Doktortitel am Telefon nennen?

Einreichung, Korrektur, Rigorosum, Disputation, Drucken, Titelführung, Steuern
außerdem auch alles was nach Abschluss der Diss kommt.
claudine

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von claudine »

roberto hat geschrieben:
claudine hat geschrieben:meinen sachbearbeiter bei der bank interessiert der titel wenig
Kann es sein, dass Du noch keinen hast?
ja, ich habe einen doktortitel und ja, ich habe sogar einen sachbearbeiter bei meiner bank und den interessiert mein einkommen, wenn er mir kredite anbietet, nicht mehr und nicht weniger.
claudine hat geschrieben:ich frag mich grad echt, was ihr so für leute kennt oder was ihr denkt anderer leute eindruck von euch ist, nur weil da nen dr. vor dem namen steht?
Frag Dich das mal selber und komm aus Deiner universitären Ecke raus! Kennst Du überhaupt nichtstudierte Leute?
wenn man also realitätsnah denkt und nicht auf wolke 7 mit seinem doktortitel schwebt lebt man im universitären glaskasten? ich arbeite in der industrie und hier gibts keinen oh-ein-doktor-der-muss-ja-ein-supertoller-mensch-sein bonus, hier gehts um leistung (und das hat nicht unbedingt was mit den 2 buchstaben vor dem namen zu tun). ich kenne sogar "nichtstudierte leute" man stelle sich das mal vor :shock:

sorry, aber du klingst so, als ob du dich mit deinem doktortitel anhimmeln lassen willst. ja, ein doktor macht arbeit und dauert schon mal 3-6 jahre aber das ist doch noch lange kein grund sich als was besseres als der "rest der gesellschaft" zu sehen (andere leute gehen auch arbeiten ...). kommt mir hier leider manchmal so vor - immer schön den DR. vor anderer leute nase herumwedeln in der hoffnung sich dadurch besser/gehobener zu fühlen als "die anderen".
roggentoast

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von roggentoast »

Jetzt habe ich doch tatsächlich die Jahreszahlen falsch interpretiert. Trotz einem Jahr zwischen dem letzten Post und meinem hoffe ich, nicht gesteinigt zu werden! ;)

Meinen erste Beitrag steuer ich einfach mal hier zu!

Ich bin zwar (noch) kein Doktor, bin aber auf einem guten Weg.
Ein Doktor-Titel (oder der Weg zum Titel) ist ja bekanntlich sehr steinig - oder kann es sein. Da gibt es halt Leute, die sich später mit dem Titel im Ausweis "belohnen". Und es spricht auch nichts dagegen stolz auf das Erreichte zu sein. Ich denke, man sollte eine gesunde Mischung aus beiden Wegen - dem des "Versteckens" und dem "Titel-auf-der-Zunge-tragen" - finden.

Menschen, die sich jahrelang an der Universität befunden haben um an Themen zu forschen, während Ihre Ex-Kommilitonen die Wirtschaft unsicher machten um deutlich mehr Geld zu verdienen, sollten sich nicht "unwichtiger" machen, als sie sind.
Sowas kann jedoch auch leider in extreme Pfade führen. Die Nase trägt man schneller über deren anderer, als man vielleicht denkt.
Aber wenn es Leute gibt, wie ich hier gelesen habe, die ihren Titel dazu benutzen um an einen schnelleren Arzttermin oder besseren Tisch in einem Restaurant (wie man das eben aus guten/schlechten amerikansichen Filmen kennt :D ) zu gelangen, ist dies doch schon sehr hochtrabend.
Viel schlimmer, wenn ein solches Verhalten noch funktioniert.

Aber um auf die eigentliche Fragestellung zurückzukommen. Wenn es bei mir mal so weit sein sollte, und ich mich Dr. nennen darf, werde ich anfangs sicher - auch aus Stolz - mal einen guten Freund anrufen und mich kurz mit Dr. vorstellen. ;) Aber ich kann mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen, mich jederzeit mit vollem Titel anzupreisen. (wie das in der zukünftigen Arbeitsstelle aussehen wird, vermag ich nicht zu sagen. Dafür ist es auch etwas zu früh.)
Also ich sage, ein in Maßen eingesetzter Titel ist nicht weiter tragisch. Ich will ihn nur nicht dauernd aufs Butterbrot geschmiert bekommen. :lol:
manutl

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von manutl »

Hallo,

ich kann Roberto und Sebastian nur zustimmen, der Dr. vor dem Namen verändert so einiges.
Viele Mitmenschen werden deutlich freundlicher/zuvorkommender und sind auch sehr beeindruckt.

