Kann man alles haben? (Privatleben, Karriere, Kinder)

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Mathilda

Re: Kann man alles haben? (Privatleben, Karriere, Kinder)

Beitrag von Mathilda »

... abgesehen davon entscheiden meistens ja Beide über das gewünschte Rollenmodell. Ich kenne genug Männer, die es ausgesprochen ok und sogar wünschenswert finden, das Geld ranzuschaffen, während die Frau (hauptsächlich) den Haushalt führt, man hat sich drauf geeinigt, weil das so am besten funktioniert mit der Lebensorganisation. Meins wär´s nicht, aber die Menschen sind verschieden.

Ich hoffe also, das Posting von @antonwegerich war einfach ironisch gemeint. Die Lebensmodelle und Präferenzen sind ja nun verschieden. Abgesehen davon ist es echt ein Klischée, dass man sich "nur gut organisieren" müsse und es irgendwas mit Stärke zu tun hat (da kann ich ehrlich gesagt nur relativ müde lächeln, siehe unten).

Zum Thema:
Ich denke, irgendwo muss man schon Abstriche machen. Ich sehe es aktuell schon, ohne Kinder: Wir arbeiten beide in fordernden Jobs mit locker 50+ Stunden die Woche und hoher Belastung, tw. müssen wir (v.a. mein Mann) auch am Wochenende kurzfristig ran. Es ist auch schon so (ohne Kinder) schwierig, alles zu schaffen, was so zum Leben gehört (Haushalt, Sozialkontakte, Orga-Kram wie Steuererklärungen etc.). Davon abgesehen kommt es mir häufig so vor, als ob bei vielen "karrieremäßigen" Stellen einfach davon ausgegangen wird, dass es einen Partner gibt, der den Rücken freihält. Das gibt es bei uns nicht, und entsprechend chaotisch läuft vieles. Ich bin auch nicht wahnsinnig karriereorientiert, habe aber die Erfahung gemacht, dass Du ab einem bestimmten Punkt gar nicht mehr anders kannst - da ist die Entscheidung nun mal ganz oder gar nicht. Und mit Promotion ist es in vielen Bereichen sehr wahrscheinlich, dass man schnell an diesen Punkt kommt. Insofern kann ich dem Punkt "man muss sich nur gut organisieren" ehrlich gesagt nicht ganz kaufen, denn ich bin ziemlich sicher, dass wir sehr gut organisiert sind. Eine gewisse innere Stärke attestiere ich uns ganz frech auch mal, nach dem, was wir alles schon so geschafft haben... Eine Lösung hab ich leider nicht, ich denke nach wie vor, dass das Berufleben hier + heute noch viel zu unflexibel und auf permanente "körperliche" Anwesenheit gepolt ist. Mein Traum wäre, flexibel arbeiten zu können und mir mit meinem Mann alles 50:50 zu teilen. Zum Beispiel als Paararbeitszeit 60-70h und davon jeder die Hälfte. Ist aber derzeit nur ein Traum :wink:
bbb

Re: Kann man alles haben? (Privatleben, Karriere, Kinder)

Beitrag von bbb »

antonwegerich hat geschrieben:Kinder UND Karriere geht! Es ist ein Zeichen von fehlender Stärke, wenn man als Frau meint, es nicht zu schaffen. Natürlich muss man gut organisiert sein. Ob Partner oder nicht, spielt nicht die große Rolle.
"natürlich muss man gut organisiert sein" :mrgreen:

@antonwegerich
Das ist eine sehr interessante Aussage.
Könntest Du bitte mal ein bisschen präzisieren, welche Erfahrungen Du im Bereich Kinderbetreuung hast?

