Professur in Teilzeit - Erfahrungen?

Fragen und Antworten rund um die FH-Professur
neuling2018
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Professur in Teilzeit - Erfahrungen?

Beitrag von neuling2018 »

Wertes Forum,

als langjähriges Mitglied und nach einigen Erfahrungen und Vorsingen bin ich noch nie wirklich über Erfahrungen von Professoren in Teilzeit gestoßen. Aufgrund persönlicher Umstände (Kinderbetreuung, Familienbetreuung) sehe ich für mich wenig Möglichkeiten mehr als 2-3 Tage/Woche zu arbeiten, ohne in den Burnout zu rutschen. Daher würde es mich interessieren, wie ihr es mit einer Professur in Teilzeit seht oder ggf. Erfahrungen habt oder jemanden kennt? Das Beamtengesetzt erlaubt es ja zumindest für die familienpolitische Teilzeit in Bayern.

Gibt es hier Erfahrungen wie das abläuft? Im DHV Seminar zur Berufung wurde relativ klar gesagt, dass es wenig Sinn macht da man faktisch nur seine Lehrverpflichtung reduziert, der Kram Drumherum "Organisation/Selbstverwaltung" etc aber nahezu gleich bleibt bei natürlich verringertem Gehalt. Das macht dann natürlich wenig Sinn. Mein Plan ist es ca. 20-25 Stunden pro Woche zu arbeiten. Das ist natürlich nicht mit einer Vollzeitstelle bzw Vollzeitprofessur möglich. Wie handhaben die Hochschulen das? Ich meine es werden doch händeringend überall vor allem Frauen gesucht und insbesondere hier wird die HS oft als familienfreundlich beworben.

Danke! :blume:
Jucy23
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Re: Professur in Teilzeit - Erfahrungen?

Beitrag von Jucy23 »

Hallo!
Bei uns gibt es einen Kollegen, der seine Stelle auf 60% reduziert hat aufgrund von Pflege einer Angehörigen. Das Deputat ist entsprechend reduziert, auch eine zeitintensive Aufgabe in der Selbstverwaltung hat er abgegeben. Auch in Gremien ist er nicht aktiv. Man kann da also einiges selbst steuern, ist aber natürlich auch nicht mehr so eingebunden.
Allerdings kam die Reduktion erst im Lauf der Berufsjahre, ob die Hochschule jemanden direkt in TZ beruft, weiß ich nicht (solange eine volle Stelle vorgesehen ist).
Die Kolleginnen, die nach der Berufung in Elternzeit gingen, waren immer ein oder zwei Semester komplett weg und stiegen dann voll wieder ein.
So weit meine Erfahrung.
LG Jucy
Blau
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Re: Professur in Teilzeit - Erfahrungen?

Beitrag von Blau »

neuling2018 hat geschrieben: ↑23.05.2024, 21:15 Wertes Forum,

als langjähriges Mitglied und nach einigen Erfahrungen und Vorsingen bin ich noch nie wirklich über Erfahrungen von Professoren in Teilzeit gestoßen. Aufgrund persönlicher Umstände (Kinderbetreuung, Familienbetreuung) sehe ich für mich wenig Möglichkeiten mehr als 2-3 Tage/Woche zu arbeiten, ohne in den Burnout zu rutschen. Daher würde es mich interessieren, wie ihr es mit einer Professur in Teilzeit seht oder ggf. Erfahrungen habt oder jemanden kennt? Das Beamtengesetzt erlaubt es ja zumindest für die familienpolitische Teilzeit in Bayern.

Gibt es hier Erfahrungen wie das abläuft? Im DHV Seminar zur Berufung wurde relativ klar gesagt, dass es wenig Sinn macht da man faktisch nur seine Lehrverpflichtung reduziert, der Kram Drumherum "Organisation/Selbstverwaltung" etc aber nahezu gleich bleibt bei natürlich verringertem Gehalt. Das macht dann natürlich wenig Sinn. Mein Plan ist es ca. 20-25 Stunden pro Woche zu arbeiten. Das ist natürlich nicht mit einer Vollzeitstelle bzw Vollzeitprofessur möglich. Wie handhaben die Hochschulen das? Ich meine es werden doch händeringend überall vor allem Frauen gesucht und insbesondere hier wird die HS oft als familienfreundlich beworben.

