Nomen Nescio hat geschrieben: ↑12.06.2019, 13:37
Mein Vorschlag ist, dass du dir unvoreingenommen deine "Forderungsliste" durchliest, um danach zu beurteilen, ob es wirklich so "frech" war, die nächste Stufe der Absurdität zu erklimmen.
Was ist den meine so absurde Forderungsliste?
1. Ich möchte etwas, wo man tendenziell weniger mit Menschen zu tun hat (dass ich gar keinen Kontakt will habe ich nicht gesagt)
2. Etwas, was mir finanziell zumindest so viel bringt wie ich jetzt habe
3. Ich will keine Lehre machen
4. Ich möchte flexible Arbeitszeiten oder Gleitzeit
5. Etwas Komplexeres, was einen gewissen gesellschaftlichen Wert hat
6. Was ich als Ergänzung zu meinen aktuellen Tätigkeiten machen kann oder als Ersatz für die Arbeit in der beruflichen Bildung
Was ist denn daran so absurd und seltsam für dich? Erkläre mir das bitte mal! Punkt 1-4 sind ja bei dem, was ich bisher mache, erfüllt. Und ist es nun so falsch oder in deinen Augen absolut unrealistisch und "absurd" zu sagen, ich möchte die Vorteile, die ich bisher habe, nicht aufgeben, aber noch etwas mehr Anspruch dazu? Ist das so vermessen, dass du das ins Lächerliche ziehen musst?
Free_Vollmilch hat geschrieben: ↑12.06.2019, 11:42
Ich kann/will nicht mit Menschen, aber auch nicht mit Technik? Ich will etwas ganz anderes machen, aber nichts Neues lernen (müssen)? Ich will mehr verdienen, aber nicht mehr arbeiten? Es könnte an mindestens einer Stelle haken, wahrscheinlich an mind. 3 Stellen, und dabei bin ich nicht einmal auf @flip's feiner granulierte Liste eingegangen.
Ich habe nirgends gesagt, dass ich nicht mit Technik kann. Es kam nur zwischendurch der Vorschlag Robotik und da habe ich kommentiert, dass wir dieses Thema im Studium hatten und mir das nicht lag. Ich habe an keiner Stelle behauptet, dass ich generell nicht mit Technik arbeiten will - bitte drehe mir das Wort nicht so im Munde herum!
Dass man mit einem beruflichen Wechsel die Hoffnung verknüpft, mindestens das aktuelle finanzielle Niveau zu halten, ist doch logisch. Oder wer wechselt freiwillig in einen schlechter bezahlten Job? Außerdem arbeite ich jetzt weniger als früher und ich verdiene mehr als vor ein paar Jahren. Es ist also nicht unmöglich, mit weniger Arbeit mehr finanziellen Mehrwert zu erzielen, sondern kommt auf den Tätigkeitsbereich an. Und mal ganz ehrlich, ohne dass du das wieder ins Lächerliche ziehst: Kannst du das wirklich nicht nachvollziehen, dass man nach einer vollendeten Promotion keine Lust hat, schon wieder was Neues zu lernen? Dass da auch mal eine gewisse Lern-Müdigkeit da ist und man von Prüfungen etc. erstmal die Nase voll hat? Ist das so wenig verständlich für dich?
Zu Flips Liste möchte ich mich auch noch äußern:
1.
flip hat geschrieben: ↑12.06.2019, 12:54"ich bin nicht teamfähig"
Das habe ich nirgends behauptet. Das scheinst du aus meinen Äußerungen zu schlussfolgern, aber das stimmt nicht! Ich bin durchaus teamfähig, ich arbeite aber lieber alleine. Können und Wollen sind zwei verschiedene Dinge. Wenn es sein muss, kann ich wunderbar im Team arbeiten, aber ich bevorzuge es, eigenständig zu sein.
2.
"ich bin unterfordert/unzufrieden"
Ja, das ist doch aber nichts Verwerfliches oder?
3.
"ich mag es nicht, mich unterzuordnen (Chef)"
Wer mag das schon?
"ich möchte mich verändern"
Das ist deckungsgleich mit dem Punkt 2.
"ich will nicht mehr lernen"
Ich habe an anderer Stelle geschrieben, dass ich nicht noch ein anderes Fach studieren möchte, weil ich der Meinung bin, dass es nach so vielen Jahren Beschulung auch mal gut sein muss. Werft ihr mir das nun ernsthaft vor, dass ich nicht noch ein drittes Studium anfangen möchte?
