Finanzierungsidee: LaTeX professionell anbieten?

[Julianna Lion]

Hi,

zuerst einmal vielen Dank für das Forum, es hat mir in der Vergangenheit schon mehrmals weitergeholfen. Habe diesen Herbst meinen Magister beendet und versuche nun, eine Promotion zu organisieren. Doktormutter (sagt man das so?) und Zweitgutachter sind am Start, nun gehts zur nicht minder schwierigen Frage der Finanzierung.

In Frage kommen durch meinen eher ungewöhnlichen Fachbereich eigentlich nur Stipendium, daran arbeite ich gerade, und Promotion im Job. Den ich nicht habe, nur Ideen, wer an so einer Promotion interessiert sein könnte. : )
Nun ist es so, dass ich für (bisher nur für wirklich gute, die außerdem angemessen verzweifelt waren ._.) Freunde die Arbeiten im Textsatzprogramm LaTeX setze. Ich kann das echt gut und bin auch im "aufn letzten Drücker setzen" immer mit Begeisterung dabei. ^.^

Ums klar auszudrücken, dies soll (vorerst) keine Werbung sein, die würde ich wenn dann ans Schwarze Brett pinnen. Ich frage mich nur, ob jemand eine Meinung dazu hat: Gibt es auch außerhalb meines Bekanntenkreises Leute, die nervöse Zuckungen bekommen, wenn sie daran denken, dass sie ihre 200 Seiten Arbeit noch formatieren müssen? Seht ihr das als realistisches Finanzierungs-Szenario für meine Diss, sollten echt alle anderen Alternativen scheitern? Weil wenn ja: Ich bekomm seit ich 15 bin meinen Lebensunterhalt von irgendwelchen Ämtern, ich habs so satt und würde gerne mit meinem Wissen was verdienen.

Ich hoffe, ich habe mit diesem Post keine Forenregeln verletzt (ja, extra gelesen ), darum nochmal hier meine genaue Frage: Gibt es sowas schon und ich war nur zu unkreativ bei der Google-Suche? Hab nichts gefunden, nur "professionelle" Word Anleitungen. Denkt ihr es gibt eine Nachfrage nach so etwas?

Viele Grüße

Julianna

[musicus]

Also ich halte die Idee für nicht schlecht. Den Service könntest du bundesweit anbieten, von daher glaube ich schon, daß es Kunden geben wird, die das annehmen. Hast du schonmal drüber nachgedacht, Seminare anzubieten? Da ließe sich doch auch etwas machen. Also das Vermitteln deiner Kenntnisse an Studenten, da dürften doch Unis einen gewissen Etat dafür haben, oder auch privat Kurse anbieten für Interessierte.

[Nela]

Oder du erstellst ein e-learning Programm zum Download im Internet! VHS-Kurse sind sicher auch nicht so schlecht, aber da verdient man glaube nicht so viel.
Deine eigentliche Idee finde auch ganz gut, gibt sicher einige Leute die soetwas annehmen würden. Gehört habe ich von soetwas noch nie viel Erfolg!

[claudine]

schwierige frage. an meiner uni z.b. hatte (fast) jeder lehrstuhl eine eigene Word- und LaTeXvorlage fuer die Masterarbeit/Doktorarbeit, da sich irgendwann doch immer mal ein Student die Arbeit gemacht hat und ein Template erstellt hat. Das Template wurde dann zum Allgemeingut und auf der Lehrstuhlwebsite angeboten (mit Einverstaendnis des Studis natuerlich). Demzufolge haettest du an meiner Uni mit deinem Angebot keine Chancen. Such dir doch mal 10 Lehrstuehle von verschiedenen Unis zufaellig raus und schau, ob sie solche Templates anbieten. Falls 9/10 das tun, wuerde ich annehmen, das deine Idee nicht so viel Aussicht auf Erfolg hat, zumindest im Bereich Master/Doktorarbeiten (Studenten sind immer knapp bei Kasse und wenn es umsonst geht mit Template XYZ, werden sie kaum zahlen).

Was mir noch einfiele waere sowas fuer Profs anzubieten: bei uns gab es einige Hiwis, die ausschliesslich dafuer da waren, hunderte Folien (meist ECHTE folien die man auf nen Polylux wirft, ab und an auch Powerpoint) von Professoren in LaTeX zu "uebersetzen". Das wurde auch recht gut bezahlt! Die Profs waren jedesmal froh wenn den Sch...job jemand fuer sie gemacht hat!

