Samtene Scheidung mit DM/DV und Institut?

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Asterix

Samtene Scheidung mit DM/DV und Institut?

Beitrag von Asterix »

Liebe DoktorandInnen und Promovierte,

ich bin ein relativ alter Doktorand in Geisteswissenschaften und bislang ist sowohl mein Verhältnis zum DV, als auch zu den Kollegen im Institut eher schlecht: Alle Veranstaltungen sind geschlossen, bei den (wenigen) Veranstaltungen wird außerdem etwa der Eindruck vermittelt, dass Karrieren davon abhängig sind und vor allem produziert das Institut kaum etwas wichtiges. Es war vorher sehr namhaft in diesem Bereich und zum Teil ist es noch, aber als Doktorand hat man kaum die Möglichkeit an einem der großen Projekte des Instituts teilzunehmen, gleichgültig ob das Thema der Promotionsarbeit dazu passt oder nicht. Es wird also einem klar, dass es keine Aussicht dort gibt. Alles funktioniert in Form von parallelen Welten und obendrein ist die Bibliothek am schlimmsten, gerade für ein der berühmtesten Institute in meinem Forschungsgebiet.

Mein DV ist manchmal extrem locker, in dem Sinne dass er nicht erfordert, dass man mit ihm regelmäßig kommuniziert. Im Gegenteil zeigt er deutlich genug, dass er so was nicht mag. Außerdem zögert er - wohl wie die meisten DV/DM - Mails zu beantworten oder lässt sie komplett unbeantwortet. Dazu ist er nicht besonders unterstützend, so dass ich wirklich nicht weiss, ob es sich überhaupt einen Sinn ergibt, mit ihm in Kontakt zu sein. Vor einem Vortrag machte er sich über mein Thema lustig und am Ende verlängerte er doch mein Stipendium um ein Semester (!!!).

All dies hat bislang einen sehr schlechten Einfluss auf meine Arbeit gehabt, so dass ich gerne auswandern würde. Die Lösung habe ich schon gefunden, indem ich eine Kollegin aus einer anderen Universität in meinem aktuellen Institut kennengelernt habe: Weil das dortige Institut viel besser ist, möchte ich also akademisch umsiedeln und damit es möglichst friedlich passiert denke ich an eine Cotutelle. Zu diesem Thema bin ich zunächst mit dem Promotionsbüro meiner bisherigen Universität in Kontakt getreten und sie meinten, dass es grundsätzlich möglich ist, in der Mitte der Promotion in eine Cotutelle umzusteigen, aber wenn ich die zweite Universität als erste aussuche, dann müsste ich bei der Unterschreibung der Cotutelle-Vereinbarung auf die Zulassung in die bisherige Universität verzichten. Es würde also daraus eine Quasi-Cotutelle.

Genau dies möchte ich: ohne Streit mit dem Professor zu gehen, indem ich ihn als Betreuer behalte. In dieser Hinsicht erscheint diese Lösung ideal.

Aber das Promotionsbüro der ersten Universität hat darauf hingewiesen, dass ich auf diese Weise keine Promotionsurkunde bekommen werde, sondern stattdessen nur ein Cotutelle-Zertifikat, das mich trotzdem berechtigt, den Titel in seiner deutschen Form zu tragen. Kennt ihr vielleicht ähnliche Fälle? Oder habt ihr vielleicht ähnliche Erfahrungen?

Außerdem terrorisierte mich meine Professorin aus meiner Heimatuniversität, dass es wirklich gefährlich sein wird und ich die Diss unbedingt an dieser Universität abschließen muss. Das kann ich aber nicht mehr psychologisch ertragen, und dies spielt natürlich eine Rolle bei der Arbeit.

Es ist in jedem Fall gut, dass es einen Präzedenzfall gibt: eine deutsche Kollegin hat auch das Institut verlassen, unter anderem weil sie den Eindruck bekam, dass sie und unser gemeinsamer Betreuer eine andere Sprache gesprochen hatten. Ich habe denselben Eindruck und bin übrigens kein native speaker. Vielleicht wird dies schon in meinem Text erkennbar ;)

Ich will schließlich auf keinen Fall das goldene 40. Lebensjahr erreichen, ohne promoviert zu haben ;)

Ich danke Euch alle für jede Information.
itsme

Re: Samtene Scheidung mit DM/DV und Institut?

Beitrag von itsme »

Asterix hat geschrieben:Liebe DoktorandInnen und Promovierte,

...

Ich danke Euch alle für jede Information.
Lieber Asterix,

ich kann dir leider keine Informationen geben (mangels eigener Erfahrungen), möchte dir aber rückmelden, dass es mich beeindruckt, wie Du die Verantwortung für deine Situation und das Gelingen deiner Dissertation übernimmst. Nach dem Lesen deines Beitrags möchte ich dich ausdrücklich ermutigen, den von dir eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen. Was bringt es dir, wenn Du die frustrierenden Bedingungen an deinem jetzigen Institut weiter aushältst? Auf der Urkunde gibt's am Ende keine Brownie-Points dafür, dass man seine Frustrationstoleranz unter Beweis gestellt hat. Deswegen nimm deine Arbeit und geh dahin, wo Du konstruktiven Austausch findest, das hast Du verdient. Kann sein, dass der jetzige Betreuer dann angefressen ist - aber so einem Sensibelchen kann man es eh nicht Recht machen. Vielleicht kannst Du versuchen ihm die ganze Sache gut zu verkaufen ("Eine Möglichkeit zur internationalen Kooperation!") und ihm moralische Handschellen anlegen ("Ich hoffe, Sie sind nicht persönlich getroffen, denn das wäre entsetzlich für mich, wo ich doch so viel Unterstützung von Ihnen bekommen habe!").

Alles Gute! :blume:

P.S.: Ich hätte nicht gemerkt, dass Du kein native speaker bist.
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