Fast track-Promotion nach dem Bachelor

Anfangen mit der Diss: Abgeschlossene Diskussionen (Doktorvatersuche, Expose...)
Wierus
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Re: Fast track-Promotion nach dem Bachelor

Beitrag von Wierus »

@saxomanix:

Sorry, meine Aussage war sicherlich nicht abwertend gemeint. Für Mathematik und theoretische Physik muss man die Veranlagung haben, so war das zu verstehen.
Das mit den 25 Jahren hat übrigens der gute Harald Lesch gesagt (ich glaube in einer der Sendungen mit Thomas Schwartz).
EllyP.

Re: Fast track-Promotion nach dem Bachelor

Beitrag von EllyP. »

@ cine: Dass man während des Masters noch Arbeitstechniken vermittelt bekommt ist sicherlich richtig. Aber wie du auch selbst schreibst, kann man sich die nötigen Techniken auch selbst aneignen. Ohnehin muss man sich die Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens immer selbst aneignen und bekommt sie nicht in den Seminaren vermittelt. Der einzige Vorteil wäre die Routine, die man schon im Master entwickeln könnte.

Meine Aussage, direkt nach dem Bachelor zu promovieren war auch nicht ganz korrekt. Ich studiere analytische Philosophie und in der aktuellen Promotionsordnung heißt es, dass man nach dem Bachelor zunächst in den Promotionsstudiengang aufgenommen wird (der ist die Regel an unserem Institut), dort allerdings „promotionsvorbereitende Studien“ von ein bis zwei Semestern absolvieren muss, die angemessen auf die Promotion vorbereiten, also nochmal ein paar Veranstaltungen besuchen, die dem Promotionsthema nahe stehen. Insofern studiert man noch den halben Master und spart sich im Endeffekt ein Jahr. Das zusätzliche Studienjahr kann man aber gezielt für die Promotionsvorbereitung nutzen.

An unserem Institut ist man auch recht aufgeschlossen gegenüber hochschulpolitischen Neuerungen, daher wurde bei uns auch diese neue Promotionsart ziemlich schnell in die Promotionsordnung übernommen.

@ Kuniko: Das Problem der Finanzierung stellt sich wohl als das größte Hindernis dar. Finanzielle Unterstützung vom Staat wie das Bafög gibt es dann leider nicht mehr und die Frage, ob man ein Stipendium bekommt ist auch schwieriger als mit Masterabschluss. Das könnte wirklich eine Hürde werden. Da muss ich mich wohl noch näher informieren, welche Möglichkeiten es gibt.
Was die Betreuung angeht: die ist glaube ich recht gut, weil es einen Promotionsstudiengang gibt, sich die Doktoranden auch regelmäßig untereinander treffen und Kolloquien halten und die Professoren (soweit ich weiß) nicht überbelastet sind mit vielen Promovenden.

@ Schtudinki: Meine Bachelorarbeit war 60 Seiten lang. Das entspricht zwar noch nicht der Länge einer Dissertation, aber ich Maße mir an zu behaupten, dass ich bereits die nötigen Kenntnisse besitze, um auch eine längere Arbeit durchzuführen. Zumal im Master auch nur eine Abschlussarbeit von ca. 80 Seiten verlangt wird. Wie du auch richtig bemerkst sind die Motivation und der Leistungswille sehr wichtig. Ich habe eher das Gefühl, dass ich mit dem Master meine Motivation wieder verliere, wenn ich noch viele Veranstaltungen besuchen muss, die mit dem Thema, das mich eigentlich interessiert, nichts zu tun haben.

