Anforderungen steigen während der Bearbeitung?!

Fragen aus der laufenden Arbeit an der Dissertation.
Literatursuche, Motivationsprobleme, Lehrtätigkeit, Ärger mit dem Prof u.v.m.
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Mathematikus
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Anforderungen steigen während der Bearbeitung?!

Beitrag von Mathematikus »

Ich schrieb bisher relativ wenig, lese aber fleißig mit und lerne bei euren Beiträgen. Danke dafür!

Heute bin ich etwas desillusioniert und muss mich hier ausheulen, wenn ich darf.

Die Anforderungen an mein Forschungsprojekt werden von Treffen zu Treffen (egal ob beim Kolloquium oder bei persönlichen Terminen mit dem Betreuer) immer mehr. Schön langsam verzweifle ich.
Ich wollte eigentlich eine Querschnittsstudie machen (Unterrichtsforschung). Daraus wurde nun im Laufe der Zeit eine Längsschnittuntersuchung mit fast 300 Probanden mit 2 Untersuchungsterminen. Der Mehraufwand ist gewaltig, aber ich bin ja einsichtig. So, nun soll ich auch noch einen umfangreichen Fragebogen an 14 daran beteiligte Personen einsetzen.
Schön langsam fange ich an, mich überfordert zu fühlen, denn das geht weit über meinen ursprünglichen Plan hinaus.

Um meine Frage zu konkretisieren: Ist das üblich, dass die Anforderungen alle paar Wochen geändert / erhöht werden?
Zuletzt geändert von Sebastian am 08.02.2014, 11:00, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Betreff ergänzt
7. Jan 2018;2. Feb 2018;c;Semesterferien
myfunnyvalentine

Re: Anforderungen....

Beitrag von myfunnyvalentine »

Hallo Mathematikus,

kurze Rückfrage:
Mathematikus hat geschrieben:das geht weit über meinen ursprünglichen Plan hinaus.
Sind die Änderungen notwendig? Soll heißen: war das ursprüngliche Forschungsdesign vielleicht nicht so ausgereift, wie es auf den ersten Blick schien?

Grüße

MFV
Zwonk
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Re: Anforderungen....

Beitrag von Zwonk »

Mathematikus hat geschrieben:Um meine Frage zu konkretisieren: Ist das üblich, dass die Anforderungen alle paar Wochen geändert / erhöht werden?
Sagen wir mal so: "Üblich" ist es nicht, aber auch keine extreme Ausnahme. Was ich in Deinem Fall für absolut notwendig halte, ist, mit Deinem Betreuer zu sprechen. Ich habe das schon mehrfach beobachtet, daß manche Doktoranden sich Unmengen an Arbeit aufhalsen lassen. Dabei ist das vom Professor oft gar nicht so gemeint: Der denkt sich, so lange sich keiner beschwert, wird das schon in Ordnung für den sein. Wie gesagt, spricht mit ihm und sag ihm, daß Du das Gefühl hast, das Projekt würde ausufern. Vielleicht wird das dann neu formuliert. Oder vielleicht stellt er Dir zusätzliche Ressourcen (HiWis, etc.) zur Verfügung. Auf jeden Fall sollte sowas ganz am Anfang geklärt werden.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
Mathematikus
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Re: Anforderungen....

Beitrag von Mathematikus »

myfunnyvalentine hat geschrieben:Hallo Mathematikus,

kurze Rückfrage:
Mathematikus hat geschrieben:das geht weit über meinen ursprünglichen Plan hinaus.
Sind die Änderungen notwendig? Soll heißen: war das ursprüngliche Forschungsdesign vielleicht nicht so ausgereift, wie es auf den ersten Blick schien?

Grüße

MFV
Ja, 100%ig ausgereift war es natürlich nicht. Daher war auch der Wechel von einer Quer- in eine Längsschnittuntersuchung noch nachvollziehbar für mich. Aber die Diskussion beim letzten Kolloquium hat mich dann doch ziemlich überfordert.
7. Jan 2018;2. Feb 2018;c;Semesterferien
Mathematikus
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Re: Anforderungen....

