Vorstellungsgespräch Mitarbeiterstelle

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Jeanna

Vorstellungsgespräch Mitarbeiterstelle

Beitrag von Jeanna »

Hallo zusammen,

ich habe eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch erhalten. Es geht um eine Projektstelle in den Geisteswissenschaften. Gemeinsam mit der Einladung kam die Aufforderung, Leseproben einzureichen und ein wenig Material zur inhaltlichen Vorbereitung. Es war eher eine gut-Glück-Bewerbung, auch wenn das Projektthema wie die Faust aufs Auge zu meiner Arbeit passt. Entsprechend kenne ich dort niemanden und kenne das Institut nur von seiner Onlinepräsenz her.

Ich habe zwar schon ein paar Vorstellungsgespräche in der freien Wirtschaft hinter mir, aber ich weiß nicht genau, wie das an der Uni ist. Ich habe meine Hiwi-Stellen immer unmittelbar bekommen, so wie es ja offenbar auch mit den meisten Stellen der Fall ist, deshalb ist diese Situation jetzt für mich neu. Mag vielleicht jemand, der schon einmal in einer solchen Situation war, ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern? Vielen Dank schon mal! Ich bin fürchterlich aufgeregt.

Außerdem habe ich ein bisschen Angst, dass das eine Pro-Forma-Einladung ist. Ich habe es einfach noch nie (!) mitbekommen, dass eine Stelle an einem der mir bekannten geisteswissenschaftlichen Institute auf offene Weise ausgeschrieben worden wäre. Immer gab es im Vorhinein quasi schon feste Kandidaten. Aber würde die Auswahlkommission dann noch Material zur Vorbereitung mitschicken, die dann ja auch wirklich Zeit kostet, wenn die Wahl im Grunde schon längst gelaufen wäre? Wäre das nicht ziemlich gemein den anderen Kandidaten gegenüber? Gemessen an der Einzahl der eingeladenen Kandidaten liegt die Wahrscheinlichkeit, die Stelle zu bekommen, übrigens bei 40%. :wink:
DoneXY

Re: Vorstellungsgespräch Mitarbeiterstelle

Beitrag von DoneXY »

Jeanna hat geschrieben:Außerdem habe ich ein bisschen Angst, dass das eine Pro-Forma-Einladung ist. [...] Gemessen an der Einzahl der eingeladenen Kandidaten liegt die Wahrscheinlichkeit, die Stelle zu bekommen, übrigens bei 40%.
Tatsächlich gibt es Pro forma-Ausschreibungen, ob es in Deinem Fall eine ist, kann Dir wohl niemand hier mit Bestimmtheit bestätigen. Du solltest daher dieses Gespräch als Chance sehen.

Ich bin mir auch unsicher, ob Pro forma-Auschreibungen auch Pro forma-Gespräche folgen. Wenn Du eine längere und daher teure Anreise hast, würde ich das als Indiz für eine reguläre Ausschreibung sehen.

Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob tatsächlich 2,5 Bewerber_innen eingeladen worden sind. (Oder habe ich gerade Probleme mit der Prozentrechung?)
Jeanna

Re: Vorstellungsgespräch Mitarbeiterstelle

Beitrag von Jeanna »

DoneXY hat geschrieben:Ich bin mir auch unsicher, ob Pro forma-Auschreibungen auch Pro forma-Gespräche folgen. Wenn Du eine längere und daher teure Anreise hast, würde ich das als Indiz für eine reguläre Ausschreibung sehen.
Vielen dank für deine Antwort. Die Reisekosten werden ohnehin übernommen, ich weiß also nicht, ob das als Kriterium zählen würde... Du hast aber natürlich recht, ich muss einfach abwarten und das beste aus der Situation machen. Ich kann ja schlecht nachfragen, ob es hier um eine "wirkliche" Bewerbungssituation geht.
DoneXY hat geschrieben:Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob tatsächlich 2,5 Bewerber_innen eingeladen worden sind. (Oder habe ich gerade Probleme mit der Prozentrechung?)
Haha, nein, das war tatsächlich ein wenig verwirrend. Es geht um mehrere Stellen. Ich wollte nur nicht schreiben, um wie viele genau, weil das dann vielleicht nicht mehr ganz anonym wäre bei entsprechender Leserschaft.
Brigitte

Re: Vorstellungsgespräch Mitarbeiterstelle

Beitrag von Brigitte »

