Stipendium - wie läuft das denn so?

Finanzplanung, Stipendien incl. und Muster-Gutachten für eine Stipendienbewerbung, Krankenversicherung als Doktorand
(Abgeschlossene Diskussionen)
Gesperrt
nudelkatze

Stipendium - wie läuft das denn so?

Beitrag von nudelkatze »

Hi,

ich überlege gerade ernsthaft, mich um ein Stipendium zu bemühen. Ich habe auch schon den Stipendienlotsen angeschaut. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich bin zu "durchschnittlich" für ein Stipendium. Mein Promotionsthema ist zwar aktuell, aber wenn ich mir so angucke, dass vor allem bei gewerkschaftsnahen Stiftungen steht "gesellschaftspolitisch relevantes Engagement" etc., dann wird mir echt anders. Ich bin weder Partei- noch Gewerkschaftsmitglied und ich habe auch keine Hobbies, die irgendwie gesellschaftsrelevant wären.
Bekommt man auch als Normalo ein Stipendium?
Könnt ihr mal ein bisschen aus dem Nähkästen plaudern und erzählen, wie es bei euch so war?
Und wie sieht es mit der Berufserfahrung aus, die mir verloren gehen würde? Ich bin quasi frisch von der Uni direkt als WiMa eingestellt worden. Mein Vertrag geht noch bis Ende des Jahren - ich hätte nicht mal ein ganzes Jahr Berufserfahrung.
Bedenken habe ich etwas, weil ich so halb in einem Projekt meine Diss schreibe. Ich kann halt auf Daten zurückgreifen. Aber diese Daten würde ich wohl auch so bekommen, weil mein Chef mein DV ist. Ich frage mich, ob mir das sehr viele Nachteile bringen würde, wenn ich ggf. ein Stipendium bekäme.
Zuletzt geändert von nudelkatze am 03.04.2011, 11:07, insgesamt 1-mal geändert.
Kuniko

Re: Stipendium - wie läuft das denn so?

Beitrag von Kuniko »

Liebe(?) Nudelkatze,

wie das bei den Stiftungen läuft, weiß ich leider auch nicht. Aber vielleicht als Tipp, oft schreiben die Unis selbst auch Stipendien aus, für die die Konkurrenz sehr viel kleiner ist. Gerade für Frauen (mit Kind ist ein weiterer Vorteil) gibt es da oft vielfältige Förderungsmöglichkeiten. Meist werden diese unter den Stellenanzeigen auf der Uni-homepage mit angegeben. Und ich würde mich mal informieren, ob es bei euch eine Stipendienberatung oder eine -beauftragte gibt. Bei uns war die in der Univerwaltung ansässig und war immer erfreut, jemandem Tipps geben zu können. Die hat zudem auch Tipps über 'unbekanntere' Stiftungen, die Stipendien nach etwas anderes Kriterien vergeben (also z. B. Förderung für Mütter etc.). Und hast du zu Studienzeiten vielleicht bei irgendwelchen AGs/Projektbereichen mitgemacht - sowas kannst du auch angeben (aber ich kann natürlich nicht einschätzen, wie wirkungsvoll das ist)...

Liebe Grüße
Kuniko
nudelkatze

Re: Stipendium - wie läuft das denn so?

Beitrag von nudelkatze »

Ja, ich bin eine weibliche Nudelkatze :)

Auf der Uni-Ebene werden derzeit keine Stipendien ausgeschreiben. Aber ich werde mal gucken, ob es jemanden gibt, der für Stipendien zuständig ist. Das ist schon mal ein guter Hinweis. Danke.
mezarif

Re: Stipendium - wie läuft das denn so?

Beitrag von mezarif »

Ich würde mich auch mal über die Uni erkundigen, was die dir empfehlen könnten. Kennst du die Linkzusammenstellung hier schon: viewtopic.php?f=1&t=2537?
Und das mit der 'fehlenden Berufserfahrung' hat natürlich tatsächlich Nachteile. Manche Stipendien lassen sich aber auch mit 25 oder 33%-Stellen kombinieren - und ein Jahr Erfahrung als WiMi ist besser als keine Erfahrung. Es kommt m.E. auch sehr draufan, was man später machen möchte.
Fletcher84

Re: Stipendium - wie läuft das denn so?