[myfunnyvalentine]

Auch wenn ich die Idee an sich reizend finde – bin ich doch skeptisch.

Das hat verschiedene Gründe.
1) Welches Zielgruppe hast Du vor Augen? Naturwissenschaftler? Ich schätze, dass LaTex da relativ weit verbreitet ist, die also kaum etwas dafür bezahlen werden. Oder Geisteswissenschaftler? Die interessiert das aber kaum Die wirklich große Stärke von LaTex ist ja der Formelsatz.

2) Warum sollte man dafür Geld bezahlen? LaTex ist OpenSource. Etwas anderes wäre es u.U. bei Framemaker, InDesign, etc, wo die Anschaffungskosten schon eine Hürde sind. Zudem: Warum sollte ich mich von jemand abhängig machen? Abhängig deshalb, weil ich letztlich keine Kontrolle mehr über mein Dokument hätte...

3) Was würde das kosten? Inkl. MwSt. wird der Betrag, der ausreichend ist, für Dein Einkommen zu sorgen, recht hoch, fürchte ich. Wie hoch wäre der Stundensatz? Eine Hausarbeit von 15 Seiten ist schnell in Quellcode transponiert – für eine Abschlussarbeit wird das wesentlich mehr Zeit in Anspruch nehmen...

[Amalia]

Liebe Julianna,
also ich hätte da Bedarf. Allerdings wird das harte Arbeit: Meine Diss ist zurzeit noch ein .doc incl. Formatierungschaos. …

Meinem Wissen nach wird Formatierung häufig in einem Packet mit Korrektur oder Lektorat angeboten. Ganz verkehrt ist Deine Idee deshalb sicher nicht. Man wird schon Geld damit verdienen können. Allerdings bezweifle ich auch, dass man damit in so kurzer Zeit so viel Geld verdient, dass man nebenher noch zum Promovieren kommt. (Mwst. dürfte erstmal nicht ins Gewicht fallen, Kleinunternehmer zahlen erst ab einem Jahresumsatz von ca. 16000. Die GKV und alle anderen Sozialleistungen sind eher das Problem.)
Ich würde die Idee weiterverfolgen, aber eher als nettes Zubrot neben dem Stipendium und evtl. für eine Übergangsphase, weniger als alleinige Finanzierung für die Diss.

Alles Gute!
A.

[Julianna Lion]

An genau solche "hoffnungslosen" Fälle hatte ich gedacht: Leute, die völlig entnervt sind von Word, keine Nerven mehr für die Formatierung haben, und dringend jemanden brauchen, der ihnen das Formatieren abnimmt.
nicht für jemanden, der sich vorher in die Thematik eingearbeitet hat.
*sigh*

Nun gut, ich mach mal einen Eintrag fürs schwarze Brett fertig. Ansonsten vll. eher über Mundpropaganda der leute, für die ich bisher Arbeiten gesetzt habe...

[Angara]

Deine Chancen kann ich da schlecht abschätzen. Wie Du, bin ich auch Geisteswissenschaftler und LaTeX-Jünger. Das hat mir allerdings massenhaft merkwürdige Anfragen eingebracht. Mich haben oft Leute angesprochen, um mich über ihre Word-Probleme auszufragen. Wenn ich dann sagte, daß ich davon keine Ahnung habe, weil ich Word nie benutzt habe, meinten sie, "ja eben deshalb" (sic!) Eben aus der Tatsache, daß ich LaTeX verwende, meinten sie dann schließen zu können, ich müßte Word dann ja "erst recht" beherrschen...

Ansonsten bin ich skeptisch, inwiefern sich das als Diss-Finanzierungsmethode eignet. Interessenten wird man da wohl finden, aber ob das ausreicht um die Promotion zu finanzieren, das steht sehr in den Sternen. Ganz abgesehen davon, daß Dir so ein Job durch seine Unvorhersehbarkeiten die ganze Systematik und die festen Zeiten für die Arbeit an der Diss zerschießt. Das mag aber auch eine Frage der Arbeitsweise sein. Manche kommen mit sowas ja ganz gut klar.