Eure Erfahrung mit "Frauen bei gleicher Quali bevorzugt auf Professuren"
Eure Erfahrung mit "Frauen bei gleicher Quali bevorzugt auf Professuren"
Hallo zusammen,
ich habe eine Frage. Ich bin bereits Professor an einer privaten FH, versuche aber den Job zu wechseln und an einer anderen HS unterzukommen. In meinem Bereich begegnet mir in gut 90 % der Ausschreibungen von Professuren Sätz wie:
"Im Rahmen der beruflichen Gleichstellung besteht an Bewerbungen von Frauen ein besonderes Interesse. Bewerberinnen können sich mit der Gleichstellungsbeauftragten der Hochschule in Verbindung setzen.“
Ich habe mich mehrmals auf Professuren beworben, wo sowas stand und hatte auch 6 Probevorlesungen, aber in allen 6 Fällen wurden dann Frauen eingestellt.
Wie ist eure Erfahrung/Einschätzung: Macht eine Bewerbung als Mann bei solchen Sätzen überhaupt Sinn? Oder ist es faktisch klar, dass die Professur an eine Frau gehen wird?
Offiziell heißt es seitens der Hochschulen natürlich, dass grundätzlich auch Männer eine chance hätten. Aber wie sieht es in der Realität aus? Danke für eine Einschätzung.
ich habe eine Frage. Ich bin bereits Professor an einer privaten FH, versuche aber den Job zu wechseln und an einer anderen HS unterzukommen. In meinem Bereich begegnet mir in gut 90 % der Ausschreibungen von Professuren Sätz wie:
"Im Rahmen der beruflichen Gleichstellung besteht an Bewerbungen von Frauen ein besonderes Interesse. Bewerberinnen können sich mit der Gleichstellungsbeauftragten der Hochschule in Verbindung setzen.“
Ich habe mich mehrmals auf Professuren beworben, wo sowas stand und hatte auch 6 Probevorlesungen, aber in allen 6 Fällen wurden dann Frauen eingestellt.
Wie ist eure Erfahrung/Einschätzung: Macht eine Bewerbung als Mann bei solchen Sätzen überhaupt Sinn? Oder ist es faktisch klar, dass die Professur an eine Frau gehen wird?
Offiziell heißt es seitens der Hochschulen natürlich, dass grundätzlich auch Männer eine chance hätten. Aber wie sieht es in der Realität aus? Danke für eine Einschätzung.
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Re: Eure Erfahrung mit "Frauen bei gleicher Quali bevorzugt auf Professuren"
Ich dachte immer, dass bei allen Ausschreibungen von Prof-Stellen so eine Frauen-Förderungs-Klausel drinstehen muss, wenn im jeweiligen Fachgebiet Frauen unterrepräsentiert sind.
Geht es um ein Fachgebiet mit hohem Frauenanteil?
Geht es um ein Fachgebiet mit hohem Frauenanteil?
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Re: Eure Erfahrung mit "Frauen bei gleicher Quali bevorzugt auf Professuren"
Ich kenne mittlerweile beide Seiten. Als Bewerber habe ich mich nicht selten gewundert, wer schlussendlich berufen wurde (meistens Frauen). Nun mit der Erfahrung aus den beiden BK, deren Teil ich war: sollten an der jeweiligen Fakultät Frauen unterrepräsentiert sein (oft prüfbar via Website), ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann auf Platz 1 landet, sehr gering. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich keine Frau mit Lebenslauf, der alle Kriterien erfüllt, bewirbt, ist klein.
Re: Eure Erfahrung mit "Frauen bei gleicher Quali bevorzugt auf Professuren"
Hallo,
ja, es muss so eine Klausel drinstehen, solange Frauen unterrepräsentiert sind. Vielleicht schätze ich das falsch ein, aber mein Eindruck ist: Eine Bewerbung als Mann kann durchaus Sinn machen, wenn (nur) sowas im Ausschreibungstext steht wie z. B.: "Die Bewerbungen von Frauen werden bei sonst gleicher Eignung und Qualifikation bevorzugt berücksichtigt."
