Hallo liebe Forengemeinde,
beim Literaturstudium sind bei mir einige Unklarheiten bzgl. der korrekten Zitation für einen ganzen Absatz (Paraphrase) aufgekommen, da ich hierbei immer wieder unterschiedliche Zitationsweisen sehe. Folglich ersuche ich euch um eure Meinung bzw. Rat. Die Fälle gestalten sich wie folgt:
Ein Abschnitt zu Grundlagen des jeweiligen Fachgebiets wird dargelegt und am Ende des Absatzes (mehrere Zeilen) mit einem Kurzbeleg (gesehen: [1] oder [ABC01]) vor dem Punkt nachgewiesen. Basierend auf dem Inhalt des Abschnitts ist jedoch deutlich, dass dieser aus der einen Quelle stammt bzw. stammen muss.
Schema:
{Text, mehrzeilig}[Verweis].
Weiterhin werden mitunter einzelne Einschübe in die Paragraphen getätigt und diese direkt nach dem Einschub (bspw. eine Kenngröße) mit Kurzbeleg versehen, bevor am Ende des Absatzes erneut vor dem Punkt der/die Kurzbeleg(e) folgen.
Schema:
{Text}{Kenngröße}[Verweis], {Text, mehrzeilig}[Verweise].
Dieses Schema zieht sich durch die jeweils ganzen Arbeiten, ein Verweis nach dem Punkt findet nicht statt. In manchen Schriften ist der Verweis am Ende auf per Komma vom Rest des Satzes getrennt. Wie ist dies zu beurteilen? Handelt es sich um eine falsche Zitationsweise, gar um Plagiate? Oder wird durch die Mehrzeiligkeit des Textes deutlich, dass der Verweis zum Absatz gehören muss (wie ich es mir erschlossen habe)? Die Verwirrung entsteht bei mir dahingehend, dass ich immer wieder gelesen habe, den Verweis für einen Satz/Absatz hinter den Punkt setzen zu könne. Sind beide Ansätze richtig?
Ich hoffe, ihr könnt mir bzgl. dieser Fragestellung helfen.
Viele Grüße, Hans
Unklare Zitationsweise für Absätze
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Re: Unklare Zitationsweise für Absätze
Hallo Hans,
ich muss gestehen, dass ich mir unter Deinem zweiten Beispiel nichts vorstellen kann. Kannst Du vielleicht einen kurzen Pseudotext verfassen, der dieses Vorgehen illustriert?
Viele Grüße
Zwonk
PS. Grundsätzlich würde ich aber davon absehen, aus der Frage, ob irgendwelche Sachen nun nach Punkt und/oder Komma als Verweis angeführt werden, in jedem Fall eine Wissenschaft zu machen bzw. eine wahnsinnig tiefgehende Semantik abzuleiten. Meine Erfahrung ist, dass man sich da als Doktorand viel zu sehr den Kopf drüber zerbricht.
ich muss gestehen, dass ich mir unter Deinem zweiten Beispiel nichts vorstellen kann. Kannst Du vielleicht einen kurzen Pseudotext verfassen, der dieses Vorgehen illustriert?
Viele Grüße
Zwonk
PS. Grundsätzlich würde ich aber davon absehen, aus der Frage, ob irgendwelche Sachen nun nach Punkt und/oder Komma als Verweis angeführt werden, in jedem Fall eine Wissenschaft zu machen bzw. eine wahnsinnig tiefgehende Semantik abzuleiten. Meine Erfahrung ist, dass man sich da als Doktorand viel zu sehr den Kopf drüber zerbricht.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
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Re: Unklare Zitationsweise für Absätze
Ich bin ohnehin kein Fan von derartigen Mega-Verweisen. Entweder stellt man die Grundlagen differenziert dar, zb Widersprüche oder Ergänzungen zwischen mehreren Autoren, damit der Leser der Diss einen Mehrwert ggü. der einzelnen Quelle hat, oder man greift gleich zum mehrzeiligen wörtlichen Zitat, wenn es denn die eine Quelle sein soll. Oder man aggregiert den Kern der mehrzeiligen Quelle und gibt den Verweis an.
Etwas überspitzt: Grundlagen unreflektiert wiederkäuen, bietet keinen wissenschaftlichen Nutzen. Damit sollte man sparsam umgehen und man schwankt immer ein bisschen Richtung Plagiat, wenn man nicht gut beim zitieren aufpasst oder die Sache übertreibt.
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Re: Unklare Zitationsweise für Absätze
Bei Grundlagen stimme ich dir zu. Vielleicht aber auch ein unglücklich gewähltes Beispiel. Nehmen wir mal an, es geht eben um was anderes. Bei uns (kleine Geisteswissenschaft) ist es durchaus üblich, etwas von einem Autor über längere Passagen wiederzugeben (und nicht nur als direktes Zitat). Habe im Beifach aber ein Fach studiert, dass sehr weit von meinem Hauptfach entfernt war und kann auch aus der Erfahrung sagen, dass da die Praktiken extrem fachabhängig und sehr verschieden sein können. Verweise vor dem Punkt gibt es bei uns nie (es gibt nur den Fall nach dem Komma, wenn nur der Teil vor, aber nicht der Teil nach dem Komma belegt werden soll).johndoe hat geschrieben: ↑30.09.2023, 22:18 Ich bin ohnehin kein Fan von derartigen Mega-Verweisen. Entweder stellt man die Grundlagen differenziert dar, zb Widersprüche oder Ergänzungen zwischen mehreren Autoren, damit der Leser der Diss einen Mehrwert ggü. der einzelnen Quelle hat, oder man greift gleich zum mehrzeiligen wörtlichen Zitat, wenn es denn die eine Quelle sein soll. Oder man aggregiert den Kern der mehrzeiligen Quelle und gibt den Verweis an.