Beitrag von Mathematikus »

Zwonk hat geschrieben:
Mathematikus hat geschrieben:Um meine Frage zu konkretisieren: Ist das üblich, dass die Anforderungen alle paar Wochen geändert / erhöht werden?
Sagen wir mal so: "Üblich" ist es nicht, aber auch keine extreme Ausnahme. Was ich in Deinem Fall für absolut notwendig halte, ist, mit Deinem Betreuer zu sprechen. Ich habe das schon mehrfach beobachtet, daß manche Doktoranden sich Unmengen an Arbeit aufhalsen lassen. Dabei ist das vom Professor oft gar nicht so gemeint: Der denkt sich, so lange sich keiner beschwert, wird das schon in Ordnung für den sein. Wie gesagt, spricht mit ihm und sag ihm, daß Du das Gefühl hast, das Projekt würde ausufern. Vielleicht wird das dann neu formuliert. Oder vielleicht stellt er Dir zusätzliche Ressourcen (HiWis, etc.) zur Verfügung. Auf jeden Fall sollte sowas ganz am Anfang geklärt werden.

Danke, das werde ich auf jeden Fall tun und habe ich mir auch vorgenommen. Zuerst möchte ich mich aber trotzdem gedanklich mit den Änderungen beschäftigen, nach Möglichkeiten suchen um dann argumentieren zu können.
Ich habe das Gefühl, dass sich mein Betreuer gar nicht wirklich intensiv mit meinem Plan auseinander gesetzt hat und die Ideen, was nicht noch alles "nett" wäre, dann spontan kommen. :roll:
7. Jan 2018;2. Feb 2018;c;Semesterferien
xiotres
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Re: Anforderungen....

Beitrag von xiotres »

Hallo Mathematikus,

ich glaube, ein Teil deiner Schwierigkeiten ist in den folgenden Zitat von dir ganz gut umschrieben:
Mathematikus hat geschrieben: Zuerst möchte ich mich aber trotzdem gedanklich mit den Änderungen beschäftigen, nach Möglichkeiten suchen um dann argumentieren zu können.
Ich habe das Gefühl, dass sich mein Betreuer gar nicht wirklich intensiv mit meinem Plan auseinander gesetzt hat und die Ideen, was nicht noch alles "nett" wäre, dann spontan kommen. :roll:
Während du jede Bemerkung deines DV absolut ernst nimmst und dann auch als Anlass siehst, dir tiefergehende Gedanken zu machen, schmeißt er vielleicht die eine oder andere Bemerkung einfach so hin. Diese Art Kommunikationsproblem zwischen Doktorand und DV kenne ich. Daher glaube ich, dass es dir helfen würde, hier ein Stückweit von deinem DV zu "lernen". Sieh die eine oder andere Diskussion über deine Doktorarbeit auch mal spielerisch, als Gedankenspiel bei dem man Dinge ausspricht, die nicht 1:1 umgesetzt werden müssen. Und kommuniziere auch etwas leichtfüßiger, gib ihm ruhig mal ein "das wird jetzt aber zuviel" zurück, statt dich zuerst tage- oder wochenlang in Themen einzuarbeiten, die letztlich nebensächlich sind.

Das heißt nicht, dass du deinen DV nicht ernst nehmen sollst. Aber diese Leute sind halt vielbeschäftigt und kommunizieren daher ab und zu im "ich sag mal was dahin, was draus wird, werden wir sehen"-Modus. Wenn du dann so ganz anders damit umgehst, machst du's dir unnötig schwer :? .

Alles Gute für die weiteren Gespräche!

Xiotres
"Denken ist schwerer, als man denkt." (duplo)
Meggy

Re: Anforderungen....

Beitrag von Meggy »

Stimme im wesentlichen den anderen zu. Profs/Betreuer kommunizieren meist "etwas anders", eher so gedankenspielmäßig, und wie schon gesagt wurde, solange keiner was dagegen sagt... :wink: Mir ging es anfangs (die ersten 2,5 Jahre) übrigens ähnlich, ich hatte einen Plan, da wurde draufgepackt und draufgepackt und... irgendwann - nachdem ich nun durch Babypause(n) Zeit hatte, genug nachzudenken und reifen zu lassen, hatten wir ein Grundsatzgespräch (inkl. 2.GA) bei dem ich ganz klar benannt habe, an welchen Stellen ICH gerade das Gefühl habe, das alles ausufert und was wirklich dringlich gesehen, was evtl vertagt (auf meine Zeit nach Einreichung aber noch-am-LSt-im-Projekt) und was gestrichen werden könnte. Das war sehr sehr fruchtbar; und interessant insofern, dass manche zuvor höchst-interessanten und super-dringend-wichtigen-Punkte (von MIR so wahrgenommen) auf einmal doch schieb- oder streichbar waren und wirklich eher eine "was könnte man denn alles..." Gedankenspiel waren ursprünglich :blume:

