https://www.zeit.de/2021/02/promotionsv ... kratie?utmSteffen Huck hat geschrieben:Gewiss, moderne Promotionsprogramme umfassen heute mehr als nur die Titelvergabe. Vielerorts gibt es Graduiertenkollegs, die dem Nachwuchs hoch spezialisierten Unterricht bieten; das darf gerne so bleiben. Aber auf einen formalen Abschluss können wir gut verzichten. Wer einen echten wissenschaftlichen Beitrag leistet, wird ihn prominent veröffentlichen. Wer das nicht tut, hat auch etwas dazugelernt, muss aber nicht als Doktor posieren, was im schlimmsten Fall eh ins Auge geht. Die Wissenschaft kann längst ohne Doktor. Sie müsste es jetzt nur dem Rest der Welt vormachen. Davon würde sie selbst profitieren, und der Welt blieben Skandale wie dieser Tage endlich erspart.
Der Autor fordert außerdem, der moderne Jungakademiker solle sich lieber über die Publikation wissenschaftlicher Monografien profilieren, als mit einer klassischen Promotion. Begründung: Ein "Peer Review" schlage diesen formalen akademischen Abschluss aufgrund der viel tiefgründigeren inhaltlichen Prüfung.
Jetzt muss Steffen Huck nur noch erklären, wie man zu solch einem kundigen "Peer" wird, welcher dann akademische Monografien auf Herz und Nieren höchst fachkundig "reviewen" darf. Soll das nach der vorgeschlagenen Abschaffung des Doktortitels künftig ausgewürfelt werden? Oder wird per Tombola entschieden?
Huck hat anscheinend vergessen, was die zentrale Funktion der Promotion ist: Die Anfertigung einer ersten eigenständigen wissenschaftlichen Studie. Die Promotion ist quasi die Meisterprüfung in der Wissenschaft, nicht mehr und nicht weniger.
Aber der Autor ist immerhin "Direktor am Wissenschaftszentrum Berlin" - der Artikel also nur eine weitere journalistische Schützenhilfe für Frau Giffey?
Ich mache mir wirklich langsam Sorgen um den Journalismus in Deutschland...