Stiftungsstipendium - Gutachten von VD

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jake_tucker

Stiftungsstipendium - Gutachten von VD

Beitrag von jake_tucker »

Liebe Community,

ich lese schon seit einiger Zeit sehr gerne hier mit, und habe heute das erste Mal selbst eine Frage.

Ich habe mich im Frühling bei zwei verschiedenen pol. Stiftungen mit meinem Exposé beworben, habe bei der einen sofort eine Absage bekommen, und bin bei der anderen immerhin in die nächste Auswahlrunde gekommen.

Einer der nächsten Schritte dort war es dann, dass ein mir unbekannter Vertrauensdozent an einer anderen Uni ein wissenschaftliches Gutachten meiner Arbeit anfertigen sollte. Dazu sind ihm mein Exposé und weitere Unterlagen von der Stiftung zugeschickt worden. Da er noch einige Nachfragen hatte, habe ich mich noch einmal persönlich mit ihm für ein Gespräch getroffen.

Dieses Gespräch lief für mich insgesamt eher frustrierend. Der VD hat ziemlich viele Sprüche gemacht wie "Also, dass Sie mit diesem Thema eine Runde weitergekommen sind, ist komisch... das passt doch gar nicht zur Stiftung" und "haben Sie vielleicht auch noch andere Finanzierungspläne? Denn eigentlich passen Sie ja auch gar nicht ins Profil der Stiftung" - mir also recht schnell zu verstehen gegeben, dass er vom Erfolg meines Projekts nicht wirklich überzeugt ist. Irgendwie finde ich das eigenartig, denn sonst wäre ich doch wohl kaum eine Runde weiter gekommen.

Darüber könnte man natürlich einfach hinwegsehen. Wirklich problematisch wurde es dann erst, als er Nachfragen zu meinem Projekt gestellt hat - denn da habe ich deutlich gemerkt, dass er mein Exposé wohl nur grob überflogen hatte. Auch das wäre natürlich eigentlich für sich betrachtet nicht schlimm - schließlich haben VD eine Menge anderer Dinge nebenbei zu tun, und evtl. ist dann einfach nicht immer die Zeit da, sich perfekt auf so ein Gutachtergespräch vorzubereiten. Aber hier war es so, dass der VD wohl einen insgesamt eher mittelmäßigen Eindruck von meiner Arbeit hatte, der meiner Meinung und Einschätzung nach auf groben Misverständnissen beruht.

Ein Beispiel: Er hat mich nach meinen Methoden gefragt, weil er meinen Methodenteil problematisch und unausgereift fand. Ich habe ihm daraufhin meinen Methodenteil zusammengefasst. Er sagte daraufhin, dass das ja schon viel besser klinge, und gut und es ja vor allem interessant sei das jetzt zu wissen, weil davon ja gar nichts im Exposé stehe. Da war ich ziemlich baff - denn nichts anderes als eine teilweise wörtliche Inhaltsangabe meines Methodenteils hatte ich ihm gerade gegeben. Er hätte ja wenigstens zugeben können, dass er leider keine Zeit hatte, mein Exposé ausführlich zu lesen, das wäre ja streng genommen gar kein Problem gewesen. Aber das wäre doch so, als würde ich eine Buchrezension schreiben von einem Buch, von dem ich den Klappentext und vielleicht noch die ersten paar Seiten gelesen hätte, und die halt irgendwie nicht so gut fand, weil ich nicht verstanden habe, worum es im Buch geht.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe gerade etwas - meiner Meinung nach berechtigte - Sorge, dass ich nur ein mittelmäßiges Gutachten bekommen werde, weil mein VD mein Exposé einfach nicht richtig gelesen und verstanden hat. Das soll jetzt auch gar nicht anmaßend klingen, á la "der hat halt einfach nicht kapiert, wie grandios ich und mein Thema sind".

Daher meine Frage an Euch: Habt Ihr schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht? Und vor allem: Könnte ich theoretisch gegen dieses Gutachten Widerspruch einlegen? Ich habe es leider nicht vorliegen - habe den VD nachträglich per Mail gefragt, ob ich irgendwie eine Kopie davon kriegen könnte, darauf kam aber bisher keine Antwort. Aber habe ich da irgendwelchen Einfluss? Kann ich der Stiftung sagen, dass ich Zweifel habe, ob der VD sich für ein Gutachten angemessen mit meinem Thema auseinandergesetzt hat? Natürlich will ich auch niemanden denunzieren, und natürlich haben Professor_Innen heutzutage ziemlich viele Dinge zu tun, finde aber auch, dass gerade in der Rolle als Vertrauensdozent_In doch auch eine gewisse Verantwortung für wissenschaftliche Standards gegeben sein muss.

Wie auch immer - ich freue mich über Meinungen, Kommentare und Hinweise!
Beste Grüße
DoneXY

Re: Stiftungsstipendium - Gutachten von VD

Beitrag von DoneXY »

Dein Posting liest sich auf der einen Seite so, als befürchtest Du, Dein Antrag könnte aus unberechtigter Kritik an Deinem geplanten wissenschaftlichen Vorgehen ("eine gewisse Verantwortung für wissenschaftliche Standards") abgelehnt werden, während Du andererseits deutlich machst, dass die Bedenken des VD gar nicht wissenschaftlicher, sondern politscher Natur sind ("Denn eigentlich passen Sie ja auch gar nicht ins Profil der Stiftung").

Immerhin hat er ja ganz korrekt erkannt, dass Dein Exposee auch an andere politische Stiftungen gegangen sein könnte ("haben Sie vielleicht auch noch andere Finanzierungspläne?").

Ich kann nicht beurteilen, warum euer Gespräch bzgl. des methodischen Teils überzeugender war als das Exposee. Aber ich fürchte, Du hättest den VD eher davon überzeugen müssen, dass Du (doch) in das Profil der Stiftung passt. Denn das "Vertrauen" in VD bezieht sich m.W. darauf, dass der Dozent, dass Vertrauen der Stiftung genießt, die letztlich politisch motiviert, wissenschaftliche Forschung finanziert.

Ewaige methodische Mängel sind natürlich auch für die Stiftung interessant, fallen jedoch letztlich in den Verantwortungsbereich von DV/DM. Der VD soll m.M.n. viel mehr die politische Übereinstimmung von Stipendiaten und Stiftung sicherstellen.

Sorry, ist vermutlich nicht ganz, was Du hören wolltest.
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