Zitieren aus unveröffentlichem Manuskript

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MoniqueS

Zitieren aus unveröffentlichem Manuskript

Beitrag von MoniqueS »

Hallo,

ich stehe gerade vor dem Problem, einen Sachverhalt aus einem unveröffentlichten (und auch nicht zur Veröffentlichung bestimmten) Manuskript zitieren zu wollen. Ein Wissenschaftler hat mir sein Manuskript zu einem gehaltenen Vortrag zur Verfügung gestellt.
Weiß jemand, ob ich daraus zitieren kann bzw. es als Quelle irgendwie angeben kann? und wenn ja, wie?

Viele Grüße, Monique (die gerade irgendwie auf dem Schlauch steht...)
pamparampa

Re: Zitieren aus unveröffentlichem Manuskript

Beitrag von pamparampa »

Natürlich kannst Du. Man kann ja auch E-Mails zitieren, usw.

"Wie" kommt drauf an, welche Zitationsmethode Du verwendest. Google es einfach.
DoneXY

Re: Zitieren aus unveröffentlichem Manuskript

Beitrag von DoneXY »

pamparampa hat geschrieben:Natürlich kannst Du. Man kann ja auch E-Mails zitieren, usw.
Kann man das?

Ich gehe davon aus, dass zitierfähige Texte selbst wissenschaftlichen Standards genügen müssen. Empirische Daten müssen nach wissenschaftlichen Kriterien erhoben worden sein. Der Sinn des Zitierens besteht darin, überprüfen zu können, ob die Arbeit des Zitierenden wiederum wissenschaftlichen Kriterien genügt. Das setzt voraus, dass seine Quellen und Daten defnierten Kriterien entsprechen.

Das Zitieren aus (bisher) unveröffentlichten Manuskripten ist ein Grenzfall, dem ich hin und wieder begegnet bin. Generell ist es zu vermeiden. In wenigen Ausnahmefällen würde ich sie eventuell trotzdem nutzen. Allerdings in der Hoffnung eine ähnlich gelagerte Veröffentlichung wird noch folgen.

So habe ich eine Aussage aus einem unveröffentlichten Vortrag in meiner Diss paraphrasiert. Inhaltlich konnte ich ihren Inhalt allerdings empirisch herleiten und die Paraphrase hatte lediglich illustrativen Charakter.

Aus einem Geheimvortrag zu zitieren, klingt etwas nach Verschwörungstheorie oder Krimi. Ich würde es davon abhängig machen, in wie weit für den Leser schlüssig ist, dass Du an diese geheime Quelle gekommen bist und diese wiederum als glaubwürdig gelten kann.
pamparampa

Re: Zitieren aus unveröffentlichem Manuskript

Beitrag von pamparampa »

Natürlich kann man das.

Es kommt aber wie immer auf Details an.

Monique schreibt von einem Vortrag, den jemand - höchstwahrscheinlich öffentlich, nicht "geheim" - gehalten kann. Wir können hier nicht wissen, ob das ein zitierfähiger Text war oder nicht. Ich nehme an, Monique weiß es besser und der Text war zitierfähig. Nicht veröffentlichte Texte sind nicht unbedingt "zitierunfähig". Und wenn der Text zitierfähig war, warum sollte man es nicht zitieren?

Ich nehme übrigens an, wenn der Vortragende Monique den Text geschickt hat, bedeutet das, er will den Text aus welchen Gründen auch immer nicht veröffentlichen, zumindest nicht in dieser Form.
DoneXY

Re: Zitieren aus unveröffentlichem Manuskript

Beitrag von DoneXY »

pamparampa hat geschrieben:Natürlich kann man das.
Cool!
pamparampa hat geschrieben:Und wenn der Text zitierfähig war, warum sollte man es nicht zitieren?
Weil für den Leser nachvollziehbar sein muss, ob ein Text tatsächlich wissenschaftlichen Kriterien genügt, deswegen sollte er prinzipiell überprüfbar sein. Vorträge und Emails eignen sich daher allenfalls sehr eingeschränkt als wissenschaftliche Quellen.
DoneXY

Re: Zitieren aus unveröffentlichem Manuskript

Beitrag von DoneXY »

pamparampa hat geschrieben:Monique schreibt von einem Vortrag, den jemand - höchstwahrscheinlich öffentlich, nicht "geheim" - gehalten kann.
Ich hatte eben eine starken doppelten Espresso getrunken. Im Koffeinrausch habe ich tatsächlich "geheim" gelesen. Jetzt ist der Rausch abgeklungen und ich sehe davon nichts mehr. Peinlich.

