histosowi hat geschrieben:
Man kann also nicht selbständig wissenschaftlich forschen, sondern wird zu einer Art "Zwangsehe" gezwungen. Warum das so ist, kann ich allerdings auch nicht sagen.
Ich glaube, es ist kaum möglich, dieses Thema aufzugreifen, ohne einen Streit zur Wissenschaftstheorie und -ethik loszutreten. Ich könnte mir drei Gründe vorstellen:
1.) Grundausstattung - Wenn ich mich richtig erinnere, finanziert die DFG nur die eigene Vergütung bzw. Ausgaben für Kongressteilnahme etc. Die Sachmittel müssen von einer Uni eingebracht werden, was in manchen Wissenschaften nur der Arbeitsplatz in anderen aber auch der kostenaufwendige Laborplatz sein kann. Durch diese Ko-Finanzierung verhindert man, dass die Unis alle ihre Post-Docs auf die DFG abwälzen und ihnen dann trotzdem Daueraufgaben in Lehre und Verwaltung aufdrücken, denn "bei Begehungen sieht man sich immer ein zweites Mal ...".
2.) Netzwerkeffekte - Die Anbindung an ein Institut ist eher geeignet, dafür zu sorgen, dass man regelmäßigen Austausch mit Fachkollegen hat und nicht im eigenen Saft schmort und sich vllt. verrennt.
3.) "Wert" - Wenn eine Uni bereit ist, das Vorhaben zu unterstützen, ist das für die DFG ein positives Signal, dass das Projekt im Bereich des wissenschaftlichen Konsens angesiedelt ist. Das kann man jetzt verdammen, wenn man sich von dem Ewiggleichen wegbewegen möchte, aber man muss auch zugeben, dass sich "an den Rändern" der verschiedenen Disziplinen viel Fragwürdiges tummelt. Die DFG möchte vermutlich nicht mit Anträgen überschwemmt werden, in denen das Perpetuum Mobile versprochen wird ... .
Hallo Oxana,
ich würde dir gerne deine Angst nehmen, "aussortiert" zu werden - weiß aber leider nicht, ob das möglich ist. Denn gerade wenn du vom Mainstream weg forschen möchtest, dann musst du dir bewusst machen, dass die DFG-Gutachter genau in diesem angesiedelt sind (so sind sie Gutachter für die DFG geworden). Vielleicht gibt es in einzelnen Disziplinen eine gewisse Offenheit (und ich könnte mir wirklich vorstellen, dass die Philosophie dazugehört). Andere sind dagegen regelrecht abgeschottet gegen neue, unkonventionelle Ideen. Deswegen wäre es vllt. eine Überlegung wert, sich erst noch ein bisschen mit einem konventiollen Thema "freizuschwimmen" und dann mit einer guten Publikationsliste im Rücken mehr zu wagen. Direkt nach der Promotion (falls das bei dir der Fall ist) einen sehr innovativen Antrag zu stellen, wird kaum Chancen auf Erfolg haben.
Das hört sich jetzt vielleicht alles so an, als wäre ich vollkommen überzeugt von der DFG-Vergabepraxis und würde jeden, dessen Ergebnisse nicht direkt in ein Erstsemester-Lehrbuch übernommen werden könnten für einen durchgeknallten Esoteriker halten. So ist es mitnichten.