Liebe Jeanne,

ich bin Geisteswiss. & hatte so eine Situation schonmal (mehrmals sogar) und bin einmal schließlich auch erfolgreich gewesen, jetzt schon seit 5 Jahren an dem Lehrstuhl und inzwischen auch schon Vorstellungsgespräche von der anderen Seite mitbekommen. Die Stelle, die ich jetzt habe, ist im Nachhinein die Beste von allen - und ich war später froh, andere Stellen nicht bekommen zu haben. Ob die Stellen, bei denen ich nicht genommen wurde, eine Pro-Forma-Bewerbung waren, glaub ich nicht - wenn die Fahrtkosten BC normalpreis > 50 Euro (geschätzte Zahl...), dann bestimmt nicht, denn die Institute müssen das (so kenn ich es) aus ihrem eigenen Budget zahlen, und kein Prof lässt eine/n Bewerberin für viel Geld einfahren wenn es klar ist, dass alles ein Fake ist. Klartext: Wenn sie dich von Köln nach Berlin und zurück fahren lassen, gibts Geld für eine eigene Dienstreise weniger. Meine Meinung ist sogar, dass sie eigentlich keine(n) keinen Bewerber(in) einfahrern lassen und schon gar keine Vorbereitungsunterlagen vorbereiten, wenn es ein Fake ist. Das kostet alles Arbeit und Zeit (die hat da natürlich keiner), ist außerdem ein IMMENSER Verwaltungsakt -- wie alles eben an einer Uni. Bedenke: Unis haben normalerweise nicht so ne gute Personalabteilung wie Wirtschaftsunternehmen, d.h. Auswahl etc. machen üblicherweise die Profs selbst (bzw. die MAs), PA machen nur Kontakt zu Bewerber(innen), wenn überhaupt.... Ich habe tatsächlich einmal 11 Monate (!!!) nach einem Bewerbungsgespräch eine offizielle Absage erhalten. Inzwischen wusste ich natürlich schon, dass eine andere Person für die Stelle genommen wurde, aber das auch nur aus 3. Hand. Naja, soviel zu den Verfahren an Unis, auf die du dich vielleicht einstellen solltest, wenn Du beruflich anders sozialisiert wurdest....

Meine Tipps für das Gespräch:

- Bleib so wie Du bist. Natürlich darfst du dich nicht unter Wert verkaufen bzw. sollst du dich GUT verkaufen, aber übertreiben und so tun, als ob du dich mit was auskennst, was du nicht tust: BLOS NICHT! Das mag (vielleicht) für Manager-Stellen o.ä. in der Wirtschaft (reine Spekulation) gelten, aber an einem durchschnittlichen geisteswissenschaftlichen Institut zählt eher Authentizität statt totaler Mega- Überflieger. (Sag ich jetzt mal einfach so, ohne klar das Institut zu kennen, das ist natürlich keine allgemeingültige Aussage).
- Mach Dir lieber klar WAS Du kannst und betone da. Was kannst DU in DIESES Institut einbringen? (Dein Mehrwert?)
- Wichtig auch: Wie willst Du dich weiterentwickeln? (das hören Profs immer besonders gerne, denn wenn Du dich weiterentwickelst, steigert das den Ruf seines Lehrstuhls ergo seinen Ruf ergo er erhält mehr Forschungsgelder etc. pp....)
- Schau dir die sonstigen Forschungsprojekte so an: Passt du ans Instittut oder "nur" aufs Projekte? Wenn ersteres, dann das auch betonen. (--> längerfristige Bindung, vielleicht sieht man dann in dir jmd. der vielleicht einen neuen Antrag für Folgeprojekt o.ä. schreibt). Wenn zweiteres, dann auch das betonen, nämlich, dass du genau HIER deine Expertise hast und die einbringst.
- Es muss auch von Dir aus passen. Unbedingt, und vielleicht auch wichtiger als in einem "normalen" Wirtschaftsjob, weil Du eng mit wenigen Leuten (Prof und andere MA) ein wahrscheinlich nicht ganz unstressiges Projekt durchziehen musst. Wenn da die "falschen" Leute im Team sind, wird das Horror, das willst du nicht. Also: Hör auf Deinen Bauch!

