Zitate aus zweiter Hand und unauffindbare Quellen...

Fragen aus der laufenden Arbeit an der Dissertation.
Literatursuche, Motivationsprobleme, Lehrtätigkeit, Ärger mit dem Prof u.v.m.
Nicky

Zitate aus zweiter Hand und unauffindbare Quellen...

Beitrag von Nicky »

hallo,

nochmal eine spezielle frage...:

es gibt ja bestimmte literaturquellen, bei denen auf jeder seite 20 fussnoten sind... am anfang, als ich mit der diss angefangen habe, habe ich nicht alle quellen in diesen fussnoten vollstaendig ausgeschrieben, weil ich noch nicht wusste, welche abschnitte aus meinen exzerpten zum schluss noch stehen... und nun sind die buecher lange zurueckgegeben und ich habe einige quellenlosen zitate vorliegen...

in einigen faellen habe ich name und jahr notiert und kann “mit ziemlicher wahrscheinlichkeit” das zitate auf eine quelle zurueckfuehren (durch blick in die publikationen des autoren etwa). manchmal konnte ich auch durch internetrecherchen die quelle ausfindig machen. MUSS man alle zitate selber im original gelesen haben? Und wenn nicht, laesst man "zitiert nach" stehen, oder tut so, als haette man die textstelle selber vorliegen gehabt? Und wie ist das fuer den fall, dass aus irgendwelchen gruenden, also weil ich sie von anfang an nicht notiert habe oder weil sie verloren gegangen ist, zu einer wichtige textstelle partout keine quelle zu finden ist?

vielen dank fuer eure hilfe!
algol
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Re: zitate aus zweiter hand und unauffindbare quellen...

Beitrag von algol »

Herzliches Beileid zu Deinem Problem. :-)
Naja, eigentlich ist es schon so, dass man nur zitieren darf, was man gelesen und belegen kann. Du hast Dich bestimmt auch schon mal geärgert, wenn xy was zitiert hat und man es aber im Original nicht finden kann.
Dieses "zitiert nach" ist grundsätzlich o.k. (hängt natürlich vom Prof ab), sollte aber nur im Ausnahmefall genutzt werden, weil es keinen fundierten Eindruck macht.
Ich steuere allmählich dem Ende entgegen und habe mir jetzt privat einen Studenten gesucht, der mir hilft, Abbildungen zu malen, Bücher/ Zeitschriften in Bibliotheken zu recherchieren und zu kopieren, meine Literaturliste zu pflegen, ...
Das nimmt sehr viel Zeit in Anspruch.
Dir viel Erfolg.
Nicky

Re: zitate aus zweiter hand und unauffindbare quellen...

Beitrag von Nicky »

erstmal danke, algol!

du glueckliche(r), ich koennte auch gut einen stundenten gebrauchen, der die laestigen routinearbeiten uebernimmt...! :wink:

wie ist denn das, wenn man nicht zitiert, aber sinngemaess widergibt - gilt da das gleiche und man schriebt "nach" soundso (statt "zitiert nach" soundso)? (EDIT: DAMIT MEINE ICH DIE SEKUNDAERZITATE)

danke.

nicky
Zuletzt geändert von Nicky am 11.02.2010, 17:42, insgesamt 1-mal geändert.
Mathilda

Re: zitate aus zweiter hand und unauffindbare quellen...

Beitrag von Mathilda »

Hallo Nicky,

möglicherweise sind da die Gepflogenheiten auch unterschiedlich, aber ich schreib mal, wie es bei uns ist.

Erstens: Sekundärzitate sind nur bei unveröffentlichtem/objektiv nicht zugänglichem Material erlaubt.
Zweitens: Wörtliche Zitate sind nur dann erlaubt, wenn es EXAKT um den entsprechenden Wortlaut geht. In diesem Fall steht in der Zitation nur die Quelle (Meier, S. xy), also kein vgl. oder sowas. In allen anderen Fällen darf nicht wörtlich zitiert werden, und in der Zitation steht "vgl." oder "siehe bei" oder so (Vgl. Meier, S. xy).

Schöne Grüße
Mathilda
musicus

Re: zitate aus zweiter hand und unauffindbare quellen...

Beitrag von musicus »

Nun ja, klappt das wirklich, was du vorhast?
in einigen faellen habe ich name und jahr notiert und kann “mit ziemlicher wahrscheinlichkeit” das zitate auf eine quelle zurueckfuehren (durch blick in die publikationen des autoren etwa)
Da fehlt dir dann aber die Seitenangabe. Dazu müßtest du das Buch besorgen und komplett(!) durchsuchen. Ob das praktikabel ist? Ein wörtliches Zitat ohne Seitenangabe würde ich als unzulässig ansehen (obwohl es das natürlich auch mal gibt, aber meist bei schon "etablierten" Autoren).

Und wie darf ich mir die anderen Fälle vorstellen? Da hast du ein wörtliches Zitat, das du verwenden willst, weißt aber gar nicht von wem? Hmmm. Da weiß ich jetzt auch kein Rat außer, das zitierende Buch nochmal zur Hand zu nehmen. :?:

Anders sieht es natürlich bei "indirekten Sekundärzitaten" aus: also Autor A faßt in einem Absatz das Buch von Autor B zusammen. Dann mache ich gerne: B hat 1965 die Methode insofern modifiziert, daß ... (vgl. A). Oder auch: A faßt die Methode von B wie folgt zusammen.

Dazu muß ich natürlich auf die Zusammenfassung von A vertrauen. :wink:
Nicky

Re: zitate aus zweiter hand und unauffindbare quellen...