antonwegerich hat geschrieben:WILL eine Frau Kinder UND Karriere, geht es auch. Ich sehe es als ein Armutszeugnis an, sich von einem Mann, einem Sozialsystem o.ä durchfüttern zu lassen. Außerdem ist man ein schlechtes Vorbild für sein Kind/seine Kinder.
Ich sehe es als Armutszeugnis an, wenn man denkt, dass jemand, der einen großen Teil seiner Lebenszeit darauf verwendet, sich um seine Kinder zu kümmern, dem arbeitenden Partner "auf der Tasche liegt" und sich von ihm "durchfüttern" lässt.
Es ist eine Entscheidung beider Partner ob einer oder beide arbeiten und wie man sich die Arbeit bei Haushalt und Kindererziehung aufteilt.
Und die Erziehung von Kindern kann mindestens genauso anstrengend sein wie die Erwerbsarbeit - mit dem Unterschied, dass man 24/7 verfügbar sein muss.
Das als "fehlende Stärke" zu bezeichnen zeugt von mangelndem Verstand und fehlender Lebenserfahrung in diesem Bereich, denn es braucht sehr viel Stärke, sich um Kinder zu kümmern. Kleine Kinder haben keine Zeitpläne und keinen Feierabend und sie sind auch meist nicht planbar.
Planung ist in meinen Augen ein wichtiger Faktor um "organisiert" zu sein - Kinder kann man nicht organisieren, man kann höchstens ihre Betreuung an Andere delegieren. Ob und in welchem Umfang man das will, ist eine persönliche Entscheidung des/der Einzelnen.
Bara

Re: Kann man alles haben? (Privatleben, Karriere, Kinder)

Beitrag von Bara »

antonwegerich hat geschrieben:Ich sehe es als ein Armutszeugnis an, sich von einem Mann, einem Sozialsystem o.ä durchfüttern zu lassen. Außerdem ist man ein schlechtes Vorbild für sein Kind/seine Kinder.
Das ist in dieser Pauschalität nun wirklich Quatsch. In meinem Kollegenkreis sind bei den allermeisten Familienvätern die Frauen zu Hause und kümmern sich um die Kinder, wärend die Männer (ziemlich gutes) Geld verdienen und das Ganze finanzieren. Warum ist das für diese Frauen ein Armutszeugnis? Sollte man sie ermuntern, ihre Kinder zu Fremden zu geben und selbst "Karriere zu machen", damit sie den Kindern ein besseres Vorbild sind? Wenn die Partner sich über diese (im volksmund "tradierte") Rollenverteilung einig sind und die Mütter in der Kinderbetreuung voll aufgehen, läuft Deine Ansicht auf eine Perversion der Emanzipation hinaus (nur weil alle das Gleiche dürfen, müssen nicht alle das Gleiche wollen).

Davon mal abgesehen, kenne ich einen Fall im Bekanntenkreis, der vielleicht zu denken gibt: Die Doktorandin wollte immer Karriere und Kinder. Mit Anfang 30 hatte sie ihr erstes Kind, ein abgeschlossenes Studium, eine Facharztausbildung, einen Dozentenjob und eine Diss (nicht Medizin), die so bei ca. 1/3 lag und schon mindestens 4 Jahre Freizeit aufgezehrt hatte. Mit dem zweiten geplanten Kind hatte sie eine Fehlgeburt - zuviel Stress, Vorträge auch am Wochenende, nie eine Atempause. Inzwischen hat sie geheiratet, das zweite Kind, ein Haus, eine Halbtagsstelle und keine Promotion. Sie bedauert letzteres nur insoweit, als sie Jahre ihrer Freizeit, Zweisamkeit und die spannendsten Kindertage des Erstgeborenen verpasst hat für etwas, das sie nicht braucht (die Diss). Sie ist heute zufrieden und hat die Balance zwischen Beruf und Familie gefunden (allerdings hat der Ehemann auch einen sehr einträglichen Job mit dazu noch familienfreundlichen Arbeitszeiten). Ich will damit nicht sagen, dass die TE ihre Diss aufgeben sollte, aber davor warnen, Prioritäten um ihrer selbst willen weiter zu verfolgen. Am Ende hat man nur ein Leben, jedes eigene Kind nur eine Kindheit, aber nicht jedes erfüllende Berufsleben braucht einen Dr. - ich habe derzeit nichts als die Diss und die Arbeit, bin aber grundsätzlich ein absoluter Familienmensch. Sollte sich diesbezüglich etwas ändern, wüsste ich, wie ich mich entscheide - egal wie lange ich bis dahin an der Diss gesessen habe.

