15 Minutes a day / 1 Seite am Tag?

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DocX

15 Minutes a day / 1 Seite am Tag?

Beitrag von DocX »

Hallo,

mich würde interessieren, ob jemand von euch Erfahrungen mit den o.g. Methoden gemacht hat?
Natürlich kann man nicht am ersten Tag der Diss anfangen, jeden Tag eine Seite zu schreiben, meist muss man ja erstmal was lesen ;-)
Aber wer, wie ich, bereits seit 2 Jahren im Thema ist, dem müsste das doch gelingen oder?
Es klingt nach Pedanterie und unmöglicher Disziplin in einem so kreativen Bereich, wie es Wissenschaft ja sein soll - aber schließlich ist große Weltliteratur (Thomas Mann) auch so entstanden.
Wenn man also ein Jahr lang jeden Tag eine Seite schreiben würde (und ein paar Ferientage und Durchhängertage einrechnet) würde man 300 Seiten zusammen bekommen. Je nach Inhalt reicht das doch schon für eine Diss, oder?

Hat jemand Erfahrung mit dieser Technik? Und wenn ja, was waren für euch das Erfolgreiche daran, was waren die größten Stolpersteine und wie seid ihr damit umgegangen?

Bin schon sehr gespannt!

Viele Grüße
DocX
Anne78
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Re: 15 Minutes a day / 1 Seite am Tag?

Beitrag von Anne78 »

Hallo DocX,
ich habe mal jemanden getroffen, der das tatsächlich so gemacht hat, allerdings ein Jurist. Keine Ahnung, ob das in anderen Bereichen auch geht, und ich weiß auch nicht, ob er nach einem Jahr Schreiben abgegeben hat oder danach noch einige Zeit für die Überarbeitung eingeplant hat.
Einige spontane Ãœberlegungen dazu:
- Sich eine Seite pro Tag vorzunehmen, egal welche Qualität diese Seite hat, schafft wahrscheinlich erst einmal eine Schreibgewohnheit. Später kann es dann gut mehr als eine Seite werden. Auch wenn es also viele Tage geben wird, an denen man nichts "verwertbares" zu Papier bringt (z.B. weil trotz allem immer Zeit zum Lesen erforderlich sein wird), ist das eine gute Technik, regelmäßig etwas zu Papier zu bringen.
- Trotzdem denke ich, 300 "brauchbare" Seiten werden innerhalb eines Jahres nicht zustanden kommen. Schreiben ist schließlich kein linearer Prozess (für die meisten von uns zumindest, für mich definitiv nicht). Für eine Rohfassung stehen die Chancen da schon besser.
- was mich zum nächsten Punkt führt: Überarbeitungsphasen sind immer nötig. Dafür solltest Du Zeit einplanen.
- 15 minutes a day: Würde ich vor allem als Lockerungstaktik sehen, um anfangs überhaupt ins Schreiben zu kommen und später die Gewohnheit nicht zu verlieren. Ist als solche Technik ja auch von Anbeginn der Arbeit gedacht, lange bevor es an die "eigentliche" Textproduktion geht (nicht dass ich das so gemacht habe, aber inzwischen glaube ich, dass es mir sehr geholfen hätte).

Fazit: Ich würde es nicht zu wörtlich nehmen in dem Sinne, dass nach 300 Arbeitstagen die Diss steht, aber als Arbeitstechnik kann das schon funktionieren...
Mathilda

Re: 15 Minutes a day / 1 Seite am Tag?

Beitrag von Mathilda »

Hallo,

den wirklich guten Tipp aus dem 15 Minutes-a-day-Buch finde ich "write first" :wink:

Eine Seite pro Tag: Hätte bei mir niemals funktioniert. Bei einigen Teilen (z.B. Ergebnisse der emp. Erhebung) habe ich deutlich mehr geschrieben, bei anderen (z.B. Stand der Forschung) weniger, manchmal sogar (fast) gar nichts. Ich halte es auch nicht für sinnvoll, sich solche Ziele zu setzen, weil es ja nun mal um den Inhalt (die Forschungsfrage) und nicht um die Form (x Seiten) geht. Wichtig finde ich persönlich, jeden Tag etwas zu Papier zu bringen, und wenn es nur unausgegorene Gedanken sind. Um in den Schreibfluss zu kommen und das Schreiben als Standard-Tagesordnungspunkt anzutrainieren.

Viel Erfolg!
Mathilda
Rosa

Re: 15 Minutes a day / 1 Seite am Tag?

