Promotion in Probezeit abbrechen

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BioDoc

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Beitrag von BioDoc »

Hallo,

ich weiß hier gibt es bereits viele Threads zu diesem Thema und die meisten habe ich mir auch durchgelesen. Was ich gelesen habe hat mich schon beruhigt und mir irgendwie geholfen, daher dachte ich einen eigenen Thread zu eröffnen kann mir vielleicht noch viel mehr helfen. Denn jeder hat ja für sich doch seine eigenen speziellen Probleme.

Ich promoviere seit ein paar Monaten in Biologie und bin sehr sehr unglücklich mit meiner Stelle.
Biologie ist nicht mein Traumstudium gewesen, ich habe meinen Studiengang zweimal gewechselt bevor ich Biologie studiert habe, allerdings bin ich immer im Naturwissenschaftlichen Bereich geblieben. Den ersten Studiengang habe ich angefangen weil ich mein Traumstudium wegen zu hohem NC erstmal nicht bekommen habe, ich konnte dann allerdings in meinen Traumstudiengang wechseln nachdem ich im nächsten Jahr einen Platz bekommen habe. Leider musste ich dieses Studium aus persönlichen Gründen aufgeben, was mich psychisch sehr angeknackst hat. Ich wurde depressiv und trauere diesem Studium nach wie vor hinterher.
Ich habe dann Bio angefangen und auch durchgezogen und was mir auch gut gefallen hat. Nach dem Master habe ich direkt angefangen zu promovieren, was vielleicht schon der Fehler war. Ich hätte mir erstmal Zeit nehmen sollen um mir klar zu werden was ich genau will und um durchzuatmen, aber ich war eben so froh eine bezahlte Stelle zu finden was in meinem Fachbereich schonmal nicht so leicht ist. Das Thema an sich fand/finde ich auch gut, und ich denke auch dass ich damit recht gute Berufsaussichten hätte. Meine Kollegen finde ich auch nett, wir sind ein großes Institut und man findet immer jemanden den man wegen etwas fragen kann. Der Professor ist auch in Ordnung, ich habe zwar schon ein paar unschöne Dinge gehört, aber persönlich noch keine schlechten Erfahrungen mit ihm gemacht.

Klingt doch alles super, weit besser als bei vielen von denen ich hier schon gelesen habe. Trotzdem könnte ich nicht unglücklicher mit meiner Stelle sein und rutsche schon wieder in eine Depression rein was mich meine ganze Kraft kostet. Mit meiner direkten Betreuerin komme ich leider noch nicht so richtig zurecht, ich habe das Gefühl sie traut mir nicht besonders viel zu, hat aber andererseits auch keine Lust/Zeit mich an die Hand zu nehmen so wie ich es vielleicht benötigen würde.

Am schlimmsten für mich ist aber dass ich es von Anfang an unerträglich fand und ich nicht mal genau weiß warum. Ich bin für die Stelle in eine neue Stadt gezogen und kenne hier auch noch niemanden, aber abends bin ich eh immer viel zu k.o. um etwas zu unternehmen. Das sollten also nicht die Gründe sein. Ich bin vielleicht auch einfach nicht der Typ zum promovieren, sehe aber ohne Promotion als Biologe keine Möglichkeit beruflich Fuss zu fassen. Ich denke dass ich eine Promotion durchziehen kann, aber es gibt wenig Themen die mich wirklich sehr interessieren und in diesen Themen eine bezahlte Stelle zu finden ist einfach nur unmöglich. Ein Themawechsel wäre grundsätzlich eine Option, da ich aber nicht genau weiß ob es überhaupt am Thema an sich liegt dass es mir so schlecht geht, habe ich Angst dass es mir mit einer neuen Stelle genau so gehen würde. Mein alter Prof hat auch gemeint dass ich mit einem Abbruch auf diesem Fachgebiet Schwierigkeiten hätte nochmal eine neue Promotionsstelle zu finden, da die Professoren ja alle vernetzt sind und sowas einfach ganz schlecht ankommt. Hat da vielleicht schon jemand Erfahrungen?

Ich bin schon an meiner Uni in psychologischer Beratung, und meine Therapeutin meint ich solle nochmal mein Traumstudium studieren. Ich könnte das allerdings erst zum nächsten Oktober anfangen und wäre dann schon 29 Jahre alt. Ich könnte vielleicht in ein höheres Fachsemester einsteigen, aber selbst dann wüsste ich nicht wie ich das finanzieren sollte. Einen Kredit aufzunehmen und dann erst mit Mitte 30 ins Berufsleben starten, ich weiß nicht ob ich diese Belastung aushalten würde. Theoretisch find ich den Gedanken aber toll, auch wenn ich nicht unbedingt zwischen lauter 17. jährigen Ertis sitzen will. Aber es wäre nach wie vor mein Traum. Die Angst nochmal abzubrechen habe ich auch nicht, da besagte pers. Probleme nicht mehr eintreten werden.