Das hört sich für mich neutral an. Wenn indes über mehrere Absätze deutlich hervorgehoben wird, dass an Frauen ein ganz besonderes Interesse besteht, frage ich mich, ob ich mir den Stress mit einer Probevorlesung etc. überhaupt noch antuen soll. Ich meine damit Aussagen wie die Folgenden:
"Wir treten aktiv für Gleichstellung und personelle Vielfalt in der Wissenschaft ein und verfolgen das strategische Ziel, den Anteil von Frauen in Forschung und Lehre deutlich zu erhöhen. Entsprechend ermutigen wir ausdrucklich qualifizierte Frauen, sich zu bewerben. Bewerberinnen können sich mit der Gleichstellungsbeauftragten der Hochschule wenden."
Ich habe mich auf diverse Professuren beworben, wo deutlich hervorgehoben wurde, dass an Frauen mehr Interesse besteht. Ich hatte dann zwar dennoch Probevorlesungen bei sechs Hochschulen und empfand alles als nett. Aber am Ende bekam dann immer eine Frau die Professur.
Ich will nicht falsch verstanden werden: Ich gönne es den Kolleginnen und verstehe das Ansinnen, eine Geschlechterparität erreichen zu wollen. Wenn die Kolleginnen wirklich mehr überzeugt haben als ich, ist das eben so!
Ich stelle mir nur halt die Frage, ob die o. g. Aussagen für Männer als Wink mit dem Zaunpfahl zu verstehen sind, dass sie zwar formal ins Verfahren kommen können, aber faktisch doch chancenlos sind, wenn sich auch eine qualifizierte Frau bewirbst, die alle formalen Anforderungen erfüllt.
Aber vielleicht schätze ich das auch falsch ein. Was meint ihr? Vielen Dank!
ja, es muss so eine Klausel drinstehen, solange Frauen unterrepräsentiert sind. Vielleicht schätze ich das falsch ein, aber mein Eindruck ist: Eine Bewerbung als Mann kann durchaus Sinn machen, wenn (nur) sowas im Ausschreibungstext steht wie z. B.: "Die Bewerbungen von Frauen werden bei sonst gleicher Eignung und Qualifikation bevorzugt berücksichtigt."
Das hört sich für mich neutral an. Wenn indes über mehrere Absätze deutlich hervorgehoben wird, dass an Frauen ein ganz besonderes Interesse besteht, frage ich mich, ob ich mir den Stress mit einer Probevorlesung etc. überhaupt noch antuen soll. Ich meine damit Aussagen wie die Folgenden:
"Wir treten aktiv für Gleichstellung und personelle Vielfalt in der Wissenschaft ein und verfolgen das strategische Ziel, den Anteil von Frauen in Forschung und Lehre deutlich zu erhöhen. Entsprechend ermutigen wir ausdrucklich qualifizierte Frauen, sich zu bewerben. Bewerberinnen können sich mit der Gleichstellungsbeauftragten der Hochschule wenden."
Ich habe mich auf diverse Professuren beworben, wo deutlich hervorgehoben wurde, dass an Frauen mehr Interesse besteht. Ich hatte dann zwar dennoch Probevorlesungen bei sechs Hochschulen und empfand alles als nett. Aber am Ende bekam dann immer eine Frau die Professur.
Ich will nicht falsch verstanden werden: Ich gönne es den Kolleginnen und verstehe das Ansinnen, eine Geschlechterparität erreichen zu wollen. Wenn die Kolleginnen wirklich mehr überzeugt haben als ich, ist das eben so!
Ich stelle mir nur halt die Frage, ob die o. g. Aussagen für Männer als Wink mit dem Zaunpfahl zu verstehen sind, dass sie zwar formal ins Verfahren kommen können, aber faktisch doch chancenlos sind, wenn sich auch eine qualifizierte Frau bewirbst, die alle formalen Anforderungen erfüllt.
Aber vielleicht schätze ich das auch falsch ein. Was meint ihr? Vielen Dank!