Außerdem würde ich mich erst gar nicht für das Thema interessieren, wenn ich nicht zu den Besten in meinem Studienfach gehören würde. Das eigentliche Problem ist wohl eher, dass der Bachelor bei vielen Leuten nicht so sehr anerkannt wird, auch wenn man schon ein breites Wissen und sehr gute Leistungen vorweisen kann. Das ist dann wohl eher eine psychologische Frage und nicht eine Frage der Kompetenz.
Kuniko

Re: Fast track-Promotion nach dem Bachelor

Beitrag von Kuniko »

@ Elly:
Aslo, wenn das an eurer Uni über einen Promtionsstudiengang läuft, gibt es dafür bestimmt auch einen Beauftragten/Verantwortlichen. Ich würde einfach mal in der Sprechstunde zu einem Informationsgespräch vorbei gehen, Interesse zeigen finden die ja auch immer toll. Und der kann dir dann bestimmt auch Tipps bezüglich der Finanzierung und des inhaltlichen Anspruchs geben (und vielleicht schon Hinweise für dein Thema) oder dir zumindest Ansprechpartner nennen (bei uns gab es zum Beispiel einen extra Ansprechpartner für die Stipendien).
Mathilda

Re: Fast track-Promotion nach dem Bachelor

Beitrag von Mathilda »

Hallo EllyP.,

ich will mich auch in die Gruppe der Eher-Ablehner einreihen. Natürlich kenne ich weder Dich, noch habe ich in Deinem Fach Ahnung vom Aufbau der Studiengänge. Allerdings habe ich bei uns die Umstellung von Diplom auf Bachelor hautnah mitbekommen und in der Endphase meiner Lehrstuhlzeit Diplomarbeiten neben Bachelorarbeiten betreut. Bei uns wird für beide Arbeitsarten übrigens der gleiche Seitenumfang gefordert. Ich kann nur eins sagen: Zwischen dem Niveau einer Diplomarbeit und dem einer Bachelorarbeit liegen Welten. Die Art des Studiums ist völlig anders; logischerweise ist dann auch das Niveau der Arbeiten anders. Was nicht verwundern kann, da der BA-Studiengang 6, der Diplom-Studiengang aber 9-10 Semester dauert, ähnlich wie die Kombination aus BA+MA.

Vier weitere Semester Studium bedeuten eben ein breiteres, aber vor allem ein tieferes Wissen. Das ist meiner Ansicht nach auch das, was Dir für die Promotion fehlen wird, abgesehen von den Kenntnissen im wissenschaftlichen Arbeiten.

Du sagst, Du kannst Dir vieles auch selbst aneignen. Das musst Du allerdings bei einer Promotion sowieso. Sie fängt nicht auf dem Niveau eines Diploms/Masters an, sondern es besteht i.d.R. eine Lücke, die auch für Diplomer/Master erstmal zu stopfen ist. Du müsstest zusätzlich zu dieser Lücke noch das Wissen erlangen, das die anderen in zwei weiteren Studienjahren erarbeitet haben. Natürlich bist Du jetzt bei den Besten in Deinem Studienfach, aber das sind die Master-Absolventen, die eine Promotion anfangen, auch. Plus: Sie haben Dir ein bis zwei Jahre Studium voraus.

Ganz ehrlich, ich denke, Du machst Dir den Weg unnötig schwer. Eine Promotion ist sowieso kein Spaziergang; unter solchen erschwerten Bedingungen - für nur ein einziges Jahr "Ersparnis", wobei ich da nicht dran glaube, ich glaube eher, Du wirst dann länger für die Vorbereitung brauchen - schätze ich die Erfolgswahrscheinlichkeit deutlich geringer ein als sie sowieso schon ist.

Noch eine Schlussbemerkung hierzu:
Ich habe eher das Gefühl, dass ich mit dem Master meine Motivation wieder verliere, wenn ich noch viele Veranstaltungen besuchen muss, die mit dem Thema, das mich eigentlich interessiert, nichts zu tun haben.
Wenn das so ist, könntest Du ein grundsätzliches Problem mit einer Promotion haben...

Schönen Gruß
Mathilda
Kuniko

Re: Fast track-Promotion nach dem Bachelor

Beitrag von Kuniko »

@ Mathilda:
Ich kann mal wieder deinen weisen Worten :wink: nur zustimmen - gerade was den Schlusssatz angeht. Ganz ehrlich? Ich habe mich während meines ganzen Studiums nicht so ausführlich mit Sachen bechäftigt, die mich eigentlich langweilen, wie während der Diss. Natürlich ist das eigene Thema grundsätzlich total interessant (zumindest am Anfang), aber es gibt immer Aspekte, die man selbst als uninteressant und langweilig empfindet (ich mag z. B. nix mehr hören über die politischen Einzelheiten der französischen Revolution - und das ist eigentlich als Langweil-Thema noch nicht wirklich schlimm,weil zumindest nicht komplex oder auch noch schwer nachzuvollziehen). In diese Randaspekte muss man sich aber trotzdem einarbeiten und das sozusagen 'freiwillig' zu machen ist sehr viel schwieriger, als ein langweiliges Seminar abzusitzen und da einen Schein zu erwerben. Wenn du bei sowas schon befürchtest, die Motivation zu verlieren, könnte es mit einer Diss. echt schwierig werden.
Angara

Re: Fast track-Promotion nach dem Bachelor

Beitrag von Angara »

Kann ich ebenfalls bestätigen. Zum jetzigen Zeitpunkt der Diss (~130 Seiten), auf denen ich im wesentlichen den Begriffsrahmen abgesteckt habe, habe ich mich zu 4/5 mit Literatur beschäftigt, die "eigentlich" mit meinem Thema nichts zu tun hat. Schlimmer noch, ich hatte mich da vorher nie mit auseinandergesetzt. Zumindest unter Geisteswissenschaftlern ist es eher die Norm. Man kann sich nicht hinsetzen, ein paar Bücher und Aufsätze "zum Thema" lesen und so eine Dissertation schreiben.

Außerdem, ohne Dir zu nahe treten zu wollen (ich glaube Dir, daß Du gut bist), sich selbst nach dem Bachelorstudium (oder auch nach dem Magisterstudium) ein "breites Wissen" zu attestieren, ist gewagt und, glaube ich, unrealistisch. Realistisch gesehen erwirbst Du selbst mit der Promotion im wesentlichen Spezialwissen. Das "breite Wissen" kommt mit den Jahren, nicht in sechs Semestern Studium. Außer dem möglicherweise gesparten Jahr sehe ich bei dieser Schnellpromotion nur Nachteile.

Und was die Offenheit für Hochschulneuerungen betrifft: Du solltest immer davon ausgehen, im Falle, daß Du akademisch irgendwas reißen willst, daß Du an vielen verschiedenen Unis unterkommen mußt. Die Tatsache, daß man bei Dir da offen ist, ist überhaupt nicht verallgemeinerbar. An vielen Unis, gerade in den Geisteswissenschaften, wird der Bachelor schlichtweg als erweitertes Grundstudium gesehen. Und da sich selten etwas so langsam ändert wie unser Bildungssystem, wird das auch in fünfzehn Jahren noch so sein - in den Köpfen vieler Professoren.
cine

Re: Fast track-Promotion nach dem Bachelor

Beitrag von cine »

Mathilda hat geschrieben:Noch eine Schlussbemerkung hierzu:
Ich habe eher das Gefühl, dass ich mit dem Master meine Motivation wieder verliere, wenn ich noch viele Veranstaltungen besuchen muss, die mit dem Thema, das mich eigentlich interessiert, nichts zu tun haben.
Wenn das so ist, könntest Du ein grundsätzliches Problem mit einer Promotion haben...
Wie wahr.
Angara hat geschrieben:An vielen Unis, gerade in den Geisteswissenschaften, wird der Bachelor schlichtweg als erweitertes Grundstudium gesehen.
Da kenn ich eine Technische Fakultät, an der es genau so ist - man hat die Veranstaltungen etwas umbenannt und umgruppiert, aber letzendlich sind die ersten sechs Semester des alten Diplomstudiengangs jetzt der BA, die letzten zwei plus DA der Master.

@Elly: Noch eine Schlussbemerkung: Dein Tonfall hier wirkt auf mich überzogen selbstbewusst und ein bisschen pampig. Das kann ein Problem der schriftlichen Kommunikation sein, aber möglicherweise trittst du auch real so auf. Wenn man gerade sämtliche Gewohnheiten seiner Chefs über den Haufen schmeißen will, ist das möglicherweise suboptimal.
Wierus
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Re: Fast track-Promotion nach dem Bachelor

Beitrag von Wierus »

cine hat geschrieben: @Elly: Noch eine Schlussbemerkung: Dein Tonfall hier wirkt auf mich überzogen selbstbewusst und ein bisschen pampig. Das kann ein Problem der schriftlichen Kommunikation sein, aber möglicherweise trittst du auch real so auf.
Das kann ich verstehen, immerhin scheint Elly sich schon mehr oder weniger auf diese "Fast-Track-Promotion" eingestellt zu haben, und jetzt wird sie hier mit nicht wenigen Gegenargumenten bombardiert. :wink:

Noch ein (kleines) Argument für den Master als Zwischenschritt zur Promotion:
Wenn man wirklich weit über dem Durchschnitt der Mitstudenten liegt und auch im Masterstudium unterfordert ist, dann kann man hier schon anfangen, Artikel zu publizieren und sich dadurch eine erste Reputation zu verschaffen. Wer dann am Anfang des Promotionsstudiums bei der Stipendiensuche einen oder mehrere publizierte Artikel vorweisen kann, der hat immense Vorteile und das ist doch auch schon was.
Zuletzt geändert von Wierus am 09.09.2010, 19:19, insgesamt 1-mal geändert.
Angara

Re: Fast track-Promotion nach dem Bachelor

Beitrag von Angara »

cine hat geschrieben: @Elly: Noch eine Schlussbemerkung: Dein Tonfall hier wirkt auf mich überzogen selbstbewusst und ein bisschen pampig. Das kann ein Problem der schriftlichen Kommunikation sein, aber möglicherweise trittst du auch real so auf. Wenn man gerade sämtliche Gewohnheiten seiner Chefs über den Haufen schmeißen will, ist das möglicherweise suboptimal.
Stimmt, man darf nie den Konservativismus der Professoren unterschätzen (das ist nicht negativ gemeint). In vielen Fällen ist es doch so - die haben promoviert, nachdem sie nach 8, 10, 12 Semestern ihren Magister gemacht haben. Die 25 Studentenjahrgänge, die sie als Dozenten erlebt haben, haben promoviert, nachdem sie nach 8, 10, 12 Semestern ihren Magister gemacht haben. Und wenn dann jemand ankommt, nach 6 Semestern, und sich auch noch ein "breites Wissen" attestiert, dann wirkt das bestenfalls irritierend, schlimmstenfalls provozierend.

Trotz der modernisierten Selbstdarstellung ist eine Universität ein relativ hierarchisches System und in vielen Fällen legen Professoren großen Wert auf ihre Stellung in dieser Hierarchie. Das heißt nicht, daß man nicht stolz auf seine Leistungen und Kenntnisse sein soll, aber demonstratives Selbstbewußtsein kann im Unibetrieb gewaltig nach hinten losgehen.
Anne123
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Re: Fast track-Promotion nach dem Bachelor

Beitrag von Anne123 »

@ Angara

In Bezug auf sein Vorhaben sicher richtig.

Ansonsten würde es dem ein oder anderen Prof sicher nicht schaden, sich mal ein wenig die Welt erklären zu lassen. Ich bin immer mal wieder entsetzt, wie diese Leute überhaupt klarkommen in unserer Gesellschaft. Brutto-netto, was ist das denn? Ach? Man kann auch über Internet Fahrkarten buchen? Huch? :-) Usw., usw...
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