@Johannes Rux:
Sagt einer, der das Ganze naturgemäß durch seine Verlegerbrille sieht und sich wohl einfach nicht vorstellen kann, dass man das auch alleine hinkriegt. Ich liefere gerne ein paar Zahlen, entscheiden Sie selbst, ob Sie das mit den von Ihnen betreuten Dissertationen besser hinbekommen:Johannes Rux hat geschrieben:Es ist natürlich vollkommen ehrbar, seine hervorragende Arbeit "nur" in ein Repositorium oder "irgendwo im Internet" einzustellen (wenn die Promotionsordnung das erlaubt), sie nur als Print-on-Demand-Ausgabe (PoD) anzubieten oder in "irgendeiner Klitsche" (und sei es der Copyshop an der Ecke) drucken zu lassen - und sich dann die Mühe zu machen, selbst für die Verbreitung des Werkes zu sorgen. [...] Bei dieser Variante verzichtet man vermutlich auf Rezensionen in den einschlägigen Fachzeitschriften.
Meine Dissertation ist im Mai 2013 als Buch erschienen (und ca. ein halbes Jahr davor als kostenloses Online-PDF auf dem Hochschulserver). Seither konnte ich mehr als 300 Exemplare absetzen, finde das Buch aktuell in 25-30 wissenschaftlichen Bibliothekskatalogen gelistet und habe bislang fünf Rezensionen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften erhalten. Gekostet hat mich das in etwa das, was ich im Jahr darauf an VG Wort-Ausschüttung bekommen habe (ca. 800 Euro), dazu gab es Honorar (!) im niedrigen dreistelligen Bereich.
Johannes Rux hat geschrieben:ABER: Haben Sie einmal überlegt, wie viel Zeit Sie dafür investiert haben? Wie viel Zeit hat es allein gebraucht, um die Adressen aller Personen herauszufinden, denen man Informationen schicken sollte? Genau das ist Alltag für den Verlag. Wir nehmen den Autorinnen und Autoren hier viel Arbeit ab - und lassen ihnen die Zeit, um sich um das zu kümmern, was Ihnen selbst am wichtigsten ist.
Wie lange dauert es, im Internetzeitalter ein paar Redaktions-Email-Adressen zu recherchieren? (Bei mir waren es zwölf, wovon neun mit Interesse am Buch reagierten.) Eine Stunde? Wie lange dauert es, diese Redaktionen anzuschreiben? Eine weitere Stunde? Wie lange dauert es, die angeforderten Rezensionsexemplare versandfertig zu machen und zur Post zu bringen? Nochmal 1-2 Stunden?
--> Unterm Strich, wenn's hochkommt, ein halber Tag Arbeit. Dem stehen die grob geschätzt 2500-5000 Euro gegenüber, die ein "besserer" Wissenschaftsverlag für seine (in meinem Augen abzüglich der Herstellung identische Dienstleistung) will... Diesen Stundenlohn hätte ich gerne!
Einverstanden, wir streichen das Lektorat von der Liste der Forderungen. Bleiben Satz und Korrektorat, das in vielen Dissertations-Fällen Freunde und Kollegen unentgeltlich übernehmen, wenn es nicht (wie fast alles andere) wieder am Autor selbst hängen bleibt. Ich hätte nichts dagegen gehabt, diese in meinen Augen sehr nützliche Dienstleistungen professionell über einen Verlag einzukaufen und das angemessen zu bezahlen. DAS wäre eine Leistung, die die mehreren Tausend Euro irgendwie verständlich machten. Für die reine Herstellung und das bisschen Werbung konnte und kann ich die geforderten Summen jedoch nicht nachvollziehen. Ich denke, dass Sie als Wissenschaftsverlage sehr lange sehr gut von Ihrer Monopolstellung und den etablierten Strukturen leben konnten. Nun, da es gute Alternativen gibt, wird offenbar, dass die für das geforderte Geld angebotene Leistung doch ziemlich dünn ist - weshalb Sie ja wohl alle den weichen Faktor "Renommee" bzw. "Reputation" so in den Vordergrund stellen, weil man dessen Wirksamkeit nicht so gut messen und vergleichen kann .Johannes Rux hat geschrieben:Ein Lektorat oder auch nur ein Korrektorat ist wirklich teuer! Wenn Sie sich mal überlegen, wie viel Zeit jemand braucht, um einen Text von 300 Seiten Korrektur zu lesen und überlegen, dass derjenige, der das tut, dafür auch angemessen entlohnt werden soll, sind sie allein für das Korrektorat schnell einen erheblichen Betrag los. Jeder vernünftige Verlag wird den Autoren hier Adressen nennen können. Als Standardleistung wird das im Zeitalter der AutoKorrektur aber nicht angeboten.
Und auch den Satz übernehmen Verlage in der Regel gerne - mittlerweile auch zu Konditionen, die sich sehen lassen können.