Elektrotechnik: An der Uni oder im Unternehmen promovieren?

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XcL

Elektrotechnik: An der Uni oder im Unternehmen promovieren?

Beitrag von XcL »

Hallo zusammen,

ich bin zur Zeit in der Endphase meiner Masterarbeit im Bereich Elektrotechnik. Im Anschluss strebe ich eine Promotion an und habe folgende zwei Möglichkeiten:

1. Promotion am Lehrstuhl meiner Uni (wird als volle Stelle vergütet)
2. Promotion in einem Unternehmen (Bezahlung wie eine volle Ingenieurstelle)

In dem Unternehmen würde man zwar auch in Projekte einbezogen, diese hätten aber vollen Bezug zu dem Promotionsthema! Momentan tendiere ich eher zur der externen Promotion, da ich anschließend gern ich der Industrie arbeiten möchte und nicht als Dozent an der Uni. Ganz überzeugt bin ich allerdings noch nicht!

Nun meine Frage: Ist eine externe Promotion allgemein genauso anerkannt wie eine wissenschaftliche Promotion an einer Uni? Oder hat diese allgemein noch einen höheren Stellenwert?
Frodo

Re: Elektrotechnik: Am der Uni oder im Unternehmen promovier

Beitrag von Frodo »

Hallo XcL

Versetze dich einmal in die Lage eines Arbeitgebers in der Industrie. Hättest du 2 promovierte Bewerber auf eine Stelle, wobei der eine an der Uni promoviert und in seinem Leben noch nie oder kaum in der Industrie gearbeitet hat, der andere jedoch hat nach seinem Master als Externer in einem Unternehmen promoviert und sich "nebenbei" bereits 3 Jahre vollwertige Berufserfahrung angeeignet. Welchen würdest du bevorzugen?

Vermutlich ist die Promotion an der Uni Pflicht, für diejenigen, die eine Unikarriere anstreben, jedoch sehe ich persönlich alle Vorteile bei einer Industriepromotion, wenn das Ziel ohnehin die Industrie ist. Allerdings dürfte dieser Faktor lediglich bei der ersten Stelle nach der Diss. eine Rolle spielen, später wohl nicht mehr.

Grüsse,
Frodo
saxomanix

Re: Elektrotechnik: Am der Uni oder im Unternehmen promovier

Beitrag von saxomanix »

@frodo: seh ich nicht so - ich weiss aus meiner Umgebung, dass die Uni-Promoventen vor allem im R&D Bereich sehr gut untergekommen sind. Die parallele Berufserfahrung mag fuer BWLer/Marketingmenschen usw von Vorteil sein (Vertrieb usw) aber wer in der Forschung bleiben will, darf/kann auch sehr gerne von der Uni kommen.

Wie oben schon beschrieben - im Unternehmen macht man nebenbei halt auch Projektarbeit. Zumindest die mir bekannten externen (technischen!) Promotionen sind inhaltlich etwas äh flacher als reine Unipromotionen...is ja klar, fuer einen Betrieb ist Grundlagenforschung weniger interessant, das wird dann -wenns man von INteresse sein sollte - einfach als Kooperation an ne Uni vergeben und fertig. Ich seh das immer wieder bei den Projekt-bezahlten Dr-Stellen, da taucht ein interessanter nebenaspekt auf und dann heisst es immer, jaja aber konzentrieren sie sich mal auf ihr Projekt - ich wuerde mir an der Stelle nen Studenten suchen und denn daran nen bissle rumknobeln lassen...naja...

Ich denke, dass man das nicht so pauschal beantworten kann, ich habe damals auch zwischen beidem geschwankt (Promotionsprogramm bei BO*** oder Technische Uni) und hab mich fuer die Uni entschieden. Zum einen, weil mir das Thema besser gefiel, ich mehr Freiheiten hatte, auch mal auf Konferenzen darf, freiere Zeiteinteilung usw. Bisher hab ich es nicht bereut und ich will danach auch nicht an der Uni bleiben (aber schon gerne Richtung R&D Industrie oder priv. Forschungsinstitute...mal schaun ob's klappt). Nur weil man an der uni promoviert, wird man danach ja nicht automatisch Dozent oder MUSS an der Uni bleiben. Ein Freund von mir ist Etechniker (Uni-Promovierter) und arbeitet jetzt in der Instustrie mit Kernkraftwerken ;)
Amalia

Re: Elektrotechnik: Am der Uni oder im Unternehmen promovier

Beitrag von Amalia »

Frodo hat geschrieben:alle Vorteile bei einer Industriepromotion, wenn das Ziel ohnehin die Industrie ist. Allerdings dürfte dieser Faktor lediglich bei der ersten Stelle nach der Diss. eine Rolle spielen, später wohl nicht mehr.
Gerade hier hättest du als Industriepromovend allerdings einige Vorteile. Bspl. giltst du als Interner und hast deshalb auch auf den internen Stellenmarkt zugriff und nicht nur auf die öffentlich ausgeschriebenen Stellen, wie ein Externer.
Alles Gute A.
Frodo

Re: Elektrotechnik: Am der Uni oder im Unternehmen promovier

Beitrag von Frodo »

saxomanix hat geschrieben:@frodo: seh ich nicht so - ich weiss aus meiner Umgebung, dass die Uni-Promoventen vor allem im R&D Bereich sehr gut untergekommen sind. Die parallele Berufserfahrung mag fuer BWLer/Marketingmenschen usw von Vorteil sein (Vertrieb usw) aber wer in der Forschung bleiben will, darf/kann auch sehr gerne von der Uni kommen.
Gut, so Unrecht haben wirst du nicht, aber selbst in der "industriellen" F&E herrscht ein anderes Klima als an der Uni. Und dabei bleibt es immer noch so, dass der Externe wesentlich weniger Einarbeitungszeit benötigt.

