Liebe alle,
ich promoviere in Germanistik/Romanistik (Abgabe ca. April) und habe mich für ein DAAD-Lektorat in Frankreich beworben. Vom Profil würde mich das sehr reizen - v.a. die Mischung aus Lehre und kultur- bzw. bildungspolitischen Aufgaben - allerdings frage ich mich, ob man sich dadurch in eine berufliche Sackgasse manövriert. Ich plane im Moment nicht die klassische "Karriere" in der Wissenschaft, sondern orientiere mich eher in Richtung Wissenschaftsmanagement. Die Hoffnung ist, durch das Lektorat wertvolle Kontakte zu knüpfen und dadurch eventuell in eine der großen Forschungsorganisationen, Stiftungen etc. reinzukommen. Was meint Ihr? Gibt es Erfahrungen zu den Lektoraten? Wie sind die Chancen danach, im Ausland und in Deutschland? Oder was wäre der bessere Weg, den Einstieg ins Wissenschaftsmanagement zu finden?
Vielen Dank vorab für Eure Gedanken.
Liebe Grüße
MS
DAAD-Lektorat: Chance oder Sackgasse?
Re: DAAD-Lektorat: Chance oder Sackgasse?
Hallo MS,
in meinem engeren Freundeskreis sind einige ehemalige DAAD-Lektoren. Mehr als die Hälfte von ihnen war bereits bei Antritt des Lektorats promoviert und plante dann den "Sprung" über das Lektorat. Leider ging das in allen Fällen schief. Die deutsche Germanistik (Inlandsgermanistik) erkennt die sogenannte Auslandsgermanistik nicht an. Obgleich die Lektoren vor Ort wissenschaftliche Seminar geben (in Frankreich dürften es allerdings hauptsächlich Daf-Kurse sein. Die Unterschiede zwischen den Lektoraten weltweit sind enorm!!), Tagungen organisierten, publizierten und aufgrund der 4 Buchstaben vor dem Namen ein hohes Ansehen vor Botschaft, Goethe-Institut und Co. genossen, interessierte das die deutschen Unis wenig. Man war halt mehrere Jahre weg vom Fenster. Einige sind allerdings in Skandinavien auf unbefristeten (!) Stellen gelandet-meist Lektorate und Adjunkt-Professuren.
In allen anderen Bereichen wurde die Lektoratszeit als Auslandserfahrung durchaus positiv gewertet. Eine Freundin von mir arbeitet als Leiterin der Kulturabteilung an einem Goethe-Institut in Australien, eine andere ist in der DAAD-Zentrale untergekommen, wieder eine andere leitet mittlerweile ein akademisches Auslandsamt in Deutschland. Es sind also eher die Bereiche außerhalb der Wissenschaft.
Keinesfalls solltest Du davon ausgehen, durch das Lektorat Kontakte zu knüpfen, die Dich in die von Dir favorisierten Bereiche katapultieren. Natürlich gibt es diese Glücksfälle, aber das ist dann Zufall und vor allem bei Frankreich-Lektoraten eher nicht der Fall (s.u.)
Speziell zu Frankreich-Lektoraten: Ich finde sie im Vergleich zu Lektoraten in anderen Ländern hoffnungslos unterbezahlt. Außerdem wirst Du wenig Möglichkeiten zur Projektarbeit außerhalb der Uni haben. Zu viele deutsche Vertreter sind in dem Bereich schon aktiv. Dazu kommt das hierarchische System der Unis. Als "Lektor" bis Du in Frankreich quasi ein Niemand.
Zum DAAD: Die haben wohl Nachwuchsprobleme und versprechen zur Zeit wieder ein wenig zu viel. Da wäre ich vorsichtig und würde alles, was ich höre, kritisch betrachten.
Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich mich selbst mal gegen ein Lektorat entschieden habe, nachdem ich die Zusage schon hatte und daher nicht ganz "neutral" bin.