Ansonsten meine ich das, was ich in meinen beiden Postings in diesem Thread schrieb immer noch.
pamparampa

Re: Zitieren aus unveröffentlichem Manuskript

Beitrag von pamparampa »

DoneXY hat geschrieben:[
Weil für den Leser nachvollziehbar sein muss, ob ein Text tatsächlich wissenschaftlichen Kriterien genügt, deswegen sollte er prinzipiell überprüfbar sein. Vorträge und Emails eignen sich daher allenfalls sehr eingeschränkt als wissenschaftliche Quellen.
Aber bei öffentlichen Vorträgen gibt es viele Personen, die bestätigen können, dass so was gesagt wurde. Mal angesehen davon, dass Monique den Vortrag direkt vom Autor bekommen hat, könnte also im Zweifelsfall bestätigen, dass der Text existiert.

Letzteres gilt auch für E-Mails.

Natürlich verwendet niemand Vorträge und E-Mails als die einzigen Quellen. Wenn aber etwas besonders Wertvolles vorgetragen oder per E-Mail geschrieben wurde, sehe ich keinen Grund, das nicht zu zitieren, im Fall von E-Mails nur mit Einverständnis des Autors natürlich.

Ich habe früher mal eine Arbeit über ein illegales Phänomen geschrieben, das ausschließlich online stattfindet. Ich hatte nur E-Mail-Kontakt zu den Menschen, die sich damit beschäftigen. Ich musste ihre E-Mails zitieren, sonst hätte ich die wertvollsten Quellen verloren.

EDIT: ok, ich überlege jetzt ob mein Beispiel passt, ich habe ja damals Pseudonyme zitiert, aber in meiner Doktorarbeit habe ich auch Vorträge zitiert: Vorträge die auf der Webseite von Konferenzen veröffentlicht wurden, aber mal ehrlich diese Seiten verschwinden ja oft und wer weiß, ob sie noch zugänglich sind, wenn jemand in 2-3 Jahren prüfen will, ob ich alles richtig zitiert habe.

Wenn das was Du schreibst stimmen würde sollte man eigentlich keine Internetquellen zitieren, weil sie ja ephemer sind und weil es nicht sicher ist, ob die Texte tatsächlich wissenschaftlichen Kriterien entsprechen. Ich kann mir nicht vorstellen, Analysen, die nur online veröffentlicht wurden und nicht in peer-reviewed-journals nicht zu zitieren, dann hätte ich mein Promotionsthema ändern müssen, weil es bisher wissenschaftlich kaum erforscht wurde.
DoneXY

Re: Zitieren aus unveröffentlichem Manuskript

Beitrag von DoneXY »

pamparampa hat geschrieben:Aber bei öffentlichen Vorträgen gibt es viele Personen, die bestätigen können, dass so was gesagt wurde. Mal angesehen davon, dass Monique den Vortrag direkt vom Autor bekommen hat, könnte also im Zweifelsfall bestätigen, dass der Text existiert
pamparampa hat geschrieben:Ich musste ihre E-Mails zitieren, sonst hätte ich die wertvollsten Quellen verloren.
Wie ich schon schrieb, in meiner Diss habe ich selbst aus einem unveröffentlichten Vortrag zitiert.

Quellenangaben in wissenschaftlichen Arbeiten dienen nicht als Hinweis, ein bestimmter Text existiert, sondern sollen es ermöglichen nachzuvollziehen, ob dieser selbst wissenschaftlichen Kriterien genügt.

Ich habe mich lediglich gegen den pauschalen Hinweis gewandt, dass natürlich aus Emails zitiert werden könne. Der ist so richtig, wie die Behauptung, dass natürlich aus Büchern zitiert werden kann.
pamparampa

Re: Zitieren aus unveröffentlichem Manuskript

Beitrag von pamparampa »

DoneXY hat geschrieben:
Ich habe mich lediglich gegen den pauschalen Hinweis gewandt, dass natürlich aus Emails zitiert werden könne. Der ist so richtig, wie die Behauptung, dass natürlich aus Büchern zitiert werden kann.
Natürlich kann aus Büchern zitiert werden.
und
Natürlich kann aus E-Mails zitiert werden.

Beide Sätze sind korrekt.

Ich habe nie behauptet, man kann aus ALLEN Vorträgen und aus ALLEN E-Mails zitieren.

Ich verstehe aber, die Expresso-Wirkung hält bei Dir noch und werde auf eine weitere Diskussion mit Dir verzichten.
DoneXY

Re: Zitieren aus unveröffentlichem Manuskript

Beitrag von DoneXY »

Im Kontext des Threads klang es für mich so, als hieltest Du Emails für eine zitierfähige Textgattung. Tatsächlich hast Du aber in Deinem nachgeschobenen Beispiel von Emails als Primärdaten einer Erhebung geschrieben. Das ist natürlich etwas anderes. (Emails als Primärdaten können und sollen keinen wissenschaftlichen Kriterien genügen. Sie müssen nach wissenschaftlichen Kriterien erhoben worden sein.) Hier ist jedoch die Frage, ob ein unveröffentlichter Vortrag eine zitierfähige Textgattung ist.
pamparampa hat geschrieben:Ich verstehe aber, die Expresso-Wirkung hält bei Dir noch und werde auf eine weitere Diskussion mit Dir verzichten.
Da gibt man einen Fehler zu und zack haut einen diese Sprachgewalt um.
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