Hallo zusammen,
ich schließe dieses Semester meine Masterarbeit bei [konkrete Projekt-/Unidaten entfernt] ab. Der Schwerpunkt liegt [...]. Mir gefällt sehr gut, woran ich gerade arbeite. Der Professor hat mir gesagt, dass ab Mitte des Sommers oder im Frühherbst eine Doktorandenstelle mit einem Gehalt von 75 % des TVL13 frei wird, und ich werde mich darauf bewerben, da ich gute Chancen hätte, sie zu bekommen. Das wäre dann ein Bruttogehalt von 0,75*4074,30=3055,7€ (https://oeffentlicher-dienst.info/c/t/r ... 1&matrix=1). Am Ende hätte ich ein monatliches Nettoeinkommen von 2037€(https://visualsm.art/brutto-netto-gehal ... 00&KVZ=1.3), womit ich meine Lebenshaltungskosten decken und auch etwas Geld sparen könnte. Ich arbeite gerne mit dem Team und dem Professor zusammen, obwohl ich bisher mehr Kontakt mit dem Postdoc hatte.
Ich habe ein paar Fragen:
1. Andere Doktoranden beschweren sich über die mangelnde Klarheit des Professors, in welche Richtung sie mit ihrer Forschung gehen sollen. Geht es bei einer Doktorandenstelle nicht darum, seinen eigenen Weg zu finden und mit etwas Hilfe von Postdocs und Professoren zu forschen? Ich würde erwarten, dass wir keine Doktoranden und Forscher brauchen, wenn es einen klaren Weg gibt.
2. Ich bin etwas unsicher, was die Tatsache angeht, dass ich nur 75 % der TVL13 verdienen würde. Ist es üblich, nur 75 % der TVL13 zu verdienen?
3. Welche Karrieremöglichkeiten habe ich in der Industrie nach Abschluss der Promotion? Werde ich überqualifiziert sein?
4. Wenn ich mich entschließe, zu promovieren und dann in die Industrie zu wechseln, kann ich dann das gleiche Gehalt bekommen wie eine Person, die 4-5 Jahre in der Industrie gearbeitet hat?
LG
Greta
Laufbahnberatung zur Promotion
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Zuletzt geändert von Sebastian am 02.04.2022, 15:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Laufbahnberatung zur Promotion
Hallo!
Puh, eine 75%-Stelle klingt irgendwie ziemlich anspruchsvoll, vor allem zeitlich. Du kommst hoffentlich nicht aus einem 'textlastigen' Fach, oder?
Im Bereich Ingenieurwissenschaften könntest du natürlich Glück haben und hauptsächlich dafür bezahlt werden, an deinem Promotionsprojekt zu arbeiten.
Grüße
Puh, eine 75%-Stelle klingt irgendwie ziemlich anspruchsvoll, vor allem zeitlich. Du kommst hoffentlich nicht aus einem 'textlastigen' Fach, oder?
Im Bereich Ingenieurwissenschaften könntest du natürlich Glück haben und hauptsächlich dafür bezahlt werden, an deinem Promotionsprojekt zu arbeiten.
In meinen Augen liegst du vollkommen richtig und hast eine 'reife' Einstellung zur Promotion. Selbständigkeit ist das A und O, der Professor setzt gewissermaßen nur Leitplanken.GretaA hat geschrieben: ↑02.04.2022, 15:17 Ich habe ein paar Fragen:
1. Andere Doktoranden beschweren sich über die mangelnde Klarheit des Professors, in welche Richtung sie mit ihrer Forschung gehen sollen. Geht es bei einer Doktorandenstelle nicht darum, seinen eigenen Weg zu finden und mit etwas Hilfe von Postdocs und Professoren zu forschen? Ich würde erwarten, dass wir keine Doktoranden und Forscher brauchen, wenn es einen klaren Weg gibt.
Hier im Forum kann man zumindest immer wieder lesen, dass es üblich ist, mindestens 100% auf einer 75%-Stelle zu arbeiten.GretaA hat geschrieben:2. Ich bin etwas unsicher, was die Tatsache angeht, dass ich nur 75 % der TVL13 verdienen würde. Ist es üblich, nur 75 % der TVL13 zu verdienen?
Ich halte die Diskussion zur "Überqualifizierung" insgesamt für Quatsch. Für Jobs, die einen akademischen Abschluss voraussetzen, bringt ein höherer Abschluss eigentlich immer was -- ist meine eigene Erfahrung. Und für Jobs, die keinen akademischen Abschluss voraussetzen, bist du auch mit einem Uni-Master bereits eindeutig "überqualifiziert". Letzteres wäre aber weniger für den Arbeitgeber, als für dich selbst ein Problem.GretaA hat geschrieben:3. Welche Karrieremöglichkeiten habe ich in der Industrie nach Abschluss der Promotion? Werde ich überqualifiziert sein?