Beitrag von Nicky »

Und wie darf ich mir die anderen Fälle vorstellen? Da hast du ein wörtliches Zitat, das du verwenden willst, weißt aber gar nicht von wem? Hmmm. Da weiß ich jetzt auch kein Rat außer, das zitierende Buch nochmal zur Hand zu nehmen.
Also die Faelle sind typischerweise in etwa so: Ich habe ein Sekundaerzitat, bei dem ich mir die Info: Autor X und Jahr, manchmal auch Seitenzahl, notiert habe, das Zitat ist dann nach Autor Z, Titel, Ort,Verlag, Jahr, Seitenangabe. Da habe ich also alle Infos, nur halt nicht von der Originalquelle. Ich hoffe, das war jetzt irgendwie verstaendlicher... :roll:
Mathilda

Re: zitate aus zweiter hand und unauffindbare quellen...

Beitrag von Mathilda »

Hallo Nicky,

ganz ehrlich, ich würde mir die Primärquellen besorgen. Ich finde, das gehört zum sorgfältigen Arbeiten einfach dazu. Abgesehen davon habe ich die Feststellung gemacht, dass in den Primärquellen häufig etwas ganz anderes steht, als von einem anderen Autor zitiert wird. Zudem kommen bei uns Sekundärzitate wirklich überhaupt nicht gut an, außer, die Primärquelle ist objektiv nicht zugänglich (Beispiel: Ich zitiere einen japanischen Autor, der in einer japanischen Zeitschrift einen Artikel verfasst hat. Den Original-Aufsatz gibt es in D nicht, das habe ich bereits herausgefunden. Außerdem kann ich auch kein Japanisch :wink: und eine Übersetzung gibt es nicht >> Da ist es ok, sekundär zu zitieren).
Was sagt denn Dein DV zu Sekundärzitaten?

Schöne Grüße
Mathilda
Nicky

Re: zitate aus zweiter hand und unauffindbare quellen...

Beitrag von Nicky »

Mathilda hat geschrieben: ganz ehrlich, ich würde mir die Primärquellen besorgen.
hm, ich verstehe was du sagst, aber so einfach ist das nicht... ich habe in ein paar wochen abgabetermin, und viel wichtiger: ich lebe seit jahren nicht mehr deutschland (die arbeit ist aber auf deutsch und wird von einem dt. DV betreut)... das wusste ich bei arbeitsbegin nicht, sonst haette ich es sicher anders gemacht...
Sebastian
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Re: zitate aus zweiter hand und unauffindbare quellen...

Beitrag von Sebastian »

Hallo Nicky,

auch wenn es Dir das Leben nicht leichter macht: Ich schließe mich Mathildas Vorschlag voll und ganz an. Deine Argumente sind natürlich praktisch wichtig - aber in einer ganz anderen Kategorie als "Wissenschaftlich".
Sekundärzitate, weil man keine Zeit für Primärzitate hatte - das kommt zumindest in Jura überhaupt nicht gut an. (Mehr Argumente dazu in einem älteren Thread). Das Stichwort für eine Google-Suche zu dem Problem "Blindzitat".

Selbst wenn das jetzt für die Einreichung noch durchgehen würde (was ich mir bei Juristen nicht vorstellen kann), dann müßtest Du immer noch damit rechnen, vor einer Druckfreigabe und/oder einer Verlagsveröffentlichung doch noch nachrecherchieren zu müssen.
Kannst Du nicht jemanden anwerben, der das für Dich nachsieht? Oder sind das auch noch "abgelegene" Spezialbibliotheken?

Oder ist ein Verzicht auf das Zitat eine Alternative?

Gruß
Sebastian
bolas

Re: Zitate aus zweiter Hand und unauffindbare Quellen...

Beitrag von bolas »

Hallo Nicky,

schließe mich den Vorrednern an. Zu den praktischen Gesichtspunkten: Für viele Quellen gibt es auch die Möglichkeit , subito zu nutzen oder von der Unversitätsbibliothek her eine Fernkopie zu bestellen. Dafür müsstest nicht nach Deutschland, vielleicht sind die Kosten dann niedriger als die für Urlaub und Heimfahrt? Ich an Deiner Stelle würde wahrscheinlich versuchen, soviel wie möglich darüber abzuwickeln. Wenn dann noch Quellen offenbleiben, würde ich eine ganz strukturierte Liste machen und dann in den sauren Apfel beißen, entweder eine Woche nach Deutschland zu kommen oder mir in mein Aufenthaltsland die Literatur bestellen (falls das möglich ist) und dann eben eine Woche lang nur Quellen abhaken. :stressed: Oder Du hast einen lieben Menschen in Deutschland, der Dir Kopien macht ( Deckblatt, Blatt mit den bibliographischen Angaben und Fundstelle) und schickt.

Ich kenne das, bin zwar in Deutschland, aber nicht am Standort meiner Unibib und kann leider nur sehr selten dahin, weil ich nebenbei noch meine Kinder betreue....daher habe ich dann auch manchmal Sitzungen, in denen ich nur Zitate überprüfe und abhake und muss dazu sagen, bis jetzt habe ich noch immer einen Fehler gefunden- entweder wurde etwas sinnentstellend zitiert oder in einem Kontext, den ich nicht gebrauchen konnte oder eine Seitenzahl war falsch oder es gab eine Neuauflage oder oder oder- natürlich nicht bei jedem Zitat, aber bei ca. 10%.

Ich habe bis jetzt! bin noch bei der ersten Rohfassung! auch einige Belege, die ich nicht im Original zitieren kann, aber das sind dann teilweise die Materialien zu Gesetzestexte eines deutschen Kleinstaates aus dem 19. Jahrhundert, die ich dann als Sekundärquelle einer Kritik aus dem gleichen Zeitraum zitiere...und das muss ich auch mit meinem Betreuer nochmal absprechen.

Viel Erfolg!
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