Bereits in der Probezeit unzufrieden - Promotion abbrechen?

[rowley]

Hallo allerseits,

ich hab erst vor kurzem mit meiner Promotion (vor 3 Tagen) mit meiner Promotion begonnen. Bereits von Anfang an hatte ich ein komisches Gefühl dabei. Eigentlich sollte doch in den ersten Tagen-Wochen zumindest ein bißchen Euphorie über ein neues Thema etc dabei sein...war es aber leider nicht. Es ist sogar das ich ab dem Mittagessen ständig auf die Uhr gucke damit ich aus der uni raus bin. Bin momentan in dieser Situation unglücklich
Zu meiner Situation: Für die Stelle bin ich extra in eine andere Stadt gezogen (habe somit meinen alten Freundeskreis und Freundin zurückgelassen), in der ich bis 1-2 Leute aufgrund der Wohnsituation niemanden kenne. In meiner alten Stadt habe ich ein Promotionsangebot in einer Arbeitsgruppe mit super Arbeitsatmosphere ausgeschlagen, da es zum einen nicht sehr erfolgsversprechend ist und ich auch dachte thematisch etwas anderes machen zu müssen.
Mittlerweile glaube ich diese Entscheidung zu bereuen, da ich mich sowohl von der Arbeitsatmosphere, Ausstattung, Reputation als auch vom Spaß an der Arbeit verschlechtert habe (so kommt es mir zumindest vor).
Daher überlege ich ob ich nach etwas Bedenkzeit zur Mitte des Monats kündige und in meiner alten Arbeitsgruppe nach einem Promotionsplatz frage.

Denkt ihr diese Entscheidung ist überstürzt und lediglich ein Fluchtreflex? Bitte helft mir.

Viele Grüße und Danke

[Jucy]

Ich würde mir noch ein bisschen mehr Zeit geben.
Bei dir hat sich ziemlich viel verändert, und dass man nach Umzug, dem Zurücklassen des Freundeskreises + Freundin und ungewohnter Umgebung nicht direkt auf Wolke 7 schwebt und sich erst mal ein bisschen eingewöhnen muss, halte ich für völlig normal.
Du hast dir sicherlich vor diesem Stellenatritt viele Gedanken gemacht, was besser für dich wäre und bist trotz der Veränderungen zu dem Schluss gekommen, dass diese Stelle für dich besser wäre als die Arbeitsgruppe, aus der du kommst. Ich weiß nicht, ob man direkt nach 3 Tagen sehen kann, dass sich alle Erwartungen nicht erfüllen, für mich klingt das schon ein bisschen nach Fluchtreflex. Es müssen sich ja jetzt erstmal neue Strukturen für dich aufbauen (wie gestalte ich meinen Arbeitstag, wie und wo gestalte ich meine Freizeit, in welchen Rhythmen sehe ich meine Freundin, meine Freunde, etc.), ohne die man nicht wirklich beurteilen kann, wie gut oder schlecht die neue Stelle ist.
Ich würde mir wenigstens 1 - 2 Monate und der ganzen Stelle (samt Stadt und neuen Bekannten) eine echte Chance geben und dann nochmal darüber nachdenken, ob das so das richtige ist.
Viel Glück!
Liebe Grüße, Jucy

[BertaFrieda]

Hallo,

was heißt denn das konkret, dass du vor drei Tagen mit der Promotion angefangen hast? Was hast du denn in dieser Zeit konkret für die Promotion getan? Was stört dich an der Arbeitsatmosphäre, konntest du deine neue Kollegen tatsächlich schon "kennenlernen"?

Ich nehme an, dass du im naturwissenschaftlichen oder ingenieurwissenschaftlichen Bereich arbeitest. Da kenne ich mich nicht so aus, vielleicht passen meine Erfahrungen daher nicht. Trotzdem:

Als ich meine Stelle übernahm (auch in einer anderen Stadt, in der ich zudem auch wochenlang keine Unterkunft fand), hatte ich nach drei Tagen noch überhaupt nicht mit meiner Arbeit an der Diss angefangen. Es standen erstmal ganz andere - auch ganz banale - Dinge im Vordergrund: Das ging vom Bürotischerücken zum MItarbeiterausweisorganisieren, übers Kollegenkennenlernen zum Modulhandbücherlesen zum spontanen Seminarkommentarerfinden bis zu einem Meeting in einer weiteren Stadt. An die Promotion (Themenfindung) war gar nicht zu denken.

Erstmal war's irgendwie schrecklich und vor allem unübersichtlich. Und das, obwohl ich die direkten Kollegen bereits alle kannte (Komplettumzug einer Abteilung). Und jetzt ist's viel besser!

Ein Umzug, ein Neubeginn, neue Kollegen, neue Aufgaben - das stresst. Und lässt einen die Dinge nicht immer ganz klar sehen. Ich würde dir empfehlen, dir ein wenig mehr Zeit zu lassen. Gib doch deinem Promotionsprojekt eine Chance! Und den neuen Kollegen auch. Wenn du in ein paar Monaten (am Ende des Wintersemesters?) immer noch kein Feuer gefangen hast, dann hast du es ausprobiert, der neuen Arbeitsgruppe und deinem Thema eine echte Chance gegeben, und kannst begründet überlegen, ob du dir doch noch woanders/in der alten Arbeitsgruppe was suchst.

