Zeitpläne, Zweifel, externe Promotion

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JanaSophie
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Zeitpläne, Zweifel, externe Promotion

Beitrag von JanaSophie »

Hallo in die Runde!

Ich habe im September letzten Jahres meine Promotion im Fach Psychologie angemeldet. Ich promoviere kumulativ und extern, habe nebenbei eine Teilzeitstelle (20-25 Stunden die Woche).
Mich fordert dies immer wieder heraus, da es häufig Phasen gibt, in denen ich gefühlt nicht weiter komme und zu wenig für meine Diss mache.
Ich warte auf Rückmeldung meiner Betreuerin, warte auf die Zusage für meine Datenerhebung und und und. So kommt es manchmal vor, dass ich einige Wochen sehr wenig für die Diss mache und selbst wenn ich zu tun habe, sind es selten mehr als 15 Stunden pro Woche.

Dabei setzt es mich enorm unter Druck, wenn ich lese und höre, wie viel Doktorand:innen arbeiten und hier viele scheinbar auf 50-60 Stunden Wochen kommen. Auch wenn ich rational weiß, dass ich das auf keinen Fall möchte und vor so einer Stundenzahl freiwillig kapitulieren würde, bleibt die leise Stimme im Kopf, ob ich etwas falsch mache.

Arbeite ich zu wenig?

Wie geht es anderen hier? Gibt es noch jemanden, der extern mit einer halben Stelle promoviert?
Wie geht ihr damit um, wenn ihr Warte-Phasen habt?

Freue mich von euch zu hören!
Florina
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Re: Zeitpläne, Zweifel, externe Promotion

Beitrag von Florina »

Hi,

ich habe eine Vollzeitstelle am Lehrstuhl. Offiziell sind 1/3 meiner Arbeitszeit für die Diss (ca. 13h/Wo). Neben Lehrveranstaltungen, Betreuung von Arbeiten und anderen Tätigkeiten für den Lehrstuhl komme ich selten ganze zwei Tage pro Woche zum Arbeiten an der Diss. In der Vorlesungszeit freue ich mich über jede Minute, die ich an meiner Diss arbeiten kann.
Falls es dir hilft, dich regelmäßig über deine Selbstorganisation auszutauschen: Es gibt hier einen Schreibtreff.
Man muß daran glauben, für eine bestimmte Sache begabt zu sein, und diese Sache muß man erreichen, koste es, was es wolle. - Marie Curie
Wierus
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Re: Zeitpläne, Zweifel, externe Promotion

Beitrag von Wierus »

Hallo,

eigentlich sind pro Woche 15 Stunden effektiver Schreibarbeit an der Diss -- also keine Pausen, kein Stiftezählen -- ein befriedigendes Pensum. Die Betonung liegt auf "eigentlich", denn nicht jeder will (oder kann) über fünf Jahre an seiner Diss sitzen, und genau darauf läuft dein durchschnittliches Arbeitspensum hinaus. Ich spreche aus Erfahrung. :wink:

Wenn dir das nichts ausmacht und weder eure Promotionsordnung, noch deine Gutachter etwas dagegen einzuwenden haben [!], dann bleib kontinuierlich bei dieser Arbeitsweise. So sparst du wenigstens deine Kräfte, ohne gleichzeitig das Fernziel aus dem Blick zu verlieren.
Vollkornpizza
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Re: Zeitpläne, Zweifel, externe Promotion

Beitrag von Vollkornpizza »

Hallo janaSophia,

evtl. liegt der Grund für deine Zweifel weniger darin, ob du zu viel/zu wenig Zeit für die Diss eingeplant hast, sondern dass man als externe schnell mal von DV/DM vergessen oder als geringe Priorität angesehen wird?

Du bist insgesamt noch in einer frühen Phase, die tatsächlich oft mit viel Warten verbunden sein kann. Ich hatte am Anfang auch einen Antrag auf Datennutzung gestellt und dachte, ich warte einfach, bis ich eine Zusage habe. Zum Glück hat meine DM mir geraten, in der Zwischenzeit schon mit einem anderen Projekt zu beginnen, denn ich wartete insgesamt 2 Jahre (!!) auf die Nutzungserlaubnis. Dadurch wurde letzendlich mein als erstes geplantes Paper zu meinem letzen Paper.

