Arbeit non rite trotz informeller Zusage (alles i.O.)

... und die Fragen, die sich davor und dabei ergeben.
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hueseyin079
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Arbeit non rite trotz informeller Zusage (alles i.O.)

Beitrag von hueseyin079 »

Hallo,
ich habe meine Arbeit an der Uni eingereicht (vorab von dem Betreuer informell bestätigen lassen, dass alles ok ist und ich einreichen kann). Leider hat mich der Betreuer vor kurzer Zeit kontaktiert und mir mitgeteilt, dass die Arbeit -non rite- ist und ich aber die Möglichkeit habe die Arbeit zurückzuziehen, was ich natürlich getan habe. Ich weiss nicht mehr weiter. Die Betreuung war nach meinem Empfinden nicht so positiv (ich promoviere extern). Was kann ich tun? Betreuer und Uni wechseln? Ich sehe meine Arbeit als durchaus gelungen an. Die Gutachten, die noch nicht offiziell sind werden mir zur Verfügung gestellt um nach einer Korrektur die Arbeit wieder einzureichen. Das ist ja alles gut, aber ich vermute, dass ich keine gute Note bei der Gutachterkonstellation bekommen kann. Wie schätzt ihr das ein? Danke für die Antworten.
Grounded
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Re: Arbeit non rite trotz informeller Zusage (alles i.O.)

Beitrag von Grounded »

Das ist wirklich eine verzwickte Situation, in der du dich da befindest. Aber es gibt Möglichkeiten, da raus zu kommen, wenn es auch nicht einfach werden wird.
Zuallererst einmal rate ich, die Gutachten zu lesen. Möglicherweise findest du darin konstruktive Hinweise auf Verbesserungswürdiges und kannst dann überlegen, ob du deine Diss überarbeitest. Und hier stellt sich die Frage, ob du wirklich eine gute Bewertung benötigst, oder ob ein rite ausreicht. Wenn du in der Wissenschaft tätig sein willst, sollte es allerdings schon ein magna sein.
Wenn du nach dem Studium der Gutachten immer noch der Ansicht bist, dass die Gutachter*innen dir nicht wohlgesonnen sind und dir keine gute Bewertung geben werden, kannst du versuchen, die Betreuung zu wechseln. Das kann allerdings tricky sein. Und damit meine ich nicht, dass du aus formalen Gründen nicht genommen wirst, wenn du bereits einen Versuch an einer anderen Uni gestartet hast. Das scheint eher selten der Fall zu sein, wirf aber in jedem Fall einen Blick in die Promotionsordnung der jeweiligen Fakultät, bevor du dort anfragst. Tricky könnte es bspw. werden, weil die Profs sich gegenseitig kennen und der potenzielle Betreuer die ehemalige Betreuerin nicht verärgern will. Schau doch mal hier https://doktorandenforum.de/tipps/dokto ... chseln.htm, dort findest du weitere hilfreiche Infos.
Viel Erfolg wünsche ich dir!
Wierus
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Re: Arbeit non rite trotz informeller Zusage (alles i.O.)

Beitrag von Wierus »

Hm, eine wirklich unangenehme Lage. Aber immerhin, es wurde dir in Aussicht gestellt, deine Dissertation nach Überarbeitung noch einmal einreichen zu dürfen. Gutachter, die ein laufendes Diss-Projekt als unrettbar bzw. chancenlos einstufen, würden dir von diesem Schritt ganz sicher abraten. So human sind Professoren dann doch.

Weißt du denn schon, in welche Richtung die Kritik der Gutachter ungefähr geht? Ist es eine Summe von Kritikpunkten oder liegt es an einem ganz bestimmten, besonders schwerwiegenden Problem? Und: Dreht sich das Ganze mehr um Formalia, Methodenfragen oder Argumentation/Ergebnisse?

Wenn es mehr an diversen Formalia liegen sollte, dürfte einer erfolgreichen Überarbeitung wohl nichts im Wege stehen; ebenso, wenn es um die Häufung kleinerer Fehltritte geht, z.B. in der Auswertung, beim wissenschaftlichen Schreibstil oder in Sachen logischer Argumentationsweise. Sollte die Kritik aber in Richtung "Themaverfehlung" oder "falsche Methodenwahl" gehen, dann stehen wohl größere Überarbeitungen deiner Diss an.
hueseyin079
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Re: Arbeit non rite trotz informeller Zusage (alles i.O.)

