Nach welchem Gesichtspunkten soll man seine Doktorarbeit wäh

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Lepton85

Nach welchem Gesichtspunkten soll man seine Doktorarbeit wäh

Beitrag von Lepton85 »

@ An diejenigen, die eine Forschungskarriere verfolgen

Nach welchen Kriterien habt ihr eure Doktorandenstelle gewählt?
Wie wichtig war / ist für euch eure Doktorarbeit an einer renommierten Forschungsinstitut / Universität zu machen?
Wie wichtig war / ist die Reputation der Forschungsgruppe / Betreuer eurer Doktorarbeit? Wie kann man es im Voraus herausfinden wie gut sie sind? Nicht alle Wissenschaftler sind z.B. in Google Scholar registriert so dass man vergleichen kann wie oft ihre Paper zitiert wurden. Wie kann man die Forschungsqualität der Forschungsgruppen miteinander vergleichen?
Was haltet ihr von jungen Betreuern, die keine Professoren sind und relativ wenig Forschungserfahrung haben? Wäre es riskant seine Doktorarbeit bei einem jungen Wissenschaftler zu machen? Kann man von einem, der weder ein Prof ist noch habilitiert hat, viel lernen, gut betreut werden und in seiner Forschungslaufbahn unterstützt werden?
Mir wurde gesagt, dass Postdocs nicht die einzige Möglichkeit sind, eine akademische Forschungskarriere (keine F&E in der Industrie) zu machen. Welche andere Möglichkeiten gibt es denn?

Kennt ihr irgendwelche Quellen oder Links, wo ich vielleicht Antworten auf meine Fragen finden kann?

Ich wäre euch sehr dankbar wenn ihr mir zumindest grob sagen könntet in welchem Fachbereich ihr eure Doktorarbeit gemacht habt (z.B. Ing / NaWi / GW / SoWi). So kann ich etwas besser einschätzen in wie weit eure Erfahrungen auf meinen Fall übertragbar sind.
Zwonk
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Re: Nach welchem Gesichtspunkten soll man seine Doktorarbeit

Beitrag von Zwonk »

Du scheinst ja sehr enthusiastisch im Hinblick auf eine Forschungskarriere sein und alle anderen Optionen kaum zu berücksichtigen. Das scheint mir eine äußerst riskante Haltung zu sein. Um eine Professur zu bekommen mußt Du erstens gut sein und zweitens sehr viel Glück haben. Das ist übrigens relativ unabhängig von der Forschungsrichtung so.

Eine Promotion an einem renommierten Institut kann Dir zwar Vorteile bringen, aber auch diese Vorteile sind weit davon entfernt, Dir irgendwas zu garantieren. Bis zur Promotion läuft es in Deutschland mit der Wissenschaft ganz erträglich, aber die PostDoc-Phase ist was Anderes. Da gibts einen richtigen Flaschenhals und auch das Renommee des Instituts, an dem man promoviert hat, hilft da nur bedingt.

Und die Stellenvergabe bei Professuren ist nochmal eine Stufe schlimmer, weil da noch verstärkt wissenschaftsfremde Erwägungen zum Tragen kommen und viele Leute fallen trotz aller wissenschaftlichen Qualifikation durchs Raster weil sie im Hinblick auf Geschlecht/Herkunft/etc. nicht in irgendwelche Quotenpläne passen, irgendwer politische Bedenken trägt oder irgendwelche sonstigen hochschulpolitischen oder sogar persönlichen Vorbehalte greifen, die der Abgelehnte niemals erfahren wird. Da es außer einer Professur kaum Möglichkeiten gibt, dauerhaft Karriere in der Forschung zu machen, würde ich solche Überlegungen berücksichtigen.