Danke! :blume:
Tatsächlich habe ich auch noch nie eine Professur in Teilzeit ausgeschrieben gesehen, ebensowenig wie die Möglichkeit, eine Professur als Tandem zu besetzen. Schade, das würde das Werben um potenzielle Kandidat*innen mit kleinen Kindern oder pfelegebürftigen Angehörigen deutlich erleichtern. Irgendwie unverständlich, dass einerseits gewünscht wird, dass mehr Frauen eine Professur besetzen sollen, man andererseits hier so unflexibel ist. "Familienfreunliche Hochschule" heißt meist nur, dass Gleitzeit möglich und irgendwo ein Kindergarten in der Nähe ist ;)
mashdoc
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Re: Professur in Teilzeit - Erfahrungen?

Beitrag von mashdoc »

TZ-Professuren werden regelmäßig ausgeschrieben. Sind eine Minderheit, aber es gibt sie.
neuling2018
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Re: Professur in Teilzeit - Erfahrungen?

Beitrag von neuling2018 »

Jucy23 hat geschrieben: ↑24.05.2024, 07:09 Hallo!
Bei uns gibt es einen Kollegen, der seine Stelle auf 60% reduziert hat aufgrund von Pflege einer Angehörigen. Das Deputat ist entsprechend reduziert, auch eine zeitintensive Aufgabe in der Selbstverwaltung hat er abgegeben. Auch in Gremien ist er nicht aktiv. Man kann da also einiges selbst steuern, ist aber natürlich auch nicht mehr so eingebunden.
Allerdings kam die Reduktion erst im Lauf der Berufsjahre, ob die Hochschule jemanden direkt in TZ beruft, weiß ich nicht (solange eine volle Stelle vorgesehen ist).
Die Kolleginnen, die nach der Berufung in Elternzeit gingen, waren immer ein oder zwei Semester komplett weg und stiegen dann voll wieder ein.
So weit meine Erfahrung.
LG Jucy
Danke! Ich frage mich nur, wie es wäre wenn man direkt mit TZ anfängt? Dann hat man den Vergleich gar nicht, was man in VZ macht und worauf man dann als TZ-Prof verzichtet. Meine Sorge ist irgendwie, man arbeitet am Ende fast wie VZ (also insb. außerhalb der Lehre) und hat am Ende nur eine um x% reduzierte Lehre und ein um x% reduziertes Gehalt...
neuling2018
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Re: Professur in Teilzeit - Erfahrungen?

Beitrag von neuling2018 »

Blau hat geschrieben: ↑24.05.2024, 09:24 "Familienfreunliche Hochschule" heißt meist nur, dass Gleitzeit möglich und irgendwo ein Kindergarten in der Nähe ist ;)
Ha Ha!! Ich befürchte, dass es genau so ist... Vielleicht mache ich mir den Spaß im nächsten Verfahren die versammlte Prof-Meute mal nach ihrem Zertifikat "familienfreundliche Hochschule" zu fragen. Ich könnte jetzt schon darauf wetten, dass dazu genau keiner etwas dazu sagen kann.
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Re: Professur in Teilzeit - Erfahrungen?

Beitrag von sophie »

Bei uns an der Uni (privat) gibt es viele Personen die eine halbe Professur wg. anderer beruflicher Verpflichtungen innehaben. Das scheint ganz gut zu funktionieren.
Aus meiner bisherigen wissenschaftlichen Laufbahn kenne ich primär das Modell, dass beide Partner auf ca 80% reduzieren (nach einer 50:50 Aufteilung der Elternzeit) . Das wäre für mich auch die einzig faire Option bzgl der Verteilung von Erwerbs- und Carearbeit, inkl. dem Erwerb entsprechender Rentenansprüche. Das dann auch durchzusetzen (z.B. bzgl Gremienarbeit etc.) ist doch dann eher eine Frage der eigenen Abgrenzungsskills und der Selbstorganisation - sollte es wirklich strukturelle Dinge geben die das unmöglich machen, muss man dagegen vorgehen (mir fällt da aber bei uns aktuell nichts ein).