Beitrag von hueseyin079 »

Ich denke in die Richtung, dass mein Erstgutachter mich fahrlässig betreut hat und ihrer Fürsorgepflicht mir gegenüber nicht nachgekommen ist. Der Betr. müsste mir als Promovend erklären:
1.] warum der Betr. die ein und dieselbe Arbeit mal bedenkenlos akzeptieren würde und dann die Arbeit als durchgefallen bewertet.
2.] wie der Betreuer mir den durch die fahrlässige Betreuung entstandenen Schaden (Arbeitszeit, Kosten für Coachings, Lekorate und Transkription) begleichen will.
Der Umgang der Änderungen sind nicht mal eben zu bewerkstelligen. Das hat mir der Gutachter vor der Einreichung nicht mitgeteilt und mich damit getäuscht.
Mir geht es am Ende ums bestehen. Natürlich war mein Ziel ein ordentliches bestehen, was ich für eine Professur benötige, zu bekommen.
Aber ich will am Schluss den Doktortitel. Mein Wissenschaftscoach der auch an der gleichen Uni lehrt vertritt meine Einschätzung und rät mir ein direktes Wort an den Betreuer zu richten. Ich werde mich auch juristisch beraten lassen und ggf. klagen. Das lasse ich mir nicht gefallen.
Nordisc
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Re: Arbeit non rite trotz informeller Zusage (alles i.O

Beitrag von Nordisc »

Das Problem liegt zu 99 Prozent beim Promovenden. Die implizite Erwartung, gerade als Externer, durch Abgabe und Einrechen das Magna de facto schon sicher zu haben und wenn etwas nicht funktioniert, ist es der Betreuer Schuld, es liegt an der mangelnden Betreuung und zuletzt wird mit der Rechtskeule gedroht, die übrigens in 99 Prozent der Fälle genauso daneben geht. Es werden drei Gutachten existieren, davon mindestens eines von einer anderen Universität. Die Karte, meine Betreuer ist böse, betreut mich nicht richtig und deshalb bin ich durchgefallen, wird bei drei unabhängigen Gutachten schwer, wenn sie alle in die selbe Richtung gehen. Sorry, aber dann ist die Arbeit einfach Schrott. Muss man einfach mal kritisch sich selber zugestehen, auch wenn es hart ist.

Konstruktiv: Gutachten lesen, Kritikpunkte überarbeiten, neueinreichen, erfolgreich sein.
Oder so wie in deinem Beitrag: Rumjammern, mit Rechtsweg drohen, alle anderen sind Schuld, vergeudete Zeit in Rechnung stellen (die lachen sich schlapp), so argumentieren. Ich würde mal drei Tage runterkommen und dann seriös überlegen, was ich will. Für deine Diss und den Erfolg ist genau einer verantwortlich und das bist du, denn du schreibst sie. Think about!
hueseyin079
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Re: Arbeit non rite trotz informeller Zusage (alles i.O.)

Beitrag von hueseyin079 »

Danke für deine Ausführungen. Ein weiteres kommentieren meinerseits erübrigt sich für mich, da ich nicht unhöflich sein möchte. Trotzdem ein paar Worte: Natürlich bin ich für meine Arbeit verantwortlich. Und ob diese Schrott ist? Auslegungssache. Manche Doktorarbeiten werden nach 5 Jahren eifrigen Kofferdienst vergeben. Ich weiss nicht ob du weisst, was es bedeutet wenn man extern promoviert und zum Ende kommt. Meine Arbeit wurde eben hemdsärmelig bzw. nicht betreut. Zu jedem Forschungsabschnitt habe ich eine positive Rückmeldung per E-Mail bekommen. Am Schluss nach Einreichung des finalen Diss.entwurfs wurde diese ebenso als bestanden formuliert. An unserer Uni gibt es eine Betreuungsvereinbarung. Ich drohe niemanden. Mein erster Schritt wird sein, den Betr. damit erst einmal zu konfrontieren. Ich glaube nicht dass dies eine angenehme Situation ist, da ich alles schriftlich vorlegen werde. Ob der Betreuer mich ernst nimmt oder nicht. Non rite ist eine unverschämtheit und wird einer Arbeit, die mit besten Wissen und Gewissen ausgeführt wurde nicht gerecht. Dann rite und Feierabend. Mir soll es nicht gegönnt sein. Trotzdem bin ich famoser Mensch.
Cybarb
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Re: Arbeit non rite trotz informeller Zusage (alles i.O.)

Beitrag von Cybarb »

Hallo,

dieses Betreuungsverhältnis war ja schon von Beginn an nicht einfach. Daher frage ich mich, ob hinter dem Verhalten deines Betreuers nicht doch mehr steckt als das, was sich hier lesen lässt. (Spekulation: Er hat aus welchen Gründen auch immer keine Lust auf das Betreuungsverhältnis, will das Verfahren möglichst zügig zum Abschluss bringen - kann es aber nicht mit seinem Gewissen bzw. seinen Mindestansprüchen an eine 'rite'-Arbeit vereinbaren, dich damit durchzuwinken.)