Beitrag von Fletcher84 »

Mich würde mal an dieser Stelle interessieren, ob man als sog. Normalo (wie oben beschrieben, kein soziales Engagement, keine Parteimitgliedschaft, keine gesellschaftlich relevanten Hobbies) überhaupt die Chance hat ein Stipendium zu ergattern?
Eva
Beiträge: 9251
Registriert: 06.07.2007, 17:35
Status: Dr. phil.
Hat sich bedankt: 5 Mal
Danksagung erhalten: 26 Mal

Re: Stipendium - wie läuft das denn so?

Beitrag von Eva »

Meines Erachtens fördern die Stipendiengebern am liebsten Leute, die aus einem bestimmten Stall kommen, also entweder hochintelligent/Spitzen-Noten (Studienstiftung), Partei-/Gewerkschafts-/Kirchen-Engagement (am liebsten langjährig und möglichst aktiv) oder mit Doktorvater von Rang innerhalb des Fachs (manche Profs bringen so ziemlich jeden ihrer Doktoranden unter, behaupte ich mal, andere kaum mal einen). Oder eben das Modell Randgruppe bzw. Gruppe mit besonderem Förderbedarf.
Ich habe mich selbst um zwei Stipendien beworben und hatte ähnliche Zweifel und Bedenken wie ihr jetzt - hab auch tatsächlich keins davon bekommen, weshalb ich von dem gegenwärtigen Stipendiensystem auch nicht sehr viel halte. 8) Die jeweiligen Eliten züchten sich den eigenen Nachwuchs am liebsten aus denen heran, die eh schon halb in der Elite angekommen sind. Das wäre solange nicht zu beanstanden, wie sie das mit privatem Geld machten. Da die meisten Stiftungen, zumindest die großen, aber mit öffentlichen Mitteln finanziert werden, finde ich das System, so wie es ist, nicht gut. Was euch jetzt natürlich nicht viel hilft... :? Aber solltet ihr abgelehnt werden, könnt ihr euch zumindest sagen, dass es nicht an euch lag, sondern am System. :wink:
Poppy

Re: Stipendium - wie läuft das denn so?

Beitrag von Poppy »

Ich hab ein Stipendium bei der Böckler-Stiftung. Als es um die Finanzierung meiner Promotion ging, war es für mich und meine DM klar, dass wir es erstmal bei der Böckler probieren, weil ich lange Zeit in der studentischen Selbstverwaltung (Fachschaft etc.) und nach meinem Studium, als ich dann eine Hilfskraft-Stelle an der Uni hatte, auch gewerkschaftlich aktiv war/bin.
Böckler schaut zum einen darauf, dass man die richtigen Noten mitbringt bzw. ein gutes Promotionsprojekt (ist halt - wie alle Stiftungen - ein Begabtenförderungswerk, die eben "Begabte" fördern soll/will). Ich würde aber sagen, dass das gesellschaftliche Engagement genauso wichtig ist. Wer beides mitbringt hat bei der Böckler-Stiftung ganz gute Karten. Wer dann noch als ersteR in seiner Familie Studiert hat, hat dann noch größere Chancen, weil die Böckler-Stiftung sehr stark Leute aus den sogenannten Bildungsfernen Schichten fördern will.

Man darf nicht vergessen, dass alle Stiftungen natürlich diejenigen fördern will, die dem eigenen "Weltbild" entsprechen, weil man davon ausgeht, das zumindest ein Teil dieser Leute dann mal in wichtigen Positionen sitzt und eben dieses "Weltbild" oder wie man es auch nennen will, weiter voran treibt.
Was die Elitendiskussion angeht, bin ich da immer sehr zurückhaltend, weil ich mich nicht als Elite sehe. Wir haben dazu tatsächlich auch in meinem Böckler-Einführungsseminar diskutiert, und wir haben uns alle als wissenschaftlichen Nachwuchs mit gesellschaftlichem Interesse gesehen und nicht als Elite.
mezarif

Re: Stipendium - wie läuft das denn so?