Aus meiner Sicht sieht es so aus: Ein renommiertes Forschungsinstitut kann ein Türöffner sein, ist aber keinesfalls eine Garantie für irgendetwas. Noch nicht einmal für eine gute Betreuung. Hier kannst Du sogar einen umgekehrten Effekt haben. Da Renommee sich zu einem guten Teil aus Vernetzung speist, kann es sein, daß die Wissenschaftler an Spitzeninstituten kaum Zeit für die Doktoranden haben, weil sie übermäßig viel Gremienarbeit leisten. Für die eigene Forschung kann tatsächlich ein nicht ganz so renommiertes Institut besser sein.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
flip
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Re: Nach welchem Gesichtspunkten soll man seine Doktorarbeit

Beitrag von flip »

Ich glaube nicht, dass ihm unbedingt darum ging, Professor zu werden. ;)

Allerdings habe ich auch gerade keine Lust und Zeit, alle 20 Fragen zu beantworten. Man kann so etwas auch nicht pauschal beantworten, da alles sowohl Vor- als auch Nachteile hat.
Ich arbeite bspw. mit meinem Chef sehr eng zusammen, ich sehe ihn jede Woche und wir besprechen das weitere Vorgehen und die Publikationen sehr genau. Er ist auch noch relativ jung und meine Uni eher nicht bekannt auf dem Gebiet.
Vor zwei Wochen habe ich auf einer Konferenz zwei Leute aus Oxford kennen gelernt, die ihre Superwiser ungefähr 15min im Monat sehen. Also nur kurz hineinschauen, sagen, was sie tun und
der Prof dann dies abnickt - oder eben nicht. In Deutschland kommt dies auch häufig vor, insbesondere, wenn der Prof älter ist, der Lehrstuhl groß und die Ellenbogenmentatlität unter der Doktorandenentsprechend groß.
Dafür haben diese den Namen und das Netzwerk, ich dafür Publikationen... Ob das jetzt besser ist - keine Ahnung. Immerhin kommen wir auf die gleichen Konferenzen. :)
Zwonk
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Re: Nach welchem Gesichtspunkten soll man seine Doktorarbeit

Beitrag von Zwonk »

flip hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass ihm unbedingt darum ging, Professor zu werden. ;)
Es ging ihm darum eine Karriere in der Forschung zu machen und zwar nicht in der Industrie in der Produktentwicklung. Er hat nicht gesagt, welches Fach es denn sein soll - aber allgemein ist die Chance auf eine "Karriere" in der Forschung ohne Professur doch eher gering. Oder sehe ich das falsch?
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flip
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Re: Nach welchem Gesichtspunkten soll man seine Doktorarbeit

Beitrag von flip »

Achso, hmm. Es gibt doch noch (private) Forschungsinstitute en masse. ;)

In der Tat liegt die Wahrescheinlichkeit, Professor zu werden bei <5%, mit Tendenz zu <1%. ;) Das vorher beeinflussen zu wollen, viel Spaß!
CD45

Re: Nach welchem Gesichtspunkten soll man seine Doktorarbeit

Beitrag von CD45 »

Vergiss die Uni. Es kommt auf den Professor an. Halte Ausschau nach i) Regelmäßige Veröffentlichungen mit High Impact ii) Sehr hohe und regelmäßige Drittmittel iii) Viele Mitarbeiter

(Life Sciences)
Renegade

Re: Nach welchem Gesichtspunkten soll man seine Doktorarbeit

Beitrag von Renegade »

Sehe ich anders - viele Doktoranden heißt (meistens) auch viel Krieg um Geräte und weniger Zeit für die Betreuung eines jeden Einzelnen.

Wichtig:

1. Thema muss dich interessieren
2. Du must mit deinem Prof gut verstehen - damit steht und fällt das (erfolgreiche) Promotionsvorhaben! Der renommierteste Prof bringt dir nichts, wenn du mit ihm nicht klarkommst.
Lepton85

Re: Nach welchem Gesichtspunkten soll man seine Doktorarbeit

Beitrag von Lepton85 »

Zunächst einmal möchte ich mich bei euch für eure Antworten bedanken.

@Zwonk

Danke für deine Ausführungen. Das Risiko ist mir einigermaßen bewusst.

[quote= "flip"]Dafür haben diese den Namen und das Netzwerk, ich dafür Publikationen... Ob das jetzt besser ist - keine Ahnung. Immerhin kommen wir auf die gleichen Konferenzen.[/quote]

Während meiner Arbeit im Institut für meine Diplomarbeiten war ich auch auf zwei Konferenzen. Nach meiner Erfahrung ist der scientific Background der Teilnehmer teilweise sehr unterschiedlich. Es gab dort sowohl bekannte Wissenschaftler als auch normale PhDs und sogar ein paar ahnungslose Diplomanden wie ich :wink:

