Große Verzögerung bei Eröffnung des Promotionsverfahrens. Was sind die Optionen?

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Vollkornpizza
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Große Verzögerung bei Eröffnung des Promotionsverfahrens. Was sind die Optionen?

Beitrag von Vollkornpizza »

Liebe Foristen,

nachdem ich jahrelang ohne größere Probleme promoviert habe, habe ich nun auf den letzten Metern doch noch Schwierigkeiten.

Ich habe bereits vor einigen Monaten eingereicht (als die Tage noch dabei waren, länger zu werden...). Seitdem hat sich nichts getan, meine Diss liegt beim Promotionsausschuss rum und mein Promotionsverfahren wird nicht eröffnet. Es gibt keinen mir bekannten Grund dafür. Mit dem Prüfungsamt habe ich gelegentlich Kontakt, schaffe es aber durch meinen "normalen" Job nicht jede Woche, dort während der telefonischen Sprechzeiten anzurufen. Wenn ich mit dem PA telefoniere, wird stets Verständnis bekundet und Absichterklärungen abgegeben (wir sprechen mit dem/erinnern den Vorsitzenden, wir werden es bei der nächsten Sizung ansprechen, etc.). Diese Aussagen lähmen mich auch etwas, denn irgendwie ist nach der Sizung ja auch immer vor der Sizung und mein Eindruck ist, das PA verbringt 3 Wochen damit, die vorangegagene Sitzung nachzubereiten und dann drei Wochen damit, die nächste Sitzung vorzubereiten sodass ich mich in einer ewigen Hinhalteschleife befinde.

Außerdem scheint der Wille (und vielleicht auch die formale Möglichkeit), beim Promotionsausschuss mal auf den Tisch zu hauen, beim Prüfungsamt nicht vorhanden zu sein. Darüber hinaus gibt es anders als für die Gutachten keine Frist für eine Entscheidung bzgl. der Eröffnung oder Nichteröffnung des Promotionnsverfahrens.

Mit meiner DM (die keine Gutachterin ist und auch nicht im Promotionsauschuss sitzt) und einem der Gutachter habe ich das Problem schon gesprochen. Sie hatten aber außer Abwarten keinen Rat für mich (meine Hoffnung wäre gewesen, dass sie mir anbieten, selbst mal mit dem Vorsitzenden in Kontakt zu treten. Angeboten haben sie es nicht von sich aus, aber ich habe auch nicht explizit gefragt).

Ich möchte dazu sagen, dass es zwischen meiner DM, einem der Gutachter und einem Mitglied des Promotionsausscusses eine bestimmte soziale Dynamik gibt (werde aber aus Anonymitätsgründen hier nicht ins Detail gehen). Ich könnte mir auch vorstellen, dass das Promotionsausschussmitglied selber gerne Gutachter oder zumindest in der Prüfungskomission wäre, aber vielleicht beleidigt ist, weil er nicht gefragt wurde (und daher das Votum blockiert bzw. dies zu Bedingung macht). Das wiederum würde den Vorsitzenden aber in Bedrängnis bringen, weil er dann schriftlich begründen müsste, warum die von mir vorgeschlagene Zusammensetzung des Promotionsausschusses nicht genehmigt wurde.

Ich habe die Lage neulich mit einem Arbeitskollegen besprochen, der eigentlich Professor (UK) ist und bei uns nur ein sabbatical macht, und der meinte, ich solle den Vorgang an die nächsthöhere Stelle berichten. Er sei es aus seiner Uni gewohnt, dass diese Ausschüsse gegenüber anderen Instanzen rechenschaftspflichtig sind und dass ein so langes Hinhalten ohnne Entscheidung oder Begründung nicht hinnehmbar sein.

Ich frage mich, ob ich seinem Rat folgen sollte (wenn ja, wer/was wäre überhaupt die übergeordnete Stelle? Der Dekan?) oder einfach abwarten soll, wie meine DM vorschlägt? Oder DM/Gutachter explizit bitten mit dem Vorsitzenden des Promotionsauschusses zu spechen (nb: alle drei befinden sich nicht am selben Ort). Soll ich selber mal den Vorsitzenden des Promotionsausschusses anschreiben (kenne ihn nicht)?

Zur Hintergrundinfo: Ich "brauche" den Doktorgad nicht dringend. Für meinen Job ist die Promotion irrelevant. Es ist mir jedoch a) peinlich, dass ich seit Monaten ankündige, ich würde bald promovieren und nichts tut sich (komme mir wie ein großer Schaumschläger vor) b) all denjenigen gegenüber unangenehm, die ich gefragt habe, ob sie Teil meiner Prüfungskommission sein möchten (immerhin 6 Leute). Außerdem wäre es schön, die Promotion einfach zu Ende zu bringen, zumal bis zu den Gutachten und bis zur Verteidigung und Veröffentlichung auch noch Zeit vergeht. Ich habe Freunde, die nach mir abgegeben und vor mir promoviert haben und das ärgert mich.

Danke fürs Lesen bis hierher und im Voraus für euren Rat.
Viele Grüße
VP
Jack24
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Re: Große Verzögerung bei Eröffnung des Promotionsverfahrens. Was sind die Optionen?

Beitrag von Jack24 »

Das Prüfungsamt reicht nur weiter, fordert an, stellt zusammen usw. Wenn das PA seinen Job getan hat, ist der Vorgang im Dekanat. Der Fakultätsrat beschließt Eröffnung, bzw. ein beauftragtes Gremium. Bei Euch womöglich der Promotionsausschuss?

Ich wüsste nicht, dass Kandidaten Promotionsausschussmitglieder vorschlagen können. Gutachter könnten sie schon im Einvernehmen mit dem DV/ der DM vorschlagen. Letztere ist es, die hier einschreiten müsste. Sechs Monate ohne irgendetwas zu hören, ist inakzeptabel. Anfragen bei DM, Promotionsausschuss, Dekanat, in dieser Reihenfolge.

Gründe für Verzögerungen könnten beispielsweise sein: Dokument fehlt, Gutachter lehnt ab, Sommerpause. Da der Fakultätsrat nur einmal im Monat tagt, können so leicht zwei Monate Verzögerung entstehen, bloß weil was fehlt. Dann erhält der Kandidat aber Nachricht.

Man kann womöglich online Einsicht nehmen in Sitzungsprotokolle, andernfalls im Dekanat nachfragen. Irgendein befreundetes Uni-Mitglied hat sicher auch Zugang zu den Online-Welten und den dort verborgenen Protokollen, falls man selbst kein login mehr besitzt.
flip
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Re: Große Verzögerung bei Eröffnung des Promotionsverfahrens. Was sind die Optionen?

Beitrag von flip »

Ich sehe zwei Möglichkeiten.

1. Szenario: Die Mitglieder des Promotionsauschusses sind überlastet und der Vorsitzende hat mit dem Prüfungsamt "abgemacht", dass sie aktuell keine Verfahren eröffnen, da sonst drohende Fristeinhaltung -> Mehr Stress.

2. Szenario: Das Promotionsausschussmitglied, welches nicht gefragt wurde, ist total geil auf zusätzliche Arbeit und verhandelt seit mehreren Sitzungen darüber, dass er/sie mitspielen darf.

Du darfst entscheiden, was realistischer ist. Solltest du auf Szenario 1 pochen, dann werden sich alle weiterhin entschuldigen und es passiert nichts. Falls Szenario 2, dann kann es helfen, dass der Dekan mal auf den Tisch haut.
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