Indirekte Zitate - Wie oft Quellenangabe?

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LottaLoewe
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Indirekte Zitate - Wie oft Quellenangabe?

Beitrag von LottaLoewe »

Hallo,

was mache ich denn, wenn ich etwas lese, was mehr oder weniger Allgemeinwissen ist bei Leuten, die sich mit dem Thema zumindest etwas auskennen und der Autor dann Vorschläge einbringt, die für Halbwegs-Experten total naheliegend sind und sich auch tausendfach in der entsprechenden Literatur finden - muss ich dann wirklich Quellen angeben?

Also so in etwa wenn es darum geht, dass die öffentliche Beleuchtung in Städten immer noch besser ist als in vielen Dörfern. Und dass es ggf. Sinn macht bei der örtlichen Verwaltung vorzusprechen, wenn z.B. eine Straßenlaterne kaputt ist und die Verwaltung nicht selber auf die Idee kommt, sie reparieren zu lassen. - Muss ich da eine Quelle angeben?

Und wenn ich, als Expertin in dem Feld, dazu raten würde, dass man sowas immer schriftlich macht.

Und danach als Beispiel aus der Literatur anführe, dass eine Unterschriftenliste in Stadt X dazu geführt hat, dass grundsätzlich mehr Beleuchtung installiert wurde.

Wie muss das dann aussehen in Textform?

In der Literatur ist zu finden, dass die öffentliche Beleuchtung in Städten immer noch besser ist als in vielen Dörfern (vgl. Müller 2020, S. 3). Nach Müller erscheine es sinnvoll, bei der Verwaltung vorzusprechen, wenn eine Lampe länger nicht repariert wurde (vgl. Müller 2020, S. 4). Es empfiehlt sich, dies schriftlich zu tun.
Meier beschreibt, dass nach einer Unterschriftenaktion in X grundsätzlich mehr Straßenlaternen installiert wurden (vgl. Meier 2021, S. 5).


Oder geht auch:

Bekannt ist, dass die öffentliche Beleuchtung in Städten immer noch besser ist als in vielen Dörfern. Es erscheint sinnvoll, bei der Verwaltung vorzusprechen, wenn eine Lampe länger nicht repariert wurde. Es empfiehlt sich, dies schriftlich zu tun.
Meier beschreibt, dass nach einer Unterschriftenaktion in X grundsätzlich mehr Straßenlaternen installiert wurden (vgl. Meier 2021, S. 5).


Mittelfristig ist ja ein Text kaum lesbar, wenn ich hinter jeder banalen Aussage einen Verweis setze. Aber beim Beispiel unten fürchte ich, dass dann ggf. der gesamte Absatz "Meier" zugeschrieben wird.

Was meint ihr?
Sebastian
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Re: Indirekte Zitate - Wie oft Quellenangabe?

Beitrag von Sebastian »

Ich plädiere für Quellenangaben, die man ja bei Quasi-Allgemeinwissen auch entsprechend einleiten kann ("vgl. etwa Müller, ..., m.w.N.).
Ohne im Detail eingestiegen zu sein, hatte ich in den Plagiatsdiskussionen vergangener Jahre den Eindruck, dass es gerade solche tendenziell allgemein bekannten Sachverhalte waren, bei denen fehlende Belege kritisiert wurden.
johndoe
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Re: Indirekte Zitate - Wie oft Quellenangabe?

Beitrag von johndoe »

LottaLoewe hat geschrieben: 19.04.2025, 10:48
Also so in etwa wenn es darum geht, dass die öffentliche Beleuchtung in Städten immer noch besser ist als in vielen Dörfern. Und dass es ggf. Sinn macht bei der örtlichen Verwaltung vorzusprechen, wenn z.B. eine Straßenlaterne kaputt ist und die Verwaltung nicht selber auf die Idee kommt, sie reparieren zu lassen. - Muss ich da eine Quelle angeben?
Du solltest dir zunächst mal klar machen, dass eine Diss kein Erlebnisroman ist. Persönliche Erfahrungen müssen mit Vorsicht genossen werden und können - wenn überhaupt - punktuell eingestreut werden, um Literatur zu bestätigen oder zu kritisieren.