[quote="Zwonk"]
[quote="flip"]
Ich glaube nicht, dass ihm unbedingt darum ging, Professor zu werden.
[/quote]
Es ging ihm darum eine Karriere in der Forschung zu machen und zwar nicht in der Industrie in der Produktentwicklung. Er hat nicht gesagt, welches Fach es denn sein soll - aber allgemein ist die Chance auf eine "Karriere" in der Forschung ohne Professur doch eher gering. Oder sehe ich das falsch?
[/quote]

Hmm. Zwar habe ich die Hoffnung auf eine Professur nach ca. 10-15 Jahren Forschungsarbeit aber mein primäres Ziel ist sehr allgemein als ein forschender Physiker zu arbeiten. Eine Professur wäre zwar sehr lukrativ aber nicht die einzige Möglichkeit für eine Forschungskarriere. Durch Diplomarbeiten /Workshop / kurze Forschungsaufenthalte kenne ich mich ein wenig über manche außeruniversitäre Forschungseinrichtungen (MPI/ Helmholtz / Fraunhofer) aus. Dort ist mir aufgefallen, dass viele Promovierte Wissenschaftler -ohne Habilitation oder Professur- langfristig dort arbeiten, was an einer Uni eher eine Ausnahme als die Regel wäre. Das wäre z.B. eine Option für eine Forschungskarriere ohne Professur.

Mir persönlich macht es nicht aus langfristig unterdurchschnittlich zu verdienen. Wenn ich etwas interessantes mache dann bin ich auch ziemlich belastbar. Durch mein Doppelstudium bin ich auch etwas belastbarer geworden. Ich würde es vorziehen als ein Wissenschaftler in einem guten Forschungsinstitut an interessanten Forschungsthemen zu arbeiten als in der freien Wirtschaft das drei Fache Gehalt eines Wissenschaftlers zu verdienen.

[quote="flip"]
In der Tat liegt die Wahrescheinlichkeit, Professor zu werden bei <5%, mit Tendenz zu <1%. ;) Das vorher beeinflussen zu wollen, viel Spaß!
[/quote]

Diese Aussage hat kaum eine Aussagekraft selbst wenn sie stimmen würde. Professor werden ist kein Glücksspiel mit einer Gleichverteilung.

[quote="CD45"]
Vergiss die Uni. Es kommt auf den Professor an. Halte Ausschau nach i) Regelmäßige Veröffentlichungen mit High Impact ii) Sehr hohe und regelmäßige Drittmittel iii) Viele Mitarbeiter

(Life Sciences)
[/quote]

Vielen Dank für die guten Tipps. Ich hätte einige Fragen dazu

zu i) Wie und wo kann ich das überprüfen? Wo kann ich z.B. SCI der potentiellen Doktorväter miteinander vergleichen?
zu ii) Woher kann ich erfahren, wie viel Drittmittel eine Forschungsgruppe erworben hat?
zu iii) Meinst du damit die Große einer Forschungsgruppe, als deren Mitglied man arbeitet?

[quote="Renegade "]
Sehe ich anders - viele Doktoranden heißt (meistens) auch viel Krieg um Geräte und weniger Zeit für die Betreuung eines jeden Einzelnen.
[/quote]

Stimmt, das ist durchaus ein Nachteil einer überfüllten Gruppe, wobei eine große Forschungsgruppe muss nicht unbedingt überfüllt sein.

Ich freue mich auf weitere Ratschläge und Erfahrungsberichte!
flip
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Re: Nach welchem Gesichtspunkten soll man seine Doktorarbeit

Beitrag von flip »

Lepton85 hat geschrieben:
Diese Aussage hat kaum eine Aussagekraft selbst wenn sie stimmen würde. Professor werden ist kein Glücksspiel mit einer Gleichverteilung.
Die Aussage hat sehr wohl eine Aussagekraft. Vielmehr, als die lieb sein kann. Denn du kannst nicht objektiv deine Karriere in der Wissenschaft planen, so wie du dir das vorstellst.
Was bringt dir der Impact Factor deines Professors, wenn du nicht daran teilhaben kannst. Du wirst nicht einfach so sehen können, ob sich eine Professur mit Projekten übernommen hat und auch nicht, wie gut die einzelnen Arbeitsgruppen zusammen arbeiten.
Wenn, dann musst du schon aus dem Umfeld heraus etwas in Erfahrung bringen. Pauschalisieren kann man dies nicht.
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