Mein Rat wäre: Sei geduldig mit dir und deinem Projekt. Manchmal geht halt alles nicht so schnell und in der Anfangsphase hat man dann noch keine Sachen, die man parallel voranbringen kann. Aber: Wenn du nur nicht voran kommst, weil die Rückmeldung deiner/m DV/DM fehlt, dann mach dort Druck. Persönlichen Termin vereinbaren hilft manchmal.

Ansonsten: Das mit den Hoch- und Tiefphasen kennen wir wohl alle. Wenn dien Hauptjob es zulässt, wäre es am besten, in den Diss-Flaute Zeiten Überstunden zu machne und diese dann in den Diss-Hochzeten abzufeiern. Wenn das möglich ist, denke ich hast du mit einer 50%-Stelle eigentlich das bestmögliche Arrangement.
Papierturm
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Re: Zeitpläne, Zweifel, externe Promotion

Beitrag von Papierturm »

Meine Erfahrung und Beobachtung (habe meine Diss in Psychologie 2014 eingereicht, also schon etwas her):

Ich hatte anfangs auch viele Zeiten, in denen ich Leerlauf hatte. Dasselbe auch bei Freunden und Bekannten beobachtet.

Irgendwann habe ich mir gesagt "Promotion ist selbständig, also arbeite ich selbständig!"

Daraufhin wurde folgende Phrase für mich typisch: "Zum Zeitpunkt X habe ich Y vor. Bitte Rückmeldungen bis Z, wenn ich daran noch etwas ändern sollte." (Wobei Z in aller Regel 2 Wochen betrug, außer jemand war im Urlaub.)

Dazu noch etwas taktisches Vorausdenken (also immer Anfragen nicht für den nächsten, sondern übernächsten Schritt stellen, damit ich nicht zu viel Leerlauf hatte). So hatte ich die Diss dann doch fertig bekommen, auch in einer akzeptablen Zeit. (Insgesamt habe ich ca. 4 Jahre effektiv an der Diss gearbeitet.)

Leute in meinem Umfeld, die das nicht gemacht haben, haben teils deutlich länger gebraucht, oder das Promotionsvorhaben komplett abgebrochen.
Denkerin
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Re: Zeitpläne, Zweifel, externe Promotion

Beitrag von Denkerin »

Hi JanaSophie,

bei vielem, was du schreibst, kann ich mich absolut wiedererkennen. Ich promoviere auch extern und arbeite parallel 20h in einem Unternehmen. Mein Diss-Thema und meine Erwerbsarbeit haben sogar wirklich gar nichts miteinander zu tun (sodass ich hier keine Synergien nutzen kann). Ich bin jetzt ca. 2,5 Jahre dabei und natürlich nicht annähernd so weit, wie ich gerne wäre.

Ich arbeite montags bis mittwochs und nach der Arbeit schaffe ich realistisch nichts mehr für die Diss an diesen Tagen, maximal noch Bücher aus der Bibliothek abholen oder was kopieren o.Ä. Für mich habe ich gemerkt, dass ich so einen langen Sprint nicht packe, sodass ich dann meist donnerstags einen Tag "frei" machen. Es bleiben mir 3 Tage für die Diss. Da es das Wochenende ist, kommen hier und da auch noch private Bedürfnisse/Verpflichtungen hinzu, sodass ich auch nicht jedes Wochenende gleich viel arbeiten kann.

Die Fragen, ob ich genug mache oder, ob andere mehr/erfolgreicher arbeiten, versuche ich, mir nicht mehr zu stellen. Es gibt definitiv Leute, die mehr machen. Es gibt Leute, die offenbar neben 40h Vollzeitstelle eine Dissertation schreiben. Aber ebenso gibt es Leute (und zwar ganz viele), die nie eine Diss schreiben. Ich versuche, das Beste zu leisten, das ICH leisten kann. Das klingt alles jetzt abgeklärt, aber glaub mir, ich habe immer noch regelmäßig solche unangenehmen Phasen des Zweifels.

Wartephasen habe ich eigentlich nie. Es gibt ja eigentlich immer eine andere Teilbaustelle, an der ich weiterwerkeln kann, wenn ich bspw. bei meinem Doktorvater auf eine Antwort arbeite: Literaturrecherche (auch und gerade Neuerscheinungen), Rechtschreibkorrektur des bisher Geschriebenen, offene Stellen/Details recherchieren usw. Das ist aber sicher auch sehr verschieden zwischen den Fächern. Überlege vielleicht mal, ob wirklich ALLES, was du jetzt machen könntest, von der ausstehenden Entscheidung abhängt oder vielleicht doch nicht.
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