Was heißt hier eigentlich fachfremd?

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Sinnive

Was heißt hier eigentlich fachfremd?

Beitrag von Sinnive »

Hallo zusammen,

promoviert hier zufällig jemand in einem Fach, das nicht exakt mit dem Studienabschluss übereinstimmt? Wie habt ihr das angefangen?

Ich habe einen Bachelor mit Hauptfach A und Nebenfach B und einen Ein-Fach-Master in C, wobei C ein Teilbereich von B ist. Ehrlich gesagt habe ich mich damals schon etwas gewundert, dass ich für einen eigentlich konsekutiven Master zugelassen wurde, der nur marginal etwas mit meinem Bachelor-Nebenfach und nichts mit dem Hauptfach zu tun hatte.

So etwas in der Art probiere ich jetzt für die Promotion wieder und bewerbe ich mich bei einer Fakultät, die die Fächer C und B gar nicht anbietet. Mein geplantes Dissertationsthema ist eher bei Fach A angesiedelt. Glaubt ihr, dass es ein Problem werden könnte, dass ich in Fach A nur einen Bachelor habe? Ich will einen Dr. phil. und habe Bachelor und Master of Arts, von der groben Richtung her passt also alles, nur hat mein Master sonst nichts mit dem zu tun, worüber ich gerne promovieren möchte (mein Bachelor dafür umso mehr). Das ist jetzt so kryptisch beschrieben, weil es meinen Master nur an einer Uni gibt und ich damit nicht mehr sehr anonym wäre. :-)

Kennt das jemand so ähnlich? Ich überlege, wie offensiv ich das in der Bewerbung thematisieren sollte. Kann es sein, dass ich noch eine Prüfung in A machen muss? Wahrscheinlich legt das jede Fakultät mal wieder selbst fest, aber ich würde mich freuen, von Leuten zu hören, deren Dissertationsthema auch nicht sehr viel mit dem vorherigen Studienfach zu tun hat, und zu erfahren, wie es dazu kam.
Zwonk
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Re: Was heißt hier eigentlich fachfremd?

Beitrag von Zwonk »

Tut mir leid, Sinnive, aber die Frage ist (wenn auch aus nachvollziehbaren Gründen) so gestellt, daß die hier vermutlich niemand beantworten kann. Es gibt unzählige Promotionsordnungen. Und manche sind sehr formalistisch und andere eher liberal in der Form: Maßgeblich sind die §§ 1-37. Von §§ 1-20 und §§ 21-37 kann auf Antrag des Betreuers jedoch abgesehen werden.

Ich glaube, Deine Fragen kann Dir nur das Dekanat der Fakultät, an der Du promovieren willst, beantworten. Dort würde ich mal anrufen. Außerdem würde ich mir die Zustimmung bzw. die etwaig notwendigen Auflagen schriftlich geben lassen. Nicht, daß irgendeine Sekretärin als Schnellschuß am Telefon die Zustimmung bejaht und in drei Jahren beim Einreichen kriegst Du dann schwarz auf weiß, daß alles für die Katz war...
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
barbara
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Re: Was heißt hier eigentlich fachfremd?

Beitrag von barbara »

Ich mach das. Nicht so kompliziert mit ABC, da ich ein nat-wiss Diplom habe - die Frage nach irgendwelchen konsekutiven Masterstudiengängen hat sich in den 90ern nicht gestellt :-)

Nun promoviere ich in einer ingenieurwissenschaftlichen Disziplin. Schnittmengen gibt es ausser Physik und Mathe formal keine, mein Diplomfach kann in einer Teildisziplin meines Promotionsfach als Nebenfach gewählt werden (und ist dann ein bisschen ein Witz, wie das mit Nebenfächern halt so ist).

Ich habe allerdings 10 Jahre einschlägige Berufserfahrung als quasi-Ingenieur! Trotzdem wurde ich an einer FH zu einem nebenberuflichen Masterstudiengang in dem Fach, in dem ich nun promoviere, nicht zugelassen.

Genau genommen ist das konsequent: Mit einem Bachelor-Master (oder Diplom) bezeugt man, dass man das Fachgebiet im gesamten vorgeschriebenen Umfang gelernt hat - berufsqualifizierend. Mit einer Diss beweist man wissenschaftliches Können in einer Spezialfrage.

Zum Prozedere: Ich bin mit Themenvorschlag auf Suche nach einem DV gegangen. Das "falsche" Diplom war nie ein Thema. Im Endeffekt lief es darauf hinaus, dass wir (DV und ich) das Modulhandbuch meines Diplomstudiengangs durchgegangen sind, das meines neuen Faches, und dann haben wir ein paar Scheine festgelegt, die ich noch machen muss. Sie stehen thematisch im Zusammenhang mit meiner Diss und tun mir gut. Zeit kostet es aber!
18. apr 2011;31. Dec 2013;f;hoffentlich klüger!
Sinnive

Re: Was heißt hier eigentlich fachfremd?

Beitrag von Sinnive »

Wow danke, so schnelle Antworten!

