage stehen und dort steht eine Übersicht des Alters bei Abschluss der Promotion, zum Teil gegliedert nach Fächern. Homepage hier: http://www.hrk.de/de/home/1242_1202.php

Wesentliche Ãœbersicht:

Sprach- und Kulturwissenschaften(davon Erziehungswissenschaften 41,0): 36,1 Jahre
Sport: 35,4 Jahre
Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 32,7 Jahre
Mathematik, Naturwissenschaften 31,8 Jahre
Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften 34,4 Jahre
Ingenieurwissenschaften 33,6 Jahre
Humanmedizin(Zahnmedizin 31,8) 32,0 Jahre
Veterinärmedizin 31,4 Jahre

Gruß,

Klaus
Wierus
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Re: Bin ich schon zu alt für eine Promotion?

Beitrag von Wierus »

GrafLukas hat geschrieben:Also mehrere Bekannte waren jetzt kürzlich erst in den USA, darunter eine Lehrämtlerin, ein Physiker und ein Chemiker. Die beiden letzteren waren Doktoranden, die gerade ihren Abschluss hatten und viel mehr konnten als die fast fertigen PhD-Kandidaten. Die haben immer gestaunt, was hier bei uns im normalen Grundstudium alles vorkam. Und auch bei der Lehrämtlerin wurde die klassische europäische Bildung immer sehr gelobt. Aber Hauptsache wir stellen unsere Abschlüsse alle auf irgendwas international klingendes um...
Dieser "Jugendlichkeitswahn" kommt vor allem durch den wachsenden Zwang, sich international vergleichen zu müssen. Und mit welchem Staat vergleicht man sich besonders gerne? Genau, mit den USA! Und hierzu hab ich vor kurzem in "Informationen zur politischen Bildung - USA" (2000) Erstaunliches lesen müssen:

Im Durchschnitt erhält ein US-amerikanischer Schüler bzw. Student

den High School Abschluss mit 17 Jahren
den Bachelor mit 21 Jahren
den Master mit 22 Jahren
den Doctor/PhD mit 24 Jahren

Das klingt natürlich super, weil dann viele knackige und hochqualifizierte Absolventen zur Verfügung stehen. Dass aber z.B. die schriftlichen Abschlussarbeiten sich in Volumen und Anspruch nicht annähernd mit unseren vergleichen lassen, wird bei solchen schönen Zahlen natürlich sehr gern verdrängt.
Pendergast

Re: Bin ich schon zu alt für eine Promotion?

Beitrag von Pendergast »

Vielen Dank für eure zahlreichen Anregungen! Ich hätte jetzt nicht gedacht, dass ich so eine rege Diskussion auslöse.

Zunächst einmal bin ich selbst auch kein Freund des Jugendlichkeitswahns. Mir kam es bislang nur immer so vor, dass bei den meisten Absolventen die promovieren doch eher der Weg des Diploms mit <= 25 Jahren und der Promotion mit <= 30 Jahren die Regel ist. Ich habe auch von Profs. mittlerweile schon Kommentare gehört, dass ich jetzt nach dem Master ja doch schon fast ein Jahr von der Uni weg bin und ich jetzt schon langsam mal die Promotion angehen sollte. Also zwischen den Zeilen gelesen heißt das so viel wie: "Sie sollten so langsam schon mal in die Gänge kommen...".
Die Statistik die Klaus Unruh erwähnt und auch die Lebensläufe von einigen von euch machen mir jetzt aber schon wieder Mut.
bienah
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Re: Bin ich schon zu alt für eine Promotion?

Beitrag von bienah »

Hallo Pendergast

Ich denke, das Problem liegt aus der Sicht deiner Profs hier:
Ich habe auch von Profs. mittlerweile schon Kommentare gehört, dass ich jetzt nach dem Master ja doch schon fast ein Jahr von der Uni weg bin und ich jetzt schon langsam mal die Promotion angehen sollte.
Gemeint war vermutlich nicht, dass du - absolut gesehen - zu alt bist, sondern dass du schon länger von der Uni weg bist. Viele Profs gehen davon aus, dass man dann das Gelernte nicht mehr so präsent hat und einem die Arbeit an der Diss deshalb schwerer fällt.
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