Doktorvater, der nicht betreut, brauche Rat

Fragen aus der laufenden Arbeit an der Dissertation.
Literatursuche, Motivationsprobleme, Lehrtätigkeit, Ärger mit dem Prof u.v.m.

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Schtudinki

Beitrag von Schtudinki »

In einem habt ihr Recht: Man lernt eindeutig mehr ohne, als mit Betreuung.

Was ich persönlich auch sehr spannend fand, war ohne Vorgaben machen zu können, was ich will. Niemand der einem sagt: ich hätte das gerne in die Richtung und diesen Punkt find ich interessanter als den anderen.
Das konnte ich alles selbst entscheiden.

Die Kehrseite der Medaille ist, dass ich an eine gleichermaßen lasche Bewertungsmentalität nicht glaube. Ich habe die Befürchtung, dass in der Korrektur plötzlich all die zuvor nicht geäußerten Erwartungen und Vorstellung zu Tage kommen und man eventuell ganz böse auf die Nase fällt.

Aber meine Ungewissheit ist bald vorbei, am Montag hab ich Abgabe, dann wird sich zeigen , wie das mit der Bewertung bei exklusiver (im wahrsten Wortsinn) Betreuung so darstellt :wink: :P
Jury Krlazowsky

Beitrag von Jury Krlazowsky »

Sebastian hat geschrieben:Oh je, das klingt aber nicht gut.
Und sich ansonsten vielleicht auch von dem Gedanken verabschieden, dass der Prof große inhaltliche Vorgaben macht
Ich würde nochmal Seb's Gedanken aufgreifen wollen. Bei uns in der Theologie zB kann der DV gar nicht alle Literatur kennen, die ich schon gelesen habe. Er kann damit auch fachlich nicht so viel beisteuern. Man selbst ist als Doktorand auf seinem kleinen Forschungsgebiet eben der (manchmal vielleicht einzige?) Experte. Letztlich ist doch auch ein Vorteil, findet Ihr nicht? (Ich denke gerade an die nette Passage mit den südamerikanischen Vulkanen bei Umberto Eco...)
acoma

Beitrag von acoma »

Ich versuche das jetzt durchzuziehen und es so zu sehen: Dafür ist mein DV dann beim Korrigieren nicht sehr pinglich, läßt viel durchgehen
hm..., also ich persönlich wünsche mir von meinem DV, wenn er wirklich mal ein Manuskript von mir unter die Lupe nimmt (bisher war das leider nicht der Fall), daß er beim Korrigieren sehr streng wäre, also wenn schon, dann soll doch der ehrliche Rotstift gezückt werden ... sonst gibt es ganz am Schluß ein böses Erwachen.
way_up_north

Beitrag von way_up_north »

da der thread etwas abrutscht in eine etwas allgemeinere diskussion, darueber, wie eine gute betreuung aussehen koennte, moechte ich dazu auch noch meinen "senf" schreiben:

da ich nun als doktorandin an einer uni arbeite, die einen forschungsorientierten lehransatz praktiziert, bin ich nun selbst dabei, studis in ihren (kleinen) forschungsprojekten zu betreuen. dadurch ist mir selbst auch klarer geworden, was gute betreuung fuer mich bedeutet - es geht darum das "grosse ganze" im blick zu behalten, zu beraten ob das forschungsdesign hand und fuss hat, ob die richtung stimmt, ob die theoretischen ansatze zusammenpassen, ideen diesbezeglich zu geben... dabei, finde ich, ist es in erster linie nicht so wichtig, ob die/ der betreuerIn jetzt expertIn in dem speziellen gebiet, in dem das projekt angesiedelt ist - ich zum beispie habe jetzt studis betreut, die (zum Teil) einen mir anfaenglich vollkommen unbekannten theoretischen ansatz gewaehlt habe (den ich, jetzt da ich ihn ein bisschen kenne, auch ehrlich gesagt ziemlich quatschig finde) - dennoch haben sie echt ne super arbeit geschrieben...

meine eigene betreuung laeuft auch so aehnlich, und ich muss sagen, das hilft mir sehr viel...

