Erfahrungen der Historiker

Eva
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von Eva »

@Wierus: Ich gebe dir Recht, wir wissen viel zu wenig von Janes Situation, um wirklich brauchbar zu antworten. Denn das, was sie sich vorstellt: Fallgeschichten von anderen zu sammeln, ist meines Erachtens auch nur bedingt hilfreich.

Was den Einstieg in die Berufswelt angeht: Es muss ja kein unbezahltes Vollzeit-Praktikum im klassischen Bereich sein. Für den Berufseinstieg nach der Diss ist jede Berufserfahrung von Vorteil (für den jeweiligen Bereich dann natürlich) - zumal, wenn man örtlich nicht flexibel ist. Alles besser, als sich ausschließlich auf die Diss zu fokussieren und erst danach zu überlegen, wie es nun weitergehen soll. Wobei man letzteres sicher leichter machen kann, wenn man die Diss mit deutlich unter 30 abschließt und sich anschließend auf eine längere Jobsuche einstellt (ein Jahr dürfte keine Seltenheit sein).

Wie ist es dir denn mit der Jobsuche nach der Diss ergangen?
Wierus
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von Wierus »

//edit:
Eva hat geschrieben:Wie ist es dir denn mit der Jobsuche nach der Diss ergangen?
So gerne ich dir antworten möchte, hier im öffentlichen Bereich will ich nicht ganz so viel von mir preisgeben. Werde mich evtl. demnächst mal (wieder) im diskreteren "Schreibtreff" anmelden. :wink:

Zur Jobsuche allgemein: es herrscht gerade ein großer Mangel an Grund- und Mittelschullehrern, ja an Lehrern insgesamt. Es wäre ein Wunder, Im Fall von Jane als Promovierte nichts zu finden, und sei es nur eine Halbtagsstelle als Grundschullehrerin für Deutsch und Gesellschaftskunde, womit der fachliche Bezug zumindest teilweise erhalten bliebe.

Vgl. https://www.zeit.de/2015/03/privatschule-lehrer-beruf
Jane
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von Jane »

Liebe Eva, vielen Dank für die Worte! Es freut mich, dass du ein Mut-machendes Beispiel für mich hattest.
Wenn es dir Recht ist, würde ich dich gern privat anschreiben, um all die Details zu meiner Situation verraten :blume:
Eva
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von Eva »

Ja, gerne, mach das. Dann kann ich dir auch konkreter erzählen. :wink:
Eva
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von Eva »

Hier auch für alle einige Ideen und Anregungen, was man als Historiker (mit und ohne Diss) so alles machen kann:

Klassisch:
Archiv / Bibliothek / Museum
Universität / Lehramt

geschichtsnah:
History Marketing
Erbenermittlung
Archiv-Recherche als Dienstleistung
Geschichtsagentur
Reiseleitung / Stadtführer

andere:
Journalismus
Unternehmenskommunikation (z.B. Mitarbeiterzeitung)
Verlagswesen / Lektorat
Erwachsenenbildung
Marketing / PR / Öffentlichkeitsarbeit
Wiss. MA in (Landes-)Parlamenten (bei einzelnem Abgeordneten, für eine Fraktion etc.)
Referent o.ä. in Verband/Stiftung
praktikum
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von praktikum »

Eva hat geschrieben:
andere:
Journalismus
Unternehmenskommunikation (z.B. Mitarbeiterzeitung)
Verlagswesen / Lektorat
Erwachsenenbildung
Marketing / PR / Öffentlichkeitsarbeit
Wiss. MA in (Landes-)Parlamenten (bei einzelnem Abgeordneten, für eine Fraktion etc.)
Referent o.ä. in Verband/Stiftung
Mal abgesehen davon, dass das hier kein Berufsberatungsforum ist: was haben denn die obigen Punkte mit Historikern zu tun? Das hättest Du auch alles bei einem Germanisten aufzählen können.

Wer nicht einmal die Fähigkeit besitzt, eine solche Liste selber zu schreiben, der/die ist nicht ansatzweise in der Lage, überhaupt in diese Jobs reinzukommen. :lol:
Wierus
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von Wierus »

praktikum hat geschrieben:
Eva hat geschrieben:
andere:
Journalismus
Unternehmenskommunikation (z.B. Mitarbeiterzeitung)
Verlagswesen / Lektorat
Erwachsenenbildung
Marketing / PR / Öffentlichkeitsarbeit
Wiss. MA in (Landes-)Parlamenten (bei einzelnem Abgeordneten, für eine Fraktion etc.)
Referent o.ä. in Verband/Stiftung
Mal abgesehen davon, dass das hier kein Berufsberatungsforum ist: was haben denn die obigen Punkte mit Historikern zu tun? Das hättest Du auch alles bei einem Germanisten aufzählen können.

Wer nicht einmal die Fähigkeit besitzt, eine solche Liste selber zu schreiben, der/die ist nicht ansatzweise in der Lage, überhaupt in diese Jobs reinzukommen. :lol:
Abgesehen davon, dass Eva gut differenziert hat und die obige Rubrik nunmal nicht "geschichtsnah" sondern "andere" lautet, frage ich mich schon, was dieser herablassende Ton hier soll.