Ich meine, grundsätzlich sollte man sich schon mit allen Ideen der Betreuer mal auseinandersetzen - aber man muss, wenn einigermaßen respektvolle und wissenschaftliche Atmosphäre herrscht, nicht alles sofort 1:1 umsetzen, wenn man reflektiert hat und begründen kann dass XY eben doch out-of-scope sind...
Mathematikus
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Re: Anforderungen....

Beitrag von Mathematikus »

Danke für eure Gedankenanstöße.

Das letzte Gespräch war im Kolloquium und da wurde natürlich mit Betreuer und den anderen Doktoranden diskutiert und diese oder jene Möglichkeiten durchgespielt. Hier gleich bei jeder Idee zu schreien "Nein, mach ich auf keinen Fall!" ist auch nicht mein Ding, denn vielleicht sind sie bei näherer Betrachtung ja durchaus sinnvoll - so wie die erste Änderung von Querschnitt- zu Längsschnittuntersuchung. Da habe ich auch einige Tage gebraucht um das zu verdauen. Trotzdem werde ich das Gespräch suchen und deutlich machen, dass ich noch mehr nicht schaffe und auch nur bedingt sinnvoll finde. Manchmal sind solche Gespräche, vor allem in der Runde, ja sehr gewinnbringend, manchmal ufern sie ein bisschen aus - so wie scheinbar beim letzten Termin.
7. Jan 2018;2. Feb 2018;c;Semesterferien
Aguti
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Re: Anforderungen....

Beitrag von Aguti »

Du kannst dir ja alles anhören und sagen, dass du darüber nachdenkst. Aber letzlich ist die Arbeit dein Projekt, niemand steckt so tief drin wie du und kann so gut beurteilen, was wirklich sinnvoll ist und was man ruhig weglassen kann. Meine DM hatte lange Zeit auch bei jedem Treffen andere Ideen, was man noch machen könnte und was sie spannend fände. Was mir nicht gepasst hat, habe ich ignoriert und beim nächsten Treffen hatte sie es eh schon wieder vergessen ;-). Inzwischen findet sie meine Arbeit, wie ich sie letztlich aufgezogen habe, rund.
bbb

Re: Anforderungen....

Beitrag von bbb »

Mathematikus hat geschrieben:Das letzte Gespräch war im Kolloquium und da wurde natürlich mit Betreuer und den anderen Doktoranden diskutiert und diese oder jene Möglichkeiten durchgespielt. Hier gleich bei jeder Idee zu schreien "Nein, mach ich auf keinen Fall!" ist auch nicht mein Ding, denn vielleicht sind sie bei näherer Betrachtung ja durchaus sinnvoll - so wie die erste Änderung von Querschnitt- zu Längsschnittuntersuchung
Alles von vornherein mit "Nein" abblocken solltest Du auch in keinem Fall (siehe Aguti's Kommentar).
Genauso wenig solltest Du aber direkt Dinge sofort zusagen, die möglicherweise aufwändig sind oder werden könnten!

Am besten:
1) Ideen sammeln/notieren, ggf. auch schon die genannten Vor- oder Nachteile, falls diese im Kolloquium oder vom DV angesprochen wurden.

2) Dann alleine oder in Kleingruppe die Ideen sichten und überlegen:
* welchen Mehrwert hat das für meine Diss?
* wie viel Mehr-Aufwand bedeutet das für mich?
falls großer Zusatzaufwand:
* kann man es evtl "delegieren" - andere Diss, Diplomarbeit, Studienarbeit, etc.
* oder kann man etwas anderes im Tausch weglassen?

3) Mit diesen Gedanken solltest Du dann ggf. auf Deinen DV zugehen, um ggf. den Plan zu ändern, falls
a) Du einen großen Mehrwert und Sinn in der Änderung der Anforderungen siehst
b) oder Dein DV oder jemand anders diese Änderungen direkt gefordert hat (und Du sozusagen verteidigen/abklären musst, warum Du sie trotzdem nicht aufnehmen willst oder kannst - entweder weil Mehrwehr zu gering oder weil Zusatzaufwand nicht machbar).
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