Etwas überspitzt: Grundlagen unreflektiert wiederkäuen, bietet keinen wissenschaftlichen Nutzen. Damit sollte man sparsam umgehen und man schwankt immer ein bisschen Richtung Plagiat, wenn man nicht gut beim zitieren aufpasst oder die Sache übertreibt.
Bei uns gibt es so eine blöde Faustregel: Überall, wo sich aus dem Text erschließt, dass alles zusammen zur Paraphrase gehört, reicht ein Verweis am Ende der Paraphrase (auch nach mehrzeiligen und mehrsatzigen Text). Wo das unsicher ist: Lieber nach jedem Satz ein Verweis.
Bin damit selbst unzufrieden und bin gespannt, was hier noch einige berichten werden.
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Re: Unklare Zitationsweise für Absätze
Kommt vermutlich auf den verwendeten Zitierstil an, aber bspw bei APA oder IEEE kommt der Verweis vorm Punkt. Ich kenne es ehrlich gesagt nur so, aber vll gibt's andere Praktiken bei anderen Stilen.
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Re: Unklare Zitationsweise für Absätze
Ob es sich um Plagiate handelt, wirst du nur dadurch herausfinden, indem du die Originalquelle mit der befußnoteten Stelle in deiner Sekunderliteratur vergleichst.hans_oberlander hat geschrieben: ↑30.09.2023, 19:26Dieses Schema zieht sich durch die jeweils ganzen Arbeiten, ein Verweis nach dem Punkt findet nicht statt. In manchen Schriften ist der Verweis am Ende auf per Komma vom Rest des Satzes getrennt. Wie ist dies zu beurteilen? Handelt es sich um eine falsche Zitationsweise, gar um Plagiate?
Ganz grundsätzlich betrachtet, zitiert ein Wissenschaftsautor nicht deshalb, um seinen Lesern zu beweisen, dass er nicht plagiiert hat. Beim wissenschaftlichem Arbeiten/Schreiben versteht es sich von selbst, dass nicht plagiiert wird. Verstöße haben --im Idealfall-- ernste Konsequenzen.
Nein, die Funktion des Belegs dient dazu, eine aus Sicht des zitierenden Autors zentrale oder zumindest wichtige Aussage eines anderen Autors, die für die eigene Argumentation wichtig ist, als bereits an anderer Stelle gesagt auszuweisen. Indirekte Belege haben an erster Stelle den Zweck, die eigene fortlaufende Argumentation nicht völlig in der Schwebe zu belassen. Sie dienen als quasi-faktische Leitplanken die den Lesern anzeigen, dass der Autor sich nicht völlig freihändig ins Blaue hineinschwafelt.
Bei indirekten Zitaten liegt es deshalb häufig im Ermessen des Autors, wo er den Fußnotenbeleg setzt. Es hängt eben davon ab, wo aus Sicht des zitierenden Autors der wichtigste Teil eines auf fremder Argumentation beruhenden Abschnittes liegt (immer vorausgesetzt, der Abschnitt ist vom zitierenden Autor in eigenen Worten ausformuliert).
Wenn du aber längere Abschnitte mit Zitateinschüben meinst --imho ein häufiger Sonderfall genau an der Grenze zwischen direktem und indirektem Zitat-- dann entscheiden die Quellen, aus denen diese Einschübe stammen, darüber, wann die Belege gesetzt werden.
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Re: Unklare Zitationsweise für Absätze
Noch ein Gedanke dazu: es liegt oft auch am Betreuer, welche Inhalte und Zitationsstile gewünscht sind.
Als ich noch in der Industrie war, betreute ich mal eine MA an einer FH, wo der Prof und ich uns überhaupt nicht einig waren. Er wollte unbedingt ein Grundlagen-Kapitel, wo einfach seit Jahrzehnten etablierte Konzepte vorgestellt werden. Ich hielt das für Zeit- und Platzverschwendung und forderte stattdessen einen Literatur Review zum Stand der Technik in unserer Industrie. Aber letztendlich musste sich der Student natürlich an den Prof halten und raus kam genau diese Art von unreflektiertem seitenlangem Dauerverweis.
Als ich noch in der Industrie war, betreute ich mal eine MA an einer FH, wo der Prof und ich uns überhaupt nicht einig waren. Er wollte unbedingt ein Grundlagen-Kapitel, wo einfach seit Jahrzehnten etablierte Konzepte vorgestellt werden. Ich hielt das für Zeit- und Platzverschwendung und forderte stattdessen einen Literatur Review zum Stand der Technik in unserer Industrie. Aber letztendlich musste sich der Student natürlich an den Prof halten und raus kam genau diese Art von unreflektiertem seitenlangem Dauerverweis.
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