Ich bin jetzt seit einem halben Jahr fertig und habe mich selbst bewusst unter Druck gesetzt, in dem ich von meinem "Projekt" im letzten Jahr auch mal erzählt habe. Ich habe neben einem zweiten Abschluss, Job, Familie und Ehrenamt promoviert und entsprechend länger gebraucht. Dass ich fertig bin, habe ich aber immer nur auf Nachfrage ("Na, wie weit biste denn...?") erzählt.
(Er steht auch nicht im Pass oder an der Haustür.)

Allerdings stelle ich nicht nur positive Reaktionen fest.

Es gibt einige (sorry) Männer in meinem (ehrenamtlichen) Umfeld, die große Probleme damit haben, dass ich nun fertig bin. Im besten Fall erzählen sie mir, warum sie es noch nicht so weit gebracht haben, wie sie anders Kariere machen oder ähnliches.
Ansonsten habe ich im Moment viel Freude mit (ich nenn es mal) "Imponiergehabe".
Kennen das andere Frauen auch?
Sorry, ich hoffe, ich weiche damit nicht zu sehr vom Thema ab.
Gruß,
manutl
saxomanix

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von saxomanix »

@manutl:.ich sag auf die Frage nach meinem Berufsag meistens auch nicht, dass ich promoviere, sondern dass ich an der uni arbeite (was ja auch stimmt). Von circa 90% der Männer, die nicht selbst studieren/studiert haben, bekomm ich dann Reaktionen wie "jaja so ein Job in der Verwaltung ist schon gemuetlich"...und die gucken meist etwas reserviert, wenn ich das korrigiere und sage, dass ich an meiner Diss im Ing.-Bereich schreibe *lach* immer wieder schön :-)
Thales

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von Thales »

saxomanix hat geschrieben:@manutl:.ich sag auf die Frage nach meinem Berufsag meistens auch nicht, dass ich promoviere, sondern dass ich an der uni arbeite (was ja auch stimmt). Von circa 90% der Männer, die nicht selbst studieren/studiert haben, bekomm ich dann Reaktionen wie "jaja so ein Job in der Verwaltung ist schon gemuetlich"...und die gucken meist etwas reserviert, wenn ich das korrigiere und sage, dass ich an meiner Diss im Ing.-Bereich schreibe *lach* immer wieder schön :-)
Ja so sieht es bei mir auch aus. Auf die Frage was ich so mache antworte ich meist "Ich arbeite an der Uni". Immerhin bin ich bisher fast immer gefragt worden, was ich da mache. Allerdings mußte ich auch sehr oft beobachten, dass die Männer geflüchtet sind, wenn ich gesagt habe "ich bin Ingenieurin, habe eine WiMa stelle an einem Institut". Da brauch ich die Promotion gar nicht zu erwähnen.

Zum Thema Dr. am Telefon:
Ich habe nicht vor, meinen Dr. (so ich ihn denn mal kriegen sollte) heraus zu kehren. Aber beim Dipl.-Ing. muß ich zugeben, dass ich es schon genutzt habe.... zum Beispiel wenn der Handwerker für die Gastherme mich für dumm verkaufen wollte.
Ich befürchte in meiner entfernteren Familie könnte der Dr. jedoch eine gewisse Wirkung haben, das kommt aber wohl sehr auf die Personen an.

Viele Grüße

Thales
saxomanix

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von saxomanix »

Ich befürchte in meiner entfernteren Familie könnte der Dr. jedoch eine gewisse Wirkung haben, das kommt aber wohl sehr auf die Personen an.
hahaha ja meine Oma war auch leicht verwirrt, als sie mal fragte, was ich denn nun machen wuerde, wo ich ja mit dem Studium durch sei. Ich meinte, ich mache meinen Doktor - sie "aber du hast doch was technisches studiert, wie kannst du jetzt Arzt werden?" ...suess...

@thales: jaaaaaaaaaa das mit Handwerkern hab ich auch schon festgestellt. Auch schön, wenn man auf Listen nur mit Dipl.Ing. C.Meyer gefuehrt ist...dann reist man da mit seinem Prof an und neulich kam der Spruch "ach wie schön, bei ihnen hat sich auch mal eine Frau ans Institut verirrt" (war aber positiv gemeint) ....ah ich schweife ab...
roberto

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von roberto »

Nochmal zurück @claudine
claudine hat geschrieben:ich arbeite in der industrie und hier gibts keinen oh-ein-doktor-der-muss-ja-ein-supertoller-mensch-sein bonus, hier gehts um leistung
:lol: Na, da ist die Industrie natürlich das einzige Feld, wo das so ist. Gut, dass auch Industrieunternehmen zu unseren Mandanten zählen, sonst hätte ich jetzt Angst, dass die Leute nur wegen unseres hübschen Türschildes zu uns kommen. :D

