Externe berufsbegleitende Promotion zum Thema des Berufs

[Raskolnikov]

Hallo zusammen,

ich habe vor Kurzem meinen Master mit Bestnote abgeschlossen und mir wurde eine Promotion nahegelegt. Gleichzeitig habe ich eine gut bezahlte Stelle in Aussicht, aus deren Themenfeld sich mE gut ein Promotionsprojekt entwickeln ließe. Da ich sowohl gerne promovieren als auch das Jobangebot annehmen würde, war mein Gedanke, das Ganze einfach zu verbinden und meine tägliche Arbeitstätigkeit in ein extern betreutes Promotionsprojekt fließen zu lassen.

Was denkt ihr darüber? Hat jemand Erfahrung damit? Ich stelle mir das weit weniger belastend vor, als wenn ich nach Feierabend zu einem komplett anderen Thema arbeiten müsste. Es gäbe thematisch quasi keinen Unterschied zwischen der Diss und meiner Stelle. Tagtäglich hätte ich mit ein und demselben Thema zu tun.

Ich muss dazu sagen, dass es nicht das Thema meiner Masterarbeit ist, aber ein Thema, zu dem ich ohnehin schon einmal arbeiten wollte. Ich weiß nicht, inwiefern es üblich ist, bei der Diss ein neues Thema zu nehmen.

Ich freue mich auf eure Antworten.

[Wierus]

Was denkt ihr darüber? Hat jemand Erfahrung damit? Ich stelle mir das weit weniger belastend vor, als wenn ich nach Feierabend zu einem komplett anderen Thema arbeiten müsste. Es gäbe thematisch quasi keinen Unterschied zwischen der Diss und meiner Stelle. Tagtäglich hätte ich mit ein und demselben Thema zu tun.

Du willst neben einer Vollzeitstelle promovieren? Hut ab!

Ich muss dazu sagen, dass es nicht das Thema meiner Masterarbeit ist, aber ein Thema, zu dem ich ohnehin schon einmal arbeiten wollte. Ich weiß nicht, inwiefern es üblich ist, bei der Diss ein neues Thema zu nehmen.

Das dürfte der wissenschaftliche Usus sein. In meinen Augen ist eher das Gegenteil fragwürdig: Wer in seiner Diss noch einmal das Thema seiner studentischen Abschlussarbeit aufbereiten darf, hat entweder einen äußerst wohlwollenden oder einen besonders laxen Doktorvater.

[Grounded]

Ich muss dazu sagen, dass es nicht das Thema meiner Masterarbeit ist, aber ein Thema, zu dem ich ohnehin schon einmal arbeiten wollte. Ich weiß nicht, inwiefern es üblich ist, bei der Diss ein neues Thema zu nehmen.

Im Rahmen einer Promotionsstudie muss grundsätzlich ein neues Thema bearbeitet werden.

[johndoe]

... meine tägliche Arbeitstätigkeit in ein extern betreutes Promotionsprojekt fließen zu lassen.

Was denkt ihr darüber? Hat jemand Erfahrung damit? Ich stelle mir das weit weniger belastend vor, als wenn ich nach Feierabend zu einem komplett anderen Thema arbeiten müsste. Es gäbe thematisch quasi keinen Unterschied zwischen der Diss und meiner Stelle. Tagtäglich hätte ich mit ein und demselben Thema zu tun.

Ja, so hab ich es auch gemacht und es war dennoch kein Spaziergang. Du wirst weder in der Arbeit geschont, weil idR dein Thema trotzdem keinen unmittelbaren Nutzen stiftet, noch hast du dieselben Möglichkeiten und Netzwerke wie interne Doktoranden.

Gleichzeitig gingen bei mir ein Großteil der Wochenenden und Urlaube drauf. Und bei kleinen Unachtsamkeiten kann dir auch Jahre später noch jemand einen Strick draus drehen. Deshalb muss man umso mehr Zeit und Akribe investieren. Denn der mögliche spätere Mehrwert übertrifft selten den möglichen gesellschaftlichen Fall.

Ist es machbar? Ja. Empfehle ich es? Nein.

[teilchenphysik196]

Ich habe sowas gemacht. Berufsbegleitend promoviert über ein Thema aus meiner Berufswelt. Das hat funktioniert, aber empfehlen kann ich es nicht. Es ist ein enormer Kraftakt, nach Feierabend oder am Wochenende oder im Urlaub an sowas zu arbeiten. Da muss Arbeitgeber, Familie und Dein ganzes Umfeld mitspielen. Du solltest Teilzeit vereinbaren, und es ist wirklich kein Spaziergang. Von den 5 anderen, die mit mir damals angefangen haben zu promovieren, hat keiner abgeschlossen. Und wenn ich das richtig sehe, hast Du keine Berufserfahrung. Das ist aber etwas, was Dir bei einer berufsbegleitenden Diss enorm hilft. Mein Rat: Hände weg von sowas.

[Raskolnikov]

Vielen Dank auch nochmal für die Antworten.

Ja, dass es ein Kraftakt ist, glaube ich. Deswegen möchte ich mich im ersten Jahr zunächst einmal im neuen Job zurechtfinden und mich am Wochenende der Disseration widmen. Gerade der Jobanfang dürfte ja zu Anfang viele mentale Ressourcen fressen. Erst wenn das Ganze ausgereift ist und sich bei mir eine gewisse Routine eingespielt hat, würde ich mich dann an der favorisierten Uni bewerben. Die Möglichkeit zur Promotion und Wirkung im akademischen Bereich möchte ich aber nur ungern verstreichen lassen. Da ich keinen Partner und Kinder habe, bin ich zeitlich in dieser Hinsicht wohl schon einmal etwas freier.


Berufserfahrung habe ich, allerdings nur als Selbstständiger im Bildungsbereich.

[Denkerin]

Ich hab da zwar keine vergleichbare Ausgangslage. Ich arbeite parallel Teilzeit, mein Thema hat keine Schnittmengen mit meinem Job. Aber schon ich empfinde die Arbeitsbelastung als enorm. Da darf dann echt nichts mehr oben drauf kommen (tut es dann aber meistens natürlich trotzdem ungeplant).

Ich denke, das ist eine gute Idee, dir ein Jahr Zeit zu geben, im neuen Job anzukommen. Ob das mit den Wochenenden dann schon klappt, wirst du dann sehen.

Sicher ist es wichtig, die Erwartungshaltung da möglichst realistisch zu definieren. Was ist wirklich möglich? Wie bleibe ich dabei auch innerhalb meines Energiebudgets?

Aber ich denke dennoch, dass du das angehen solltest, wenn du echte Motivation hast (dir macht Forschung Spaß, du möchtest dich noch mal richtig tief in ein Thema reinknien, ...).