Auch wenn der Thread schon etwas her ist, blieb eine interessante Frage bisher unbeantwortet:
Bobo87 hat geschrieben: ↑29.07.2022, 09:44Laut Internet werden vergleichsweise wenige Projekte der Geisteswissenschaft über dieses Stipendium gefördert. Sind die Geisteswissenschaften bei der DFG weniger gern gesehen oder bewerben sich einfach weniger aus dem Bereich?
Ich würde sagen, es liegt eher an den Bewerbern. Wer in Geistes-, Sozial-, Sprach- oder Kulturwissenschaften forscht, möchte wohl lieber in Ruhe sein Forschungsmanuskript bearbeiten, als durch die Welt zu reisen. Und mit Pech verlangt die gastgebende Universität ein hohes Lehrpensum.
Es klingt natürlich verlockend, über 3.000 Euro im Monat zu kassieren, um innerhalb von 1-2 Jahren sein Forschungsprojekt abzuschließen.
Ich konstruiere jetzt einmal einen hypothetischen Fall:
Ein Politologe forscht zur aktuellen Lage in Indien mit Fokus auf die Beziehungen zu China. Dazu würde er gerne einmal nach Indien reisen um die nördliche Region zu erkunden und sich ein Bild vor Ort zu machen. Auf Anfrage bei der Chandigarh University erhält er eine positive Rückmeldung. DFG gewährt ihm dazu ein 12monatiges Stpiendium und er reist also nach Indien. Dort angekommen, muss er sich erst einmal zurechtfinden, die Universität verlangt von ihm Lehre sowie administrative Unterstützung -etwa Anwesenheit bei diversen Veranstaltungen. Zum Schreiben kommt er nicht und über mehrere Tage am Stück auf eigene Faust durch die Gegend zu ziehen wird auch schwierig. Am Ende kommt er aus Indien zurück und hat sehr viele Leute kennen gelernt - ist aber mit seiner Forschung kaum weiter gekommen.
Imho eine Horrorvorstellung.