Mitautorenschaft - "nicht die feine Art" oder schon sehr unkorrekt?

[Grounded]

Jetzt habe ich (leider) auch mal eine Frage zum Thema Autorenschaft: Ich war als WiMi in einem Forschungsprojekt beschäftigt, habe Daten erhoben, ausgewertet und die Ergebnisse für die Veröffentlichung in einem Zeitschriftenartikel aufbereitet. Die Leitung dieses Forschungsprojekts hat mir nun freudig mitgeteilt, dass sie u. a.die von mir erstellten Abschnitte überarbeitet und das Manuskript als finale Version des zu publizierenden Werks bei einer peer-reviewten Fachzeitschrift eingereicht hat, ohne das mit mir abzustimmen. Darüber hinaus haben wir uns im Erstellungsprozess mündlich über die Reihenfolge der Nennung der Autoren verständigt. Die Leitung hat die studentische Hilfskraft im Nachhinein auch als Autor aufgenommen und in der Reihenfolge vor meinem Namen platziert – ebenfalls, ohne das mit mir abzustimmen. Die SHK hat zwar am Projekt mitgearbeitet, aber nicht an dem zu veröffentlichenden Text mitgeschrieben. Und vor allem hat sie nicht die Forschungsergebnisse entwickelt und in einem Modell systematisch eingeordnet.
Ich bin mit dem Vorgehen der Leitung überhaupt nicht einverstanden. Was sagt ihr dazu? Ist das "nicht die feine Art" oder schon sehr unkorrekt?

[abcde]

Zwei Dinge sind zu unterscheiden (alles vorausgesetzt, ich habe Dein Posting richtig verstanden):
a) Das Manuskript wurde eingereicht, ohne dass Du die finale Version gesehen hast. Das ist "schon sehr unkorrekt", denn beim Submit hat der Submitter bei jeder seriösen Zeitschrift u.a. bestätigt, dass alle Co-Authoren den finalen Text gesehen und genehmigt haben.
b) Autorenschaft - Frage: Gibt es in dem Journal eine Auflistung der Beiträge nach CRediT? Wenn ja, dann muss es korrekt sein, sonst ist es "schon sehr unkorrekt". Gibt es das nicht, dann ist es (leider) eher "nicht die feine Art". Einfach, weil die Standards sehr unklar sind. Schon, dass die Autoren nach Beitrag gelistet sind ausser dem Letztautor ist schon nicht so klar, insbesondere nicht in allen Fächern. Und was "wichtig" ist, weiss auch niemand genau. Du hast mehr beigetragen als die SHK - meinst Du. Jemand anders sieht das vielleicht anders. Das ist leider ein sehr unklares Feld. Beweise, dass Du mehr gemacht hast, sind schwer zu erbringen. Aus der Ferne kann man das nicht beurteilen, wer welchen Platz verdient hat.

Jetzt kommt natürlich FerdiFuchs und sagt "auch das scheint hier der Fall zu sein". Glaubt FerdiFuchs auch, dass es auch der Fall zu sein scheint, dass der Mond aus grünem Käse besteht?

[Grounded]

Erst einmal danke ich dir für deine Antwort.
Bei a) sind wir uns einig.
Zu b): Einheitliche Regelungen für die Reihung gibt es meines Wissens in meinem Bereich nicht. Was jedoch existiert, ist die DFG- Richtlinie zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis, die besagt: "Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verständigen sich, wer Autorin oder Autor der Forschungsergebnisse werden soll. Die Verständigung über die Reihenfolge der Autorinnen und Autoren erfolgt rechtzeitig, in der Regel spätestens dann, wenn das Manuskript formuliert wird, anhand nachvollziehbarer Kriterien unter Berücksichtigung der Konventionen jedes Fachgebiets." Ist dass eine Soll- oder Muss- Regelung? Die Verständigung mit mir hat nicht stattgefunden, ist das auch ein No-Go, oder ist das so üblich?

[abcde]

Hm, wahrscheinlich eher ein no-go. Aber wenn der Dozent sagt, es sei eindeutig und Abstimmung deshalb nicht nötig, da wird es eher schwer, ihm einen Strick draus zu drehen.

[Florina]

@Grounded: Versuche das offene Gespräch mit gewaltfreier Kommunikation zu suchen. Man kann die Reihenfolge der Autor:innen noch im Nachhinein ändern. Bist du von demjenigen, der/die eingereicht hat noch abhängig (Diss-vorhaben bspw.)? Wenn nicht und wenn das Gespräch nicht gut verläuft, geh zur Ombudsstelle und beschwere dich. Hilft das auch nicht, schreibe den Verlag an.

[Grounded]

@Grounded: Versuche das offene Gespräch mit gewaltfreier Kommunikation zu suchen. Man kann die Reihenfolge der Autor:innen noch im Nachhinein ändern. Bist du von demjenigen, der/die eingereicht hat noch abhängig (Diss-vorhaben bspw.)? Wenn nicht und wenn das Gespräch nicht gut verläuft, geh zur Ombudsstelle und beschwere dich. Hilft das auch nicht, schreibe den Verlag an.

Ich bin nicht mehr in einem Abhänigkeitsverhältnis. Die Reihenfolge Gespräch/ Ombudsstelle/ Verlag ergibt für mich Sinn. Die GFK hingegen verkommt aus meiner Sicht gerade in Arbeitskontexten zur Farce. Vor allem, wenn von mir erwartet wird, dass ich eine Bitte formuliere, die prinzipiell auch ausgeschlagen werden kann. So ist es in der GFK vorgesehen. In den Bereichen, in denen das Verhalten meines Gegenübers unkorrekt, ist, bitte ich nicht.

[Florina]

In den Bereichen, in denen das Verhalten meines Gegenübers unkorrekt, ist, bitte ich nicht.

Danke dir! Ich werde mein Verhalten auch dahingehend anpassen.

[Jucy23]

Grounded, was ist denn daraus geworden?

[Grounded]

Wir haben uns auf ein paar Änderungen geeinigt. Bspw. soll der Text mit geänderter Autor:innenreihenfolge veröffentlicht werden. Ob das Journal ihn aber anehmen und veröffentlichen wird, ist noch nicht klar.

[Jucy23]

Na ja, das ist doch was.
Ich drücke die Daumen! Danke für das Update.