Am einfachsten und besten wäre es aber für mich wenn ich es akzeptieren könnte nunmal Biologe zu sein und gefallen an meiner Promotion finden könnte. Leider zieht sie mich nur runter und bei kleinen Schwiergikeiten kriege ich sofort einen Nervenzusammenbruch. Und ich bin ja erst ein paar Monate dabei, das wird ja nur schlimmer! Ich bin durch diese Promotion einfach so psychisch labil geworden, dass ich nicht mehr weiß was ich tun soll. Und ich habe fürchterliche Angst vor der Zukunft und wieder in einer Depression zu landen.
stefan

Re: Promotion in Probezeit abbrechen

Beitrag von stefan »

Wenn du weder an deiner Promotion noch der späteren Arbeit als Biologe so viel Gefallen finden kannst, dass dich das sogar psychisch recht krass beeinflusst, dann klingt es nicht nach einer guten Entscheidung, einfach zu akzeptieren, dass du jetzt Biologe bist (wie du am Schluss schreibst).
Kannst du in dein Traumstudium vielleicht ein paar Bio-Inhalte mitnehmen? Oder an deiner jetzigen Uni während dem Promotionsstudium nebenher schon ein paar Scheine fürs Traumstudium belegen, die du dir anerkennen lassen kannst?

Dass du dann zwischen mitunter 17-jährigen Erstis sitzt würde ich für den geringsten Grund halten, das nicht zu machen. Es gibt auch Leute, die über den zweiten Bildungsweg, nach Berufstätigkeit an die Uni kommen; oder welche, die noch viel öfter gewechselt und verschiedene Sachen ausprobiert haben. Du hast im Gegensatz zu denen schon zwei Studienabschlüsse! Mit 29 gehörst du noch nicht zu den Seniorstudenten ;-)

Und wenn du erst wenige Monate an der Diss sitzt, wäre jetzt noch der richtige Zeitpunkt, etwas anderes zu machen. Wenn du schon Jahre an dem Thema promoviert hast und dann zusammenklappst, wäre das doch viel tragischer.
Twinkies

Re: Promotion in Probezeit abbrechen

Beitrag von Twinkies »

Hallo,

ich hab vom Lesen das Gefühl, dass du dich ziemlich unter Druck setzt. Vielleicht hilft es zunächst mal, deinen aktuellen Job/Promotion von deiner Identität getrennt zu betrachten - also statt "ich bin Biologe", eben "ich bin [Name] und mein Job ist in der Biologie". Vielleicht ist diese starke Identifikation über dein Studien- und Promotionsfach auch mitunter ein Grund dafür, dass du so sehr psychisch unter der Situation leidest, insbesondere weil du dein Traumstudium nicht zu Ende studieren konntest und dich stärker damit identifizierst. Das mit der - mehr oder weniger starken - persönlichen Identifkation mit dem Fachbereich in dem man promoviert ist ja auch keine Seltenheit. Versuch mal, das etwas auseinander zu sortieren, und schau wie es dir damit geht. Das wird eventuell nicht deine Depressionen und die psychische Belastung auflösen, aber es schadet vielleicht auch nicht, den Aspekt zu reflektieren und zu schauen, wie stark du dich tatsächlich über dein Fach identifizierst (vielleicht liege ich ja auch falsch damit).

Es kommt auch gar nicht so selten vor, dass man nach Ende des Studiums in ein Loch fällt, und eigentlich im Nachhinein gerne etwas Zeit zum ausruhen und überlegen, was danach kommt, gehabt hätte. Dazu ist es aber noch nicht zu spät, und das tust du ja jetzt auch. Es klingt wirklich so, als käme weitermachen mit der Promotion in Biologie in der momentanen Situation nicht in Frage. Bevor du aber sofort kündigst, würde ich zuschauen dass du wieder etwas stabiler wirst. Du könntest dich auch eine Weile krankschreiben lassen, wenn es nicht anders geht, um etwas Abstand zu gewinnen. Und solange du noch zur Arbeit gehst, versuche dir vor Augen zu halten, dass Biologie nicht die "Endstation" sein muss! Mit 29 kannst du auch noch mal was Neues anfangen zu studieren. Ein paar Jahre mehr machen den Bock nicht fett - dagegen stehen noch knapp 40 Jahre Berufstätigkeit, und willst du die denn in einem Beruf verbringen, bei dem du jeden Tag unglücklich hinfährst?