Zwonk wrote:
> Tut mir leid, Sinnive, aber die Frage ist (wenn auch aus nachvollziehbaren Gründen)
> so gestellt, daß die hier vermutlich niemand beantworten kann.

Da ist wohl was dran :D Also ich will in Literaturwissenschaft promovieren und habe einen Bachelor in Germanistik. Der Master gehört eher zum Bereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

barbara wrote:
> Zum Prozedere: Ich bin mit Themenvorschlag auf Suche nach einem DV gegangen. Das
> "falsche" Diplom war nie ein Thema. Im Endeffekt lief es darauf hinaus, dass wir
> (DV und ich) das Modulhandbuch meines Diplomstudiengangs durchgegangen sind, das
> meines neuen Faches, und dann haben wir ein paar Scheine festgelegt, die ich noch
> machen muss. Sie stehen thematisch im Zusammenhang mit meiner Diss und tun mir gut.
> Zeit kostet es aber!

Noch ein paar Scheine würde ich durchaus auch machen, das schadet sicher nicht. Der Bachelor ist sechs Jahre her; ich müsste wohl so oder so versuchen, da wieder auf den neuesten Stand zu kommen.

Versuchen werde ich es an der Fakultät auf jeden Fall. Würdet ihr in die Bewerbung reinschreiben, dass ich bei Bedarf noch etwas nachholen würde, oder lieber mal still verhalten und abwarten, ob die mich überhaupt darauf ansprechen? Ich habe ein bisschen Angst, dass die meinen Master sehen und denken: "Huch, die ist hier komplett falsch, Ablage P", wenn ich das nicht von selbst thematisiere. Ich habe zwar schon gute Gründe, weshalb ich denke, dass ich eine literaturwissenschaftliche Promotion besser hinkriegen würde als eine in Fach B oder C, aber ich will auch nicht rausfliegen, bevor ich die darlegen kann :D
Zwonk
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Re: Was heißt hier eigentlich fachfremd?

Beitrag von Zwonk »

@Sinnive: Was genau meinst Du mit "bewerben"? Wo bewirbst Du Dich denn? Die richtige Strategie hängt auch davon ab, bei wem man sich bewirbt. Geht es um irgendein strukturiertes Promotionsprogramm (Graduiertenkolleg, Graduiertenschule, etc.) Direkt bei der Fakultät bewirbt man sich ja im Normalfall nicht. Die ist doch normalerweise erst involviert, wenn das Promotionsverfahren eröffnet wird oder wenn man sich als Doktorand einschreiben will.

Ich kenne es jedenfalls nicht, daß man sich bei der Fakultät bewirbt, um eine Promotionsstelle zu bekommen. Kann es sein, daß Du hier zwei Sachen vermischst?

1. Suche nach einem Doktorvater: Du mußt jemanden finden, der Dich in Deinem Wunschfach betreut.

2. Rechtliche Promotionsvoraussetzungen: Du fragst Dich, ob Du rechtlich die Voraussetzungen zur Promotion an dieser Fakultät hast.

Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Es nützt Dir nichts, wenn Du die rechtlichen Voraussetzungen zur Promotion erfüllst, aber keinen Betreuer an der Fakultät findest, der Dich betreuen will. Und für gewöhnlich ist es Deine Sache, wie Du an einen Betreuer kommst. Entweder direkt oder auf dem Umweg über ein strukturiertes Promotionsprogramm. Daß Du Dich aber bei der Fakultät "bewirbst" und die Dir dann einen Doktorvater suchst, das klingt seltsam. Aber vielleicht verstehe ich auch alles falsch.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
Sinnive

Re: Was heißt hier eigentlich fachfremd?

Beitrag von Sinnive »

Zwonk wrote:
> @Sinnive: Was genau meinst Du mit "bewerben"? Wo bewirbst Du Dich denn? Die richtige
> Strategie hängt auch davon ab, bei wem man sich bewirbt. Geht es um irgendein strukturiertes
> Promotionsprogramm (Graduiertenkolleg, Graduiertenschule, etc.)

Ja, es geht um eine Graduiertenschule, die ein strukturiertes Promotionsprogramm inklusive Stipendium anbietet; ich bewerbe mich dafür, dort zugelassen zu werden. Die Bewerbung geht zunächst an die Institution - wenn man dort zugelassen wird, kriegt man auch einen Betreuer. Unabhängig von diesem Programm ist die Graduiertenschule aber für alle (auch Individual-) Promotionen an der Fakultät zuständig. Daher kommen meine Überlegungen, dass es ein Problem sein könnte, wenn nicht auf allen meinen Abschlusszeugnissen ein Fach steht, das auch zum Spektrum der Fakultät gehört.

Die Alternative wäre vermutlich, einen potentiellen Doktorvater zu finden, der mein Projekt spannend genug findet, dass es ihm egal ist, worin ich einen Master habe oder nicht habe, und erst dann alles Organisatorische anzupacken? Das versuche ich dann, wenn es oben nicht klappt ...
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