Anregungen für die Themenfindung

Anfangen mit der Diss: Abgeschlossene Diskussionen (Doktorvatersuche, Expose...)
algol
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Re: Anregungen für die Themenfindung

Beitrag von algol »

Ich finde den Anspruch, dass man sich mit dem Arbeitsthema absolut identifizieren muss, sehr hoch. Das hat mich schon nim Studium gestört, dass die Dozenten oft gesagt haben, man müsse sich für die Abschlussarbeit ein Thema suchen, wo man für "brennt" (oder sinngemäß). Ich habe dann diverse Studierende gesehen, die dann lange hin- und hergeschwankt sind, weil sie nicht wussten, für welches Thema sie wirklich brennen. Eine Abschlussarbeit dauert nur einige Monate. Eine Diss mehrere Jahre. Wenn man zu stark nach dem eigenen Interesse geht - das kann in mehreren Jahren wechseln. Habe ich bei einem Kollegen gesehen. Sein roter Faden in der Diss hat ziemlich viele Kurven. Ich denke, man sollte sich ein Thema nehmen, an dem man an prinzipielles Interesse hat, das von den Umständen passt (Drittmittelprojekt, kompatibel mit dem Job, ...) und dann einfach runterarbeiten.
musicus

Re: Anregungen für die Themenfindung

Beitrag von musicus »

Dachte ich mir doch, daß sich das nach einem kritischen Ansatz anhört. :wink: Ob das jetzt Mode ist, kann ich nicht sagen, insgesamt ist doch die kritische Wissenschaft eher auf dem Rückzug. Mit praxisnahen Themen haben manche ausschließlich an der Uni dozierenden Theoretiker ab und an Probleme, das solltest Du auch berücksichtigen. Da können zwei völlig verschiedene Welten aufeinandertreffen.
Quellen kann ich dir keine nennen, weil ich nicht vom Fach bin. Ich weiß nur, daß Abschlußarbeiten kaum online publiziert werden, so daß hier jeweils die Institute einzeln aufgesucht werden müssen. Ausleihe ist oft auch nicht möglich. Bei Dissen gibt es in manchen Fächern vollständige Verzeichnisse.
Dr. House

Re: Anregungen für die Themenfindung

Beitrag von Dr. House »

Sind wir mal ehrlich: widerlegen bietet sich nicht wirklich an. Mit dem Erstlingswerk gegen die etablierten Theorien der Fachwelt? Neu entdecken nach, je nach Fach, mehreren hundert Jahren Wissenschaftstradition -- dürfte auch utopisch sein. Etwas beweisen? Da wird eine einzelne Arbeit kaum auf allzu große Aufmerksamkeit stoßen. Bleibt: erforschen. Ok! Aber was, wenn man sich nicht auf das Balzverhalten ber schwarz-gestreifter afrikanischer Moorhühner in der Zeit zwischen 2009-2011 im Kölner Zoo (ihr wißt, was ich meine) beschränken will?

Das bleibt aber mein Anspruch. Etablierte Theorien hin oder her. Okay, bei mir ist das vielleicht einfacher. Ich habe zwei Begriffe zu definieren, für die man es in 100 Jahren Forschung nicht geschafft hat, eine eakte wissenschaftliche Definition zu finden. Und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtung streiten sich darüber.

Daher kann es nur Anspruch sein, etwas neu zu definieren. Widerlegen gehört für mich ebenso zum wissenschaftlichen Arbeiten wie etwas Neues herausstellen. Erforschen soweiso. Kurz um, das sind exakt Kriterien, die bei einer Diss im geisteswissenschaftlichen Bereich eine Rolle spielen. Ein gleiches Thema zu nehmen, sich nicht kritisch gegenüber Vorgängern zu stellen, dabei nicht mal neue Erkenntnisse gewinnen - das würde der Fachwelt nicht imponieren. Wäre doch auch langweilig. Ist auch alles machbar, die Welt und die Themen sind groß. Auch ein Romanautor wird immer bemüht sein, etwas Neues, Individuelles zu schreiben!
Deswegen macht eine Spezialisierung mit dem Balzverhalten über schwarz-gestreifter afrikanischer Moorhühner in der Zeit zwischen 2009-2011 im Kölner Zoo durchaus Sinn. Es wäre eine klar definierte Nische. Etwas Unerforschstes, Du kannst Dich zum Spezialisten auf diesem Gebiet machen, läufst nicht der Gefahr aus, etwas zu allgemein zu schreiben und auch nicht abzuschreiben oder zu wiederholen!

Ich bin Journalist und Freelancer, wenn Du es da nicht schafft, genau eine solches USP (Unique Selling Prposition) zu finden, wirst Du es schwer haben mit der Auftragsqkuise.
musicus

Re: Anregungen für die Themenfindung

Beitrag von musicus »

Das mag theoretisch alles stimmen, ich habe aber andere Erfahrungen gemacht. Bei mir war es so, daß eher das Wiederholen und Abschreiben ("Aus einem Buch abschreiben ist ein Plagiat, aus zwei Büchern abschreiben eine Promotion", oder so ähnlich), keinesfalls aber das eigenständige Überlegen und Finden von neuen Definitionen gefördert wurde. Leider. Versuche mal eine neue Definition gegen die Überzeugung deines Betreuers durchzusetzen. :wink: Und weil das nicht funktioniert, wird sich am Status Quo ("Wissenschaftler verschiedener Fachrichtung streiten sich darüber") nichts ändern. Das mag an meinem Fach (auch Geisteswissenschaft) oder an meinem radikalen Infragestellen von "Wissenschaftlichkeit" liegen, aber das sind meine Erfahrungen.
Dr. House

Re: Anregungen für die Themenfindung

Beitrag von Dr. House »

Ich will mir einfach thematisch von keinem in meine (!) Arbeit reinreden lassen. Habe auch das Glück, dass mein DV sehr loyal damit ist!

Wenn meine Arbeit dann von anderen Wissenschaftlern zerpflückt werden sollte, habe ich schon mal ein Ziel erreicht!

Wenn die Wissenschaft sich nicht ständig wieder selbst in Frage stellen würde, käme sie nicht weiter!

Allerdings gibt es da tatsächlich auch die notorischen Nörgler, die selbst nichts schreiben, aber sich auf andere Arbeiten stürzen und versuchen, vermeintliche Lücken zu finden, um sich dann zu profilieren. Habe ich schon im Hörsaal verabscheut diese Tour!

Im Grunde kannst Du nur Dir selbst trauen bei Deiner Arbeit, musst Dir und Deiner Linie treu bleiben! Und ich werde sie, egal gegen wen mit Haut und Haar verteidigen ;-)

Prae Doc House
Despo2008

Re: Anregungen für die Themenfindung

Beitrag von Despo2008 »

so - nun melde ich mich mal wieder zu Wort. Der Tipp mit Link entfernt 3825215121]Eco ist bis jetzt, und ich bin gerade mal auf Seite 16 angelangt, prima. Hatte ich mich die letzten zwei Jahre immer wieder daran versucht, eine empirische Arbeit zu verfassen, weiß ich jetzt: nein, das macht keinen Sinn. Dieser Anspruch an mich ist eindeutig zu hoch. Ich schreibe, wie wahrscheinliche viele hier, eine externe Promotion, und arbeite "nebenher" voll.

Eco hat mir für diese Situation einen guten Hinweis auf den Weg gegeben. Das Zauberwort heißt "kompilatorische Arbeit". Was denkt Ihr, hat jemand mit solchen Arbeiten Erfahrung?
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