Ich finde es eher antiquiert, die Möglichkeit zur Reduktion als eine Art Frauenförderung zu verstehen..
Zuletzt geändert von sophie am 26.05.2024, 10:34, insgesamt 2-mal geändert.
johndoe
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Re: Professur in Teilzeit - Erfahrungen?

Beitrag von johndoe »

neuling2018 hat geschrieben: ↑23.05.2024, 21:15
Gibt es hier Erfahrungen wie das abläuft? Im DHV Seminar zur Berufung wurde relativ klar gesagt, dass es wenig Sinn macht da man faktisch nur seine Lehrverpflichtung reduziert, der Kram Drumherum "Organisation/Selbstverwaltung" etc aber nahezu gleich bleibt bei natürlich verringertem Gehalt. Das macht dann natürlich wenig Sinn. Mein Plan ist es ca. 20-25 Stunden pro Woche zu arbeiten.
Bei uns wäre das durchaus möglich. Niemand zwingt einem Ämter in der Selbstverwaltung auf. Dh man kann sich hier entsprechend rausnehmen. Ich habe auch einen Fall im Kollegium mit privaten Herausforderungen, bei dem niemand auf die Idee käme, auf irgendwelche Verpflichtungen in der Selbstverwaltung zu pochen. Ich habe auch einen Fall, der sich aus purer Unlust aus solchen Verpflichtungen rausnimmt. Auch hier passiert nichts.

Aber vll sind da andere Hochschulen strenger.
mashdoc
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Re: Professur in Teilzeit - Erfahrungen?

Beitrag von mashdoc »

johndoe hat geschrieben: ↑26.05.2024, 10:31
Aber vll sind da andere Hochschulen strenger.
Aus Mangel an Sanktionsmöglichkeiten kaum möglich?
neuling2018
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Re: Professur in Teilzeit - Erfahrungen?

Beitrag von neuling2018 »

sophie hat geschrieben: ↑26.05.2024, 10:29 Bei uns an der Uni (privat) gibt es viele Personen die eine halbe Professur wg. anderer beruflicher Verpflichtungen innehaben. Das scheint ganz gut zu funktionieren.
Aus meiner bisherigen wissenschaftlichen Laufbahn kenne ich primär das Modell, dass beide Partner auf ca 80% reduzieren (nach einer 50:50 Aufteilung der Elternzeit) . Das wäre für mich auch die einzig faire Option bzgl der Verteilung von Erwerbs- und Carearbeit, inkl. dem Erwerb entsprechender Rentenansprüche. Das dann auch durchzusetzen (z.B. bzgl Gremienarbeit etc.) ist doch dann eher eine Frage der eigenen Abgrenzungsskills und der Selbstorganisation - sollte es wirklich strukturelle Dinge geben die das unmöglich machen, muss man dagegen vorgehen (mir fällt da aber bei uns aktuell nichts ein).

Ich finde es eher antiquiert, die Möglichkeit zur Reduktion als eine Art Frauenförderung zu verstehen..
Danke für deine Feedback! Das Modell klingt fair, ja. Was nicht fair klingt in meinen Augen ist "Das dann auch durchzusetzen (z.B. bzgl Gremienarbeit etc.) ist doch dann eher eine Frage der eigenen Abgrenzungsskills und der Selbstorganisation". Ich bin bereit zu x% Gehalt zu verzichten also möchte ich auch x% weniger arbeiten und es sollte nicht von meiner Fähigkeit abhängig sein, wie viel ich dann doch in der Gremienbetreuung arbeite. Das ist die typische Teilzeitfalle, die eigentlich nur dem Arbeitgeber nützt.. weil man dann doch mehr macht als vertraglich vereinbart. Gibt es denn Ideen wie man dem strukturell entgegenwirken kann? Vertraglich vereinbaren, dass man keine Gremienarbeit macht oder nur im Umfang von x Stunden wird eher nicht gehen nehme ich an...
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