Und was dir bekannt ist, muss anderen potentiellen Lesern, die auf der ganzen Welt verstreut sein können, nicht zwangsläufig bekannt sein. Also: Wenn es bekannt ist, wird es eine Quelle geben. Wenn es zu trivial ist, hat es vll in der Diss gar nichts verloren. Und persönliche Anekdoten solltest du für deine Memoiren aufheben.
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Re: Indirekte Zitate - Wie oft Quellenangabe?

Beitrag von HermanX »

Hallöchen,

eine Grundregel aus meiner Erfahrung: Wenn du etwas aus der Literatur übernimmst – auch sinngemäß – gehört eine Quelle dazu. Selbst wenn es „offensichtlich“ scheint oder sich in der Fachwelt herumgesprochen hat, ist es für die Leser:innen wichtig zu wissen, woher du diese Info hast.
Gerade bei Aussagen wie „es erscheint sinnvoll, bei der Verwaltung vorzusprechen“ ist es besser, das als Rückgriff auf eine Quelle zu kennzeichnen. Dein zweites Beispiel (ohne Quellen) wirkt stilistisch sauber, aber im wissenschaftlichen Schreiben entsteht so leicht der Eindruck, die gesamte Argumentation sei deine eigene – was problematisch ist, wenn sie tatsächlich auf vorhandener Literatur basiert.

Mein Tipp: Du kannst am Anfang eines Absatzes oder Abschnitts schreiben „In der Literatur wird mehrfach betont, dass … (vgl. z. B. Müller 2020, Meier 2021)“ – so bleibt der Text flüssig, ohne auf Belege zu verzichten. Und persönliche Empfehlungen wie „am besten schriftlich“ kannst du entweder klar als deinen eigenen Hinweis kennzeichnen oder schauen, ob du eine Quelle findest, die das ebenfalls nahelegt.

Viel Erfolg beim Schreiben! :wink:
Herman
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Re: Indirekte Zitate - Wie oft Quellenangabe?

Beitrag von Wierus »

Was natürlich geht ist, die Quellenangaben zu ganzen Absätzen und Textabschnitten zusammenzulegen.

Dazu folgendes Beispiel:

<<Vogelkundler Klaus Wagner hatte schon angemerkt, dass Vögel vermutlich immer zwei Flügel haben. Sein Kollege Helmut Schneider fand außerdem heraus, dass sie immer zwei Augen haben, wobei ihre spätere gemeinsame Forschung zu der Einsicht führte, dass sie grundsätzlich immer einen Schnabel besitzen (Wagner 2022: 122; Schneider 2023: 78; Wagner/Schneider 2025: 22).>>

Das bedeutet, man kann in manchen Fällen einen 'Sammel-Beleg' anbringen, wenn klar ist, welche der Aussagen damit überprüft werden können.
LottaLoewe
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Re: Indirekte Zitate - Wie oft Quellenangabe?

Beitrag von LottaLoewe »

johndoe hat geschrieben: 22.04.2025, 10:52
LottaLoewe hat geschrieben: 19.04.2025, 10:48
Also so in etwa wenn es darum geht, dass die öffentliche Beleuchtung in Städten immer noch besser ist als in vielen Dörfern. Und dass es ggf. Sinn macht bei der örtlichen Verwaltung vorzusprechen, wenn z.B. eine Straßenlaterne kaputt ist und die Verwaltung nicht selber auf die Idee kommt, sie reparieren zu lassen. - Muss ich da eine Quelle angeben?
Du solltest dir zunächst mal klar machen, dass eine Diss kein Erlebnisroman ist. Persönliche Erfahrungen müssen mit Vorsicht genossen werden und können - wenn überhaupt - punktuell eingestreut werden, um Literatur zu bestätigen oder zu kritisieren.

Und was dir bekannt ist, muss anderen potentiellen Lesern, die auf der ganzen Welt verstreut sein können, nicht zwangsläufig bekannt sein. Also: Wenn es bekannt ist, wird es eine Quelle geben. Wenn es zu trivial ist, hat es vll in der Diss gar nichts verloren. Und persönliche Anekdoten solltest du für deine Memoiren aufheben.
Es handelt sich nicht um eine Diss, sondern um einen Artikel, den ich als Fachperson verfasse.
LottaLoewe
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Re: Indirekte Zitate - Wie oft Quellenangabe?

Beitrag von LottaLoewe »

Danke, Sebastian, HermanX und Wierus für eure Tipps.
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