In welchem Fach habe ich einen Doktortitel erworben?

[sara4050]

Hallo zusammen,
ich habe an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Fachbereich Informatik und Kognitionswissenschaften, den Dr.-Ing. gemacht. Einer meiner Doktorväter war Informatiker, der andere Psychologe. Meine Forschung war vollständig interdisziplinär.
Als ich eine Biografie für einen Förderantrag verfasse, sehe ich Kollegen aus dem Vereinigten Königreich oder den Niederlanden, die angegeben haben, dass sie einen Doktortitel in Psychologie oder Informatik haben oder sogar einer hat einen Doktortitel in KI und Psychologie angegeben!
Auf meinem Abschluss steht nicht geschrieben, dass ich einen Doktortitel in Informatik oder Psychologie habe. Es wird nur mein Dr.-Ing.-Abschluss und der Titel meiner Dissertation erwähnt.
In welchem Bereich habe ich also einen Doktortitel erworben ? Mein Master-Abschluss war in Informatik.
Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.
Sara

[johndoe]

In UK gibt es ( zumindest an manchen Unis) recht konkret benannte Promotionsstudiengänge, daraus ergibt sich das oft sehr spezifische Fach zum PhD, ähnlich wie es bei Bachelor hierzulande auch gelebt wird.

Auf der anderen Seite ist es aus meiner Sicht auch in D nicht verboten, in seiner Biographie sein Fachgebiet einzugrenzen. Dh statt Promotion zum Dr-Ing am Fachbereich Informatik könnte man auch Promotion zum Dr-Ing im Bereich KI schreiben. Geschützt ist lediglich der Grad und der bleibt davon unberührt.

[daherrdoggda]

Da werden Erinnerungen an Spiro wach...

Wenn schon die Fakultaet Ingenieur/Info mit Kognition mischt auch kein Wunder
Warst du immatrikuliert, und wenn ja, in welchem Fach? In welchen Journals hast du publiziert mit Letztautoren aus welchem Fach? Aus welchen Gebieten war das Kommittee? Das koennte den Ausschlag geben

[sara4050]

Danke, meine gesamte Veröffentlichung ist in Informatik. Alle bei ACM und IEEE. Aber der Anwendungsbereich und das Forschungsgebiet waren die psychische Gesundheit. Mein Ausschuss war gemischt. Die eine Hälfte Informatik und die andere Pychologen.

[Cybarb]

Hallo,

das spricht doch alles sehr für Informatik (Dr.-Ing., Journals, Masterabschluss, Fach des Doktorvaters).

Ich würde es so machen: Überall dort, wo nur Kurzangaben möglich/sinnvoll sind (Lebenslauf, irgendwelche Steckbriefe), schreibst du "Informatik". In Fließtexten (insbesondere natürlich Anschreiben bei Bewerbungen) stellst du den interdisziplinären Charakter deiner Arbeit heraus.

Gruß
Cyb

[daherrdoggda]

Danke, meine gesamte Veröffentlichung ist in Informatik. Alle bei ACM und IEEE. Aber der Anwendungsbereich und das Forschungsgebiet waren die psychische Gesundheit. Mein Ausschuss war gemischt. Die eine Hälfte Informatik und die andere Pychologen.

Informatik hat vermutlich oft einen Anwendungsbereich in allen moeglichen Gebieten. Wer Software fuer Patientenmanagement im Krankenhaus oder automatische OCR von historischen Schriften entwickelt ist ja nicht gleich Mediziner oder Historiker. Ich wuerde also auch sagen, du bist Informatiker

[FerdiFuchs]

Konservativerweise würde ich sagen: Wenn auf deiner Promotionsurkunde nicht drauf steht, dass du in Informatik promoviert hast, hast du formal nicht in Informatik promoviert.

In einem Lebenslauf würde ich schreiben "Dr.-Ing., Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Fachbereich Informatik und Kognitionswissenschaften, Universität XYZ".

[Wierus]

Vielleicht wäre auch ganz einfach das Fach anzugeben, in dem du dich nach Studium und Promotion am kompetentesten einschätzt?

[abcde]

Sagt denn die Promotionsordnung was dazu? Ich lese z. B. in einer willkürlich herausgegriffenen Promotionsorndung: "Die Beantragung erfolgt in der Regel über das durch die FSU zur Verfügung gestellte elektronische Portal. Im Antrag sind das in Aussicht genommene Thema der Dissertation und
das Promotionsfach zu benennen." Auch wenn das Fach nicht in der Promotionsurkunde auftaucht, dürfte in diesem Falle das angegebene Fach das einzig korrekte sein, alles andere ist eigentlich eine Falschangabe. Wenn bei Dir in der Promotionsordnung kein Fach vorkommt, würde ich "Informatik und Kognitionswissenschaften" nennen. Alles andere ist eigentlich fragwürdige Positivdarstellung (wenn jemand z. B. viel KI in der Promotion gemacht hat, hat er trotzdem nicht im Fach KI promoviert).

[johndoe]

Vielleicht muss man erst mal klären, was Führung eines akademischen Grades eigentlich bedeutet. Ich hab mal etwas gegoogelt und ua. Folgendes gefunden: https://www.juraforum.de/lexikon/akademischer-grad

Ich bin kein Jurist, aber es geht nach meinem Verständnis ausnahmslos um den Grad selbst. Dh ein Dipl FH darf sich nicht einfach Master nennen und umgekehrt, ein PhD darf sich nicht einfach Dr rer pol nennen und umgekehrt (->was auf LinkedIn zb sehr oft passiert, um internationale oder englischsprachige Kompetenzen vorzugaukeln)....es darf öffentlich nicht der Anschein erweckt werden, man habe einen bestimmten Grad, ohne ihn erworben zu haben.

Dh die Führung eines Dr Ing umfasst nicht das Promotionsfach, sondern nur den Dr Ing selbst, sonst müsste es der Vollständigkeit halber auch sonst im Namen angegeben werden. Und damit begeht man auch keine Straftat, wenn man es in einer Biographie ganz weglässt oder Stichpunkte dazu packt, mit denen man sich vorrangig in seiner Dissertation beschäftigt hat.

Aber: vorzugeben, sich bspw mit KI beschäftigt zu haben, ohne dass dies den Tatsachen entspricht, könnte wiederum als Betrug gewertet werden, wenn man sich damit berufliche etc Vorteile erschleichen möchte.