Danke für eure Glückwünsche!
Da ich selbst von den Berichten zur Disputation hier im Forum auf jeden Fall profitiert habe (das mag aber bei jedem anders sein, mir ging es dabei eher darum, einen Eindruck davon zu bekommen, wie sowas überhaupt abläuft, als genaue Fragen vorab zu erfahren), möchte ich Rodys Wunsch nach einem Bericht ebenfalls gerne nachkommen:
Mein Fachbereich ist Erziehungswissenschaft/Psychologie. Von meinen fünf Kommissionsmitgliedern waren mir nur zwei persönlich bekannt, da ich nach dem Studium recht lange ganz raus war aus dem Unibetrieb. Entsprechend unsicher war ich, was den "akademischen Knigge" angeht. Tatsächlich war genau dieser Punkt letztendlich für mich auch das Schwierigste an der ganzen Disputation (Smalltalk mit Profs - kann ich überhaupt nicht).
Ich war zwei Stunden vor Beginn im Raum, wo ich zusammen mit einem technikkundigen und beruhigend auf mich einwirkenden Begleiter den optimalen Standpunkt von Beamer, Kommission und mir, sowie die Lichtverhältnisse geklärt habe. Ich habe kleine Wasserflaschen (von denen die Kommission positiv überrascht war - ich schreibe das deshalb, weil dieser Punkt hier auch schon kontrovers diskutiert wurde; ein Prof meinte scherzhaft, Verköstigung bis zum Wert von 10 Euro sei perfekt, alles darüber sei Bestechung... "10 Euro pro Person", ergänzte er dann

) und die Handzettel zu meiner Präsentation dort platziert, wo ich die Leute sitzen haben wollte. Bei mir lagen jede Menge Lernzettel (falls ich zu den Fragen meine Notizen brauchen würde), ein Block und Stift für Notizen zu den Fragen der Kommission, etwas zu trinken und meine Telefon-Stoppuhr, um die Dauer des Vortrags besser einschätzen zu können (schließlich vergessen anzustellen

).
Die Kommission trudelte so nach und nach ein. Als alle anwesend waren, wurde ich nochmal vor die Tür geschickt zwecks Vorbesprechung (ca. 10 Minuten). Wieder hereingerufen, habe ich irgendwie auf eine Einleitung seitens des Vorsitzenden gewartet (wie ich es mal bei einer anderen Dispu miterlebt hatte), die aber nicht kam, ich sollte einfach loslegen. Zunächst stand der halbstündige Vortrag an, präsentationsgestützt. Zu Beginn war ich sehr aufgeregt (da ich damit keine Erfahrung habe), das wurde aber schnell besser, da ich mir absolut sicher war, dass ich meinen Text auch ohne zugeschaltetes Gehirn absondern kann (weil in den Wochen vorher komplett auswendig gelernt, und anschließend das typische Auswendigkgelerntklingen mittels geschickt eingestreuter Denkpausen wieder ausgemerzt habe

), was dann auch sehr gut funktioniert hat. Die Kommission war derweil überaus beschäftigt mit Blättern in meiner Arbeit, Notizen machen und Protokoll führen, ich fühlte mich also schonmal nicht von Blicken durchbohrt.
Den Vortrag habe ich im Stehen gehalten, zur Diskussion habe ich mich gesetzt. Der Vorsitzende eröffnete die Fragerunde und stellte gleich die erste Frage. An deren Inhalt erinnere ich mich nicht (wie auch sonst kaum an konkrete Fragen, ich war einfach ziemlich aufgedreht innerlich), weiß aber noch, dass es eine ganz leichte Frage war. Insgesamt hat die Aussprache ca. 35 Minuten gedauert, bis auf die Protokollantin hat jeder mal eine Frage gestellt, wobei meistens erstmal länger referiert wurde. Auch zwischen den Mitgliedern kam teilweise ein Austausch zustande. Meine eigenen Beiträge habe ich als eher kurz in Erinnerung, hatte aber oft auch das Gefühl, noch gar nicht alles Gewusste/Gedachte gesagt zu haben, wenn der Vorsitzenden schon den nächsten drannahm. Insgesamt gab es vielleicht zwei oder drei Wissensfragen, der Rest war eigentlich nur Meinungsabfrage; kritische Fragen/Kritik an der Arbeit gab es überhaupt nicht. Das mag daran gelegen haben, dass keines der kommissionsmitglieder mit meinem Spezialthema richtig vertraut war, möglicherweise kratzten die Fragen daher aus meiner Sicht nur an der Oberfläche. Meine Vorbereitungen in den 8 Wochen zuvor waren definitiv zu intensiv, es hätte durchaus gereicht, den Vortrag gut zu lernen und meine Diss nochmal zu lesen. Zusätzlich habe ich aber noch einiges an Literatur gewälzt, das mir in Bezug zu einzelnen Themenbereichen der Diss oder zu den Fachgebieten der Profs oder zu ihren Anmerkungen in den Gutachten relevant erschien, und Zentrales aus meiner Arbeit übersichtlich zum Lernen exzerpiert, sowie einige komplette Kritikerwiderungen ausformuliert (die den Gutachten zufolge hätten erfragt werden können). - Man merkt, ich hatte gehörigen Respekt vor dieser Situation, und musste mich daher wenigstens mit dem Gefühl wappnen, leistungsmäßig vorbereitet zu sein.
Schließlich wurde ich zur Besprechung wieder hinausgeschickt (wieder ca. 10 Minuten), dann hereingebeten, wo mir der Vorsitzende zuerst stehend gratulierte und mir die Endnote mitteilte (es blieb bei der Diss-Note, und obwohl mir die Einzelwertung der Disputation nicht mitgeteilt wurde, kann sie dann ja nicht wirklich schlecht gelaufen sein

) dann sollte ich mich für ein paar (organisatorische) Worte nochmal setzen, danach sind die anderen aufgestanden, haben gratuliert und sich verabschiedet (bzw. sind untereinander nochmal ins Gespräch gekommen).
Tja, und... das war's
Im Nachhinein war die Angst völlig unbegründet - klar war ich hibbelig und nervös und angespannt, aber letztendlich nicht schlimmer als in einer beliebigen anderen universitären mündlichen Prüfung. Der von mir vorher angenommene und gefürchtete "riesen" Unterschied zu diesen bestand überhaupt nicht - aber hinterher sagt sich das immer leicht. Aber nur Mut, ihr schafft das auch
Noch Fragen?