Disputation bei cum laude

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Pfauenauge
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Disputation bei cum laude

Beitrag von Pfauenauge »

Hallo zusammen,

ich habe vor neun Monaten meine Doktorarbeit final abgegeben. Insgesamt habe ich dann 6 Jahre an der Doktorarbeit geschrieben - es handelt sich um eine externe Promotion, die ich neben einem Vollzeitjob geschrieben habe. Es handelt sich bei der externen Promotion um eine Industriepromotion, d.h. ich habe Daten in einem Unternehmen in die Doktorarbeit verarbeitet.

Die Betreuung war so gut wie nicht existent vonseiten meines Doktorvaters - ich habe in einem geisteswissenschaftlichen Fach geschrieben wenngleich ich im Nachhinein sagen muss, dass ich wahrscheinlich an einer betriebswirtschaftlichen Fakultaet besser aufgehoben waere.

Nun habe ich diese Woche die Gutachten zurueckbekommen (meine Doktorarbeit wurde von insgesamt drei Gutachtern gelesen und korrigiert) und die Gutachten fallen vernichtend aus. Um ehrlich zu sein war ich ueberrascht, dass am Ende aller drei Gutachten dann eine cum laude stand. In der Promotionsordnung ist diese Note eine 2 (gut). Ich hatte das irgendwie immer als Note drei abgespeichert.

Ich bin aufgrund der Kritik in den Gutachten unglaublich verunsichert, weil die Kritik so harsch ist, dass diese meines Erachtens nicht mit der Note cum laude am Ende des Gutachtens zusammenpasst. Wie sind hier eure Erfahrungen?

Meine Disputation ist in knapp zwei Woche und ich frage mich auch aktuell ob ich hier in der Disputation, auch aufgrund der harschen Kritik, auch noch auf eine rite abstuerzen kann. Es waere natuerlich schoen wenn ich mich auf eine magna cum laude verbessern koennte aber angesichts der Kritik in dem Gutachten halte ich das nicht fuer realistisch.

Ich wuerde mich ueber Erfahrungen von eurer Seite sehr freuen weil ich einfach gerade sehr verunsichert bin.

Vielleicht sollte ich noch zusaetzlich erwaehnen, dass ich nie vorhatte eine wissenschaftliche Karriere an der Uni anzustreben. Ich hatte immer eine magna cum laude angestrebt aber aktuell geht es mir einfach nur noch darum das Ding irgendwie mit cum laude zu bestehen - wie sind hier eure Erfahrungen gerade in Bezug auf die Kritik, die in den Gutachten geaussert wurde? Hat euch das auch so extrem verunsichert?

Teilweise wurden hier in den Gutachten Dinge angemerkt aufgrund meiner Industriepromotion die sich so garnicht aufloesen lassen weil es sich um eine Industriepromotion handelt. Ich muss ehrlich sagen, dass ich teilweise mir gedacht habe, warum hat mein Doktorvater die Arbeit dann ueberhaupt angenommen wenn er dann am Ende genau das kritisiert?


Ich freue mich auf eure Rueckmeldungen und bedanke mich schonmal im Voraus :)


Liebe Gruesse!
Zuletzt geändert von Sebastian am 12.03.2023, 12:44, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Falsche Zeitangabe wunschgemäß korrigiert.
Wierus
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Re: Disputation bei cum laude

Beitrag von Wierus »

Hallo,
Pfauenauge hat geschrieben: ↑12.03.2023, 00:08Meine Disputation ist in knapp zwei Woche und ich frage mich auch aktuell ob ich hier in der Disputation, auch aufgrund der harschen Kritik, auch noch auf eine rite abstuerzen kann. Es waere natuerlich schoen wenn ich mich auf eine magna cum laude verbessern koennte aber angesichts der Kritik in dem Gutachten halte ich das nicht fuer realistisch.
Das halte ich für unwahrscheinlich. Erfahrungsgemäß bestätigt die Disputation nur die Note der Dissertation. Man will bei dieser Gelegenheit ganz grob wissen, ob du zu einem wissenschaftlichen Gespräch fähig bist und wie du auf inhaltliche Kritik reagierst (aber Vorsicht: ist nur meine Interpretation).

Pfauenauge hat geschrieben: ↑12.03.2023, 00:08Vielleicht sollte ich noch zusaetzlich erwaehnen, dass ich nie vorhatte eine wissenschaftliche Karriere an der Uni anzustreben. Ich hatte immer eine magna cum laude angestrebt aber aktuell geht es mir einfach nur noch darum das Ding irgendwie mit cum laude zu bestehen - wie sind hier eure Erfahrungen gerade in Bezug auf die Kritik, die in den Gutachten geaussert wurde? Hat euch das auch so extrem verunsichert?
Bis zu einem gewissen Grad soll die Disputation auch verunsichern. Und wenn man es auf die textlastigen Fachbereiche der Kultur-, Sprach- und Sozialwissenschaften eingrenzt, dann simuliert doch das gesamte Promotionsverfahren im Grunde nur die Erstellung einer Forschungsmonografie von der ersten Themenfindung bis hin zur Begutachtung durch den (bzw. inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem) gewählten Wissenschaftsverlag.

Von daher also Kopf hoch und durch, es wird schon klappen!
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Re: Disputation bei cum laude

Beitrag von Papierturm »

Erfahrungswert: Ich kenne tatsächlich Leute, die sich verbessert haben. Verschlechtert kenne ich niemanden. Bei den meisten (einschl. mir) blieb die Note gleich.

Inhalt:
1. Tief durchatmen!
2. Die Begutachtung ist auch ein Rechtsakt. Die Bewertung muss rechtssicher sein. Insbesondere, wenn Noten gegeben werden, bei denen eine Klage-Erhebung im Rahmen des Möglichen ist, wird daher Kritik oft sehr deutlich formuliert.
3. Die Kritik ist eine Chance. Die zeigt auf, was man in der Disputation aufgreifen sollte. Beispiel:
"Teilweise wurden hier in den Gutachten Dinge angemerkt aufgrund meiner Industriepromotion die sich so garnicht aufloesen lassen weil es sich um eine Industriepromotion handelt."
So etwas ist total genial. Da kann man dann in der Vorstellung wunderbar drüber philosophieren. "Aus den Ergebnissen lässt sich ableiten, dass im Rahmen wissenschaftlicher Forschung insbesondere [Aspekte, die kritisiert wurden] aufgegriffen und vertieft werden sollten, und zwar [durch Methoden, Untersuchungsdesigns, was auch immer - also prospektiv die Kritik aufgreifen]. Der Wert der vorgelegten Arbeit besteht hier in [Grundlagenarbeit, erste Erkenntnisse, Exploration unter Realbedingungen, was auch immer zutrifft]."
Wenn die Gutachten nur positiv wären, wäre es viel schwieriger sich gut vorzubereiten!

PS: Ich bin guter Dinge, dass da am Ende eine gute Note bei rauskommen wird! Du bist der/die ExpertIn der Arbeit. Die halbwegs gut darstellen und wissenschaftlich fundiert auf die Kritikpunkte reagieren, dann kommt da eine tolle Note bei heraus.
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