Wie auch immer, ich wünsche Dir alles Gute!
Zuletzt geändert von Bara am 06.04.2013, 16:21, insgesamt 1-mal geändert.
Gefahr im Verzug

Re: Kann man alles haben? (Privatleben, Karriere, Kinder)

Beitrag von Gefahr im Verzug »

Also ich gehe mal davon aus, antonwegerich ist eine 30-jährige alleinerziehende Mutter von zwei bis drei wohlerzogenen Kindern, hat bereits die Promotion abgeschlossen und verdient um die 200.000 € im Jahr.

Ist die einzig logische Erklärung. *ironie aus*
Antonia

Re: Kann man alles haben? (Privatleben, Karriere, Kinder)

Beitrag von Antonia »

Jeder kann es doch so machen wie er möchte, ob mit der traditionellen Rollenverteilung oder ohne. Komisch finde ich nur, dass diese Frage sich scheinbar hauptsächlich Frauen stellt. Die meisten Männer finden es selbstverständlich, sich der Diss und der Karriere zu widmen, mit oder ohne Kind.

@ Bara, ich verstehe deinen latenten Vorwurf Frauen gegenüber nicht, die ihre Kinder "Fremden" (KITA, Tagesmüttern etc.) geben. Bzw. warum sprichst du da nur die Mütter an? Ein Vater kann auch kürzer treten. Wie gesagt, es ist jedem seine Sache, aber es macht mich echt wütend, wenn das immer den Frauen vorgehalten wird, wenn sie mit Kind Karriere machen wollen, was für die meisten Männer ganz SELBSTVERSTÄNDLICH ist.
Bara

Re: Kann man alles haben? (Privatleben, Karriere, Kinder)

Beitrag von Bara »

Antonia hat geschrieben:@ Bara, ich verstehe deinen latenten Vorwurf Frauen gegenüber nicht, die ihre Kinder "Fremden" (KITA, Tagesmüttern etc.) geben. Bzw. warum sprichst du da nur die Mütter an? Ein Vater kann auch kürzer treten. Wie gesagt, es ist jedem seine Sache, aber es macht mich echt wütend, wenn das immer den Frauen vorgehalten wird, wenn sie mit Kind Karriere machen wollen, was für die meisten Männer ganz SELBSTVERSTÄNDLICH ist.
Weil ich auf ein Posting geantwortet habe, in dem es um Mütter ging.

Der latente Vorwurf liegt mir fern und wenn Du mein Posting bis zum Ende gelesen hättest (und weißt, dass ich männlich bin), wäre dieser Eindruck vermutlich nicht entstanden. :coffee:
Zuletzt geändert von Bara am 06.04.2013, 16:20, insgesamt 1-mal geändert.
Antonia

Re: Kann man alles haben? (Privatleben, Karriere, Kinder)

Beitrag von Antonia »

Nun, deine rhetorische Frage ("sollte man sie ermuntern...") bezog sich ja auf eine Frau und auch dein darunter gebrachtes Beispiel. Aber generell ist es ja dennoch oft so, dass (du schreibst das ja auch über deinen Bekanntenkreis), die Frauen bei Familiengründung mehr aufgeben, beruflich oder Diss oder was auch immer als Männer, bzw. Frauen es zum Vorwurf gemacht wird, wenn sie es nicht tun. Schön, dass mich mein Eindruck getäuscht hat und du nicht so denkst. Wie schon gesagt, jeder muss es selbst wissen, aber sich auch über eventuelle Konsequenzen im Klaren sein (bei Scheidung, neues Unterhaltsrecht, dass weißt du als Jurist besser als ich :wink: , oder später bei der Rente).
Sonst von mir auch für alle, die vor einer solchen Frage stehen, ob männlich oder weiblich, viel Glück!
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