Im übrigen passt Journalismus sogar eher in die Rubrik "geschichtsnah", da man in traditionellen Ressorts wie Außenpolitik, Gesellschaft oder Kultur eine gehörige Portion (zeit-)geschichtliches Wissen benötigt. Selbiges gilt für die Tätigkeit als wissenschaftlicher Berater von Parlamentsmitgliedern.
praktikum
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von praktikum »

Wierus hat geschrieben:, frage ich mich schon, was dieser herablassende Ton hier soll.
Das ist nicht herablassend, sondern es beschreibt die Situation. Viele dieser "anderen" Jobs erfordern gewissen Fähigkeiten, um überhaupt rein zu kommen. Wer aber nicht einmal selber auf diese (sehr allgemein gehaltenen) Jobideen kommt, der besitzt diese Fähigkeiten normalerweise nicht. Genauso sind Menschen - meiner Erfahrung nach - für eine Promotion ungeeignet, wenn sie innerhalb der ersten sechs Monate immer noch nicht die paar wenigen Seiten der Promotionsordnung ihrer Uni durchgelesen haben.
Wierus hat geschrieben: Im übrigen passt Journalismus sogar eher in die Rubrik "geschichtsnah", da man in traditionellen Ressorts wie Außenpolitik, Gesellschaft oder Kultur eine gehörige Portion (zeit-)geschichtliches Wissen benötigt. Selbiges gilt für die Tätigkeit als wissenschaftlicher Berater von Parlamentsmitgliedern.
Auf dieses sinnbefreite Blabla (siehe oben) gehe ich sicherlich nicht ein. Schönes Wochende.
Entreri
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von Entreri »

Jane hat geschrieben:Hallo liebes Forum,

ich habe mich mit der Suchfunktion zum Thema "Historiker" im Forum belesen und festgestellt, dass doch einige hier dabei sind. Ich selbst promoviere seit 1 1/2 Jahren in Geschichte auf einem Stipendium, es läuft ganz gut soweit. Aber was mir für die Zukunft Angst macht, ist die Unsicherheit in diesem Bereich. Ich würde gern in klassischen Historikerbereichen arbeiten und habe auch einige Praktika gemacht, die ich toll fand. Was mir aber immer wieder zu schaffen macht, ist die örtliche Flexibilität, die gefordert wird, wenn man denn mal einen Job findet. Zwei Jahre hier, zwei Jahre dort...dazu bin ich (nicht mehr) bereit. Daher schaue ich mich jetzt schon nach Bereichen um, in denen Historiker einen Platz finden und auf ein wenig längerfristige Sicherheit hoffen können.

Wie erging es denn den Historikern hier im Forum nach der Promotion? Wo seid ihr gelandet und seid ihr zufrieden? Welche Umwege musstet ihr nehmen und hat sich das alles gelohnt? Eure Erfahrungen würden mich sehr interessieren!

P.S. Ja ich wusste von Anfang an, was mir als Historiker bevorsteht, aber wenn man jung ist sieht man das nicht so eng ;)
Hallo,

ich bin auch Historiker und auch in etwa so weit wie du mit der Promotion, aber würde dennoch gerne meine Erfahrung teilen. Je weiter ich komme, desto mehr verliere ich mein Vertrauen darin, dass es mit der Wissenschaft langfristig klappen wird. Ich sehe so viele Kollegen vor oder nach dem Dr. abspringen, die, nach erfolgreicher Jobsuche, darauf schwören um wie viel entspannter ihr Leben geworden ist. Diejenigen, die weiter die akademische Laufbahn verfolgen, versanden oft in befristeten und mittelmäßig bezahlten Verträgen, aus denen sie, spätestens wenn die 40 erreicht ist, auch kaum noch den Sprung in die Wirtschaft oder auf eine feste Stelle schaffen.

Schon im Bachelor habe ich angefangen, mich nebenher weiterzubilden, Praktika, Zertifikate und Nebenjobs gemacht, um mir altenative Pfade zu eröffnen und hatte auch schon Jobangebote, die ich in meinem jugendlichen, zutiefst naiven Idealismus leider ablehnte. Mittlerweile sehne ich mich jedoch nach Sicherheit und fairer Bezahlung und überlege ernsthaft, schon vor dem Doktor abzuspringen, falls sich eine Gelegenheit ergibt, oder aber mein Profil bis zum Ende hin mit Nebenbeschäftigungen und weiteren Qualifikationen zu schärfen, um mich dann auf bessere Stellen bewerben zu können.

(Der user) Praktikum hat imo völlig recht, wenn er darauf hinweist, dass ein gewisses Maß an Erfahrung für viele der "anderen" Jobs vorausgesetzt wird. Mein Rat an dich wäre, auch wenn die Promotion dann schlechter ausfiele, dir sofort ein Praktikum und/oder einen Nebenjob/Nebenbeschäftigung zu suchen und auch zu schauen, ob es für die Pfade, die dich interessieren, irgendwelche handfesten Qualifikationen gibt (Sprachzertifikate, BWL/IT-Scheine fachfremd, Projektmanagement-Zusatzausbildung etc.) , die du nebenher abegen kannst. Was gerne gesehen wird, ist, wenn man selbst etwas "Unternehmergeist" an den Tag legt und aktiv wird und z.B. regelmäßig einen eigenen Blog oder youtubekanal betreibt, aus dem das Schreibtalent/Entertainer-Talent hervorgeht, oder aber als Freelancer/in nebenher kleinere Projekte in irgendeinem Bereich durchgeführt, z.B. als Webentwickler/in, Lektor/in oder Dolmetscher/in etc.
Zuletzt geändert von Entreri am 26.05.2018, 06:13, insgesamt 1-mal geändert.
Entreri
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von Entreri »

Das hätte ich fast vergessen und was bisher noch nicht erwähnt worden ist: Fang an zu "netzwerken"! Praktika/Nebenjobs sind da schon einmal eine gute Gelegeheit, aber gehe auch zu Jobmessen, mach dir ein linkedin-Profil, schreib einfach mal Arbeitsvermittler an usw.
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