deshalb waere mein tipp an zweifel und alle, die probleme mit der betreuung haben, (ich glaube das wurde schon genannt) wirklich kolloquien oder doktorandInnentreffen oder einfach informelle diskussionen mit anderen in anspruch zu nehmen - das hilft ja auch oft sehr in der reflektion. und dabei ist es nicht so wichtig, ob die anderen sich jetzt soo gut mit dem eigenen thema auskennen (sie sollten natuerlich schon aus dem gleichen fach kommen und vielleicht auch aus der selben methodischen richtung). auch habe ich gemerkt, dass es hilft, die arbeit / das forschungsdesign usw. recht frueh im prozess vorzustellen (auch wenn es zunaechst sehr unangenehm ist...) also kurz und knapp: wenn es probleme mit der betreuung gibt und ein wechsel nicht moeglich ist: "selbsthilfe"gruppen bilden/suchen (die o.g. sind ja im weitesten sinne "selbsthilfegruppen")!
Kirstin

Beitrag von Kirstin »

Hallo,

hast Du mal versucht, ihm das zu zeigen, was Du bisher hast? Das kannst Du ihm ja auch ohne Termin o.ä. hinlegen und einen Zettel dazu, dass Du gerne eine Stellungnahme hättest, vor allem zu den Themen, die Dir besonders wichtig sind (in der Gliederung markieren oder aufschreiben). Das kann manchmal funktionieren. Dann kann er das lesen und kommentieren und Du kannst ihn (nach einer gewissen Zeit) darauf ansprechen, was er dazu denkt. Dann fallen ihm vielleicht auch die Forschungslücken und Probleme auf und er äußert sich mal konkret.
Ich drücke jedenfalls die Daumen, dass es bald vorangeht mit Deiner Arbeit!

Gruß,
Kirstin
Schtudinki

Beitrag von Schtudinki »

Zum Thema: Schlechte Betreuung - lasche Korrektur...


...meine Befürchtungen haben sich zumindest für meinen Fall bestätigt.
Abgabe wäre heute gewesen, Manuskript hab ich vor 4 Wochen abgegeben, um wenigstens mal ein Feedback zur Gliederung zu bekommen, Mittwoch Nacht um 00:45 dann die E-Mail:

Bitte finden Sie sich heute zwischen 11:00 und 12:30 in meiner Sprechstunde ein. Ich habe einige Anmerkungen zu Ihrer Arbeit...

Super. Selbstbewusstsein seitdem im Keller, Konzept völlig ruiniert, Abgabe um eine Woche verschoben.

Jetzt kommen sogar so Sachen wie: Lesen sie doch auch mal das da und schauen sie doch nochmal hier...

Schade.
Schtudinki

Beitrag von Schtudinki »

Ich wollte mal kurz was ganz ganz ganz ganz ganz Tolles zum Thema berichten:

Nachdem ich während des Abschlusses wirklich gelitten habe und eine gute Betreuung mein größter (leider unerfüllter) Traum war, habe ich jetzt etwas völlig Verblüffendes erlebt.

Mein DV hat mir einen Vertrag auf den Tisch gelegt, den wir beide (und später auch der Zweitgutachter) unterzeichnen. Ich verpflichte mich damit, engagiert an meiner Diss zu arbeiten, den erstellten Zeitplan einzuhalten und zweimal pro Jahr schriftlich über den Fortschritt zu berichten.

Mein DV verpflichtet sich:
1. innerhalb von 4 Monaten gemeinsam mit mir ein Exposé samt detailliertem Zeitplan zu erstellen, das bei potentiellen Stipendiengebern mit maximaler Chanche (sofern es so etwas gibt) eingereicht werden soll. Damit verbunden ist natürlich, dass ich nach 4 Monaten ein bombensicheres Konzept habe, was mich im Hinblick auf die Dinge, die man in letzter Zeit hier so lesen musste sehr beruhigt.
2. ebenfalls zweimal pro Jahr schriftlich Stellung zu den Fortschritten meiner Arbeit zu nehmen
3. zu mindestens 2 ausführlichen Betreuungsterminen pro Semester

Ich fühl mich wie im siebten Himmel!

Wer den Vertrag als Vorlage haben mag, kann mir gerne eine PN schicken.
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