Was mich aber auch wundert: Du scheinst diese Arbeit innerhalb von zwei Jahren verfasst zu haben.
Nun bin ich zwar der Ansicht, dass man keine 5 Jahre schreiben muss, um eine 'summa'- oder 'magna'-Arbeit zu verfassen. Es geht auch in 3 Jahren. Aber 2 Jahre, noch dazu als Externer, scheinen mir doch arg kurz. Dementsprechend irritieren mich die Ansprüche, die du anscheinend an deine Arbeit angelegt hast.
Natürlich war mein Ziel ein ordentliches bestehen, was ich für eine Professur benötige, zu bekommen.
Ich stimme daher den beiden anderen Foristen zu: Gehe sachlich an das Problem heran, setze dich mit den Gutachten auseinander und ändere das, was zu ändern ist, so dass eine akzeptable Arbeit entsteht. Das ist nicht leicht, sicher, aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass ein konfrontatives Vorgehen zum Erfolg führt.

Gruß
Cyb
hueseyin079
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Re: Arbeit non rite trotz informeller Zusage (alles i.O.)

Beitrag von hueseyin079 »

Danke dir für deine Ausführungen. Ja das Verhältnis war nie das beste. Mir wurde aber gestattet immer in Rücksprache weiterzumachen. Da eine Betreuung faktisch nur bei Entscheidungen erfolgte, habe ich in dieser Zeit einen Wissenschaftscoach als Betreuer gehabt. Dieser ist auch an der gleichen Uni Lehrender. Deine Theorie könnte stimmen. Warum 2 Jahre: Alles in Vollzeit (jede freie Minute, Mo-So). Ich gehe auch keinen konfrontativen Kurs. Allerdings schlägt mir auch mein Coach vor, ein Gespräch zu suchen, warum einmal die Arbeit so durchgewunken wird und später ich eiskalt fallen gelassen werde. Ich weiss es nicht. Eigentlich funktioniert das so nicht. Betreuung bedeutet an so einem Punkt auch zu sagen: Nein, bitte ändern. Noch nicht abgeben. Ich habe es schriftlich, dass ich im Januar abgeben kann. Warum mich anmelden lassen, um mir einen Fehlversuche (Rückziehen kann nur einmal erfolgen) anrechnen zu lassen. Ist das kein fahrlässiges Verhalten. Ich wollte hier keine Diskussion vom Zaun brechen und danke Euch allen für die Rückmeldungen. Aber wollte nur klar stellen, dass ich keine aktive Konfrontation vom Zaun brechen will. Aber: Ist es nicht mein Recht zu erfahren, warum so ein Wandel?
Wierus
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Re: Arbeit non rite trotz informeller Zusage (alles i.O.)

Beitrag von Wierus »

Ich würde an deiner Stelle die Reißleine ziehen und das Projekt einstellen. Vielleicht findet sich irgendwann später noch eine Promotionsmöglichkeit für dich, aber hier weiterzumachen, halte ich dann doch für wenig erfolgversprechend (habe den oben verlinkten Thread überflogen).

Ein Doktorvater, der dir nach einem Kolloqium mitteilt, dein Beitrag wäre inhaltlich nicht auf dem Niveau eines Master-Absolventen gewesen, sagt dir im Grunde durch die Blume: 'Junge, ich denke du bist hier bei mir fehl am Platz.'

Was meines Erachtens übrigens sehr naheliegt: Dein 'Promotionscoach' und dein Doktorvater haben regelmäßigen Austausch. Ist zwar eine blanke Spekulation, würde in diesem Fall aber einiges erklären.
johndoe
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Re: Arbeit non rite trotz informeller Zusage (alles i.O.)

Beitrag von johndoe »

Es würde ja eigentlich schon alles gesagt ( aber nicht von jedem :) ).

Klar kann ich deinen Frust nachvollziehen. Aber ich frage mich schon, was für eine wissenschaftliche Leistung man in einem Jahr hinlegen kann, selbst in Vollzeit, wenn man vor nem Jahr noch bei der Forschungslücke stand, die nicht Mal ganz ausgereift war. Schreiben alleine dauert ja schon seine Zeit.

Und vom akademischen Bodensatz her zu argumentieren ("sogar den haben sie durchgewunken"), halte ich insgeheim für ein Eingeständnis, dass deine Arbeit bei Lichte betrachtet keiner Promotion würdig ist, va wenn man noch weiter Karriere als Prof anstrebt.

Also rette, was zu retten ist, und erarbeite eine ordentliche Doktorarbeit, dann sind alle Parteien zufrieden.
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