Beitrag von Rosa »

"Eine Seite am Tag" oder auch zu steigern nach einiger Zeit funktioniert. Aber das eins zu eins zu nehmen, also in 300 Tagen 300 Seiten Diss fertig, ist der Fehler. Vielmehr geht es darum, jeden Tag eine Seite Output zu produzieren (anstatt die Wand anzustarren, nur zu lesen oder Sport zu machen bzw. all das, nachdem die Seite Text produziert ist). Das kann alles mögliche sein: Gliederung, Ideensammlung, Freewriting, Unterkapitelgliederung, Exzerpt eines wesentlichen Textes. Oder auch Korrekturen. Man kann sich angewöhnen, zufrieden und stolz zu sein, dass man sein Pensum erreicht hat, und dann geht es jeden Tag voran. Irgendwann ist man dann wirklich fertig.
mastermind

Re: 15 Minutes a day / 1 Seite am Tag?

Beitrag von mastermind »

Ich finde so "Tagesziele" gar nicht schlecht, sie müssen halt zur jeweiligen Phase passen. Ich habe übrigens für ein paar Wochen mir Ziele von 6-8 Seiten gesteckt und diese auch erfüllt. Bei entsprechender Vorstrukturierung (z.B. mittels Citavi) ist das sogar drin. Es ist überhaupt faszinierend, wie schnell es gehen kann, wenn man mal den eigenen Perfektionismus zur Seite schiebt und dann auch noch (gefühlten oder tatsächlichen) Termindruck hat.
Wierus
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Re: 15 Minutes a day / 1 Seite am Tag?

Beitrag von Wierus »

Eine ausformulierte, druckreife Seite am Tag ist sicherlich ein lobenswertes und immer erstrebenswertes Ziel.
Aus eigener Erfahrung muss ich jedoch sagen: man hält es kaum durch, zumindest nicht über Monate hinweg; und es liegt nicht so sehr an dem dazu nötigen Arbeitsaufwand (eine Seite, das wären 1-3 h Schreiben, plus >1 h Lesen), sondern daran, dass man sich nicht jeden Tag mit ein und demselben Themenfeld beschäftigen kann. Selbst das interessanteste Thema gibt es einfach nicht her, sich tagtäglich damit auseinanderzusetzen.
DocX

Re: 15 Minutes a day / 1 Seite am Tag?

Beitrag von DocX »

Danke für eure vielen Kommentare – die meisten haben auch verstanden, dass ich es nicht wörtlich meinte nach dem Motto: Ich fange jetzt an und in 300 Tagen steht die Diss. Ich dachte tatsächlich eher daran, ob das als Schreibtechnik funktionieren kann.
Rosas Kommentar hat mir übrigens besonders gut gefallen:
Etwas zu produzieren und stolz darauf zu sein. Und irgendwann damit fertig zu sein ;-)
Und wenn dann nach einem Jahr die Rohfassung steht, wäre das doch super! Ich habe auch schon ein paar Bücher zum schreiben wissenschaftlicher Texte u.a. insbesondere von Dissertationen gelesen und was ich für mich mitgenommen habe ist eben genau der Punkt mit der Überarbeitung. Was einen mittelmäßigen von einem sehr guten wissenschaftlichen Text unterscheidet ist eben nicht „nur“ der geniale Inhalt, sondern vor allem auch die Bereitschaft, den Text mehrmals zu überarbeiten, bis er in sich schlüssig, stringent und gut formuliert ist.
Telephonmann

Re: 15 Minutes a day / 1 Seite am Tag?

Beitrag von Telephonmann »

DocX hat geschrieben:Und wenn dann nach einem Jahr die Rohfassung steht, wäre das doch super!
Bei mir hat das ungefähr so funktioniert, von daher finde ich diese Methode relativ überzeugend. Nach Lektüre- und Nachdenkphase begann die Schreibphase, die knapp ein Jahr währte und eine Rohfassung von etwa 360 Seiten zeitigte. Deren Überarbeitung nahm dann nochmals ca. zwei Monate in Anspruch.
wirr01

Re: 15 Minutes a day / 1 Seite am Tag?

Beitrag von wirr01 »

Ich schreibe ca. 45 min jeden Tag vor der Arbeit für meine Diss. Ich schaffe in der Zeit - wenn es gut läuft - ca. eine halbe Seite. Mal läuft es besser, mal schlechter. Somit bin ich nach einem Jahr bei knapp 120 Seiten angekommen. Am Wochenende nehme ich mir 2-3 Stunden Zeit um die nächste Woche zu planen - Literaturrecherche, etc. Da ich mir nicht unbedingt vornehme eine gewisse Mengen zu schreiben, hoffe ich innerhalb 1 1/2 Jahren zu einer ersten Version kommen, die ich nachher nicht noch einmal komplett überarbeiten muss.
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