"ich möchte meine Arbeitsweise/Lebenseinstellung nicht ändern"
Warum auch?
"ich möchte mehr verdienen"
Auch in meinen Augen ein völlig legitimer Wunsch, den wohl die meisten, die eine berufliche Veränderung anstreben, haben.
"ich möchte meine Arbeitszeit selbst bestimmen"
Was ich momentan machen kann und natürlich beibehalten möchte. Sehe darin auch keinen Grund, mir Vorwürfe zu machen.
"ich möchte sinnvolles tun"
Auch wieder: wer will das nicht? Oder möchtest du gerne Nicht Sinnvolles tun?
"ich möchte mich nicht noch mehr anstrengen"
Das habe ich so auch nicht gesagt, ich habe nur geschrieben, dass mir eine Karriere als Prof. oder eine Habilitation zu anstregend wäre. Dass ich jede Form von Anstrengung vermeide habe ich nirgends geäußert und mir das zu unterstellen finde ich auch nicht sehr kollegial.
"ich weiß nicht, was mein langfristiges Ziel ist"
Wie viele Menschen würden das wohl genau so von sich sagen? Wer weiß schon, was mal in 10 Jahren ist?
"ich bin nicht bereits, eines der Dinge oben zu 'opfern'"
Natürlich nicht, denn ich will mich ja verbessern und nicht verschlechtern.
Ich glaube, dir ist überhaupt nichts bewusst, in was für einer glücklichen Lage du dich befindest und das dass evtl. anderen Leuten sauer aufstoßen mag, die nicht so egoistisch durchs leben gehen (Vorsicht, ganz genau über die letzten Worte nachdenken. Das nicht negativ gemeint, sondern die logische Konsequenz aus obigem!).
Dann sollten sich die anderen Leute aber mal fragen, warum ihnen das sauer aufstößt. Wir sind hier in einem Forum für Akademiker, die entweder gerade promovieren oder bereits ihren Dr. haben - also eine "erlesene" Gruppe. Zig Jahre höhere Bildung, die eigentlich nur noch von einem Prof. übertroffen wird. Dass man sich überhaupt für ein Studium entscheidet und dann erst recht noch für eine Promotion hat doch den Grund darin, dass man sich Gestaltungsspielräume für sein Leben wünscht und "Höheres" anstrebt. Wer einen Dr. macht, hat den doch, weil er eben nicht nur einen 08/15 oder 9 to 5 Job haben will und fremdbestimmt werden möchte, sondern seine eigene Ideale leben will, auch außerhalb klassischer stereotyper Beschäftigungsformen. Das ist doch auch irgendwo der Sinn des ganzen - über das Gängige hinauskommen und "mehr" sein; sich entfalten, Selbstverwirklichung, aber auch eine bessere Work-Life-Balance als andere. Ich spreche doch hier keine völlig abwegigen Wünsche aus.
Und genau deswegen greift ihr mich an? Weil ich nicht noch ein drittes Fach studieren will? Weil ich nicht wie ein Farbrikarbeiter früh um 6 aufstehen möchte? Weil ich lieber unabhängig von anderen arbeite? Sind das nicht völlig verständliche Wünsche? Und mal ehrlich, wollt ihr nicht auch Euer eigenes Ding machen? Nicht früh total zeitig raus müssen? Und dann ist es schlimm für einige, wenn ich das offen schreibe? Dass es einem jemand mit irgendeinem schlecht bezahlten Job nicht gönnt, wenn man bessere Lebensbedingungen hat als er, mag ja noch verständlich sein. Aber dass es noch unter Doktoren fast schon Mobbing gibt, wenn man sinngemäß aussagt, dass es einem zwar ganz gut geht, aber dass man eben noch weiter möchte - das finde ich unverständlich. Der Dr. sagt doch aus, dass man viel kann, komplex denkt, viel Potenzial hat, aber auch mehr vom Leben will als nur Standard. Das ist doch kein Grund, mich hier anzugreifen oder?
Und nur mal so nebenbei, von einem Selbstständigen zum anderen: Wenn du selbstständig so viel verdienen willst, wie ein Professor, dann musst du jeden Monat ~10000€ netto Minimum an Umsatz generieren. Sonst belügst du dich selbst.
Ich habe den Bezügerechner für Beamte des Bundesverwaltungsamtes für W2-Profs in Thüringen durchgespielt und das, was da netto rauskommt, habe ich auch. Ich möchte dir jetzt meine Einnahmen und Ausgaben nicht im einzelnen aufschlüsseln.