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Re: Eure Erfahrung mit "Frauen bei gleicher Quali bevorzugt auf Professuren"
Diese Formulierung kenne ich als Standardformulierung aus anderen Verfahren im öffentlichen Dienst und würde sie dahr neutral betrachten. Ich glaube auch nicht, dass sich irgendjemand die Mühe macht, in den Ausschreibungstexten derartige Botschaften mal unterzubringen und mal nicht. Ich würde das eher darauf zurückführen, dass sich an der einen Hochschule die Gleichstellungsbeauftragte stärker einbringt als an der anderen.HeavyP hat geschrieben: 01.05.2025, 16:48 "Wir treten aktiv für Gleichstellung und personelle Vielfalt in der Wissenschaft ein und verfolgen das strategische Ziel, den Anteil von Frauen in Forschung und Lehre deutlich zu erhöhen. Entsprechend ermutigen wir ausdrucklich qualifizierte Frauen, sich zu bewerben. Bewerberinnen können sich mit der Gleichstellungsbeauftragten der Hochschule wenden."
Der Ansatz von mashdoc
scheint mir sehr vielversprechend: Im Zweifel mal schnell den Personalbestand durchsehen und nachzählen, wieviele Frauen dabei sind.mashdoc hat geschrieben: 29.04.2025, 19:04 (...) sollten an der jeweiligen Fakultät Frauen unterrepräsentiert sein (oft prüfbar via Website), ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann auf Platz 1 landet, sehr gering.
Viel Erfolg!
Sebastian
Re: Eure Erfahrung mit "Frauen bei gleicher Quali bevorzugt auf Professuren"
Vielen Dank für die Rückmeldung. Demnach kann es also gut sein, dass ich da zu viel reininterpretiere. Ich versuche es also weiter und werde nächstes Mal erst einen Blick auf das Geschlechterverhältnis im Kollegium werfen.
Re: Eure Erfahrung mit "Frauen bei gleicher Quali bevorzugt auf Professuren"
HeavyP hat geschrieben:
> Wie ist eure Erfahrung/Einschätzung: Macht eine Bewerbung als Mann bei
> solchen Sätzen überhaupt Sinn? Oder ist es faktisch klar, dass die
> Professur an eine Frau gehen wird?
Erstens mal ist das ein Standardsatz in vielen Ausschreibungen.
Zweitens, du weißt ja nichts über deine Mitbewerber(innen), du weißt auch nichts über die Verhältnisse in der Berufungskommission. Ich weiß selbst von einem Verfahren, in dem der Favorit (Mann) nach jedem Kriterium haushoch besser qualifiziert war als die weiblichen Bewerberinnen. Im Verfahren brachte sich die Gleichstellungsbeauftragte sehr hartnäckig ein und lobbyierte heftigst dagegen, den Mann auf Platz 1 zu reihen. Deswegen wurde dann sogar eine Extrarunde (separate "Bewerbungsgespräche" nach dem Vorsingen) eingezogen. Am Ende blieb es bei der Reihung, aber es war ein Kampf. Gut möglich, dass es mit einer anderen Besetzung der Kommission, an einer anderen Fakultät, einer anderen Hochschule anders gelaufen wäre. Kann man nicht voraussehen, schon gar nicht als Bewerber.
> Wie ist eure Erfahrung/Einschätzung: Macht eine Bewerbung als Mann bei
> solchen Sätzen überhaupt Sinn? Oder ist es faktisch klar, dass die
> Professur an eine Frau gehen wird?
Erstens mal ist das ein Standardsatz in vielen Ausschreibungen.
Zweitens, du weißt ja nichts über deine Mitbewerber(innen), du weißt auch nichts über die Verhältnisse in der Berufungskommission. Ich weiß selbst von einem Verfahren, in dem der Favorit (Mann) nach jedem Kriterium haushoch besser qualifiziert war als die weiblichen Bewerberinnen. Im Verfahren brachte sich die Gleichstellungsbeauftragte sehr hartnäckig ein und lobbyierte heftigst dagegen, den Mann auf Platz 1 zu reihen. Deswegen wurde dann sogar eine Extrarunde (separate "Bewerbungsgespräche" nach dem Vorsingen) eingezogen. Am Ende blieb es bei der Reihung, aber es war ein Kampf. Gut möglich, dass es mit einer anderen Besetzung der Kommission, an einer anderen Fakultät, einer anderen Hochschule anders gelaufen wäre. Kann man nicht voraussehen, schon gar nicht als Bewerber.