Vielleicht kann deine Freundin ja am Wochenende kommen und ihr könnt zusammen die neue Stadt entdecken? Es gibt bestimmt schöne Ecken, eine nette Kneipe und gutes Wetter!

Gruß
BertaFrieda

[rowley]

Danke für die schnellen Antworten.
Ich möchte auch nichts überstürzen und bereits nach einer Woche alles direkt hinschmeißen. Ich werde mir definitiv 1,5 - 2 Monate Zeit nehmen um herauszufinden obs nur die anfänglichen Schwierigkeiten sind oder ob sich meine Befürchtung bewahrheiten.

Dennoch finde ich es erschreckend, dass die Anfangseuphorie die man am anfang eines neuen Themas hat, absolut nicht vorhanden war. Vor allem die bisher erlernten Methoden, die leider in dem Projekt nicht wegzudenken sind und somit die Maße der Arbeit ausmachen, bringen mir keine Freude. Klar hatte ich meine Gründe die Stelle anzunehmen, aber vielleicht waren da doch eher so Gründe wie Gehalt und Aussicht auf Publikationen mehr im Spiel als Faktoren wie Ausstattung, Umfeld und Reputation.

Viele Grüße

[Chandler]

Hallo rowley,

das Thema ist zwar schon zwei Jahre als, aber mich würde es nun interessieren, wie es ausgegangen ist. Mir geht es momentan ganz genauso. Ich bin an eine 400km entfernte Stadt gezogen, um dort zu promovieren, während ich in meiner alten Uni auch ein gutes Angebot hatte. Nun bin ich schon einen ganzen Monat dabei und komme weder in der neuen Uni, noch in der neuen Stadt so richtig an. Dauernd werde ich daran erinnert, was in der alten Stadt und Uni so toll war.

Auch ich spiele nun mit dem Gedanken,einfach alles abzubrechen und wieder zurück zu ziehen, obwohl dies natürlich komplett unvernünftigt wäre.

[euler]

Sieht so aus, als wäre rowley nicht mehr dabei.

Aus meiner Erfahrung mit einem Auslandsstudium (9 Monate USA) möchte ich dir raten, dass du dich in den ersten ca. 3 Monaten nicht zu sehr mit solch einer Entscheidung unter Druck setzen solltest. Es dauert einfach ein bisschen länger, um "anzukommen".

[Zwonk]

Chandler: Ganz ehrlich - nach einem Monat kann man noch gar nichts sagen. Ich bin in einer Hauruck-Aktion 500km umgezogen, um meine Promotionsstelle in der neuen Stadt anzutreten. Und es war ein einziges Chaos. Ungefähr drei Monate mußte ich wegen irgendwelcher Belanglosigkeiten ständig hin- und herfahren. Die Abwicklung der alten Wohnung etc. hat in diesen Monaten aus gewissen Gründen nicht nur mein halbes Gehalt sondern noch unendlich viel mehr Zeit und Nerven gekostet. Erst nach ungefähr drei Monaten hatte ich die Umzugskartons aus der Wohnung raus und meine Regale aufgebaut. Von "eingelebt haben" konnte also keine Rede sein.

Und trotzdem war das eine sehr gute Entscheidung, den Schritt zu wagen. Klar, nicht jeder ist so ein verwirrter Chaot wie ich und bei vielen wird einiges schneller gehen. Aber nach einem Monat mit dem Gedanken zu spielen, abzubrechen, das ist echt absurd.

[Chandler]

Danke für die schnelle Antworten und den Zuspruch. Das hilft in der Tat schon mal

Mir geht es in der Tat genauso. Ich fahre jedes Wochenende wieder in die alte Wohnung (5 Stunden mit der Bahn...) und muss sowohl Auszug und Einzug organisieren. Ich bin nun nicht unbedingt chaotisch, aber das ganze überfordert mich dermaßen, vor allem weil ich in der neuen Stadt absolut niemanden kenne, der mir mit Kleinigkeiten helfen könnte.
Dass das Gehalt hauptsächlich für doppelte Miete, Zugfahrten und neue Einrichtungen drauf geht, fände ich nicht so schlimm, wenn ich mich hier irgendwie wohl fühlen würde und irgendwie mit der Arbeit vorankäme. Ich versuche mich immer noch irgendwie einzuarbeiten, aber finde neben den ganzen anderen organisatorischen Dingen kaum Motivation.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich schon alles hingeworfen hätte, wenn die alte Wohnung nicht schon gekündigt wäre und mir somit keine Wahl bleibt, als erstmal hier richtig einzuziehen.
Ich denke auch, dass es ganz gut ist, dass ich nun erstmal gezwungen bin, das Neue über mehrere Monate wirken zu lassen.