Niemand kann in die Zukunft sehen und dir sagen, was für dich der Doktorgrad bringen wird. Aber geht man die höheren Ebenen in (größeren) Unternehmen durch, nimmt nach oben hin die Zahl der Doktortitel-Inhaber fast sprunghaft zu.GretaA hat geschrieben:4. Wenn ich mich entschließe, zu promovieren und dann in die Industrie zu wechseln, kann ich dann das gleiche Gehalt bekommen wie eine Person, die 4-5 Jahre in der Industrie gearbeitet hat?
Grüße
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Re: Laufbahnberatung zur Promotion
Bei uns (NaWi, 2010er) waren 50% normal, auch wenn damals schon 65% von der DFG empfohlen wurden, wenn ich mich richtig erinnere.
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Re: Laufbahnberatung zur Promotion
Karriere hängt nicht allein am Doktorhut. Wenn du es geschickt anstellst, kannst du höher einsteigen und etwaige Einkommensrückstände wettmachen. Aber ab da gibt es meiner Erfahrung nach andere Faktoren, die eine erfolgreiche Laufbahn sowie Gehaltssteigerungen bestimmen (Netzwerken, Geschäftssinn, Resultate, Auftreten etc). Arbeitslos wird man idr nicht. Aber außerhalb von Forschungsabteilungen wirst du wenige Stellen finden, die explizit eine Promotion verlangen. D.h. du musst dann schon auch deinen Mehrwert verkaufen können. Im worst case verdienst du ansonsten so viel wie ein M.Sc. nach dem Studium.GretaA hat geschrieben: ↑02.04.2022, 15:17
3. Welche Karrieremöglichkeiten habe ich in der Industrie nach Abschluss der Promotion? Werde ich überqualifiziert sein?
4. Wenn ich mich entschließe, zu promovieren und dann in die Industrie zu wechseln, kann ich dann das gleiche Gehalt bekommen wie eine Person, die 4-5 Jahre in der Industrie gearbeitet hat?
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Re: Laufbahnberatung zur Promotion
Du bemerkst korrekt, dass es hier eine Spannung gibt. Eine Promotion ist nicht zuletzt auch eine Form von Ausbildung, bei der du am Ende ein Zertifikat bekommst, das dich als einen unabhängigen Wissenschaftler auszeichnet. Allerdings schließt das mit ein, dass du am Beginn der Promotion in der Regel noch nicht da stehst, wo du am Ende ankommst. Unterschiedliche Doktoranden haben unterschiedliche Bedürfnisse, wieviel "Input" sie brauchen, insbesondere um die allgemeine Richtung festzulegen. Im Verlaufe des Promotionszeit sollte sich das normalisieren. Im dritten oder vierten Jahr solltest du selbstständig sein, wenn du's vorher noch nicht warst.1. Andere Doktoranden beschweren sich über die mangelnde Klarheit des Professors, in welche Richtung sie mit ihrer Forschung gehen sollen. Geht es bei einer Doktorandenstelle nicht darum, seinen eigenen Weg zu finden und mit etwas Hilfe von Postdocs und Professoren zu forschen? Ich würde erwarten, dass wir keine Doktoranden und Forscher brauchen, wenn es einen klaren Weg gibt.
Kommt komplett auf das Fachgebiet an. In Informatik sind 100% üblich, in geisteswissenschaftlichen Fächern ist man mitunter schon über eine 50%-Stelle glücklich darüber, dass man sich nicht selbst finanzieren muss.2. Ich bin etwas unsicher, was die Tatsache angeht, dass ich nur 75 % der TVL13 verdienen würde. Ist es üblich, nur 75 % der TVL13 zu verdienen?
Karrieremöglichkeiten allgemein: Kommt auf Fachgebiet und dein Promotionsthema an. Das ist eine Frage, die du deinem möglichen Betreuer stellen kannst.3. Welche Karrieremöglichkeiten habe ich in der Industrie nach Abschluss der Promotion? Werde ich überqualifiziert sein?
Überqualifiziert: Kommt auf Stellenbeschreibung und der Kultur der Firma an, bei der du dich bewirbst. Manche Personaler haben Komplexe und verwenden Überqualifikation als Vorwand um niemanden einzustellen, der einen höheren Abschluss als sie selbst hat.
Kommt drauf an, zu welchem Grad du im Rahmen der Promotion berufsrelevante Fähigkeiten erlernen kannst, und damit auch auf dein Promotionsthema. In Informatik z.B. tust du gut daran, umfangreiche Programmierererfahrungen zu sammeln. Gerne auch Bezüge zu Modethemen, z.B. Machine Learning und Cloud.4. Wenn ich mich entschließe, zu promovieren und dann in die Industrie zu wechseln, kann ich dann das gleiche Gehalt bekommen wie eine Person, die 4-5 Jahre in der Industrie gearbeitet hat?
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