Zuletzt geändert von dns am 04.05.2025, 17:10, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Eure Erfahrung mit "Frauen bei gleicher Quali bevorzugt auf Professuren"
Folgendes zu diesem Thema:
Ich selbst bin bei meiner ersten Bewerbung auf eine Professur an einer der größten bayerischen Hochschulen an einer naturwissenschaftlichen Fakultät auf Platz 1 gelandet obwohl eine Frau ebenfalls zur PLV angetreten ist.
Seitdem war ich auch Mitglied und Vorsitzender mehrerer Berufungskommissionen und kann sagen, dass der eingangs genannte Satz standardmäßig Teil aller Ausschreibungstexte ist, jedoch bei uns eine untergeordnete Rolle spielt. Letztlich entscheidet das Kollegium wer am besten passt, niemand würde sich für eine Frau entscheiden, wenn ein männlicher Bewerber die besseren Voraussetzungen mitbringt. Dennoch ist es gut, wenn für das Thema sensibilisiert wird, verringert es doch zumindest die Gefahr der Benachteiligung weiblicher Bewerberinnen. Als ich angefangen habe gab es kaum Frauen in meinem Fachbereich, inzwischen ist das deutlich anders (und das in nur 4 Jahren!). Diese sind jedoch allesamt fähige Kolleginnen und keine Quotenfrauen. Das liegt primär auch daran, dass durch neue Studiengänge über kurze Zeit eine Vielzahl an neuen Professuren geschaffen wurde und zumindest das aktuelle Kollegium in der Hinsicht keinerlei Vorurteile pflegt.
Ein passender männlicher Bewerber müsste sich jedoch zumindest an unserer Fakultät keine Sorgen um systematische Benachteiligung machen.
Viele Grüße
Ich selbst bin bei meiner ersten Bewerbung auf eine Professur an einer der größten bayerischen Hochschulen an einer naturwissenschaftlichen Fakultät auf Platz 1 gelandet obwohl eine Frau ebenfalls zur PLV angetreten ist.
Seitdem war ich auch Mitglied und Vorsitzender mehrerer Berufungskommissionen und kann sagen, dass der eingangs genannte Satz standardmäßig Teil aller Ausschreibungstexte ist, jedoch bei uns eine untergeordnete Rolle spielt. Letztlich entscheidet das Kollegium wer am besten passt, niemand würde sich für eine Frau entscheiden, wenn ein männlicher Bewerber die besseren Voraussetzungen mitbringt. Dennoch ist es gut, wenn für das Thema sensibilisiert wird, verringert es doch zumindest die Gefahr der Benachteiligung weiblicher Bewerberinnen. Als ich angefangen habe gab es kaum Frauen in meinem Fachbereich, inzwischen ist das deutlich anders (und das in nur 4 Jahren!). Diese sind jedoch allesamt fähige Kolleginnen und keine Quotenfrauen. Das liegt primär auch daran, dass durch neue Studiengänge über kurze Zeit eine Vielzahl an neuen Professuren geschaffen wurde und zumindest das aktuelle Kollegium in der Hinsicht keinerlei Vorurteile pflegt.
Ein passender männlicher Bewerber müsste sich jedoch zumindest an unserer Fakultät keine Sorgen um systematische Benachteiligung machen.
Viele Grüße
Re: Eure Erfahrung mit "Frauen bei gleicher Quali bevorzugt auf Professuren"
Nochmals vielen Dank für die Rückmeldungen. Ich folgere daraus, dass es für mich durchaus weiterhin Sinn machen kann, mich zu bewerben. Liebe Grüße!
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