Rotbaeckchen hat geschrieben: 06.02.2019, 20:40
Bin ich mit dem Exposé schneller fertig, wenn ich mich voll drauf konzentriere?
Nach meiner Erfahrung ist das vor allem Typsache. Ich hatte während der Diss beide Situationen - Vollzeit promovieren und promovieren neben einer halben Stelle. Für mich persönlich war letzteres besser, weil ich so mehr Abwechslung hatte, mich mit der Diss nicht so festgebissen habe, meine Stimmung nicht so völlig vom Fortschritt in der Diss abhing (Erfolgserlebnisse an anderer Stelle, Kontakt zu Menschen etc.). Andere mögen besser voran kommen, wenn sie sich voll auf eine Sache konzentrieren können. Wie hast du das bisher erlebt?
Zur Frage der Finanzierung und den Rahmenbedingungen für die Diss kommt es mE sehr darauf an, mit welchem Ziel du promovierst. Wenn ich es richtig verstanden habe, hast du schon ein Lehramts-Referendariat gemacht und könntest dort sofort mit Verbeamtung einsteigen. Promovierst du also mehr für dich (völlig ok!), oder um später an die Uni zu gehen? Oder möchtest du danach eine andere berufliche Richtung einschlagen? Je nach Ziel gibt es jeweils unterschiedlich ideale Rahmenbedingungen.
- Brauchst du den Titel für dein berufliches Weiterkommen nicht (und bist du der Typ, der sich gern auf eine Sache konzentriert, s.o.), weil der nächste Schritt schon klar ist bzw. der Weg geebnet ist (in deinem Fall wohl: Lehrerin an einer Schule), wäre das Stipendium ideal, weil es dir erlaubt, dich in dieser Zeit völlig auf die Diss zu konzentrieren. Ist die dann fertig, schlägst du den ohnehin geplanten Weg ein.
- Willst du eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen, solltest du zusehen, schon während der Diss an der Uni Fuß zu fassen, mit einer Stelle, mit dem Sammeln von Lehrerfahrung, mit Netzwerken. Dann wäre ein Stipendium eher nachteilig, weil es dich außen vor lässt.
- Dritte Möglichkeit: Du willst nach der Diss nicht an die Schule und auch nicht an die Uni. Dann solltest du JETZT zusehen, in den neuen Bereich reinzukommen, am besten mit einer halben Stelle oder als freie Mitarbeiterin. Wenn du dagegen jetzt mit Stipendium promovierst und dich erst danach als Frau Dr. in einem Bereich bewirbst, in dem dir jegliche Erfahrung fehlt und dich auch keiner kennt, könnte der Einstieg schwierig werden (formal überqualifiziert und gleichzeitig ohne Berufserfahrung - ganz fatal).