Übrigens, wer lesen kann, ist stark im Vorteil:
claudine hat geschrieben:sorry, aber du klingst so, als ob du dich mit deinem doktortitel anhimmeln lassen willst. ja, ein doktor macht arbeit und dauert schon mal 3-6 jahre aber das ist doch noch lange kein grund sich als was besseres als der "rest der gesellschaft" zu sehen
roberto hat geschrieben:Privat nutze ich den Titel übrigens ganz selten (und wenn, auch nur in der oben beschriebenen Weise, also nur beim ersten Nennen am Telefon - das sind dann meist "Nahkampfsituationen", wie Sebastian das nennt). Der Dr. steht bei mir weder an der Klingel, noch im Perso oder im Pass.
Meine Attitüde zum Titel sollte damit doch deutlich geworden sein? Und ja, ich bin stolz und glücklich, den Titel erworben zu haben. Halte ich mich deshalb für etwas besseres? Ich denke nicht!

Ich habe die Diss ursprünglich ganz allein für mich gemacht - ob der persönlichen Herausforderung des wissenschaftlichen Arbeitens - und das prägt auch heute noch meinen privaten Umgang mit dem Titel. Dass ich ihn beruflich nutzen kann, ist eine positive Zugabe und hat nichts mit meiner persönlichen Einstellung oder angehimmelt werden zu tun (dazu brauche ich keinen Titel :mrgreen: ).

Ich dachte mir ja schon, dass ich mich wegen meines Posts etwaiger Angriffe erwehren müsste. Ich finde Dich trotzdem nett, Du bist irgendwie ganz putzig, wie Du Dich so echauffieren kannst.
:coffee:
Mathilda

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von Mathilda »

Es gibt einige (sorry) Männer in meinem (ehrenamtlichen) Umfeld, die große Probleme damit haben, dass ich nun fertig bin. Im besten Fall erzählen sie mir, warum sie es noch nicht so weit gebracht haben, wie sie anders Kariere machen oder ähnliches.
Das kenn ich auch :lol: - allerdings auch von Frauen, nicht nur von Männern.
("ich hätte ja auch promovieren können... aber ich wollte lieber arbeiten" << einer meiner Lieblinge. 8) ). Sorry für OT.
Koenigsportal
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Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von Koenigsportal »

roberto hat geschrieben: Ich finde Dich trotzdem nett, Du bist irgendwie ganz putzig, wie Du Dich so echauffieren kannst.
:coffee:
Sorry, aber das find ich dann doch ziemlich chauvihaft - und passt entsprechend ins Bild eines Doktors, der es doch irgendwie gern "'raushängen lässt", auch wenn er bescheiden tut.
"Do what you can, with what you've got, where you are." (Th. Roosevelt)
Nela

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von Nela »

Muss hier mal ganz kurz was etwas off-topic posten
ich arbeite in der industrie und hier gibts keinen oh-ein-doktor-der-muss-ja-ein-supertoller-mensch-sein bonus, hier gehts um leistung
Da gibts eben zwei Arten von Industrieunternehmen, die ich beide schon näher kennenlernen durfte. Im ersten (amerikanisches Unternehmen) wusste gar niemand wer nun nen Doktortitel hat und wer nicht, wer an der FH studiert hat und wer an der Uni. Es stand weder auf dem Firmenausweis noch am Türschild oder sonst irgendwo wo es Kollegen sehen könnten. Im zweiten (deutsche Traditionsfirma) wurde klar getrennt zwischen Doktoren und Nichtdoktoren, und viele mit Titel zeigten ihn auch offensichtlich, ganz zu schweigen von den fetten Hinweisen auf Türschildern, Ausweisen und im Telefonbuch.

Im ersten hats mir besser gefallen und ich gehe davon aus dass das so bleibt wenn ich mal den Titel habe...

Zum Topic:
Vlt kann ich es mir noch schwer vorstellen, weil ich noch nicht fertig bin, aber ich glaube ich würde ihn auch weder in den Perso noch an die Türklingel schreiben. Ihn beim Arztbesuch zum Vorteil zu nutzen kann man machen, ich selbst würde es nicht tun. Anders wäre es vlt bei der Wohnungssuche, wo er auch ganz gut helfen soll (hab ich gehört). Das finde ich nicht so kritisch wie die menschliche Gedundheit. Am Telefon nie im Leben!

Grüße!
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