VIEL GLÃœCK!!!
Berichte mal, wies war.
Gruß
Britte
FlimBeam
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Re: Vorstellungsgespräch Mitarbeiterstelle

Beitrag von FlimBeam »

Hallo Jeanne,

ich will gar nicht so viel sagen, da Brigitte einen sehr ausführlichen und sehr hilfreichen Beitrag verfasst hat. Allerdings würde ich die Aussage relativieren wollen, dass solche Sache wie Reisekostenübernahme etc. ein Indiz für eine "echte" Bewerbung wären. Vielleicht. Und ich will Dich auch nicht verunsichern, ziehe das mit größter Sorgfalt durch, dafür wünsche ich Dir auch viel Erfolg!
Allerdings habe ich zwei Vorstellungsgespräche gehabt, bei denen ich vorher Schreibproben von mir einsenden musste und bei denen auch die Anfahrt mit dem ICE knapp drei Stunden gedauert hat (die Reisekosten wurde jeweils komplett übernommen). Und trotzdem hat in beiden Fällen ein StudetIn den Vorzug erhalten, die/der dort vorher den Masterabschluss gemacht hat. Im Nachhinein konnte auch man sehr schön sehen, wie die Ausschreibungen an die erfolgreichen Kandidaten "vorher" angepasst wurden. So gesehen waren beide Bewerbungen wohl "Fakebewerbungen", aber bei beiden haben die Instituten Geld ausgegeben und bei beiden haben sie von mir erwartet, dass ich mich darauf vorbereite. Das hat einfach damit zu tun, dass es bestimmte Regelungen gibt und man eine bestimmte Anzahl an Bewerbern einladen muss und da ist es den Leuten doch egal wie viel das Institut dafür bezahlt. Ich habe noch nie erlebt, dass Wissenschaftler rücksichtsvoll mit dem Lehrstuhlgeld umgegangen wären. (Projektgeld ist was anderes.)
Ich schreibe das nur hier hin, damit Du diese Möglichkeit im Hinterkopf behältst und falls es doch nicht klappen sollte, nicht all zu enttäuscht bist.

Beste Grüße
Beam
Jeanna

Re: Vorstellungsgespräch Mitarbeiterstelle

Beitrag von Jeanna »

Vielen lieben Dank für eure Berichte und ich sehe schon - man kann nichts mit Sicherheit ausschließen und ich werde jetzt einfach mal gespannt schauen, was passiert. Ich gebe dann auch eine Rückmeldung, wie es ausgegangen ist.

@Brigitte: Danke für deine Hinweise zum Gesprächsablauf. Ich denke auch, dass vermehrt Fragen zu Inhaltlichem kommen werden und da muss ich definitiv in den nächsten Tagen noch mein Gedächtnis quälen. Namen und ich - wenn ich mich in meiner Argumentation auf irgendjemanden berufen will oder Beispiele geben will, müsste ich bestimmt immer erst ewig überlegen, bis mir die entsprechenden Daten wieder einfallen. Ich hasse diese Momente. :D Beim Schreiben ist das ja kein Problem, aber wenn ich nicht gerade 100%ig im Thema drin bin oder ich irgendwelche am Rande wichtigen Forscher erwähnen will, dann müsste das Gespräch am besten zwei Tage lang gehen... Aber ich bin jetzt erst mal zuversichtlich und es gibt ja auch in weiser Voraussicht die genannten Vorbereitungsmaterialien, an denen sich Frager wie Befragte festhalten können und vielleicht notiere ich mir da schon mal ein paar Namen, die mir ansonsten garantiert wieder entfallen würden. :wink:
Jeanna

Re: Vorstellungsgespräch Mitarbeiterstelle

Beitrag von Jeanna »

Nun, hier die Rückmeldung: Ich habe die Stelle bekommen. Und es war viel angenehmer, als ich mir das Bewerbungsgespräch vorgestellt hatte, habe mich im Kreis der Anwesenden sofort sehr wohl gefühlt. Das ist wahrscheinlich kein Maßstab, aber genau genommen wurde ich sogar kaum was Inhaltliches gefragt. Es kam mir fast schon vor, als hätten Sie sich vorher schon grundsätzlich für mich entschieden und jetzt müssten nur noch die Rahmenbedingungen geklärt werden. Hab mich also im Vorhinein viel zu sehr selbst gestresst aber egal, geschafft ist geschafft. :D
mantor
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Re: Vorstellungsgespräch Mitarbeiterstelle

Beitrag von mantor »

Na das sind doch die besten Bewerbungsgespräche, oder? Herzlichen Glückwunsch!
FlimBeam
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Re: Vorstellungsgespräch Mitarbeiterstelle

Beitrag von FlimBeam »

Glückwunsch auch von mir!
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