Und zur Studienfinanzierung: du könntest ja auch einen Nebenjob annehmen, und musst nicht unbedingt einen Kredit aufnehmen. Durch deine Arbeitserfahrung und das abgeschlossene Studium hättest du sicher auch Chancen auf einen Job an dem Institut von deinem Traumfach?

Alles Gute für dich!
susi

Re: Promotion in Probezeit abbrechen

Beitrag von susi »

Hallo BioDoc,

man man das hört sich ja ziemlich schlimm an bei dir. Ich stecke in einer ganz ähnlichen Situation wie du. Sicherlich bist du auch über meinen Beitrag in diesem Forum hier gestolpert. Vielleicht spendet es dir wenigstens ein bisschen trost das du absolut nicht alleine bist und viele andere in einer ähnlichen SItuation stecken.
Was ich nicht verstanden habe....... was genau gefällt dir an deiner Stelle nicht?! Oder ist es generell der fakt überhaupt zu promovieren? Oder das es im biologischen Bereich ist? Was wäre denn dein Traumstudium? Und in welchem Fachbereich promovierst du jetzt? Ich bin ja selber Biologin und ich muss sagen ich halte die Jobchancen für sehr sehr schlecht. Man hat eig nur 2 Optionen. a) pharmareferent oder b) vollblutwissenschaftler mit promotion etc.
Auch ich wünsche mir ich hätte mir nach dem Studium ein bisschen Zeit genommen in ruhe nach einer Stelle zu suchen, aber auch mich hat der finanzielle Aspekt schnell zu meine jetzigen Stelle getrieben. Irgendwie muss man halt auch seine Miete bezahlen.........
Mir geht es selber schlecht im Moment und ich bin davon überzeugt das man eine Promotion nur durchhält wenn man psychisch stabil ist. Es hört sich so an als wäre da bei dir im MOment überhaupt nicht der Fall. Was kannst du tun damit es wieder so ist?
Es ist eine unglaublich schwieirge Entscheidung abzubrechen und das ist mit sovielen Ängsten verbunden, aber (was ich mir im MOment auch immer selber sage): es geht nichts über deine Gesundheit!!!! Wenn es dir so schlecht geht, dann lass es bleiben. Ganz krass gesagt: ein Dr. Titel hilft dir aucvh nicht weiter wenn du am Ende in einer schweren Depression landest.
Hast du mal über die Pharmaschiene nachgedacht? Da kann man sich super hocharbeiten z.B. zum medical liason manager etc. Mein Problem damit ist halt das es immer was mit marketing und kaufmännischen Dingen zu tun hat. Das ist überhaupt nicht mein Fall.
Du bist noch in der Probezeit, das heißt es ist noch relativ leicht abzubrechen. Ich wünschte mir ich hätte schon darmals abgebrochen.
Ich drücke dir ganz fest die Daumen das du die richtige Entscheidung triffst! Wenn du magst kannst du mir gerne ne PN schicken, wir Biologen müssen doch zuammen halten ;)

LG
Amalia

Re: Promotion in Probezeit abbrechen

Beitrag von Amalia »

susi hat geschrieben:Ich bin ja selber Biologin und ich muss sagen ich halte die Jobchancen für sehr sehr schlecht. Man hat eig nur 2 Optionen. a) pharmareferent oder b) vollblutwissenschaftler mit promotion etc.
Halt Stopp! Ich bin zwar keine Biologin, aber dass kann so nicht stimmen. Ich bin Geisteswissenschaftlerin und uns wird ja gelegentlich gesagt, es gäbe nur zwei Optionen: Taxifahren oder Professor. Aber das stimmt einfach nicht. Es gibt unzählige Jobs. Man muss nur etwas suchen und sich nicht zu sehr einengen in dem man speziell nach Jobs für Biologen Ausschau hält. Es gibt unglaublich viele Jobs, bei denen vorallem die Erfahrungen (=Praktika) zählen und nicht das genaue Studienfach. Habt ihr hier mal reingeschaut, da bekommt man einen guten Überblick was es alles gibt und welche Zusatzqualifikation hilfreich ist (und es ist eben nicht immer die Promotion, die gefordert ist):
http://www.wila-arbeitsmarkt.de/abo/abo ... ibung.html
Habt ihr Euch mal mit einem Coach oder den Leuten vom Careere Center Eurer Uni über Jobmöglichkeiten unterhalten?
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