Medizinpromotion als Fachfremder

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Volkswirt

Medizinpromotion als Fachfremder

Beitrag von Volkswirt »

Hallo,

habe ein eher ungewöhnliches Anliegen. Bin Volkswirt und habe kürzlich meine (empirische) Masterarbeit über ökonomische Ansteckungsmechanismen geschrieben. Das ist ganz erfolgreich gewesen und ich fände es interessant, ähnliche Methoden auch im medizinischen Kontext anzuwenden. So könnte man bspw. geographische Ansteckungswahrscheinlichkeiten/-verläufe von Epidemien empirisch analysieren, was auch tatsächlich ein Forschungsgebiet zu sein scheint. Das notwendige methodische Wissen hätte ich größtenteils und medizinisches Fachwissen scheint mir für solche Themen nur in überschaubarem Umfang notwendig.

Ganz als Privatvergnügen würde ich das nun allerdings doch nicht machen wollen. Meine Frage wäre nun, ob es eine Chance gibt, auch ohne Medizinstudium/Staatsexamen in einem solchen oder verwandten Thema in der Medizin promovieren? Kennt jemand Unis mit etwas durchlässigeren Promotionsordnungen? Kann man evtl. mit vom Aufwand überschaubaren Zusatzprüfungen zugelassen werden?

Herzlichen Dank im Voraus und beste Grüße

Christoph
flip
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Re: Medizinpromotion als Fachfremder

Beitrag von flip »

Schau mal hier

http://gesundheitsoekonomie.uk-koeln.de/unser-team

Da ist mindestens eine Volkswirtin mit dabei. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob die dort auch promovieren, oder nur angestellt sind.
Versuch mal von dem "Dr med" wegzukommen und stattdessen an was artverwandtes.
histosowi

Re: Medizinpromotion als Fachfremder

Beitrag von histosowi »

Hallo Volkswirt,

du beschreibst das Berufsbild eines Epidemiologen. Epidemiologen sind in der Regel Mediziner oder Biologen. Schau mal hier rein, da findest du viele Infos:

http://www.karista.de/berufe/epidemiologe/

Viele Grüße!
LittleMonkey

Re: Medizinpromotion als Fachfremder

Beitrag von LittleMonkey »

Mir sagte man damals, beim Gespräch der Möglichkeit einer Promotion, dass ein Dr. med. nur mit Staatsexamen möglich wäre, man mir aber den Dr. rer. nat. anbieten könnte, in dem Fall wäre das Thema dann offiziell als biologische Arbeit ausgelegt worden.

Du solltest dir auch überlegen, wofür du den Doktortitel haben willst. Der Dr. med. hat akademisch nicht das beste Ansehen, Wikipedia zitiert dazu:
Medizinische Promotionen nehmen im Vergleich mit Promotionen in anderen Fächern eine Sonderrolle ein. Zum einen kann die Arbeit an der Dissertation schon vor Studienende begonnen werden, zum anderen sind die Promotionen hinsichtlich Anspruch und Umfang oft eher mit Diplomarbeiten in naturwissenschaftlichen Fächern zu vergleichen.[3] Aus diesem Grund wird der deutsche Dr. med. (doctor medicinae) heute im angelsächsischen Raum nicht dem Ph.D. gleichwertig erachtet, wie der Europäische Forschungsrat (ERC) 2002 feststellte.[4] Der deutsche Wissenschaftsrat vertritt seit 2009 eine ähnliche Position.[5] Können betroffene Mediziner allerdings nachweisen, dass ihre Promotionsleistungen dem Umfang eines Ph.D. entsprechen, können sie beim ERC einen Antrag auf Gleichsetzung mit einem Ph.D. stellen.[6]
https://de.wikipedia.org/wiki/Doktor_der_Medizin
Auch persönlich, wurde ich teilweise belächelt, als ich meinte, mir wurde eine Doktorarbeit über wenige Semester angeboten (da ich selbst erstaunt über die angeblich kurze Dauer war) und ich hörte mehr als einmal "Das ist, weil du dort bei Medizinern arbeitest. Da machen viele diese husch-husch kurzen Arbeiten, die nichts mit richtigen biologischen Doktorarbeiten zu tun haben."
Das ist je nachdem, was du damit vorhast, also besonders in Blick auf internationalere Pläne, sicher nicht ganz unwichtig.
Vollkornpizza
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Re: Medizinpromotion als Fachfremder

Beitrag von Vollkornpizza »

Da kannst du einen rer. medic. machen - dafür ist er gedacht und die meisten Medizinischen Fakultäten haben eine entsprechende Promotionsordnung. rer. nat. geht natürlich auch. Evtl. noch DrPH, den gibt es aber selten (Bremen, Bielefeld, evtl auch Düsseldorf oder Hannover)
Vollkornpizza
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Re: Medizinpromotion als Fachfremder

Beitrag von Vollkornpizza »

ps: ich glaube, dass an der Uni Münster zu diesem Thema geforscht wird. Jedenfalls war ich dort (vor ewigen Zeiten) mal bei einem Vortrag am Institut für Virologie, der davon handelte, wie man die Ausbreitung von Influenza anhand des weltweiten Bargeldflusses modellieren kann.

In Bonn gibt es auch ein Institut für Medizinische Geographie.
praktikum
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Re: Medizinpromotion als Fachfremder

Beitrag von praktikum »

Volkswirt hat geschrieben: Ganz als Privatvergnügen würde ich das nun allerdings doch nicht machen wollen. Meine Frage wäre nun, ob es eine Chance gibt, auch ohne Medizinstudium/Staatsexamen in einem solchen oder verwandten Thema in der Medizin promovieren? Kennt jemand Unis mit etwas durchlässigeren Promotionsordnungen? Kann man evtl. mit vom Aufwand überschaubaren Zusatzprüfungen zugelassen werden?
Du befindest Dich im Moment auf dem Holzweg. :)
Du kannst natürlich über ein solches Thema promovieren und exemplarisch diesen (event. medizinisch interessanten) Ansatz verwenden. Aber deshalb promovierst Du nicht in Medizin, sondern in der passenden Fachrichtung. Unterhalte Dich darüber am Besten mit dem Betreuer Deiner Masterarbeit.
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