Viel Glück auf jeden Fall!
in meinem engeren Freundeskreis sind einige ehemalige DAAD-Lektoren. Mehr als die Hälfte von ihnen war bereits bei Antritt des Lektorats promoviert und plante dann den "Sprung" über das Lektorat. Leider ging das in allen Fällen schief. Die deutsche Germanistik (Inlandsgermanistik) erkennt die sogenannte Auslandsgermanistik nicht an. Obgleich die Lektoren vor Ort wissenschaftliche Seminar geben (in Frankreich dürften es allerdings hauptsächlich Daf-Kurse sein. Die Unterschiede zwischen den Lektoraten weltweit sind enorm!!), Tagungen organisierten, publizierten und aufgrund der 4 Buchstaben vor dem Namen ein hohes Ansehen vor Botschaft, Goethe-Institut und Co. genossen, interessierte das die deutschen Unis wenig. Man war halt mehrere Jahre weg vom Fenster. Einige sind allerdings in Skandinavien auf unbefristeten (!) Stellen gelandet-meist Lektorate und Adjunkt-Professuren.
In allen anderen Bereichen wurde die Lektoratszeit als Auslandserfahrung durchaus positiv gewertet. Eine Freundin von mir arbeitet als Leiterin der Kulturabteilung an einem Goethe-Institut in Australien, eine andere ist in der DAAD-Zentrale untergekommen, wieder eine andere leitet mittlerweile ein akademisches Auslandsamt in Deutschland. Es sind also eher die Bereiche außerhalb der Wissenschaft.
Keinesfalls solltest Du davon ausgehen, durch das Lektorat Kontakte zu knüpfen, die Dich in die von Dir favorisierten Bereiche katapultieren. Natürlich gibt es diese Glücksfälle, aber das ist dann Zufall und vor allem bei Frankreich-Lektoraten eher nicht der Fall (s.u.)
Speziell zu Frankreich-Lektoraten: Ich finde sie im Vergleich zu Lektoraten in anderen Ländern hoffnungslos unterbezahlt. Außerdem wirst Du wenig Möglichkeiten zur Projektarbeit außerhalb der Uni haben. Zu viele deutsche Vertreter sind in dem Bereich schon aktiv. Dazu kommt das hierarchische System der Unis. Als "Lektor" bis Du in Frankreich quasi ein Niemand.
Zum DAAD: Die haben wohl Nachwuchsprobleme und versprechen zur Zeit wieder ein wenig zu viel. Da wäre ich vorsichtig und würde alles, was ich höre, kritisch betrachten.
Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich mich selbst mal gegen ein Lektorat entschieden habe, nachdem ich die Zusage schon hatte und daher nicht ganz "neutral" bin.
Viel Glück auf jeden Fall!
Re: DAAD-Lektorat: Chance oder Sackgasse?
Hallo MS,
ich habe eine Kollegin, die DAAD-Lektorin im Ausland war. Sie hat dort thematisch Aufgaben übernommen, die sie auch im aktuellen Job hat - Bereich Wissenschaftsmanagement. Auch wenn das nicht super repräsentativ ist, passt es für sie offensichtlich gut. Lektorat scheint aber nicht gleich Lektorat zu sein, die Aufgaben sollten im Idealfall schon welche sein, bei denen Du Dich auch nach der Rückkehr gern sähest.
Viel Erfolg!
ich habe eine Kollegin, die DAAD-Lektorin im Ausland war. Sie hat dort thematisch Aufgaben übernommen, die sie auch im aktuellen Job hat - Bereich Wissenschaftsmanagement. Auch wenn das nicht super repräsentativ ist, passt es für sie offensichtlich gut. Lektorat scheint aber nicht gleich Lektorat zu sein, die Aufgaben sollten im Idealfall schon welche sein, bei denen Du Dich auch nach der Rückkehr gern sähest.
Viel Erfolg!
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