Tatsächlich niemanden. Aber das ist auch nicht der Punkt: Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es überhaupt keinen Spaß macht, wenn man bei der Arge als "Kunde" sitzt. Das ist eine Erfahrung, auf die ich gerne verzichtet hätte. Ich habe dann nach sieben Monaten eine halbe Post-Doc-Stelle (natürlich wurde da trotzdem 40-50 Stunden pro Woche gearbeitet) gefunden und seitdem - gerade nach meinem Ausstieg aus der Wissenschaft - kam dann auch berufliche Sicherheit (da schläft man nachts einfach sehr viel besser). Ich will dir auch deine Promotion nicht ausreden: Ich war nur damals als junger, motivierter Doktorand so, dass ich auch dachte: Ich besiege dieses System und werde den Rest meines Lebens aus Liebe zu meinem Fach forschen. Spätestens als ich frisch promoviert als "Kunde" bei der Arge saß, war mir klar: das wird so nichts. Im Übrigen habe ich mir um's Verhungern nie Sorgen gemacht. Aber wenn man promoviert ist und studiert hat, sollte "ich habe gerade genug Geld zum Essen" eigentlich nicht das Lebensziel sein. Insofern warne ich nur aus eigener Erfahrung vor dem System Uni und rate drigend zu einem soliden Plan B.Wie viele deutsche kennst du denn, die tatsächlich hier in Deutschland verhungert sind, weil sie sich kein Essen leisten konnten?
Was die freie Themen- und Interessenwahl angeht: Klar, da hast du schon recht. Aber bei uns in der Sprachwissenschaft gilt das nicht. Wenn ich zum Beispiel gerne theoretische Linguistik machen möchte, muss ich dazu auch eine passende Stelle haben. Ansonsten muss man da an Stellen nehmen, was man bekommen kann. Die erwähnte halbe Post-Doc-Stelle war meilenweit von dem weg, was ich gerne gemacht hätte. Nach sieben Monaten ohne Job ist man da eben nicht wählerisch und im Nachhinein hat mir diese Stelle auch die "Karriere" versaut, weil es natürlich voll auf die zwölf Jahre angerechnet wird und mir die Sache dann zu heikel wurde.