Ein weiteres, auch nicht ganz zu vernachlässigendes Argument ist meiner Meinung nach die Frage nach dem Einstiegsgehalt. Ich könnte mir vorstellen, dass sich hier die Berufserfahrung eher positiv auswirken könnte.
Amalia hat geschrieben:
Frodo hat geschrieben:alle Vorteile bei einer Industriepromotion, wenn das Ziel ohnehin die Industrie ist. Allerdings dürfte dieser Faktor lediglich bei der ersten Stelle nach der Diss. eine Rolle spielen, später wohl nicht mehr.
Gerade hier hättest du als Industriepromovend allerdings einige Vorteile. Bspl. giltst du als Interner und hast deshalb auch auf den internen Stellenmarkt zugriff und nicht nur auf die öffentlich ausgeschriebenen Stellen, wie ein Externer.
Alles Gute A.
Verstehe nicht ganz, was du damit meinst... Ich bin davon ausgegangen, dass jemand nach Abschluss der Promotion einige Jahre in einem Unternehmen arbeitet und danach allenfalls die Stelle wechseln möchte. DANN schaut wohl keiner mehr daruaf, wo Person X seine Diss. geschrieben hat, sondern in erster Linie, was sein letztes Tätigkeitsgebiet war.
Amalia

Re: Elektrotechnik: Am der Uni oder im Unternehmen promovier

Beitrag von Amalia »

Frodo hat geschrieben: Verstehe nicht ganz, was du damit meinst...
@ Frodo: Sorry. War etwas missverständlich.

Es ging um den ersten Berufseinstieg direkt nach Abschluss der Promotion.
Ein Bekannter hat gerade seine Industriepromotion in einem großen Unternehmen abgeschlossen. Wegen Kurzarbeit u.a. herrscht dort noch ein weitestgehender Einstellungsstopp. Das betrifft aber nur öffentlich Ausschreibungen! Er gilt als interner, da er schon 3 Jahre als Doktorand in dem Unternehmen gearbeitet hat. Deshalb kann er sich jetzt auf andere Stellen innerhalb des Unternehmens bewerben. Hätte er an der Uni promoviert, hätte er zurzeit in diesem Unternehmen keine Chance und müsste warten, bis die Krise vorbei ist. …
Es ist zwar sehr zu hoffen, dass die Krise Geschichte ist, wenn Xcl mit seiner Promotion fertig ist. Aber man weiß ja nie. Wer die Chance hat in ein Unternehmen reinzukommen, sollte sie nutzen, vorallem wenn er dort seine langfristige Zukunft sieht.

Ich hoffe, im zweiten Anlauf war ich verständlicher. Es ist so warm….
Frodo

Re: Elektrotechnik: Am der Uni oder im Unternehmen promovier

Beitrag von Frodo »

Ach so... wir haben wohl aneinander vorbeigeredet :) Jetzt ist's klar.
Nela

Re: Elektrotechnik: An der Uni oder im Unternehmen promovier

Beitrag von Nela »

Amalia hat geschrieben:
Er gilt als interner, da er schon 3 Jahre als Doktorand in dem Unternehmen gearbeitet hat. Deshalb kann er sich jetzt auf andere Stellen innerhalb des Unternehmens bewerben. Hätte er an der Uni promoviert, hätte er zurzeit in diesem Unternehmen keine Chance und müsste warten, bis die Krise vorbei ist. …
Das ist nicht in jedem Unternehmen so. Ich z.B. gelte in meinem Unternehmen als Extern, und zwar über die gesamten 3 Jahre der Promotion. Ich kann mir zwar die internen Stellen im Intranet anschauen, aber mich nicht drauf bewerben...
cine

Re: Elektrotechnik: An der Uni oder im Unternehmen promovier

Beitrag von cine »

Hallo @alle,

bei mir war die Fragestellung am Anfang ähnlich, allerdings war die Variante, in der Firma anzufangen, finanziell eindeutig unattraktiver. Zudem waren alle "meine" Geräte nur an der Uni verfügbar, daher war die Entscheidung für mich relativ einfach.
Nachteilig für mich ist, dass sich keiner meiner Kollegen auch nur ansatzweise mit meinen Themen beschäftigt, d. h., ich bin Einzelkämpfer. Wenn ich Betreuung brauchte, verwies mich mein DV an die Industriepartner und die mich an meinen DV. War nicht so der Bringer.
Dagegen genieße ich alle Vorteile des Unilebens wie die freie Zeiteinteilung und die Möglichkeit, intern an spannende Geräte zu gehen, auch wenn der direkte Nutzen für meine Promotion nicht 100% nachweisbar ist. Außerdem habe ich an der Uni nebenbei einige Studenten bei ihren Studien-, Diplom-, Bachelor- und Masterarbeiten betreut, woraus ich auch einiges gelernt habe. Und das Arbeitsklima mit etwa gleichaltrigen Kollegen ist sehr entspannt - okay, das mag institutsspezifisch sein, aber für mich war es definitiv die richtige Entscheidung, an der Uni zu bleiben.
Diese "weichen Faktoren" würde ich an deiner Stelle mal versuchen abzuwägen.

Eine andere Erfahrung: ein Freund von mit hat als Physiker bei der größten deutschen Bank mit angeschlossener Elektrowerkstatt promoviert. Bei ihm hieß es nach drei Jahren: Zeit um, Vertrag zuende, keine Finanzierung mehr fürs Zusammenschreiben und die Prüfungsvorbereitung. Bei uns am Lehrstuhl findet sich imemr noch irgendeine Lösung, wie die Leute bis zum Abschluss "durchgefüttert" werden.

Mein Senf zum Thema,

LG cine
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