Beitrag von mezarif »

Ich stimme Evas Posting grundsätzlich zu, möchte aber noch hinzufügen: Die Stipendien, die m.E. auch für 'Normalos' auf jeden Fall zu ergattern sind, sind projektbezogene Stipendien wie von Graduiertenkollegs, DFG-Projekten, European Research-Projekten o.ä. Da habe ich dann die Erfahrung gemacht, dass es einfach thematisch passen muss (auf diese Weise bin z.B. ich als wirklich absoluter Normalo mit zwar guten, aber keineswegs ausgezeichneten Noten an mein Stipendium rangekommen). Problem ist halt, dass man, wenn man mal ein Promotionsprojekt und Betreuung/Uni hat, kaum mehr für so etwas in Frage kommt bzw. nicht mehr flexibel genug ist/sein kann. Insofern bleiben nur die ganzen politischen, konfessionellen etc.Stiftungen und die Studienstiftung bzw. ganz paar wenige andere, die zwar nicht in einer bestimmten Schiene laufen, aber dabei eigentlich auch 'Exzellenz' erwarten (in den Geisteswissenschaften z.B. Gerda Henkel-Stiftung).
Garion

Re: Stipendium - wie läuft das denn so?

Beitrag von Garion »

Die Stipendien, die m.E. auch für 'Normalos' auf jeden Fall zu ergattern sind, sind projektbezogene Stipendien wie von Graduiertenkollegs, DFG-Projekten, European Research-Projekten o.ä. Da habe ich dann die Erfahrung gemacht, dass es einfach thematisch passen muss (auf diese Weise bin z.B. ich als wirklich absoluter Normalo mit zwar guten, aber keineswegs ausgezeichneten Noten an mein Stipendium rangekommen).
So war es bei mir auch: Durch Zufall bin ich auf ein Graduiertenkolleg gestoßen, mit dessen Thema ich beruflich zu tun hatte. Von den Bewerbern aus meinem Fachbereich, die damit schon persönliche Erfahrung hatten, wurden auch beide genommen. /:dr) Bei einer Stiftung, der einen "Top-Lebenslauf" erwartet, hätte ich bestimmt keine Chance gehabt!
Angara

Re: Stipendium - wie läuft das denn so?

Beitrag von Angara »

Ich finanziere meine Promotion auch über ein Stipendium. Nach meiner Magisterarbeit hatte mein damaliger Betreuer das vorgeschlagen und ich habe mich auf ein vom Land ausgeschriebenes Stipendium beworben, das ich auch bekommen habe. Ich habe mich etwas später (natürlich in Absprache mit meinem damaligen DV) allerdings bei einem Graduiertenkolleg beworben, das meinem Thema eher entspricht, wurde da angenommen, und bin in bestem Einvernehmen mit meinem "alten" DV dorthin gegangen.

Ich habe, genau wie Du, eher einen "zweitklassigen" Lebenslauf. Ich bin weder kirchlich noch parteipolitisch in Erscheinung getreten und auch in irgendeinen "Sonderförderungsbereich" falle ich nicht. Ich habe mich bei meinen Stipendien immer nur inhaltlich orientiert und versucht ein gutes Forschungsvorhaben zu präsentieren und ich glaube, ich habe mich dabei auch nicht so schlecht geschlagen. Allerdings hatte ich auch den Vorteil, daß ich an keinen speziellen Ort gebunden war. Das scheint mir bei Dir das größte Problem zu sein. Ich glaube, auch als "unpolitischer" Mensch ist es möglich, eine entsprechende Förderung zu bekommen, wenn man aber an einen konkreten Ort/DV gebunden ist, wird es schwieriger.

Ich halte Deine Bemühungen trotzdem nicht für unmöglich. Mehr kann ich dazu nicht sagen, ich kenne ja keine Einzelheiten ;-) Wichtiger wäre aber auch die Meinung Deines Doktorvaters. Ich gebe zu, ohne den Rat meines ersten Doktorvaters hätte ich gar nichts von dem Stipendium gewußt, auf das ich mich erfolgreich beworben habe.
Gesperrt
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag